Aktuelle Zeit: Mo 6. Mai 2024, 22:52


Griechenland

  • Autor
  • Nachricht
Offline

Kle

  • Beiträge: 959
  • Registriert: Fr 10. Dez 2010, 18:18
  • Wohnort: Hamburg

Re: Griechenland

BeitragMo 22. Sep 2014, 15:29

Hallo Ralph,

by the way: Kleber und Medizinalkräuter sind für mich keine Mangelerscheinungen.

Gruß, Kle
—People may laugh as they will—but the case was this.
Tristram Shandy
Offline

urbi@orbi

  • Beiträge: 65
  • Registriert: Mi 7. Mai 2014, 17:20
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Griechenland

BeitragMo 22. Sep 2014, 16:16

unter Umständen könnte man das so interpretieren ;-)
Offline

Burzuko

  • Beiträge: 206
  • Registriert: So 19. Dez 2010, 17:28
  • Wohnort: Hamburg

Re: Griechenland

BeitragMo 22. Sep 2014, 22:58

Auch ich möchte mich für diesen schönen netten Abend bei euch bedanken! Euxaristo poly!

Eigentlich wollte ich mir Notizen machen aber im Eifer des Gefechts habe ich das irgendwie vergessen... :oops:

Es waren viele Weine die es zu untersuchen galt...sehr viele, deswegen werde ich mich auf die beschränken, die ich mir auch ernsthaft in den Keller legen würde.

So, nun der dilettantische Versuch, das Wichtigste zusammenzufassen:

Schön saftig und rund der Karanika Assyrtiko 2013. Beim Nachverkosten fiel auf, dass er mit Luft deutlich an Struktur gewonnen hatte. Etwas mehr "Zug" und eine saubere Fruchtkomponente kamen hinzu. Interessant, dass der 2013 ganz anders wie der 2011 ausfällt. Diese "vin naturel"-Art ist dem jüngeren Wein völlig fremd gewesen, ebenfalls dieses "Hefige" was mir immer wieder beim 20011er aufgefallen war. Liegt es am Jahrgang oder hat Laurens da etwas Neues ausprobiert? Jedenfalls hat mir diese (neue) Stil des Weins sehr zugesagt. Für einen reinsortigen Assyrtiko mit immerhin 13,5% wies der Wein einen enormen Trinkfluss auf! (wie ihr wisst, ist mir das immer sehr wichtig :lol: )
Arvanitidis ist wohl eines dieser jüngeren Weingüter, die scheinbar alles können! (zum Cabernet/Merlot und Syrah kann ich an dieser Stelle nichts sagen) Im Ernst, sogar der Malagouzia hat mir mit seiner frischen und nicht zu kitschig-parfümierten Art gefallen... und das soll schon was heißen.
Der Chardonnay aus dem Stahltank war wunder in seiner einfachen Art. Straight, klar und ohne schick schnack.
Die Holz-Variante spielte da in einer anderen Liga. Sehr nobel eingebaut das Holz, begleitet von einer feinen Cremigkeit aber nicht so einer mir persönlich meist zu fiesen "Buttrigkeit". Wirklich sehr elegant! Kurz gesagt, auch dieser Wein fiel sofort durch seine "leise" Art auf. Obwohl noch sehr jung (2013), war er schon so harmonisch, nichts Vordergründiges bzw. Vorlautes. Ein sehr stimmiges Gesamtpaket, welches gar nicht so weit weg lag von seinen "Kollegen" im Burgund.
Vom Merlot war ich ebenfalls sehr positiv überrascht. Eine tolle Säure die dem Wein Saftigkeit und Spannung verlieh ohne brutalem Neuholzeinsatz und mit einer dezenten Pflaume die öfter mal durchblitzte. Bravo!
Ja, dann hatten wir irgendwann den Xinomavro (hatten wir eigentlich 2011 oder 2012?) im Glas auf den ich sehr gespannt war. Leider, konnte ich zumindest im jetzigen Stadium mit dem Wein nicht viel anfangen. Das Holz überlagerte einfach ALLES! Die leicht pelzigen Tanninen machten dann zum Glück etwas Hoffnung... Eine Parallele zu Bdx. kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. (Ralph, trinke bitte mehr ordentlich Bdx. :lol: ) Tja, was war das nun für ein "neuer" Xinomavro-Stil? Möchte ihn der Winzer so haben oder der Markt oder liegt es am Terroir? (gibt es außerhalb von Thessaloniki eigentlich "optimales" Terroir für Xinomavro oder liegt dies nur in Naoussa, Amyndeon und Goumenissa?) Fragen über Fragen... Wenn ich ihn bekommen kann, werde ich ihn weglegen und auf bessere Zeiten hoffen.

Der Chardonnay von Adam Oinos gefiel mir ebenfalls sehr gut. Nach langem Hin und Her entschied ich mich jedoch für den von Arvanitidis. Der Adam scheint irgendwie optimal die Lücke zwischen der Stahltankversion und der Holzvariante von Arvanitidis zu schließen. Etwas Besseres fällt mit leider gerade nicht ein.
Den Refosco hatten wir schon einmal zusammen verkostet. Auch dieses mal hatte ich nichts an ihm auszusetzen, außer vielleicht dass er mir im direkten Vgl. zu den meisten anderen Roten etwas zu wuchtig vorkam. Hier sehe ich jedoch ganz deutliches Potential.

Mein Red Wine of the Night war eindeutig der 2003er Sillektiko von Karydas! Endlich ein Wein mit Tiefe. Hier gab es was zu erforschen. Die Nase versetzte mich sofort ans linke Girondeufer. Ein cabernetlastiger extrem dunkelfruchtiger Bdx., bei dem die harten Tannine gerade beginnen etwas abzuschmelzen. WOW!

Der Spaßwein des Abends bei dem man immer gleich eine 2. Flasche parat haben sollte war der Rosé von Arvanitidis... So und nicht anders sollte ein trockener Xinomavro-Rosé schmecken. Saftig, mittelkräftig bis kräftig (mußte kurz an die Rosés aus Tavel denken). Pflaumen und Zwetschgen, durchzogen von einer fantastischen Säureader. Keineswegs einer von diesen kitschigen lachsfarbenen Terrassenrosés. Was für ein geiles Zeug! Da der 2013er komplett ausverkauft ist, müssen wir uns gedulden bis der 2014 am Markt erscheint. :cry:

Nur ganz kurz zu Ampelou Chora: keine schlechten Weine, die jedoch an dem Abend das große Problem hatten dass fast alle anderen "Kontrahenten" viel interessanter schmeckten. Vielleicht hätte man einen reinen Ampelou Chora-Abend veranstalten müssen, dann hätten die Weine vielleicht etwas besser abgeschnitten.

Bis bald,
George.

Den Merlot von Arvanitidis habe ich am Samstag ganz alleine ausgesüppelt... :D
Offline

urbi@orbi

  • Beiträge: 65
  • Registriert: Mi 7. Mai 2014, 17:20
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Griechenland

BeitragDi 23. Sep 2014, 00:17

Dacht' ich mir's doch, George ... du konntest nicht widerstehen bei dem Merlot. Aber kein Problem, denn ich glaube, dass die meisten Weine von Arvanitidis durchaus bei uns eine Chance haben werden :D ... was dann auch bedeutet, dass man die Weine nicht überteuert bekommen kann wie das wohl in Berlin der Fall zu sein scheint.

Mit Bordeaux meinte ich nicht den Vergleich mit den Weinen an sich, sondern eher die Machart. Das hat aber nichts mit dem Geschmack etc. zu tun. Das ist übrigens sogar auch die Aussage von Thanasis Arvanitidis selbst, dass das die Brüder inspirierte. Ich glaube, dass das eine reine Geschmacksfrage ist mit dem Xinomavro. Uns gefällt diese Art wirklich sehr und ich denke auch nicht, dass das Holz so dominant war, wie du es empfunden hattest. Ich lege sogar einen drauf: Ich glaube das Arvanitidis es geschafft hat den Xinomavro zu bändigen mit eben sehr reifen und reinen Trauben, Auslese und sauberer Arbeit im Keller. Ich weiß, dir fehlen die Säure und die Ecken und Kannten im Wein, aber ich sehe nicht das diese Dinge fehlen, sondern dass man diese Eigenschaften im Wein erkunden kann. - Das nenne ich mal tiefgründing. Alle Weine von Arvanitidis mit einer minimalen kleineren Ausnahme des einfachen Chardonnay sind grandios. Der Cabernet-Merlot ebenso und den Syrah ... ja bei 1000 Flaschen recht schnell alle ... müssen wir wohl unbedingt mal nachholen. Arvanitidis ist ein weiterer Hoffnungträger in Griechenland.

Auch Adam Oinos ist auf einem guten Wege. Meiner Meinung nach ist der einfachere Chardonnay von Adam besser als der von Arvanitidis. Aber das sind vielleicht Nuancen und eine Stilfrage.

Wir hatten das Vergnügen den 2003er Sillektiko von Karydas weiter zu ergründen. Der Wein ist mir zu sehr "gemacht" mit deutlich zu viel Holzeinsatz. Er wurde dadurch zwar nicht erschlagen, aber es verdeutlichte zu viele leicht unangenehme Eindrücke wie Teer sowie den Bremsgerüchen von Autoreifen und Tinte im Gaumen. Das störte den Gesamteindruck, da für mich etwas zu aufdringlich. Seinen Xinomavro Anteil konnte ich so gut wie gar nicht mehr wahrnehmen ... vielleicht ja in ein paar Jahren dann?! Trotzdem ein interessanter Wein, der zum Nachdenken anregt.

Was Ampelou Chora betrifft stimme ich dir zu. Die Konkurrenz war schon fast unfair hart. Allerdings konnte sich der Malagouzia-Viognier durchsetzen. Immerhin einer! Ich möchte dich aber erinnern, dass ihr beide auch den Malagozia-Assyrtiko gelobt hattet. - Da hatten Christiane und ich mehr so unsere (kleineren) Probleme mit.

LG
Ralph
Offline

mixalhs

  • Beiträge: 1748
  • Bilder: 0
  • Registriert: Mi 7. Sep 2011, 11:29

Re: Griechenland

BeitragDo 25. Sep 2014, 19:02

Reise durch Makdonien mit Besuch zweier Weingüter: Chatzivaritis in der Nähe von Goumenissa und Gerovassiliou in Epanomi bei Thessaloniki:

Chatzivaritis: Leider war nur Herr Patarakis da, sehr nett und freundlich, aber mit holprigem Englisch, was in Kombinationen mit meinem noch holprigeren Griechisch die Kommunikation - abgesehen vom Austausch von Nettigkeiten - etwas schwierig machte. Probiert habe ich zwei Weine: Goumenissa 2011 aus Xinomavro und Negoska und Orosimo 2013 aus Xinomavro (blanc de noir) und Roditis. Goumenissa ist eine echte Entdeckung gewesen: burgundisch anmutend mit frischer Säure und ebensolchen Tanninen und dennoch völlig eigenständig. Kein großer Wein, aber eine spannende Alternative zu Pinot Noirs und Nebbioli in der Klasse von 10 bis 20 Euro, dabei selbst preislich am unteren Ende dieses Segments. Orosimo hat mit auch gefallen, zurückhaltende Frucht und fast rieslingartige Säure - muss ich noch mal nachverkosten.

Gerovassiliou: Man könnte das mit "gemischte Gefühle" umschreiben. Eine interessante einstündige Führung für 5 Euro incl. Verkostung dreier Weine (in unserem Fall vier): damit habe ich kein Problem, das war es wert, aber dann ... Alles, was über den gelernten Text hinausging, wusste der Führer nicht. Hektarerträge: keine Ahnung. Spontanvergärung oder Reinzuchthefen: keine Ahnung. Botrytis in der restsüßen Auslese: keine Ahnung (das Wort hörte er offensichtlich zum ersten Mal, als ich danach fragte). Unterschiede im Toastung der Fässer für Rot- und Weißweine: keine Ahnung. Und dann auch noch apodiktisch die Aussage, dass Korken natürlich immer besser sind als Schraubverschlüsse. Sehr schön die beiden Weißweine Malagousia 2013 und Sauvignon Blanc 2013, letzterer mit 14% Alkohol und sehr gekonntem Holzeinsatz. Gut, aber weniger aufregend der rote Avaton 2011 aus drei griechischen Rebsorten und die restsüße Malagousia-Auslese des Jahrgangs 2006. Letzteres kann man in Deutschland und im Bordeaux besser.

In Restaurants hatten wir noch Chateau Pegasus 2008 aus Naoussa (eher traditionell gemacht: Xinomavro mit kratzigen Tanninen, zunächst schön zum Essen, aber spätestens beim dritten Glas dann doch zu anstrengend). Der Erde-und-Himmel-Wein (yiá kai uranós) 2011 von Thymiopoulos dagegen eher gefällig mit Zuckerschwänzchen, schon gut gemacht, aber für einen Xinomavro dann doch zu glatt.

Fazit: Alle beschriebenen Weine sind richtig gut, einen Ausfall hatten wir höchstens beim Hauswein unseres Hotels in der Nähe von Vergina. Gerovassiliou macht feine Weine, aber die Entdeckung dieser Tage war der rote Goumenissa-Wein von Chatzivaritis.
Offline

urbi@orbi

  • Beiträge: 65
  • Registriert: Mi 7. Mai 2014, 17:20
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Griechenland

BeitragDo 25. Sep 2014, 19:28

Schön zu lesen und von dir zu hören! Ja schade das Olga und Evangelos es nicht selbst zum Weingut schafften. Aber du hattest es mit den Önologen zu tun. Der Goumenissa liegt preislich für besondere Weinfreunde übrigens unter 10 Euro ... und der Orosimo sogar noch deutlich darunter. Das Nachverkosten also kein Problem.

Ja das Niveau bei den Angestellten von Gerovassiliou aber auch Preis-Leistung bei den Weinen lässt sehr zu wünschen übrig. Wir hatten da auf der ProWein schon so unsere Erlebnisse. Unglaublich aber leider auch wahr.
Offline

mixalhs

  • Beiträge: 1748
  • Bilder: 0
  • Registriert: Mi 7. Sep 2011, 11:29

Re: Griechenland

BeitragFr 26. Sep 2014, 14:11

... das Preisleistungsverhältnis der Gerovassiliou-Weine finde ich - zumindest bei denen, die ich kenne - völlig OK. Das sind besonders die Weißweine, allen voran der feine Viognier (dem ich mal 90 Punkte gegeben habe, was bei mir für einen Wein, der unter 15 Euro kostet, selten vorkommt), aber auch Sauvignon Blanc und Malagousia. Der rote Avaton war nicht gerade aufregend, aber OK. Die Malagousia-Spätlese reiht sich nahtlos in das ein, was ich sonst an restsüßen Weißen aus Südeuropa kenne. Da fehlt es für meinen Geschmack generell an Säure, und die Länge eines guten Sauternes (der dann aber das Doppelte kostet) wird auch nicht erreicht. Aber in einem Segment, in dem ansonsten Recioti di Soave und Ähnliche dominieren, gibt dieser Wein kein schlechtes Bild ab.

Von meiner Seite also überhaupt kein Anlass zum generellen Gerovassiliou-Bashing! Das Weinwissen unseres Führers auf der Tour war allerdings - freundlich gesagt - ausbaufähig.
Offline

urbi@orbi

  • Beiträge: 65
  • Registriert: Mi 7. Mai 2014, 17:20
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Griechenland

BeitragFr 26. Sep 2014, 17:36

Immerhin ok. Nein man soll nicht übertreiben. Aber was ich meine ist nicht OK sondern sehr gutes Preis-Leistungverhältnis. Da ist es häufig nicht so passend. Viel Spaß noch. LG Ralph
Offline

Kle

  • Beiträge: 959
  • Registriert: Fr 10. Dez 2010, 18:18
  • Wohnort: Hamburg

Re: Griechenland

BeitragSo 28. Sep 2014, 19:57

diese Eloge auf den Retsina vom großen britischen Schriftsteller Lawrence Durrell (1912-1990) passt einfach zu gut in einen Griechenland-thread…
As for drink, the controversial rezina has been discussed so often that it seems invidious to do it again. Rezina may well taste ,like pure turpentine which has been strained through the socks of a bishop´, as someone wrote to me; but it is to be recommended most warmly. You should make a real effort with it, but be warned that it is never as good bottled as it is fresh from the blue cans of the Athenian Plaka. It is a perfekt adjunct for food which is oil-cooked, and sometimes with oil not too fresh. It´s pungent aroma clears the mind and the palate at one blow. Yet it is mild, and you can drink gallons without a hangover; nor does it ever provoke the disgusting, leaden sort of drunkenness that gin does – but rather, high spirits and wit. If you drink rezina you will live for ever, and never be a trial to your friends or to waiters.

aus: The Greek Islands, Faber and Faber 1978
—People may laugh as they will—but the case was this.
Tristram Shandy
Offline

mixalhs

  • Beiträge: 1748
  • Bilder: 0
  • Registriert: Mi 7. Sep 2011, 11:29

Re: Griechenland

BeitragDi 25. Nov 2014, 22:17

Heute bei mir im Glas: Goumenissa von Chatzivaritis. Vor zwei Monaten habe ich das Weingut besucht, ca. 20km nördlich von Pella (Grabung, tolles Museum), und dort diesen Wein zum ersten Mal probiert. Jetzt wieder und er ist einfach richtig gut, burgundischer Stil, gerade schnörkellos, sicherlich kein crowd pleaser, sondern ein wunderbarer Wein für Menschen, die schlanke und mineralische Weine mögen:

Bild
VorherigeNächste

Zurück zu Sonstiges Europa

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast

Impressum - Nutzungsbedingungen - Datenschutzrichtlinie - Das Team - Alle Cookies des Boards löschen