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Wie schmeckt eigentlch Riesling?

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Bernd Schulz

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Re: Wie schmeckt eigentlch Riesling?

BeitragSo 4. Mai 2014, 19:51

Wenn man mir allerdings einen typischen Moselaner und einen typischen Rheinhessen vorsetzt, halte ich es wiederum nicht für grundsätzlich ausgeschlossen, diese zu erkennen.


Gaston, ich halte es nicht nur für grundsätzlich nicht ausgeschlossen, sondern ich traue dir da durchaus eine hohe Trefferquote zu. Mir selber übrigens auch :mrgreen: :twisted: !

Für mich sind dort die Spitzen maßgeblich, da ich von einem Gutswein eher keine regionale Typizität erwarte, sondern einen sauberen Ausdruck der Rebsorte mit klassischen Aromenprofilen.


Hmm...eigentlich erwarte ich auch von einem Gutswein, dass er einigermaßen gebietstypisch schmeckt. Wenn ein Moselwinzer einen Basiswein produziert, den man blind eher für einen Pfälzer halten würde, hat er IMHO das Thema verfehlt.

Und zwischen den Gutsweinen und den Spitzen gibt es - zumindestens jenseits der VDP-Erzeuger :mrgreen: - noch so etwas wie Kabinette oder kleinere Spätlesen (auch in trocken). Das sind für mich oft die Weine, die einen Gebiets- oder sogar Lagencharakter am deutlichsten zum Ausdruck bringen.

Viele Grüße

Bernd
Zuletzt geändert von Bernd Schulz am So 4. Mai 2014, 23:21, insgesamt 1-mal geändert.
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octopussy

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Re: Wie schmeckt eigentlch Riesling?

BeitragSo 4. Mai 2014, 22:32

C9dP hat geschrieben:Bei den Empfehlungen sehe ich auch z.B. Köhler-Ruprecht eher kritisch. Das ist für mich kein typischer Pfälzer Riesling, sondern häufig eher typisch K-R-Rieslinge.

Hallo Aloys,

das entspricht im Zweifel der herrschenden Meinung. Für mich persönlich sind die K-R Rieslinge trotz allem schon sehr Pfalz-typisch, definitiv mehr als alle Nordpfälzer (Knipser, Kuhn & Co.). Das gilt aber vor allem für etwas reifere Jahre. Aber man kann auf jeden Fall darüber diskutieren, evtl. vertrete ich eine Mindermeinung mit der Pfalz-Typizität ;).

Und Alas, bitte. Generell zu unterstellen, dass man Rieslinge aus bestimmten Gebieten nicht von solchen aus anderen Gebieten unterscheiden kann, ist doch schlicht ins Blaue hinein behauptet. Bernd & Gaston und viele andere hier im Forum dürften im Zweifel eine recht hohe Trefferquote erreichen. Bei manchen Gebieten sind die Übergänge fließend, z.B. vom rheinhessischen Hügelland an die östliche Nahe-Gegend und zur Nordpfalz. Wer da das Gebiet richtig rät, ist schon wirklich gut. Aber zwischen einem Moselriesling vom Schiefer und einem Rheinhessen vom Kalkmergel liegen schon deutliche Unterschiede.
Beste Grüße, Stephan
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Bernd Schulz

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Re: Wie schmeckt eigentlch Riesling?

BeitragSo 4. Mai 2014, 22:53

Für mich persönlich sind die K-R Rieslinge trotz allem schon sehr Pfalz-typisch


Für mich auch - trotz der sehr individuell ausgeprägten Stilistik des Hauses!

Bernd & Gaston und viele andere hier im Forum dürften im Zweifel eine recht hohe Trefferquote erreichen.


"Viele andere hier im Forum" möchte ich unbedingt noch einmal hervorheben!

Denn man muss nicht über eine sensorische Ausnahmebegabung, die mir selber ganz gewiss fehlt, verfügen, um die Gebietsunterschiede beim deutschen Riesling zu schmecken. Dazu bedarf es hauptsächlich einer entsprechenden Erfahrung mit genügend Weinen aus den verschiedenen Regionen. Mittels eines kurzen Crashkurses erschließen sich die diversen Charakteristiken eher nicht.....gut Ding will Weile haben!

Herzliche Grüße

Bernd
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Gaston

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Re: Wie schmeckt eigentlch Riesling?

BeitragSo 4. Mai 2014, 23:39

C9dP hat geschrieben:Für mch sond dort die Spitzen maßgeblich, da ich von einem Gutswein eher keine regionale Typizität erwarte, sondern einen sauberen Ausdruck der Rebsorte mit klassischen Aromenprofilen.



Das finde ich in der Tat einen interessanten Punkt... also ich möchte schon, dass ein Rheingauer Gutswein nach Rheingau schmeckt, alles andere fände ich merkwürdig. Ich würde also eher sagen, von einem Gutswein erwarte ich "einen sauberen Ausdruck der Rebsorte mit klassischen Aromenprofilen" und ein gewisses Maß an Regionaltypizität.
Und viellecht sogar noch mehr: Die Gutsweine als die "einfachsten" Weine, sind doch gerade die Weine, die (neben dem Weingut) vor allem das Gebiet repräsentieren, sie sind sozusagen die Vorboten, die Plebejer der Region, sie transportieren keine exponierte, exklusive Lage (wie die Spitzen), sondern zumindest partiell eine Art gemeinsamen Regionsnenner sowie eine Stilistik des Weinguts. Von daher finde ich die Gutsweine nicht weniger regionstypisch als ein GG.
Beste Grüße
Gaston
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octopussy

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Re: Wie schmeckt eigentlch Riesling?

BeitragMo 5. Mai 2014, 09:08

Hallo Gaston,

ist denn die Gebietstypizität der Guts-Rieslinge für dich das, was du gerne hättest oder das, was du tatsächlich vorfindest?

Ich bin bei der Gebietstypizität bei Bernd. Man findet sie m.E. gut in der Mittelklasse, in der Spitzenklasse (außer in edelsüß) häufig auch, aber das zu einem Preis, den man für Gebietstypizität nicht ausgeben muss.
Beste Grüße, Stephan
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Gaston

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Re: Wie schmeckt eigentlch Riesling?

BeitragMo 5. Mai 2014, 12:05

octopussy hat geschrieben:Hallo Gaston,

ist denn die Gebietstypizität der Guts-Rieslinge für dich das, was du gerne hättest oder das, was du tatsächlich vorfindest?


Naja, ich hätte sie definitiv gerne. Ob ich sie dann vorfinde, steht auf einem anderen Blatt. Mal mehr, mal weniger würde ich sagen.

Mir gings eigentlich eher darum, der m.E. sehr pauschalen Behauptung "Spitzen = Gebietstypizität, Basiswein = keine Typizität" zu widersprechen.

Natürlich repräsentieren die erwähnte Mittelklasse und die Spitzen die Region, aber idealerweise doch zusätzlich und vor allem einen Ort oder eine Lage. Das tun die Basisweine, die ja auch Cuvées verschiedener Lagen und Orte sein können, eher nicht. Dennoch haben sie definitiv, rein faktisch, eine regionale Herkunft, die sie doch auf einem natürlich weniger komplexen, aber ansprechenden Niveau widerspiegeln sollten. Und das passiert doch auch oft, oder?

Ich frage mich gerade, ob hier nicht eine Korrelation zwischen Komplexität und Typizität hergestellt wird, die ich so nicht sehe. Typizität kann mich für mich auch etwas einfaches ohne hohen Anspruch wie "strahlende Säure" oder "gelbe Frucht" sein. Und so etwas sollte ein guter Basiswein, der mir Freude macht, transportieren.

Keine Ahnung, wahrscheinlich gibt es auch einen ganzen Haufen regional-untypischer Gutsweine, die viellecht auch gut schmecken, dagegen ist nichts einzuwenden. Ich denke aber, dass es die regionaltypischen Basisweine gibt, und das ist auch gut so ;)
Beste Grüße
Gaston
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C9dP

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Re: Wie schmeckt eigentlch Riesling?

BeitragMo 5. Mai 2014, 14:02

Mir gings eigentlich eher darum, der m.E. sehr pauschalen Behauptung "Spitzen = Gebietstypizität, Basiswein = keine Typizität" zu widersprechen.


Das war keine Behauptung, sondern eine Formulierung meiner Erwartung. Und aufgrund deiner Feststellung
Naja, ich hätte sie definitiv gerne. Ob ich sie dann vorfinde, steht auf einem anderen Blatt. Mal mehr, mal weniger würde ich sagen.
, die ich übrigens teile, habe ich die Erwartungshaltung an einen Gutsriesling nicht.

Bernd hat durchaus Recht mit der Aussage, dass es diese auch und abseits des VDP sicherlich gerade bei den trockenen Spätlesen gibt. Allerdings sind diese Erzeuger an der Mosel und in Franken deutlich häufiger vertreten bzw. in der Vergangenheit für ich auffindbar als in vielen anderen Regionen. Ausnahmen wie Jakob Schneider habe ich dort selten gefunden. Bei den VDPlern tun es manchmal/häufig auch die Ortsweine. Und da finde ich die Liste mit den Erzeugern schon recht gut, wenn man sich ein Bild über eine Region machen will. Die über viele, viele Jahre auf Spitzenniveau produzierenden Betriebe sind aus meiner Sicht eben in vielen Regionen im VDP. Auch hier gibt es Betriebe, die nicht dafür stehen, jedoch kann ich unter den bereits genannten keinen Ausmachen. Und daher bieten sich diese durchaus an, um einen Eindruck über die regionalen Unterschiede in der Stilistik zu gewinnen, ohne hunderte von Weingütern abklappern zu müssen.

Bei vielen der gehypten Stars oder auch der unentdeckten Güter ist halt die Frage, ob es sich um eine Eintagsfliege handelt oder um eine dauerhafte Qualität, wenn ein Jahrgang mal gut gelingt. Dort halte ich mich dann lieber an zuverlässige Erzeuger um den Geschmack zu eichen. Danach suche ich dann auch gerne nach den günstigen Perlen.

Und den Geschmack in der Breite auf einzelne Lagen runterbrechen zu können ist mir bis auf wenige Ausnahmen bisher noch nicht oft gelungen. Da erfolgte bei mir eher sie Annäherung über den Weg Region - Winzer - Lage. Sprich, welche Lage des vermuteten Winzers könnte ungefähr diesen Ausdruck haben.
Viele Grüße

Aloys
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Alas

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Re: Wie schmeckt eigentlch Riesling?

BeitragMo 5. Mai 2014, 15:03

Eine kleine Anmerkung:

octopussy hat geschrieben:Aber zwischen einem Moselriesling vom Schiefer und einem Rheinhessen vom Kalkmergel liegen schon deutliche Unterschiede.


Zitat Brunnenhof Strupp, Palzem / Obermosel:

"Die Launen der Geologie haben der südlichen Mosel nicht Schiefer, sondern die Böden des Muschelkalks spendiert, welche sich von Palzem aus über die Champagne, Burgund bis hin zum Atlantik erstrecken. "

Gruß

Alas
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octopussy

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Re: Wie schmeckt eigentlch Riesling?

BeitragMo 5. Mai 2014, 15:24

Alas hat geschrieben:Eine kleine Anmerkung:

octopussy hat geschrieben:Aber zwischen einem Moselriesling vom Schiefer und einem Rheinhessen vom Kalkmergel liegen schon deutliche Unterschiede.


Zitat Brunnenhof Strupp, Palzem / Obermosel:

"Die Launen der Geologie haben der südlichen Mosel nicht Schiefer, sondern die Böden des Muschelkalks spendiert, welche sich von Palzem aus über die Champagne, Burgund bis hin zum Atlantik erstrecken. "

Und genau deshalb, Alas, wird an der Obermosel kaum Riesling angebaut, sondern hauptsächlich Pinot-Sorten (Weißburgunder, Auxerrois, etc.) und Elbling. Auf der Weinliste des von dir genannten Betriebs findet sich kein einziger Riesling.
Beste Grüße, Stephan
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Alas

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Re: Wie schmeckt eigentlch Riesling?

BeitragMo 5. Mai 2014, 17:27

octopussy hat geschrieben:Auf der Weinliste des von dir genannten Betriebs findet sich kein einziger Riesling.


Auch dieses ist eindeutig falsch, euer Ehren. Unter Gutsweine trocken findet sich:
[b]2012er Riesling trocken und
2012er Riesling feinherb, beide zu 4,50 €
http://www.weingutbrunnenhof.de/

Auch bauen die meisten Winzer der Gegend auch Riesling an.
Ich beziehe Weine aus der Gegend seit Jahren.

Mit bestem Gruß

Alas
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