Hallo zusammen,
wie schon vor ein paar Wochen mal kurz angedroht geht es die nächsten Male bei „Pinot weit weg“ verstärkt nach Oregon. Ich hatte schon seit einigen Jahren den Wunsch mich ein wenig mehr mit dieser ausgesprochenen Pinot Region auseinanderzusetzen. Meist hat es aber immer an entschiedener Motivation und Verfügbarkeit einer größeren Vielfalt an Weinen gemangelt. Vor ein paar Wochen nun habe ich einen wirklich passionierten, manchmal lustigen, ziemlich "wahrhaftigen", aber auch etwas amateurhaften, dennoch meiner Ansicht nach kompetenten Video Blog namens „Wine is Serious Business“ (
http://wisb.mattdev.net/) entdeckt, der sich größtenteils um Pinot und Riesling aus dem Nord-Westen der USA dreht. Ich nehme an, dass dieser Input meinen Willen zur Exploration neuer Pinot Gestade geholfen hat diesen wieder ein wenig zu entfachen
Evesham Wood Vineyard Willamette Valley Pinot Noir 2008, Willamette Valley
http://wine-zeit.blogspot.de/2012/09/on ... -wood.html
Evesham Wood ist eines der älteren Weingüter in Nord Oregon. Gegründet wurde das Weingut 1986 von Russ und Mary Raney. Wie nicht ganz so wenige Winzer in Oregon hatte auch Russ durch seine Arbeit beim Weingut Erbhof Tesch und dem Staatsweingut Bad Kreuznach direkte Beziehungen zur deutschen Weinszene. Erstaunlicherweise scheint das in Oregon nicht so selten vorzukommen. Bis heute kultiviert (bzw. kauft) Evesham Wood nur 5 ha in den Eola Amity Hills nördlich der Hauptstadt Salem. Neben Pinot Noir bauen sie auch Chardonnay, Pinot Gris, Gewürztraminer, Rieselaner
![Ausruf :!:](./images/smilies/icon_exclaim.gif)
und Grüner Veltliener an. Alle Reben wachsen auch vulkanischen Basaltgestein-Böden und der Ausbau im Eichenholz wird auf diesem Weingut auf das Nötigste beschränkt. Mein heutiger Wein ist der Basis Pinot Noir von Evesham Wood. Die Trauben stammen aus verschiedenen Einzellagen. Jetzt schauen wir mal ob ich noch eine VKN hinbekomme, da ich Trottel meine bedenklich ausführlichen Notizen verloren habe
![Augen verdrehen :roll:](./images/smilies/icon_rolleyes.gif)
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Die Farbe des Weines erschien mir ziemlich durchsichtig, aber nicht übermäßig hell zu sein. Ein wenig trübe war er auch. Als die Flasche geleert auf dem Tisch stand sah ich auch den Grund: Kräftig viel Depot! Die Nase war in der ersten Stunde eindeutig von dem klassischen „Oregon Funk“ geprägt. Nehme ich mal an, da sich meine bisherigen Erfahrungen mit Oregon Pinots (Drouhin, Serene und Parker – welche diese Prägung weniger haben) an einer Hand abzählen lassen. Diesen „Oregon Funk“ (Oregon Stinker) würde ich als ein Potpourri aus Feuerstein, nassen Blättern, Heuschober, dunkler Erde und leichten Anklängen von Frucht beschreiben wollen. Zu diesem Zeitpunkt erschien mir die Frucht (dunkle Waldbeeren und einige dunkle Kirschen) noch ziemlich zurückhaltend. Holzige Eigenschaften zeigten sich überhaupt nicht. Nach ca. drei Stunden überwiegten die Fruchtduftstoffe (viel karge, ernste aber kräftige Kirscharomen) und der "Funk" zog sich mehr und mehr in den Hintergrund. Nun erschien mir der Wein ziemlich seriös, elegant, durchaus sehr komplex (vor allem für diese Preisklasse), mineralisch und sehr schön balanciert. Beim Geschmack verhielt sich die Entwicklung ähnlich. Zu Beginn erschien mir der Pinot sehr herb, mineralisch/blattwerkisch, weniger fruchtgetragen und sehr gut mit Säure ausgestattet. Dieser erste Eindruck schreckte mich aber überhaupt nicht, da ich ein unbeschreibliches Vertrauen (bezüglich der Qualität) in die Art des Weines schon aufgebaut hatte. Nach einigen Stunden zeigten sich mehr und mehr geschmackvolle dunkle Kirschen und ein Vielerlei an Waldbeeren. Keinesfalls auf eine breite oder üppige Art! Viel mehr elegant, nuanciert und präzise! Dieser Wein hatte sowieso keinerlei der vermeintlichen und natürlich total verallgemeinerten „Neue-Welt-Pinot-Probleme“. Nichts mit Fruchtbombe, übermäßig Alk, Sägewerkproblematiken oder Zuckerzeug. Der Wein erschien mir sehr seriös, elegant, etwas zurückhaltend, leise, dennoch lang anhaltend und jetzt schreibe ich es (und hasse mich dafür, da ich diesen Ausdruck überhaupt nicht mag) –
burgundisch! Naja, burgundisch – positiv gemeint! Bezogen auf einen Basis Pinot mag das manchmal auch als ein Schimpfwort rüberkommen
![Zwinkern ;-)](./images/smilies/icon_e_wink.gif)
. Wie auch immer, ganz sicher einer der besten „Pinots weit weg“ die ich in diesem Thread bis jetzt beschrieben habe. Wenn ich den Preis (ca. 17 Euro) einrechne vermutlich sogar der eindrucksvollste. Wenn das mit den Oregon Pinots so weiter geht, soll das mir nur recht sein
![Lächeln :)](./images/smilies/icon_e_smile.gif)
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Beste Grüße
Chris
PS: Was habt ihr für Erfahrungen mit Pinot aus Oregon? Negative? Positive? Belanglosigkeit? etc.