olifant hat geschrieben:
Primitif 2018 Vin de Géorgie, Vazisubani Estate & Sébastien David, DIAM3, 13% alc., 100% Rkatsiteli, Maischegärung in Amphoren
... dann kam ein, für mich, glänzendes, kein bisschen trübes, eher mittleres Bernstein ins Glas - "Orange" habe ich da schon deutlich intensiver bei anderen Orangs-Weinen; dann ein sehr schönes, dichtes nahezu geniales Trockenbeeren-Trockenfrucht-Pottpurri, dass ich so bisher lediglich von einer Restsüss ausgebauten Trockenbeeren-Spätlese, der Essenzia von Pojer & Sandri kannte; ... dann war aber Schluss mit den Gemeinsamkeiten einer Auslese... am Gaumen dann mittelgewichtig mit einer etwas nalltrocken, in der Anmutung eines trockenen Manzanilla-Sherrys oder gar eines Dry Fino, Autolyse-Noten, zusammen mit erdiger leicht salziger Mineralik, meine Assoziationen und Wahrnehmung blieben die ganze Flasche über voll und ganz bei Sherry, aber ohne Alk.-Touch, stets trocken und fein, dazu eine leicht herbe Tannin-Anmutung und eine gute Säure, die tragend, aber nicht vordergründig daherkommen; langer sherryartiger trockner Abgang - mit einer Bewertung tue ich mich tatsächlich schwer, da Nase und Gaumen für mein Erleben extrem divergent sind... 19,5/20 op für die geniale Spät-/Trockenbeerenauslese-Nase, 16/20-op für den salzig-trockenen Sherry-Gaumen.
Ich bin auch durch die Verramschung durch WIB auf den Wein aufmerksam geworden. Für mich ist das ein hervorragender Orange-Wein.
Ich glaube, ich weiß, was Du mit den Sherry Assoziationen meinst, würde das für mich dennoch nicht so beschreiben, weil Sherry für mich immer etwas deutlich Oxidatives hat.
Und gerade die völlige Fehlerfreiheit in dem Wein nach klassischer Lesart (weder besondere Oxidativität, noch flüchtige Säure noch irgendwelche anderen wilden Noten) macht neben der von Dir beschriebenen tollen Frucht, der salzigen Mineralik und des sehr feinen Tannins den Wein für mich zu einem der besten Orange, die ich bisher getrunken habe.
Der Wein geht durchaus als Solist, wird aber für mich im Sommer alle Trümpfe zu Gegrilltem ausspielen. Absolut dabei bin ich in der Einschätzung, dass das keine 98 Punkte sind, dafür passt die Länge dann nicht, aber über 90 sehe ich da auf jeden Fall stehen.
Spannend finde ich, wie wenig man über das georgische Weingut findet und am Ende auch über den Wein selbst. Sebastien David macht Kooperationsweine unter dem Namen Primitif wohl jedes Jahr mit anderen Winzern, also scheint das grundsätzlich ja nichts unerfolgreiches zu sein. Umso verwunderlicher ist, dass der aktuell verramscht wird. 25 EUR scheint mal der angedachte Preis gewesen zu sein. Das ist am Ende ja auch nicht teuer für die Qualität im Naturweinbereich. Ein bisschen frage ich mich, ob die 98 Parkers hier im Kontext Naturwein vielleicht eher schädlich für die Vermarktung in der "Szene" direkt waren.