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Re: Griechenland

Verfasst: Mo 11. Apr 2016, 22:55
von mixalhs
officertommy hat geschrieben:Meine Kurznotizen zur Weinprobe bei Christos „Cava-„ Tziolis, der gestern nach einer Pause wieder geladen hatte und je 10 WW und RW präsentierte.

Malagousia 2015 von Gerouvassiliou
aus Nordgriechenland . Von tiefgelber Farbe und mit schönem Bouquet mit Mango und Pfirsichnoten, geschmacklich stark mit ausbalancierter Säure und langer Abgang mit leicht bitterem Nachgeschmack, etwas unrund. 86+ 12,90 €

Für gut befunden wurde auch der Malagouzia 2015 von Mountrichas/Avantis.
Zitronengelb, frisches Bouquet mit Zitrusfrüchten und Pfirsich, im Geschmack eher fein und dezent, runder Abgang. 85+ 9 €

Bei den Rotweinen gab es entweder 100% ige oder Cuvees von Cabernet Sauvignon.
Erwähnenswert wäre der Cava rot 2004 (!) von Papaioannou,
der 2 Jahre im Barrique und weitere 3 Jahre im Keller gereift ist. Während Bouquet und Farbe viel erwarten ließen, übertönte der intensive Holzgeschmack dann leider die Vorfreude und machte uns somit eine abschliessende Bewertung unmöglich. Schade. ? 12,30€

Überzeugend war der Merlot-Cabernet 2013 von Adam Oinos
Tiefrote Farbe, Bouquet mit roten Früchten, schwarzem Pfeffer und dunkler Schokolade. Körperreich mit dezent eingebundenen Tanninen und würzigem Abgang. Die 14,7% Alkoholgehalt merkten wir dem Wein nicht an, hier gab es allerdings auch andere Meinungen in der Runde. Uns gefiel der Wein sehr gut! 89+ 10,50 €
Ich war auch dort und hatte etwas andere Eindrücke. Malagouzia von Gerovassoliou fand ich ein bisschen parfümiert und daher nicht so gut. Recht gut (und besser als vor vier Wochen in Athen) gefiel mir Malagouzia von Papaiyoannou, schlank, wenig Frucht und Blüten. Noch besser war IMHO Kalogeri von Papagiannakos mit deutlicher, aber gut eingebundener Holznote. Malagouzia von Adam habe ich nicht probiert, was wohl ein großer Fehler war. Bei den Roten habe ich mich auch zurückgehalten; Cabernet Sauvignon aus Griechenland muss ich eigentlich nicht haben. Papaioannou 2004 hatte eine leichte grüne Note (Paprika/Brennnessel), die ich überhaupt nicht mag. Die CS-ME-Cuvée von Adam gefiel mir bei den Roten am besten, aber ich habe nur 3 oder 4 von 10 Weinen probiert. Mein persönliches Fazit dieser Probe war, dass mich weder Malagouzia noch Cabernet Sauvignon aus Griechenland besonders reizen. Bei den Weißen ziehe ich Assyrtiko sowie einige kretische Rebsorten vor, bei den Roten vor allen Dingen Xinomavro, aber auch Liatiko und Mandilari.

Re: Griechenland

Verfasst: Mo 11. Apr 2016, 23:27
von urbi@orbi
finde ich an sich auch ... Ausnahmen bestätigen die Regel ...

Den Adam Malagouzia wirst du bald bei mir mitnehmen können (der erste der noch mehr Länge aufweisen kann als der Arvanitidis, der auch schon recht anständig ist). Der Merlot-Cabernet vom gleichen Winzer hat mich auch fasziniert. Deshalb bald auch bei uns... ging nicht anders :-) .... ansonsten empfehle ich bei den Weißen Rebsorten weiterhin Vidiano ... besonders die beiden von Douloufakis!

Re: Griechenland

Verfasst: Di 12. Apr 2016, 08:09
von maha
Vielen Dank für die vielen hilfreichen Infos zu Thymiopolus und der Rebsorte Xinomavro (auch für die linguistischen :)). Sehr interessant. Griechischen Wein kannte ich ja bisher nur von Udo Jürgens.
Wie gesagt, so schlecht fand ich diese Stilistik nicht.
Ich denke es ist keine schlechte Idee sich noch 1-2 Flaschen davon in den Keller zu legen und zu warten. Wenn die Tannine etwas abgeschmolzen sind, dann wird das sicher ein toller Wein, der eigentlich genau in mein Beuteschema passt.
Der nächste Bäcker-Besuch kommt bestimmt :lol:

Gruss
Marko

Re: Griechenland

Verfasst: Di 12. Apr 2016, 08:19
von urbi@orbi
Wie gesagt, probiere auch andere mit Xinomavro Spielarten die "preiswerter" sind ... im wahrsten Sinne des Wortes

Re: Griechenland

Verfasst: Di 12. Apr 2016, 08:28
von mixalhs
Ja, Malagousia von Arvanitidis gefällt mir wirklich gut. Den 2014er fand ich schon sehr überzeugend, und der im März in Athen verkostete 2015er ist auf dem gleichen Niveau, vielleicht auch noch einen Tick besser, aber das mag der Charme der Blütenaromen und der Primärfrucht des jungen Weins gewesen sein. Vidiano, aber auch Vilana, haben mir ebenfalls sehr gut gefallen, z.B. von Idaia, aber auch das gemeinsame Projekt "Dyo Mazi" von Lyrarakis und Manousakis mit 80% Vidiano und 20% Roussanne ist hervorragend. Ich hatte aber von einem Weingut, dessen Namen ich nicht mehr im Kopf habe, Weißweine, die fast künstlich wirkende Eisbonbonnoten hatten. Wenn ich mich recht erinnere, war der Stand von Dulufakis (wie einige andere Stände auch) noch nicht besetzt, als ich sonntags um 10 Uhr auf der Oenorama-Weinmesse auftauchte und mich zunächst mit Kreta beschäftigt habe. Daher habe ich von dort keine Verkostungsnotizen.

Re: Griechenland

Verfasst: Di 12. Apr 2016, 08:45
von urbi@orbi
Ja, der Vilana von Idaia ist sehr sehr gut ... die anderen Weine haben mich aber noch nicht restlos über- zeugen können. Ocean war mal vieeel besser (Thrapsathiri). Der Malagouzia v Adam wird dich überzeugen.

Re: Griechenland

Verfasst: Di 12. Apr 2016, 08:45
von urbi@orbi
Ja, der Vilana von Idaia ist sehr sehr gut ... die anderen Weine haben mich aber noch nicht restlos überzeugen können. Ocean war mal vieeel besser (Thrapsathiri). Der Malagouzia v Adam wird dich überzeugen.

Re: Griechenland

Verfasst: Mi 13. Apr 2016, 09:38
von mixalhs
In den letzten Tagen getrunken: Nykteri 2011 und 2012 von Hatzidakis, Santorini

In vergangenen Zeiten (ob heute auch noch, weiß ich nicht) wurden die reifsten Trauben des Assyrtiko auf Santorini nachts gelesen, weil es tagsüber so heiß war, dass die Trauben sehr gelitten hätten. Daher auch der Name (νύχτα = Nacht). Der Nykteri, der nicht nur von Hatzidakis, sondern auch von anderen Weingütern angeboten wird, unterscheidet sich vom normalen Assyrtiko, den wir von Santorini kennen, durch die sattere Farbe (stroh- bis goldgelb), den meistens höheren Alkohol und durch gelbe Fruchtnoten statt der sonst typischen Zitrusaromatik. Mineralisch sollte auch er sein, da er von wurzelechten Reben kommt, die teilweise weit über 100 Jahre alt sind und sich entsprechend tief ins vilkanische Gestein gegraben haben.

Nykteri 2011
Ein toller Wein, den ich gestern im Glas hatte: etwas gelbes Obst, Heu, Nussiges, ein Hauch von Oxidationsnoten, etwas salzig, mineralisch, die Nase erinnerte mich im ersten Moment auch an den Geruch von Felsen, auf die nach einem heißen Tag ein Regen fällt. In der Stilistik burgundisch, jedoch nicht so schlank, sondern mit mehr Körper und auch mehr Alkohol, 15, die allerdings sehr gut eingebunden sind. Eher ein Wein zum Milchlamm oder -zicklein als zum Fisch, lässt sich aber sicherlich wie ein guter Bourgogne Blanc als Begleitung eines ganzen Menüs trinken. Auch solo macht er eine sehr gute Figur. 92-94

Nykteri 2012
Gestern und vorgestern hatte ich dann noch den 2012er im Glas, goldgelb, auf den ersten Schluck recht wenig Säure, aber gelbe Frucht, bei der ich mich nicht auf eine Obstsorte festlegen möchte. Die 15% Alkohol sind ganz gut eingebunden, aber spürbar. Mit viel Luft (halbvolle Flasche 24 Stunden im Kühlschrank, danach im großen Glas eine halbe Stunde stehen gelassen) war dann deutlich mehr da: Mineralität und auch etwas Tannin, die Säure war ausgeprägter. Das machte dann wirklich Spaß. Vorläufiges Fazit: 89/90, die Jahrgänge 2011 und 2014 gefallen mir jetzt deutlich besser. Prognose: In drei bis vier Jahren könnte dieser Wein großartig sein.

Leider sind die Weine von Santorini in den letzten Jahren deutlich im Preis gestiegen. Die aktuellen Jahrgänge, die jetzt in den Handel gekommen sind, liegen etwa 20% über denen des Vorjahres: gut für die Winzerinnen und Winzer, die so auf die steigende Nachfrage reagieren, schlecht für uns, die wir diese Weine lieben.

Re: Griechenland

Verfasst: So 17. Apr 2016, 20:03
von officertommy
Gestern und heute Adams Refosco 2011 probiert.... und ich bin doch sehr angetan! Die Traube selbst war mir bislang noch unbekannt, deshalb habe ich keinen Vergleich. Dennoch: Der Wein hat doch richtig "Bumms", ein Bouquet, das seinesgleichen sucht, wenn auch sehr eigen: Ich habe neben reifen Pflaumen auch Tabak entdeckt. Geschmacklich vielleicht gewöhnungsbedürftig, aber insgesamt komplex, rund und mit langem Abgang, sehr gut ausbalancierten Tanninen. Dem Wein, auch wenn er nicht mein Liebling wird, würde ich in jedem Fall (subjektive) 91+ Punkte zuschreiben. Sehr interessant!

Re: Griechenland

Verfasst: So 17. Apr 2016, 23:19
von urbi@orbi
Ja, der Refosco 2011 von Adam hat gewissermaßen "süße Tannine". Gut eingebunden in der Frucht. Hat viele Liebhaber, aber vor allem Liebhaberinnen und ist mit seinen reifen Tanninen durchaus begehrt. 91+ ist eine passende, konservative Bewertung, die ich auch so unterschreiben würde.