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Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

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UlliB

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Re: Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

BeitragDi 15. Mai 2012, 07:04

Bernd Schulz hat geschrieben:Milch ist für mich außen vor, da ich mich vor einem als "Blauarsch" bezeichneten Wein von vorneherein ekele. Viele hier werden das nicht nachvollziehen können, aber da bin ich eigen: Der Begriff "xxxxx" (der gerade zu Recht von der Forumssoftware umgeixt wurde) wirkt für mich auf einem Weinetikett ebenso deplaziert wie in einer Trauerode oder Hochzeitsrede! Is nich wegen Is nich in Sachen Ästhetik!


Hallo Bernd,

und was ist dann mit dem urdeutsch-traditionellen Kröver Nackt***** :?:

Jetzt mal ganz vom typischen Flascheninhalt abgesehen :lol:

Gruß
Ulli
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octopussy

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Re: Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

BeitragDi 15. Mai 2012, 07:12

Bernd Schulz hat geschrieben:Über Viognier lasse ich noch mit mir reden :mrgreen:, aber bezüglich Chardonnay und Merlot ist die Antwort ganz einfach: Diese Sorten werden - im Gegensatz zur Huxelrebe und zum Rieslaner - von Kalifornien bis Australien rund um den Globus angebaut. Und genau deswegen muss man zum jetzigen Zeitpunkt nicht auch noch in Rheinhessen oder der Pfalz damit anfangen. Regionen bekommen dann ein Profil, wenn sie eben nicht auf jeden internationalen Modezug aufspringen. In der Südpfalz zum Beispiel gibt es eine gut ausgeprägte Weißburgunderkultur (ob die jetzt 10, 50 oder 500 Jahre alt ist, ist mir wurscht). Was will ich dann dort noch mit Chardonnay? Man muss nicht das machen, was eh schon alle machen.

Hallo Bernd,

das kann ich wiederum nachvollziehen. Ich finde aber, dass Regionen auch ein Profil schärfen können, wenn sie Sorten anbauen, die überall auf der Welt angebaut werden. Nur weil eine Sorte global beliebt ist, muss sie nicht beliebig oder schlecht sein. Mit Chardonnay aus Australien, Chile oder auch der Toskana kann man mich meist nicht hinter dem Ofen hervorlocken (ich kenne aber zugegebenermaßen nicht so viele). Chardonnay von der Côte de Beaune oder Chablis gehört für mich persönlich zu den allerbesten Weißweinen der Welt.

Und jedenfalls in Baden gehört Chardonnay für mich heute auch ganz normal zum Sortenspiegel wie Weiß- oder Grauburgunder. Mittlerweile hat dort eigentlich jedes Weingut auch Chardonnay-Anlagen mit einem mittlerweile passablen Alter. Bei Huber oder Ziereisens im Weingut merkt man richtig, welche Begeisterung dort für Chardonnay genauso wie für Weiß- oder Grauburgunder vorherrscht. In solchen Fällen fände ich es schade, wenn die Ergebnisse nicht auch für den Konsumenten zur Verfügung stünden.
Beste Grüße, Stephan
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Bernd Schulz

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Re: Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

BeitragDi 15. Mai 2012, 07:15

Hallo Ulli,

Kröver Nackt***** ist die Großlagenbezeichnung, unter der eh kein vernünftiger Winzer einen ordentlichen Wein abfüllt. Deshalb muss ich mir darüber keine Gedanken machen. Standest du bei Martin Müllen oder beim Staffelter Hof schon mal vor der Frage, ob du einen Nackt***** kaufen sollst?

Beste Grüße

Bernd
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Gerald

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Re: Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

BeitragDi 15. Mai 2012, 07:34

Also wenn ich die Frage einmal auf Österreich übertragen darf: da bin ich der Ansicht, dass der Chardonnay nur dort wirklich ein ansprechendes Qualitätsniveau erreicht, wo er nicht im "Schatten" von anderen weißen Leitrebsorten steht. Also z.B. Veltliner und Riesling in der Wachau oder Veltliner im Weinviertel. Dort wird zwar auch Chardonnay produziert, aber meiner Meinung nach meist recht lieblos bzw. in der gleichen Stilistik wie Veltliner/Riesling, was dem Wein nicht wirklich guttut. Schöne Chardonnays findet man am ehesten in der Thermenregion und im Burgenland - und natürlich (teilweise) unter dem Synonym "Morillon" in der Steiermark.

Grüße,
Gerald
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Bernd Schulz

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Re: Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

BeitragDi 15. Mai 2012, 07:52

Hallo Gerald,

ob der Morillon mit dem Chardonnay identisch ist, ist meines Wissens fraglich. Das Wein-Plus-Glossar meint jedenfalls:

Die weiße Rebsorte stammt aus Frankreich, wird aber heute unter diesem Namen vor allem in der österreichischen Steiermark angebaut. Zumeist wird der Name als Synonym für den Chardonnay genannt, die ja eine Kreuzung zwischen Pinot x Gouais Blanc ist. Nach dem österreichischen Biologen Dr. Dipl. Ing. Ferdinand Regner (*1963) handelt es sich bei Morillon aber um eine eigenständige Sorte aus einer Kreuzung Pinot x unbekanntem Partner....


Beste Grüße

Bernd
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Gerald

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Re: Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

BeitragDi 15. Mai 2012, 07:59

Danke für das Zitat. Soweit ich weiß, gilt der Name "Morillon" in der Steiermark einfach als Synonym für Chardonnay. Der Winzer hat seine Reben also vielleicht in der Rebschule als Chardonnay gekauft, bezeichnet den Wein aber trotzdem (traditionell) als Morillon.

Das ist so ähnlich auch auf der ÖWM-Webseite nachzulesen: http://www.oesterreichwein.at/unser-wei ... y-morillon

Grüße,
Gerald
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Bernd Schulz

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Re: Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

BeitragDi 15. Mai 2012, 08:08

Hallo Gerald,

im Glossar klingt es so, als ob das, was in der Steiermark unter "Morillon" vorzufinden ist, schon eine andere Sorte sein könnte. Denn im nächsten Satz heißt es:

....Anlässlich der Reblaus-Katastrophe reisten Ende des 19. Jahrhunderts steirische Winzer nach Frankreich, um Reblaus-resistente Rebsorten zu finden. In der Gemeinde Morion war man erfolgreich und es wurden Edelreiser nach Österreich mitgenommen.


Beste Grüße

Bernd
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Gerald

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Re: Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

BeitragDi 15. Mai 2012, 08:12

Hallo Bernd,

das kann ich mir schon gut vorstellen. Nur ist ja nicht gesagt, dass die heutigen "Morillons" von diesen Reben abstammen. Sondern vielleicht von Edelreisern aus Grand-Cru-Lagen im Burgund (irgendein Winzer hat einmal welche vom Montrachet bezogen, weiß leider nicht mehr wer das war). Benannt wurden die Weine aber trotzdem als Morillon ...

Grüße,
Gerald
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Frühlingsplätzchen

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Re: Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

BeitragDi 15. Mai 2012, 08:22

Deutscher Chardonnay gehört eigentlich nicht zu meinen Favoriten und wird von mir auf den Weinkarten und Weinlisten meistens überlesen.
Kürzlich habe ich dennoch zwei dt.Chardonnays kennen gelernt, die mir sehr gut gefallen haben. Mit detaillierten VKN´s möchte ich mich hier allerdings schon deshalb zurückhalten, da ich nur aus der Erinnerung berichte.
Es handelt sich um den Chardonnay Qba trocken Jg 2010 des Klosterhof Schwedhelm aus dem Zellertal. Dieser Wein war einfach sehr süffig und auch ansatzweise schmelzig , hatte (dank des Jahrgangs) genügend Säurefrische und bewährte sich bestens als unkomplizierter Begleiter eines Grillabends für die Rotweinverächter und für jene seltsamen Zeitgenossen, denen Riesling Sodbrennen verursacht.
Ein paar Schippen drauf legte die Chardonnay Spätlese trocken (2010) des Weingutes Bergdolt.
Hier lag meine Neugier darin begründet, dass mir alle probierten Weissweine des Hauses gut bis sehr gut gefallen haben ( vom Literwein bis zum GG).Also wollte ich, eigentlich nur der Vollständigkeit halber, auch mal den Chardonnay testen.
Den empfand ich dann als ziemlichen Knüller: Frische war dank 2010er-Säure vorhanden, aber auch ziemlich ausgeprägter Schmelz, Würze, Salzigkeit, Extraktsüsse, Spiel... kurz, der hat mir, auch als Rieslingtrinker, richtig Spass gemacht. Nach meinem Empfinden wird sich der Spass auch beim längeren Zurücklegen einer Flasche jedenfalls nicht verringern.

Viele Grüsse, Roland
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Neuppy

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Re: Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

BeitragDi 15. Mai 2012, 09:28

Hallo,
um die Frage nach den Chardonnays, die mir bisher geschmeckt haben zu beantworten:
Von Rebholz mag ich seinen Chardonnay R (mal auch S), allerdings mit etwas Reife. Hatte neulich einen 2004er im Glas, der mich wirklich fast umhaute.
Dann natürlich der Schlossberg von Huber (auch der "einfachere" gefällt mir).
Schön finde ich auch den Chardonnay Tafelwein von Becker.
Viel Freude hat mir auch der Chardonnay * Weissburgunder von Bassermann-Jordan gefallen.
Der Chardonnay von Chat Sauvage schmeckte ebenfalls.

Also klar tendiere ich wohl eher zu den im Barrique ausgebauten Chardonnays.

Grüße Peter
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