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Pinot weit weg

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Oh Dae-Su

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Re: Pinot weit weg

BeitragDi 23. Sep 2014, 18:03

Hallo zusammen,

endlich gibt es mal wieder einen Pinot Noir aus Oregon bei "Pinot weit weg". Dieses mal habe ich mir einen zur "Vorbereitung" auf meinen presönlichen Feiertag gegönnt ...

Antica Terra Pinot Noir 2009, Willamette Valley

http://wine-zeit.blogspot.de/2014/09/an ... pinot.html

Die Farbe des Antica Terra Pinots gestaltete sich ungewöhnlich monoton dunkel bis knapp vor den Rand. Hier zeigte sich eine verhaltene Transparenz in eher scharlachroter Färbung. Die Nase war trotz seines fünfjährigen Buckels immer noch kräftig geprägt von einer beachtlichen Menge an typischen „Oregon Funk“ Sous-Bois Stinkerln. Diese vom Boden herrührende Beduftung fällt in den Eola-Amity Hills zumeist am ausgeprägtesten aus. Getrocknetes Tannenreisig, leicht feuchte Blätter, ebenso leicht feuchter Waldboden, eine Spur von Wildschweinbraten, rabenschwarze und nicht sehr saftige Kirschen, nicht zu wenig Holzkohle, auch ein wenig überrösteter Kaffee, ein Etwas an eingebildeter Stahligkeit, ein Hauch Thymian, sowie eine Idee Wacholder machten das anspruchsvolle, eher ernste und sehr von „mineralischen“ Zügen geprägte Nasenbild aus. Am Gaumen wirkte der Wein zwar ziemlich herb, aber nicht übermäßig misanthropisch ernst. Feine schmelzige, sehr dunkle und leicht getrocknet wirkende Kirscharomen von verspielter Natur entfalteten sich auf meiner Zunge. Daneben zeigten sich eine Menge an herben und erdigen Aromen welche im Gesamtbild durchaus tonangebend waren. Holzkohle, kaltes Eisen, Blut, gewisse Mengen von einer Zimt-Gewürzmischung, röstiges Kaffeepulver (keine typischen Röstaromen vom Holz), Malzbier, Lakritze, gegrillte Pilzen, relativ wenig Herbstlaub und ein schüchternes aber druckvoll würzigem Moschus-Muskat-Potpourri waren nur die Hauptakteure im Geschmacksbild. Sehr druckvoll mag auch der passende und prägnante Begriff zur Umschreibung der Struktur des Weines sein. Neben dem noch ganz schön unknuffig und leicht kratzigem Tannin zeigte dieser mineralische Hüne viel entschlossene Kraft und bestechende Länge. Eine Kraft die zwar im Gesamtbild noch gut eingependelt erschien, doch meiner Ansicht nach noch ein wenig Flaschenreife nicht verschmähen sollte. Im Moment erschien mir der Wein noch etwas zu spannungsvoll-stramm und ein klein wenig übermutig-fordernd-jugendlich. In ein bis zwei Jahren dürfte der Antica Terra Pinot 2009 sein volles Potential ausspielen. Für reine Mineralistische-Boden-Enthusiasten dürfte der Wein heute schon von gewisser Größe sein. Pinotliebhaber bei denen Begriffe wie Harmonie, Eleganz, Balance etc. der Inbegriff von Qualität darstellen können sich noch ein wenig Zeit lassen. Da ich mich eher zu den Letzteren zählen würde, nehme ich an, dass meine diesmalige verfrühte Gier nicht vollständig entlohnt wurde. Wie dem auch sein. Wundervoll fordernd und bestechend war der Wein allemal. Für mich war die diesjährige „Vorbereitung“ von sehr sehr guter (++), noch nicht ganz fantastischer (aber nicht weit weg davon befindlicher), Qualität geprägt, die mir das anstehende Elend meines persönlichen Feiertages zuvor-kommend versüßten ;-).

Erst kürzlich habe ich wesentlich detailgenauere Lagenkarten für die jeweiligen AVAs in Oregon im Netz gefunden. Für die Interessierten habe ich heute mal Links zu den heutigen AVAs:

http://www.oregonwine.org/media/57817/e ... pdated.pdf

http://www.oregonwine.org/media/57778/y ... pdated.pdf

Beste Grüße

Chris
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Oh Dae-Su

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Re: Pinot weit weg

BeitragFr 7. Nov 2014, 20:44

Hallo zusammen,

heute geht es bei "Pinot weit weg" gefühlte 1000 km südlich vom Willamette Valley weiter.

...

Mein heutiger „Pinot weit weg“ kommt aus der Santa Maria Valley AVA nord-westlich von Santa Barbara. Hergestellt wurde er von Arcadian Winery. Einer der bestrenommierten Pinot Noir Produzenten der südlichen Central Coast. Joe Davis, der Gründer und Weinmacher bei Arcadian, bekennt sich zu burgundischen Traditionen, was auch immer das inhaltlich im Detail bedeuten mag aber unschwer an seinen verwendeten Korken und deren interessante Bedruckung (siehe zweites Foto im Blog da ich anscheinend zu blöde bin hier Fotos einzufügen) feststellbar ist, und ist ein ergebener Freund der Weine, insbesondere des Clos de la Roche, der Domaine Dujac.

Das Traubengut des Dierberg Vineyard Pinot Noir 2006 stammt aus dem gleichnamigen im Jahr 1997 angelegten Weinberg der Familie Dierberg. ... Hierzu sei angemerkt, dass Arcadian seine Trauben von Weinbergen unterschiedlicher Familien und Weinbauern bezieht, aber selbst über keine Weinberge verfügt. Aus dieser in Kalifornien recht verbreiteten Praxis sollte man lieber nicht auf generell minderwertiges zugekauftes Traubengut schließen. Die würde entschieden zu kurz greifen ... Aber nun weiter im Text und lieber nicht wieder ins Geschwafel abgleiten! - Auf dem gen Süden gerichteten Weinberg herrschen von Meeressedimenten durchsetzte sandig-lehmige Tonböden vor. Die für diesen Wein verwendeten Klone erweisen sich als erstaunlich unterschiedlich. Neben den weit verbreiteten Dijon Klonen 115, 667 und 777, und dem altbekannten fruchtigen Martini Klon werden hier auch Champagner Klone, in dem Fall 31, angebaut. Letzterer wurde mit dem mit Ziel angepflanzt höhere Säurewerte für diese spezielle Art von Unterlage zu erreichen. Ob die sehr ansprechende und balancierte Säure im Dierberg Vineyards Pinot nur auf diese weise erreicht wurde oder doch Aufsäuerung von Nöten war entzeiht sich meiner Kenntnis. Geerntet wurden Trauben zur frühen Morgenstunde am 22. und 29. September 2006, anschließend einer schon fast frostigen Mazeration bei ca. 7 C ausgesetzt, in offenen Holzbottichen vergoren und anschließend für 26 Monate in 50 % neuen Sirugue „extra dichten“ Eichenholzfässern ausgebaut. Geschönt und Gefiltert wurde nichts.

Arcadian Winery Dierberg Vineyard Pinot Noir 2006, Santa Maria Valley

http://wine-zeit.blogspot.de/2014/11/ar ... .html#more

Der Arcadian Pinot zeigte in visueller Hinsicht ein schönes und leicht fahl wirkendes Rubinrot mit durchdringender Transparenz und bis auf einen erwähnenswerten Wasserrand kaum Verfärbungen am Rande.
Die ersten länger anhaltenden Momente zeigten sich in der Nase wunderbar ausgereifte und klare Aromen von Himbeeren, schüchterne Ausprägungen von Brombeeren, leicht florale Züge, sowie Anklänge von Limonen, einem Hauch Backpulver und von der gemüsigen Seite kommend ein Spur an Rübensaft. Schon hier zeigte sich seine erwähnenswerte Präzision und etwas streng-seriöse Art die später, so ca. nach zwei Stunden, mit Düften die an Sanddorn, Unterholz, braunen Blättern, etwas Trockenfleisch, verhältnismäßig viel Holzkohle, raffinierter Vanille und vielleicht einer Spur Wacholder ausgebaut wurden. Auf dem Höhepunkt der diesmaligen Verkostung zeigte sich die Frucht gleichbleibend, aber noch etwas integrativer, und die floralen Eindrücke ein wenig auf dem Rückzug.
Am Gaumen wirkte der Wein die erste Zeit ebenfalls noch recht elegant französisiert reserviert. Die gemüsigen Züge gaben die erste Stunde den Ton an. Danach wachten die Aromen welche an reife Himbeeren und weitere Waldbeeren erinnerten so langsam auf. Diese erinnerten zu keiner hundertstel Sekunde an lästig-süße Gaumenschmeichler, ein beschreibender Ausdruck dem ich rein gar nichts abgewinnen kann, oder an fruchtigen Brotaufstrich. Trotz seiner zurückhaltenden Art die ersten ein bis zwei Stunden war mir schon ab der ersten Minute klar – da kommt noch was! Und so sollte es sich auch zutragen. Ab Stunde zweieinhalb bis drei wurden die Fruchtaromen wesentlich raffinierter, saftiger uns ausgewogener. Die Waldbeeren dürften zu diesem Zeitpunkt klar im Vordergrund gestanden haben. Auch kühl anmutende Pflaumenaromen spielten eine gewisse Rolle. Dazu gesellten sich tendenziell leise Aromen die an Leder, Pancetta, Karamell und Sanddorn erinnerten. Ab Stunde drei bis vier nahm der Druck am Gaumen immer mehr Fahrt auf und hinterließ eine beeindruckende Länge und mineralisch-bissig-beeindruckende Komplexität. Doch die Balance zwischen kühl wirkenden fruchtigen Komponenten und tiefgründiger mineralischer Prägung machten den Genuss des Weines aus. Sein, zwar sehr feinkörniger, Gerbstoff sollte vielleicht noch etwas Entwicklungszeit zugestanden werden. Dann könnte dieser Pinot von Arcadian fantastische Eindrücke in mir hinterlassen. Bei dieser Verkostung traute ich mir das Überspringen diese Hürde (zu den +++) nicht zu. Doch sehr guter (++)-(+++) war er für mich mehr als nur allemal! Ach ja, bevor ich es vergesse! Die auf dem Foto, wiederum nur im Blog sichtbar, gut lesbaren 14 Volt stellten für mich in diesem Fall zu keinem Zeitpunkt ein Problem dar. Die Integration machte den Unterschied!

Besten Gruss

Chris

PS: Und selbst in letzter Zeit einen "Pinot weit weg" gehabt? Bitte an dieser Stelle berichten!
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olifant

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Re: Pinot weit weg

BeitragDi 11. Nov 2014, 09:56

Hallo Chris,
extra für dich in dieser Rubrik, auch wenn nicht gar so weit weg und bereits an anderer Stelle vorhanden:

Cornell Blauburgunder Riserva Schwarzhaus 1999, KG Schreckbichl - Schreckbichl

noch dichtes Rubinrot, sich andeutender kleiner Wasserrand, beginnende Ziegelrote Reflexe; blau-schwarze Waldbeeren und Kirschen, mit feinen Holz-/Gewürznoten und etwas hellem Tabak; am Gaumen kräftig und voll, kaum Reifenoten, wieder Beeren- und Kirschnoten korrespondierend zur Nase, feine Holz-/Gewürz- und Tabaknoten, seidig-kühle Tannine, Säure voll integriert, kaum wahrnehmbar aber present, schöne Struktur, fest, tief; langer Abgang mit Frucht und Tannin - 17/20 op

Lange habe ich mir Gedanken gemacht worin der wesentliche Unterschied zwischen den Pinot Nero des Oberlandes (Girlan - westl. Talseite) und den Lagen des Unterlandes (Montan / Mazzon - östl. Talseite) besteht. Dieser Wein hat mein Augenmerk auf folgenden Umstand gerichtet:
Die Oberland-Lagen behalten lange klare Frucht und Struktur, auch in der Reife treten balsamische Noten eher nur dezent in den Vordergrund, die Struktur bleibt meist gewahrt - die Unterländer Lagen entwickeln in der Reife eher balsamische, manchesmal fast orientalische Anklänge von verspielter Komplexität (jedoch leider nicht immer). Ob einem mehr die Struktur oder die Subtilität entgegen kommt ist m. M. eher Geschmackssache.
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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Oh Dae-Su

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Re: Pinot weit weg

BeitragDi 11. Nov 2014, 11:04

Hallo Ralf,

danke für deinen Beitrag! Zwar nicht so weit weg (meine persönlich Begrenzung was nun weit weg ist oder nicht ist ja sowieso etwas willkürlich ;-)) aber dafür sehr interessant. Ich hab, wenn ich mich richtig erinnere, zwei oder drei schwarze Häuser bis jetzt getrunken, doch noch nie so gereift. Ich reiße die Südtiroler wohl immer etwas zu früh auf :-(. Toll, das er sich noch so frisch und lebendig gezeigt hat. So wie ich das lese war das Holz auch ziemlich gut integriert.

Wenn ich so darüber nachdenke kann ich deinen Unterscheidung in Oberland und Unterland Blauburgunder gut nachvollziehen. Wenn ich da an den Schweizer von Franz Haas oder den Hausmannshof von Haderburg (hab ich aber nur zwei mal verkosten können) denke, dann zeigen sich bei beiden gerne erdig-balsamisch-würzige Noten. Die Blauburgunder z.B. von St. Michael Eppan oder der Krafuss schmecken schon, auch wenn ich mit denen ebenfalls nicht über soviel Erfahrung verfüge, eher klarer, fruchtiger, meist leichter und frischer.

Beim Hofstätters St. Urbano Barthenau bin ich mir nicht ganz sicher. Trauben sind doch aus Mazzon, oder? Die wenigen die ich verkosten konnte, zeigten auch im Alter (naja, nach so ca. 8 Jahren, z. B. 2002er) eher weniger Tendenzen Richtung balsamischer Noten und immer noch ziemlich intensiver klarer Fruchtigkeit (nur in neuerer Zeit – Jhr. 2010 - mir viel zu viel Holz). Glaube ich zumindest, dass es sich so verhalten hat. Vielleicht waren meine Flaschen, wie schon oben erwähnt, einfach noch zu grün hinter den Ohren. Du hast da vielleicht mehr Erfahrung :)

Als nächstes geht es bei „Pinot weit weg“ nicht so weit weg. Für mich wird es eine „nationale Premiere“ geben. Diese Woche muss ich mich endlich überwinden diesen Pinot, den ich vor Monaten aus einer Restekiste befreit habe :D :mrgreen: , zu verkosten.

Besten Gruß

Chris
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olifant

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Re: Pinot weit weg

BeitragDi 11. Nov 2014, 13:39

Hallo Chris,

auch ich bin manchmal überrascht wie gut doch einige der Südtiroler Blauburgunder altern, bzw. auch reifen können.
Gerade bei den Schreckbichlern wäre mir das neue Holz derzeit wohl auch zuviel. Der Cornell Villa Nigra (neu italienisiert für Schwarzhaus) scheint das Zeug zu haben dies wegstecken zu können, wie gesehen jahrgagnsabhängig auch länger als die seites Produzent prognostizierten 10 Jahre, beim Praedium St. Daniel würde ich da eher meine Zweifel hegen, wobei der mir in seinem eher fruchtig opulenten Stil als jung verkosteter Wein prinzipiell noch nicht zugesagt hat.

Die Herkunft der Weine ist oftmals unabhängig vom Standort der Erzeuger, so kommen die Blauburgunder Trattmanhof und Patricia der Girlaner Genossen nicht aus Girlaner Lagen, wie man annehmen könnte, sondern aus Mazzon und anderen Neumarkter Lagen des Unterlandes.

Der Hofstätter St. Urbano genießt aufgrund seiner Geschichte, Anbau seit über 150 Jahren, Reben teilw. älter 65 Jahre, Klone auch von alten eigenen Reben, wohl eine gewisse Einzelstellung was Struktur und Reifung anbelangt. Selbst die 'einfache' '94 Riserva Mazzon habe ich schon mit grossem Genuss mit 18 Jahre auf'm Buckel getrunken - das Problem war nicht der Wein, sondern bei einzelnen Flaschen der Verschluss mit Baumrinde. Das Holz verdauen m. E. die Hofstätterweine allesamt. Den Urbano würde ich wohl so ab 10 Jahre antesten ...
Ähnlich altes Rebmaterial wie Hofstätter verwendet angeblich auch Hartman Donà in seinem Donà Noir - da habe ich Flaschen aus '03 und '07, die lass' ich aber noch liegen. - Den '03 wenn Ich's mir recht überlege, den könnte man doch ...
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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Oh Dae-Su

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Re: Pinot weit weg

BeitragDi 11. Nov 2014, 19:50

Hallo Ralf,

von Hartman Donà habe ich bewusst noch nie einen Blauburgunder getrunken. Vielleicht mal auf ner großen Weinverkostung?! Kann mich aber nicht erinnern. Deswegen bin ich auf deine VKN zum 2003er gespannt. Der Hausmannshof 2003 hat mich vor wenigen Jahren überrascht. War gar nicht so 2003mäßig hitzig und dicklich reif. Sonst hab ich glaube kaum 2003er Blauburgunder probiert oder gekauft. Lagrein und Cabs hab ich ein paar gehabt. Nur noch ein Lafoa 2003 übrig :-(.

Meinen aus der Restekiste befreiten "Pinot weit weg" hab ich vor einer Stunde aufgemacht und schon etwas mehr probiert :D! Soooo schlimm wie ich befürchtet habe ist er nicht. Halt eher sehr einfach. Kostet regulär unter 10 Euro (ich habe glaube 7 Euro gezahlt). Da hatte ich schon viel viel Schlimmeres, für wesentlich mehr Geld, im Glas :D (so schlimme Pinots die ich hier im Thread gar nicht erwähnt habe :mrgreen: ). Demnächst mehr zu dem Wein ;-)

Besten Gruss

Chris
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Alas

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Re: Pinot weit weg

BeitragMi 26. Nov 2014, 17:05

Hallo Chris!

Hier nun meine VKN vom aktuellen Pelter T-Selektion Pinot Noir.:

Bild

Pelter.jpeg


Bis denne

Alas
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Oh Dae-Su

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Re: Pinot weit weg

BeitragMi 26. Nov 2014, 18:27

Hallo Alas,

und meine gleich hinterher ;-) ... mit größtenteils deckungsgleichen Eindrücken wie mir scheint ;-)

Pelter Winery T-Selection Pinot Noir 2009, Golan Heights

http://wine-zeit.blogspot.de/2014/11/pe ... -noir.html

Dank ausgezeichneter auf virtueller Basis fundierender Verbindung in das Land „Hinter dem Meer“ gibt es heute dem Avidan Pinot folgend einen weiteren „Pinot weit weg“ aus Israel! Dieses Mal zieht sich meine Zunge Wanderstiefel an und begibt sich in die Hochlagen der Golanhöhen. Auf einer Höhe von etwas über 1000 Metern werden auf dem Grund des Kibbutz Merom Golan Pinot Noir Trauben für die seit 2005 aufstrebende Pelter Winery der Gebrüder Tal und Nir Pelter angebaut. Bei den vorherrschenden Böden in Merom Golan handelt es sich um sehr duchlässige und karge Basaltböden. Ausgebaut wurde der Wein für 14 Monate in französischen Barriquefässern. Eigentlich, wie bei den meisten Erzeugern in Israel, handelt es sich bei dem T-Selection Pinot Noir 2009 um ein quasi-„experimentellen“ Versuch mit dieser bekannterweise eher schwierigen Rebsorte. Das Hauptaugenmerk liegt auch bei den Pelter Brüdern im Anbau und der Produktion von Weinen aus Rebsorten die mehrheitlich im Bordelais oder an der Rhone vor zu finden sind. Ich schlage vor: mal schauen wie sich dieses "Experiment" so „geschlagen“ hat ...

Die Farbe des T-Selection Pinot Noir erschien mir ziemlich dunkel, fast schon leicht ins Granatrot-Violett gehend, dennoch schön transparent und nur in den Randregionen ein wenig ins verwässerte Rotbraun abdriftend. Sonst zeigte die Farbe im Kern satte und strahlende Reflexe. Die Nase wirkte die ersten Stunden sehr duftig-parfümiert mit saftigen sowie sehr reif, nicht überreif-getrocknet, wirkenden dunklen Beeren. Diese wirkten auf mich minimal eingekocht. Daneben zeigten sich beginnende Anzeichen für eine Menge getrockneter Pilze und einer unbedingt zu erwähnenden stramm-würzigen Rauchigkeit, die ich in meinem manchmal zu aktiven Oberstüblein mit den vulkanischen Böden in Verbindung brachte. Sonst wirkte die Nase zu diesem Zeitpunkt recht kühl, eindeutig etwas wild und eine Spur ätherisch. Ich nehme an, dass dieser Pinot eine gewisse Weile an Kaltmazeration durchlebt hat. Nach ca. fünf Stunden schien der Boden, also der von mir vermeintlich errochene Vulkanismus, immer mehr Einfluss zu bekommen. Dazu zeigten sich mögliche tertiär Düfte von feinem Thymian, trockenem Unterlaub, salzigem Lakritz, trockenem Moos, einer Spur Trockenfleisch und stärker werdender Eindrücken von Holzkohle. Zu diesem Zeitpunkt beschlich mich immer mehr eine gewisse Assoziation zu meinen letztjährigen toskanisch-umbrischen Pinoterfahrungen. Am zweiten Tag, ca. 24 Stunden nach der eigentlichen Korkenziehung, erwies sich die Pelter’s Nase am ausgeglichensten und mitteilungswilligsten. Die Pilze, der erdige Charakter, die eher wilden Aromen und das Unterlaub erschienen mir zu diesem Zeitpunkt ziemlich gut, für sein offensichtlich jugendliches Alter, ausbalanciert. Auch die Fruchtnoten vermittelten sich anders. Nun schienen Aromen von dunkle Kirschen im Vordergrund zu stehen. Alles in allem eine kraftvolle, wilde, kernige und zwar-für-manch-heisse-Region-durchaus-typische-aber-gesamt(heitlich)-gesehen-wiederum-nicht-wirklich-typische-Pinot-Nase. Am Gaumen wirkte der Pinot von Pelter die ersten Stunden etwas stärker von burschikos-tee'ig wirkendem Tannin - zumindest was etwaiges Pinot Tannin Potential entspricht – und beachtlicher Säure geprägt, als ich es vermutet hätte. Auch feine vom Fassausbau herrührende Aromen zeigten sich die ersten Stunden etwas verstärkt. Sonst waren auch hier kräftige (nahezu-scharf-würzige) Aromen von dunklen Beeren in Verbindung mit mildem Chili, getrockneten Pilzen, einer Spur Trockenfleisch und außergewöhnlicher lakritzig-moosiger Salzigkeit. Darüber hinaus waren Aromen von feiner Bitterschokolade sowie einem Hauch von Zimt und Anis erschmeckbar. Die kühl-ätherische, vermutlich cold-soak-induzierte, Prägung erschien hier am Gaumen weitaus reduzierter. Auch der Vulkanismus war für mein Dafürhalten auf der Zunge (und Co.) nicht so ausgeprägt. Sonst aber zeigten sich einige, wenn auch nicht sehr viele, typische Züge von Pinot Noir Weinen wärmerer Regionen. Eben nur etwas wilder, kräftiger und vielleicht bergbäuerlich-rustikaler. Glücklicherweise wirkte sich der Alkohol mit seinen 13,9 % im Gesamtbild nicht störend. Auch Anzeichnen für zu sonnenverwöhnte Trauben zeigten sich zu keinem Zeitpunkt. Nach ca. fünf Stunden wirkte der Weine etwas integrierter, aber dennoch recht stramm und „bodenständig“. Auch die vermeintliche Bodenprägung und so manche Spuren von Lakritz schienen etwas an Fahrt aufzunehmen. Wie im Fall der Nase zeigte sich der Pinot von Pelter nach ca. 24 Stunden am ausgeglichensten. An Komplexität der Aromen und gewisser Tiefgründigkeit gab es zu keinem Zeitpunkt Grund sich zu beschweren. Die Länge des Abgangs war meiner Ansicht nach im Moment zwar gut, doch in Zukunft vielleicht (was durchaus plausibel annehmbar bei diesem Wein sein dürfte) etwas „ausbaubar“. Zum jetzigen Zeitpunkt war der T-Selection Pinot Noir der Pelter Winery für mich von eindeutig guter (+)-(++) Qualität. Aufgrund seiner offensichtlich leicht nervös-jugendlichen und dennoch an Komplexität und Tiefe nicht mangelnden Art, sehe ich in ihm Potential zu mehr. Einfach noch ein, zwei, drei … Jahre warten, ... würde ich vorschlagen.


Am zweiten Tag hatte ich ergänzend zum Pelter Pinot Noir eine herbe, säuerliche, speckige, etwas eigenwillig kräutrig grünwürzige und äußerst nervöse Enttäuschung mit dem Louis Carillon Saint-Aubin 1er Cru Les Pitangerets 2005. Dieser schien mir leider etwas neben sich zu stehen. Zu jung wirkte er sicher nicht. Insgesamt eine seltsame Erfahrung (-)-(o)! Man sollte wohl lieber doch eher zu den oft hervorragenden Weissen greifen ;-) Auch ein weiterer Wein, der Domaine de Tour 2003 aus Merlot und Syrah von der Rhone konnte an dem Abend überhaupt nicht überzeugen. Dieser wirkte extrem unrund, plump bäuerlich, super rauchig, brandig und alles in allem sehr nervig (-). Naja, waren ja keine Pinots weit weg : :mrgreen: ;) ...

PS: Vertragen haben sie sich mit dem Pelter auch überhaupt nicht.

Besten Gruss

Chris
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Volker Raufuß

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Re: Pinot weit weg

BeitragMo 29. Dez 2014, 00:42

Hallo,

ich habe am Anfang des Threads gelesen, dass Du an Pinot Experimenten interessiert bist/warst.
Hier in der Naehe (Breslau/Polen) gibts 2 Weingueter von denen ich Rieslinge und besagte Pinots gekostet habe.
Will hier nichts spoilern, aber falls Du interssiert bist;

Jaworek
Adoria

heissen die besagten Weingueter.

Cheers
...
To think a man's true when the wine's not in him.
Drink, drink, then, and hold it a maxim divine
That there's virtue in truth, and there's truth in good wine"


Benjamin Cooke
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Re: Pinot weit weg

BeitragMo 29. Dez 2014, 14:09

Hallo Volker,

zu polnischen Pinots habe ich es bis jetzt noch nicht geschafft. Sicherlich auch sehr ineteressant! Um ehrlich zu sein, bis auf einen Riesling habe ich aus Polen noch nie Wein verkosten können.

Du kannst sehr gerne hier über deine verkosteten Pinots berichten. Deine Eindrücke würden mich sehr interessieren!

Morgen oder vielleicht schon heute, wenn ich nicht zu faul bin, gibt es meinen letzten "Pinot weit weg" für dieses Jahr. Dieses Mal soll es ein Jungspunt aus Oregon sein.

Besten Gruss

Chris
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