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Oregon

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Jürgen

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Oregon

BeitragDi 20. Dez 2011, 13:14

Auch die Tage im Glas: Quady North - Cabernet Franc 2009
Kurz nach dem öffnen verführerisch, fett, dicht und and an einen konzentrierten Syrah erinnernd verschloss er sich zusehends, um sich auch am zweiten Tag kaum zu öffnen. Wie ich finde ein sehr untypischer Cabernt Franc. Momentan macht er nur bedingt Spaß. In einigen Jahren sehe ich ihn bei etwa 92 Punkten.

Aaah, es war der 2009er. Hatte mich ursprünglich verschrieben.
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Oh Dae-Su

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Re: Oregon

BeitragMi 12. Sep 2012, 08:53

Das es an dieser Stelle mal ein bisschen voller wird:

viewtopic.php?f=86&t=1275&p=45430#p45430

Evesham Wood Vineyard Willamette Valley Pinot Noir 2008, Willamette Valley

...

Die Farbe des Weines erschien mir ziemlich durchsichtig, aber nicht übermäßig hell zu sein. Ein wenig trübe war er auch. Als die Flasche geleert auf dem Tisch stand sah ich auch den Grund: Kräftig viel Depot! Die Nase war in der ersten Stunde eindeutig von dem klassischen „Oregon Funk“ geprägt. Nehme ich mal an, da sich meine bisherigen Erfahrungen mit Oregon Pinots (Drouhin, Serene und Parker – welche diese Prägung weniger haben) an einer Hand abzählen lassen. Diesen „Oregon Funk“ (Oregon Stinker) würde ich als ein Potpourri aus Feuerstein, nassen Blättern, Heuschober, dunkler Erde und leichten Anklängen von Frucht beschreiben wollen. Zu diesem Zeitpunkt erschien mir die Frucht (dunkle Waldbeeren und einige dunkle Kirschen) noch ziemlich zurückhaltend. Holzige Eigenschaften zeigten sich überhaupt nicht. Nach ca. drei Stunden überwiegten die Fruchtduftstoffe (viel karge, ernste aber kräftige Kirscharomen) und der "Funk" zog sich mehr und mehr in den Hintergrund. Nun erschien mir der Wein ziemlich seriös, elegant, durchaus sehr komplex (vor allem für diese Preisklasse), mineralisch und sehr schön balanciert. Beim Geschmack verhielt sich die Entwicklung ähnlich. Zu Beginn erschien mir der Pinot sehr herb, mineralisch/blattwerkisch, weniger fruchtgetragen und sehr gut mit Säure ausgestattet. Dieser erste Eindruck schreckte mich aber überhaupt nicht, da ich ein unbeschreibliches Vertrauen (bezüglich der Qualität) in die Art des Weines schon aufgebaut hatte. Nach einigen Stunden zeigten sich mehr und mehr geschmackvolle dunkle Kirschen und ein Vielerlei an Waldbeeren. Keinesfalls auf eine breite oder üppige Art! Viel mehr elegant, nuanciert und präzise! Dieser Wein hatte sowieso keinerlei der vermeintlichen und natürlich total verallgemeinerten „Neue-Welt-Pinot-Probleme“. Nichts mit Fruchtbombe, übermäßig Alk, Sägewerkproblematiken oder Zuckerzeug. Der Wein erschien mir sehr seriös, elegant, etwas zurückhaltend, leise, dennoch lang anhaltend und jetzt schreibe ich es (und hasse mich dafür, da ich diesen Ausdruck überhaupt nicht mag) – burgundisch! Naja, burgundisch – positiv gemeint! Bezogen auf einen Basis Pinot mag das manchmal auch als ein Schimpfwort rüberkommen ;-). Wie auch immer, ganz sicher einer der besten „Pinots weit weg“ die ich in diesem Thread bis jetzt beschrieben habe. Wenn ich den Preis (ca. 17 Euro) einrechne vermutlich sogar der eindrucksvollste.
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Oh Dae-Su

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Re: Oregon

BeitragMo 24. Sep 2012, 08:29

Und noch ein wenig mehr Oregon:

viewtopic.php?f=86&t=1275&p=45860#p45860

Westrey Wine Company Oracle Vineyard Pinot Noir 2007, Dundee Hills

...

Die Farbe des Oracle Vineyard zeigte sich als sehr durchsichtig und ausgesprochen hell. Ein etwas ungewöhnlicher Auftritt für einen ungeschönten und ungefilterten Wein mit sehr viel Depot in der Flasche. Der Rand war schon ein wenig wässrig und leicht rot-braun verfärbt. Die Nase präsentierte eine Vielzahl an herbstlichen Düften, nicht ganz so viel „Oregon Funk“, Gurkenwasser, feuersteinliche Spuren und eine ganze Menge von herb anmutenden vollreifen Erdbeeren mit einigen himbeerigen Ergänzungen. Auch einen floralen Charakterzug musste ich nicht missen. Dieser entwickelte sich über die Stunden hinweg zu einem unaufdringlichem und ausdrucksstarkem Veilchenparfüm. Zusammengefasst: ein sehr erdiger, fruchtiger, eher bodenständiger, aber doch etwas eleganter und schlanker Naseneindruck. Der Geschmack zeigte ähnliche Züge. Viel starke, doch keinesfalls kitschige oder aufdringliche, Frucht (zunächst herb erscheinende Maraschino Kirschen und Erdbeeren, später mehr und mehr angequetschte Erd- und Himbeeren gepaart mit wenigen helleren Kirschen), viel Herbstlich- und Erdigkeit (nasser dunkler Boden, Unterholz, Laub, feuriges Gestein und ein Hauch von Pilzen) und zum Ende hin vermutlich einige Eindrücke von heller Nussschokolade sowie einigen Cantucci. Ca. 1 ½ nach dem Öffnen zeigte der Wein sein gutes Potential. Zuvor war er noch etwas säuregeprägt, sehr erdig bzw. herb und nicht all zu vollmundig. Dann konnte er mit eine schönen Balance und einer gefährlich guten Zugänglichkeit aufwarten. Der Abgang war überdurchschnittlich lang. Trocknete dann doch ein wenig schneller aus als erhofft. Bei diesem Wein für mich nur ein kleiner Minuspunkt. Zusammengefasst: ein schlank anmutender, beschwingt machender, fruchtbetonter und charakterstarker Pinot Noir. Bezüglich einer langen Lebensdauer bin ich nicht ganz so positiv eingestellt, da sich vermutlich einige 2007er Eigenschaften doch deutlich zeigen. Ich würde vorhandene Flaschen innerhalb der nächsten 12 Monate trinken (pure, komplett unzuverlässige Annahme eines Oregon Laien)!
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Oh Dae-Su

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Re: Oregon

BeitragDo 25. Okt 2012, 12:36

Und noch ein wenig mehr Pinot aus dem Beaver State:

viewtopic.php?f=86&t=1275&p=47302#p47302

Maysara Jamsheed Pinot Noir 2008, McMinnville

http://wine-zeit.blogspot.de/2012/10/on ... pinot.html

Maysara ist mit ca. 100 ha ein für oregonesische Verhältnisse sehr großes Weingut, dass darüber hinaus auch noch Demeter zertifiziert ist und komplett biodynamisch arbeitet. Der Jamsheed Pinot Noir, der Name ist abgeleitet von einem altpersischen König – was wiederum auf die iranisch stämmige Betreiberfamilie zurückzuführen ist, ist kein Einzellagenwein. Er stellt eine Selektion verschiedener Lagen des Momtazi Vineyard (hauseigene Großlage) da. Hergestellt wurde er größtenteils aus Pommard Klonen (mit einer kleinen Beimischung von Dijon Klonen), die erst Mitte der 1990er Jahre gepflanzt wurden.

Bei der Verkostungsnotiz kann ich mir dieses Mal mein sonst etwas übertrieben langes Geschreibe sparen :P . Dieser Pinot Noir war für mich ein Grund auf ehrlich wirkender, sehr klar und präzise schmeckender, sehr fruchtiger (keinesfalls marmeladig oder sonst einer Weise penetrant), schlanker (nicht schwächelnder) und sehr zugänglicher Wein. Ich empfand ihn als einfach sehr gut. Er war sicher nicht hochkomplex und auch nicht sonderlich fordernd. Dennoch habe ich zu keinem Zeitpunkt das Verlangen nach mehr gehabt. Sonst würde ich mich eher als jemand bezeichnen der „Kopfweinen“ sehr viel abgewinnen kann. Insbesondere wenn sie zudem noch aus Pinot Noir hergestellt wurden. Hier erschien mir die einfache und unkomplizierte fruchtige Art super passend zu sein.
Kurz noch zu den Charakteristiken des Weines: die Farbe war ziemlich dunkel, reich an Extrakt und sehr lebendig. Die Nase und der Geschmack waren voller sehr gut abgestimmter Frucht. Hauptsächlich Cassis und etwas Brombeeren. Gegen Ende auch vollreife Herzkirschen. Der nasale „Oregon Funk“ und Herbstlichkeit waren bei diesem Wein kaum vorhanden. Sonst zeigte der Geschmack auch ein paar zurückhaltende mineralische und würzige Anzeichen (etwas schwarzer Pfeffer). Die Länge des Abgangs war sehr ansprechend und die Säure wunderbar lebendig und mit dem Gesamtbild sehr gut abgestimmt. Übermäßig Holz, Alkohol oder extreme Fruchtsüße waren zu keinem Zeitpunkt ein Thema.
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Oh Dae-Su

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Re: Oregon

BeitragDi 13. Nov 2012, 09:25

Wieder mal eine total andere Art von Pinot Noir aus Oregon:

viewtopic.php?f=86&p=48262#p48262


Evesham Wood Le Puits Sec Pinot Noir 2007, Eola-Amity Hills

Mein zweiter “Pinot weit weg” von dem kleinst Weingut Evesham Wood in Salem. Dieses Mal war es ein Einzellagen Wein aus der Eola-Amity Hills AVA. Gewachsen sind die Pommard Klone auf unterschiedlichen vulkanischen Basaltböden.

Die Farbe des Pinots war im Übermaße strahlend, sehr lebendig und überraschend hell. Letzteres ist wohl auf den eher sehr durchschnittlichen Jahrgang 2007 zurückzuführen. Am Rand konnte ich keine klaren Anzeichen von Alterung feststellen. Ich muss zugeben, dass ich diesen außergewöhnlichen Farbton sehr attraktiv fand. Etwas was bei mir normalerweise nicht sonderlich ins gewicht fällt. Das Bouquet erwies sich zunächst als ziemlich verschlossen und undurchdringbar. Wahrscheinlich konnte ich einige milde Anzeichen des klassischen und wiederholt erwähnten „Oregon Funk“ sowie einige Kuhstall Impressionen feststellen. Diese schwächten nach einigen Stunden ab und sehr subtile Düfte von hellen roten Beeren und rosa-weissen Blüten traten zu Tage. Hatte etwas von einem fruchtigen Frühlingsmorgen auf dem entsprechenden Land …. Keine Ahnung wie ich das ausführend beschreiben sollte. Auch egal … Der Geschmack des Le Puits Sec war ziemlich filigran, super vitalisierend, voller unterschiedlicher raffinierter und schlanker Fruchtaromen (die üblichen Verdächtigen) und eher zurückhaltend mit Aromen von feuchtem Waldboden und vulkanischen Mineralien bestückt. Die Rolle der Säure war für mich von außerordentlicher Wichtigkeit, Güte und „Passgenauigkeit“. Sie war sehr diffizil und gleichzeitig wunderbar belebend. Um mich nicht ständig in der einen oder andere Form zu wiederholen schließe ich lieber mit meinen Eindrücken ab. Für mich ein sehr bemerkenswerter Wein, der sich wiederum von den schon vorgestellten Pinot aus Oregon stark unterschied. Eine angenehme und eher leise Pinot-Erfahrung mit einem Wein der viel „zu sagen hatte“. Meinerseits ein sehr zu empfehlender Pinot Noir. Einen softigen, angeberischen, vollfruchtigen und körperbetonten New World Sugar Baby Pinot sollte man aber nicht erwarten.
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Oh Dae-Su

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Re: Oregon

BeitragFr 23. Nov 2012, 20:29

Und weiter gehts ...

viewtopic.php?f=86&t=1275&p=48808#p48808


...

The Eyrie Estate Dundee Hills Estate Pinot Noir 2007, Dundee Hills


http://wine-zeit.blogspot.de/2012/11/on ... state.html

Der Estate hatte eine kühl anmutende, sehr durchsichtige rubinrote Farbe mit sehr verhaltenen Verfärbungen am Rand. Er machte auf mich einen etwas schläfrigen und matten Eindruck. Das Bouquet erschien mir sehr balanciert, von eleganter Art und sicher ein wenig sehr reserviert. Im Hintergrund vernahm ich wieder einmal den schon inflationär erwähnten „Oregon Funk“. Dieses Mal in einer gezähmten und zivilisierten Form. Daneben konnte ich etwas schmutzige, aber dennoch milde Waldpilze, feuchtes Laub, vielleicht sogar verrottendes dunkles Holz und eleganter wohlproportionierter Rauch aufschnappen. Also, ganz der Wein nach dem Geschmack der aktuellen Jahreszeit. Die eigentliche Frucht war doch etwas sehr zurückgefahren. Sicher konnte ich Eindrücke von reifen, aber recht herben Erdbeeren und dunklen Kirschen einsaugen, doch der Ausdruck war sicher nicht überbordend oder reichhaltig. Der ganze Nasen-Spaß war stets sehr verhalten und in seiner Intensität zurückgefahren. Diese Zurückhaltung, die schüchterten Reichhaltigkeit und die verminderte Fruchtigkeit setzte sich im Geschmack fort. Die erste Stunde zeigte der Estate eigentlich nur viel Säure und diffuse wie zurückhaltende mineralische Noten. Mit Frucht war wirklich nicht viel! Dann zeigten sich ähnliche Aromen wie beim Nasen-Spaß. Viel Herbstlichkeit und herbe Frucht, aber auf eine sehr unprätentiösen, wahrscheinlich eleganten, filigran unaufgeregten Art. Das Tannin war sicherlich abgerundet, aber noch sicherlicher nicht weich. Der Ausdruck „weich“ passt irgendwie nicht so zu diesem Wein. Die Säure zivilisierte sich mit fortschreitender Zeit. Die Konzentration war sehr 2007erisch, was soviel bedeutet wie eher ein wenig leichter und nicht gerade sehr körperbewusst. Ich mochte den Wein mit seiner unaufgeregten, eher herben und mineralischen Art, doch ein wenig mehr Nachhall und Körper hätte ihm sicher nicht geschadet. Dennoch ganz sicher ein guter Pinot Noir, aber wahrscheinlich mit diesem temporal eingegrenzten Eindruck der bis jetzt am wenigsten beeindruckende Oregonese.

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Re: Oregon

BeitragMi 16. Jan 2013, 11:54

und weiter gehts mit den Oregon Pinots ... zu einen ein Aktuellen und zum anderen einen vorweihnachtlich Vergessenen ;)

aktuell: viewtopic.php?f=86&t=1275&p=51134#p51134

The Four Graces Willamette Valley Pinot Noir 2006, Willamette Valley

http://wine-zeit.blogspot.de/2013/01/th ... pinot.html

The Four Graces, Namensgebung bedingt durch die vier hübschen Töchter des Hauses, ist ein für oregonesische Verhältnisse mit ca. 44 ha ziemlich großes Weingut. Neben verschiedenen Pinot Noirs (mehrheitlich aus Pommard und Wädenswil Klonen und in den letzten Jahren immer mehr Dijon Klonen – 114, 115 und 777) aus den AVA's Dundee Hills und Yamhill-Carlton werden auch Basisweine aus Pinot Blanc und Pinot Gris gekeltert. Mein heutiger Wein ist der Entry-Level Pinot Noir des hervorragenden Jahrgangs 2006 aus dem Willamette Valley (also in gewisser und komplett unzureichender Weise vergleichbar mit einem Cote de Beaune bzw. Cote de Nuits) dessen Traubengut hauptsächlich aus der AVA Dundee Hills stammt. Wie bei sehr vielen Weingütern in Oregon hat sich auch bei The Four Graces die biologische und biodynamische Bewirtschaftung durchgesetzt. Seit 2005 werden ständig wachsende Anteile der Weinberge nach biodynamische Richtlinien „beackert“.

Die Farbe des Estate Pinot erschien mir angenehm hell und schon ein wenig vom Alter gebräunt. Ich würde den Farbton durchgehend als ein ins Bräunliche langsam abrutschende Rubinrot beschreiben wollen. Erstaunlich viele Schwebeteilchen konnte ich nicht feststellen. Ich nehme an, dass der Wein filtert wurde. Das Bouquet zeigte Anzeichen eines sehr komplexen Weines. Düfte von nicht ganz frisch gemahlenem Kaffee, leicht matschigen rot-braune Erdbeeren und hell-roten Kirschen, Spuren von heller Milchschokolade, gewisse Assoziationen die ich in die Nähe von mildem Rumkuchen verorten würde und einer beachtlichen Menge von moschusartigen-erdigen Düften, die in dieser Form in Oregon (Dundee Hills im speziellen) gerne mal vorkommen. Nur in diesem Fall vielleicht ein wenig sehr prägnant! Nach vier bis fünf Stunden Stunden meinte ich einen aufkommenden floralen Charakter feststellen zu können. Dies überraschte mich dann doch ein wenig sehr, da sich elegante, frische und erquickliche Eindrücke bis dahin eher sehr zurückgehalten hatten. Naja, war vielleicht schon der etwas erhöhte Alkoholpegel ;-) der mich zu dieser Annahme verführte! Der Geschmack erwies sich, wie es die Nase schon ein wenig zu prophezeien vermochte, als sehr reif-fruchtig. Neben reifen, matschigen Erdbeeren und eher frisch anmutenden hellen und sehr zupackenden Kirschen zeigten sich viele Aromen von kakaoleichter Schokolade, etwas Karamell, nach einigen Stunden etwas Cola und noch mehr Kaffeepulver, sowie wesentlich weniger erdige Noten, als es die Nase vorab vermuten ließ. Die eigentliche Struktur erwies sich als anständig definiert, sehr seidig und nicht mehr ganz frisch*. Die Länge und Qualität des Abgangs war ebenfalls mehr als nur nett, doch die Komplexität der Nase konnte der Geschmack zu keinem Zeitpunkt mehr erreichen. Gewisse überreife Fruchtnoten, und eine leichte akloholische Prägung (13,9%) waren leider evident. Sicherlich ein sehr zufriedenstellender, anständiger und, wie bis jetzt immer in Oregon, von seiner Art sehr eigenständiger Pinot Noir.
Letztlich habe ich noch eine Frage an die Grazien die einiges erklären könnte: *Why plastic?


vergessen: viewtopic.php?f=86&t=1275&start=100

Lemelson Vineyards Thea's Selection Pinot Noir 2008, Willamette Valley

http://wine-zeit.blogspot.de/2012/12/le ... .html#more

Der heutige Pinot Noir trägt den Namen Thea's Selection. Keine Ahnung warum. Ist mir ignoranterweise heute mal egal ;-). Es handelt sich dabei um einen Verschnitt aus verschieden Einzellagen der AVA's Yamhill-Carlton, Dundee Hills und Chehalem Mountains. Produziert wurde das Ganze von Lemelson Vineyards. Wie bei sehr vielen Produzenten in Oregon wird auch hier ausschließlich nach Bio-Richtlinien gearbeitet und so wenig wie möglich im Keller „herumgedoktert“. Gestoßen bin ich auf den Wein durch eine maritime Weinkolumne im Netz. Na schauen wir mal ob die Beschreibung hält was sie verspricht:

Die Farbe der Selektion Thea kam mir für einen Pinot Noir recht dunkel vor. Meiner Ansicht nach mag das mit dem hervorragenden Jahrgang 2008 zu tun haben. Den sehr strahlende Charakter der Farbe fand ich überzeugend. Den etwas auffälligen Wasserrand konnte ich nicht ganz so viel Begeisterung abgewinnen. Mein erster Naseneindruck war ungewohnt. Das erste Mal seit Beginn der Reihe „On the Oregon Trail“ kamen in mir klassische bzw. erwartungstypische „Neue Welt“ Assoziationen auf. Viel Süßfruchtigkeit stand im Zentrum meines ersten Eindrucks. Ein klein wenig Marmelade, viel dunkle Kraft, viele angetrocknete dunkle Kirschen, etwas Holz und ein klein wenig Rauch durften ebenfalls nicht fehlen. Mit fortschreitenden Stunden wurde der Pinot etwas duftiger und attraktiver. Dennoch würde ich das Bouquet als ein wenig eindimensional, breit, aber gefallend gefällig, beschreiben. Der Geschmack war ziemlich ähnlich! Sehr von süßlicher nicht ganz so dunklen Kirschfrucht (weniger angetrocknet) getragen. Zwar sehr angenehm proportioniert, aber ein wenig unaufregend und kantenlos. Immerhin konnte ich keinerlei Marmeladigkeit, Neigung zur breiten Überfrucht oder sonstigem süßlichen Kitsch erschmecken. Das gleiche gilt für den angenehm integrierten Alkohol. Die Säure war für mein Dafürhalten ein klein wenig plump und schwachbrüstig. Schön fand ich, dass zumindest der Geschmack Anklänge von mineralischen Noten aufweisen konnte. Jedoch nicht die für Oregon typischen: erdigen, vulkanischen und herbstlichen Aromen, sondern eher leicht kalkige und rauchige Tendenzen. Die Länge des Abgangs empfand ich als okay, aber nicht weiter berühmt. Alles in allem ein etwas einfach gestrickter Wein von anständiger Qualität. Wahrscheinlich der bis jetzt "schwächste" bzw. am wenigsten beeidruckende Pinot aus Oregon. Noch wahrscheinlicher ist es, dass ich so langsam von einer immer höher werdenen Erwartungshaltung urteile. Daher sollte man sicher nicht so viel auf mein pingeliges Geschwätz geben. Naja, das macht ja sowieso niemand ;-). Immerhin wieder ein komplett anderer Stil. Das ist ja auch was!
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Oh Dae-Su

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Re: Oregon

BeitragFr 15. Feb 2013, 13:43

Und noch mehr Oregon ...

viewtopic.php?f=86&t=1275&p=52681#p52681


...

Arterberry Maresh Dundee Hills Pinot Noir 2007, Dundee Hills AVA

Die Farbe des Dundee Hills Pinot Noir zeigte sich enorm transparent, glänzend und hell. Nur im Kern zeigten sich leichte dunkelrote Reflexe. Der Rand hatte schon so manche ins hellrot-bräunliche gehende Verfärbungen.

Die Nase war die ganzen vier Stunden der Verkostung, das Zeug ging ziemlich fix die Kehle runter, sehr elegant und filigran, war von vielen ins leicht Rosa gehende Blumen geprägt (nicht kitschig parfümiert), zeigte viel leichte dunkle Kirschfrucht, später auch etwas feine Erdbeeraromen, darüber hinaus auch Anklänge von frisch aufgebrühtem Kaffee und natürlich, wie zu erwarten, den klassischen „Oregon Funk“ (in sehr angenehm reduzierter Weise die bis hin in leichte ätherische Noten abgedriftet sind). Nach ca. 3 Stunden meinte ich Düfte von vermeintlicher Kalksteinbeeinflussung (weniger Vulkanstein) zu riechen. Aber wie das so mit dem vermeintlichen Riechen von Mineralien so ist … man kann sich drüber streiten!

Der Geschmack war in der ersten Stunde sehr zurückhaltend und etwas zu sehr säure betont. Seine sehr elegante und leichte Stilistik war zu diesem Zeitpunkt schon eindeutig erkennbar. Nach ca. einer Stunde entfalteten sich Aromen von jungen, sehr klaren und frischen Erdbeeren, einer sehr fein und gekonnt abgestimmten Herbstlichkeit, ganz leicht herben, heu'igen und grünlichen Geschmacksnuancen, einem Hauch von Nougat und einer leichten Infusion von Limonen. Auch leichte Anklänge von Kaffee und dunklen Kirschen fehlten keinesfalls. Die Säure integrierte sich ebenfalls sehr gut ins Gesamtbild und verlieh dem Pinot eine sehr frische, vibrierende und ausgewogene Hintergrundspannung. Die Länge des Abgangs war sehr schleichend, dezent und ausdauernd.

In Verbindung mit einem erstaunlich faden Gulasch aus eigener Produktion konnte der Wein sich in qualitativer Hinsicht sehr gut behaupten. Bitte keine bösen Hintergedanken meinerseits vermuten! Letztlich war für mich der einzige Makel der etwas zu filigrane Körper. Ein Tick mehr Dampf unterm Kessel hätte nicht geschadet. Sonst war der Wein durchaus komplex, war mit einer properen Säure ausgestattet, eher von introvertiertem Gemüt, kühl, sicherlich überaus elegant, zeigte wie schon erwähnt eine sehr ansprechende Länge im Abgang und war vom Stil her – burgundisch (extremst burgundisch, man möge mich für die Verwendung dieses so unsäglich verallgemeinernden und inflationär verwendeten Begriffs niederstrecken :D – ich bin nur zu faul meinen Eindruck detailversessen auszuformulieren und sowieso habe ich heute schon wieder viel zu viel geschrieben). Alle meine Eindrücke zusammengefasst und abgewogen ergeben für mich das Ergebnis eines gerade noch sehr anständigen (+)-(++) Pinot Noir für etwas zu viel Geld! Manch Trinker könnte, wahrscheinlich auch zurecht, den Stil dieses Weines als zu leicht einordnen. Mich hat dieser Wein mit seiner Stilistik sehr überrascht, da Arterberry Maresh anscheinend, laut Literatur & Co., für oregonesische Verhältnisse eine Tendenz zu ziemlich konzentrierteren, etwas warmen und reichhaltigen Weinen hat. Bei diesem Wein konnte ich solch eine Tendenz keinesfalls entdecken. Ich nehme an, dass er sehr stark vom wechselhaften Jahrgang 2007 geprägt war.

http://wine-zeit.blogspot.de/2013/02/ar ... pinot.html


Besten Gruss

Chris
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Re: Oregon

BeitragSa 30. Mär 2013, 09:31

Und noch ein erwähnenswerter Oregonesen Pinot:

viewtopic.php?f=86&t=1275&p=55214#p55214

http://wine-zeit.blogspot.de/2013/03/pa ... eyard.html


Patricia Green Cellars Croft Vineyard Pinot Noir 2007, Willamette Valley

Die Farbe des Croft's erwies sich im Kern als ganz schön dunkel und gesamtgesehen ein wenig trübe. In den koronalen Regionen zeigten sich eindeutige Verfärbungen ins Rotbraune. Die Viskosität fiel mir als erstaunlich leichtschwenking und „luftig“ (12,5 % Alk.) auf.

In den ersten Stunden war das Bouquet stark von Unterholz und vermeintlichen mineralischen Einflüssen (mit dunkler Erde stark verdeckte und feuchte Kieselsteine), falls man die wirklich riechen kann, geprägt. Auch Anflüge vom Vulkanstein beeinflussten Stinkerli waren im geringerem Maße präsent. Nach ca. drei Stunden entwickelten sich, unter Beibehaltung der Unterholzattribute, sehr gut abgestimmte ätherische würzige Züge (keinesfalls alkoholische), etwas Zündholz, erstaunlich viel wärmere Rauchigkeit und eine sehr präsente dunkelkirschige Frucht.

Der Geschmack war von Anfang bis Ende sehr von intensiven mineralischen Beeinflussungen getragen. Sehr viel dunkle Erde, feuchter Stein (weniger kalkige Prägung), Unterholz inkl. viel Laubwerk und eine leicht kräuterig-strohigen Note machten den Wein in den ersten Stunden aus. Die ersten zwei Stunden zeigte sich diese Prägung als sehr herb, streng, nicht wirklich asketisch, da sicherlich ein angenehmes Volumen vorhanden war, und nicht sehr fruchtverwöhnt. Zu diesem Zeitpunkt sollte ich auch nicht die leicht animalische Wildheit des Pinot's unterschlagen. Nach drei bis vier Stunden wachte der Wein so langsam auf und zeigte seine vielseitigen Qualitäten. Neben den durchweg verweilenden mineralischen Noten entwickelte sich eine seriöse und sicherlich streng anmutende Frucht die von dunklen Kirschen und dazu ergänzenden sehr reifen fruchtigen Erdbeeren geprägt war. Auch das Tanningerüst und die Säure arrangierten sich mit dieser Entwicklung aufs feinste. Jetzt hatte der Wein viel Biss, Druck und frische Spannung. Auch die schon mehrfach erwähnte würzige und ein wenig nervige Wildheit trug ihren Teil zum sehr guten (++) Gesamteindruck bei. Ein wirklich gut balancierter, etwas dreckiger, wilder, nicht so eleganter Pinot Noir mit viel freudebringendem Potential! Entgegen der koronalen Farbentwicklung erschien mir dieser Wein noch sehr jugendlich und erst im Anfangsstadium seiner optimalen Trinkphase.

Aus irgendeinem dümmlichen Gedanken heraus :oops: konnte ich nicht davon ablassen diesen Wein mit einem sehr gutem und nicht überkonzentriertem Nuits-St-Georges vergleichen zu wollen. Abgesehen von einigen zweitrangigen Details kam ich in Gedanken stets zu diesem Vergleich zurück. Naja, wie auch immer … für einen Oregon Pinot aus 2007 ein absolutes empfehlenswert!


Besten Gruss

Chris
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Re: Oregon

BeitragMo 6. Mai 2013, 17:15

Mehr Oregon Pinot Noir!

viewtopic.php?f=86&t=1275&p=57324#p57324

Kelley Fox Wines Momtazi Vineyard 2007, McMinneville

Die Anzeichen für weitergehende Begeisterung verdichten sich so langsam mehr und mehr! Auch mein letzter Pinot Noir aus Oregon konnte mich überzeugen. Dieses Mal sogar in außerordentlich hervorhebenswerter Weise. Der Momtazi Vineyard 2007 von Kelley Fox Wines verstand es ein überaus anständiges Maß an Eleganz mit beeindruckender präziser Klarheit an Frucht und mineralischen Eindrücken zu kombinieren. Daher nehme ich es heute ausnahmsweise gerne mal vorweg: Für mich ein fantastischer Pinot Noir! Neben diesem Highlight verkostete ich auch einen Beaune Les Boucherottes 1er Cru 1999 von François Parent und einen überraschenden, wenn auch nicht übermäßig komplexen, Chardonnay S 2008 vom Weingut Ewald Kopp aus der Ortenau. Zunächst aber zurück zum Hauptdarsteller der kleinen Verkostung:


Kelley Stearns Fox ist mittlerweile ein bekannter Name im Willamette Valley. Die gelernte Biochemikerin und Biophysikerin arbeitete (und arbeitet) seit über zehn Jahren als full-time winemaker bei einigen der bedeutendsten Namen im Pazifischen-Pinot-Tal. Seit dem Jahr 2005 (und 2007) bereitet sie unter eigenem Namen exklusive Kleinstmengen an Pinot Noir aus zwei bekannten Weinbergen. Zum einen aus dem Maresh Vineyard in den Dundee Hills und zum anderen aus dem Momtazi Vineyard in der AVA Mc Minneville. Aus letzterem stammt das Traubengut meines heutigen Weins. Die Rebstöcke (Pommard Klone 115 und 114) im Momtazi Vineyard wurden 1998 (!) von der aus Persien stammenden Familie Momtazi (Maysara Vineyards) gepflanzt und werden seit dem nach Demeter zertifizierten Richtlinien biodynamisch bewirtschaftet. Kelley's „Ausbeute“ aus diesem Weinberg betrug im Jahrgang 2007 ganze 1600 Flaschen die im Verhältnis 2 (neu) : 4 (gebraucht) in französischen Barriques ausgebaut wurden. Die Bearbeitung und Bereitung in Weinberg und Keller sind durchweg von manueller Arbeit geprägt. Das geht soweit, dass Kelley ihre Trauben eigenfüßig anpresst!

Die Farbe des Momtazi Vineyard Pinot Noir 2007 war super transparent, sehr klar und zeigte vitale Reflexe von hellem Rubin-Rot. Die Nase zeigte direkt nach dem Aufdrehen was in ihr steckt! Ein sehr tiefgreifende, elegante und ausdrucksstarke Himbeerfrucht gepaart mit Anklängen von sehr dezentem Unterholz, zurückhaltenden Waldbeeren, Spuren von roten Rosen und Veilchen und einem kaum zu vernehmenden und wunderbar eingebundenen Hintergrundrauschen von sauberstem Eichenholz. Was den Geschmack betrifft zeigte der Wein die erste Stunde stramme Säure und sehr zivilisierte und leicht bissige Fruchtaromen. Keine negative Bissigkeit. Eher eine Bissigkeit die viel Direktheit, Ehrlichkeit und Charakter vermittelte. Nach ca. eineinhalb Stunden zeigten sich hoch elegante, fantastisch klare, zugleich leicht und beschwingte, sowie vielschichtige Aromen von Himbeeren, etwas weniger ausgeprägten dunkle Waldbeeren, feinem Kaffee und sehr angenehmen und dezent proportioniertem herbstlichen Unterholz. Die Tiefgründigkeit, Komplexität und Länge des Abgangs liessen zu keinem Zeitpunkt zu wünschen übrig. Auch die Frucht war zu keinem Zeitpunkt überbordend, schreihälsig oder penetrant. Die drei letzteren Begriffe sind wahrscheinlich das Letzte was mir zu diesem Wein je einfallen würde! Noble, kühle und leise Eleganz passen zum Momtazi wesentlich besser! Nun habe ich wohl das Wort mit „E“ etwas überstrapaziös verwendet. Was soll ich machen!?! Es ist nun mal eine Eigenschaft die mir bei Pinot Noir im Normalfall sehr sehr wichtig ist. Und bei diesem Wein zeigte sich diese in jedem Molekül. Mein heutiges Fazit lautet: Vielleicht einer der besten (und saubersten) offen bzw. offiziell biodynamisch produzierten Pinot Noirs in meinem Trinkerleben! Falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte: ein fantastischer (+++) Pinot Noir.
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