Madiran; Pacherenc du Vic Bilh; Tursan und Saint Mont

Hallo Markus,

So, nun zur Cuvee Prestige des Chateau Montus 1997.
Nicht so toll wie der grandiose 98er, aber ein sehr typischer, maskuliner Madiran, den ich nun auch durchaus als ausgewogen bezeichnen möchte.

vielleicht lege ich ja auch einen völlig falschen Maßstab an den Prestige an. Als alter Bordeaux-Gefährte mag ich das Fruchtige eines reifen Merlot. Einer gewissen Sanftheit im Wein bin ich nicht abgeneigt und habe sie auch in den 1998er Montos oder den 2000er Berthoumieu gefunden. Irgendwo habe ich glaube ich auch noch eine Konterflasche 1997. Vielleicht habe ich ihn auch nur zur Unzeit geöffnet. Waren ja erst 14 Jahre vergangen

Beste Grüße,

wolf

den 98er kenne ich zwar nicht, aber den von Wolf erwähnten 97er. Den hatte ich schon ein paar Mal im Glas, zuletzt in 02/2011, der Wein erstaunte mich sehr: einerseits reif vom Bouquet, andererseits staubtrocken mit brutalem Tannin. Ich frage mich, ob so ein Montus überhaupt seine Balance finden kann. Hat jemand auch mit alten Montus Erfahrungen?

Ich hatte vor einigen Jahren mehrere Flaschen 85er Montus die allen traumhaft schön waren. Ob es sich um den "norrmalen" oder den Prestige handelte kann ich leider nicht sagen.

Gruss
David

Hallo Wolf,

ja, das sind schon recht verschiedene Ansätze und damit auch unterschiedliche Sichtweisen. So sehr ich Eleganz und Leichtigkeit beim Riesling liebe, so sehr bevorzuge ich kantige und auch gerne stallige Gesellen beim Rotwein, speziell bei Bordeaux. Und meine Lieblings-Bordoh's kommen meist aus Madiran . Und überhaupt, was sind schon 14 Jahre bei einem Montus ?

Viele Grüße

Markus

Hallo zusammen,

nach Weihnachten hatte ich das Glück, bei einer Blindprobe mit den Hamburger Weinfreunden bei südafrikanischen Rotweincuvées das Wort "Tannat" fallen zu lassen. Dieser grobe Schuss daneben führte zu einer spontan aufgezogenen Flasche Domaine Laffont 2001 Madiran Cuvée Hécate. Die Cuvée Hécate ist die Spitzencuvée der Domaine, 100% Tannat aus sehr niedrigen Erträgen von ca. 70 Jahre alten Reben, ausgebaut 20 Monate in 100% neuen Barriques, abgefüllt ohne Filtration oder Schönung. Ein Händler beschreibt die Cuvée als "the Lord of darkness, the harvester of sorrow, full-throttle, kick-ass tannat!" und das ist für mich mehr als treffend.

Kellerkalt kam der Wein ins Glas, ein zähe Schlieren ziehendes schwarzes Monstrum. Und dann der Duft von Heidelbeeren und Brombeeren, klar und fein, aber auch früh schon Leder, Kaffee, stark eingerösteter Karamell und etwas frisch geteerte Straße. Die Frucht zog sich dann recht flott zurück und machte eher den unfruchtigen Aromen Platz, von Minute zu Minute und Grad Celsius zu Grad Celsius veränderte sich der Wein, auch noch als er schon "Betriebstemperatur" aufgenommen hatte. Im Mund ist das natürlich ein eher harter Brocken mit mächtigem Tannin, aber einem durchaus seidigen Mundgefühl, sozusagen ein in Seide eingewickelter Amboss. Die Länge ist phänomenal. Der Wein hat bei mir bleibenden Eindruck hinterlassen und ich bin Michael als Gastgeber immer noch für das spontane Aufziehen der Flasche dankbar.

Hallo Stephan,

der Wein war in der Tat ein Erlebnis und Dein "faux pas" umso passender, als es ja ein paar Tage vorher diese Restposten-Aktion gab… Heute traf Hecate 2006 bei mir ein und die bereits angesprochene Frage, wann man ihn versuchen sollte, ist nach dem Abend bei Michael noch schwieriger geworden.

Gruß,Kle

Der Hecate ist immer ne sichere Bank hatte über Weihnachten ne Flasche 04er,
enorm wie dunkelbeerig jugendlich frisch der war.
Eine echt leckere Geschichte...

1995 Chateau Montus

Auge: mitteltiefes, frisches Rot, am Rand leicht aufhellend
Nase: zu Beginn leicht verhalten, nach 30-45 Minuten voll geöffnete Nase: dunkel, Kaffee, mit der Zeit von dunkler auf rote Frucht wechselnd. Sehr interessantes Nasenbild, das mich ein wenig an einen jungen Medoc erinnert.
Gaumen: die erste Stunde viel Biß! Leder, Espresso, Cassis, dunkel anmutend. Nach und nach kommen die Tannat-typischen tintig-trockenen Merkmale durch. Das Tannin ist immer noch präsent, bindet sich aber an der Luft immer mehr ein. Zum Schluss dann herber Kirschsaft. Vom Körper her knapp mittelgewichtig. Abgang mittel bis lang.

Fazit: äußerst charaktervoller Tropfen. Ich hab ihn nicht dekantiert, was ich im nachhinein nicht bereut habe, da man so die Entwicklung schön verfolgen konnte. An eine weitere Entwicklung glaube ich eher nicht (evtl. bei der Cuvee-Prestige?!?), aber in diesem Stadium hervorragend zu trinken. 17-17,5/20. Für mich ein sehr gutes PGV!

Gruß
Robert

die weine des madiran hatte ich zwar bisher nicht sehr häufig im glas, aber wenn, dann haben mich die gereiften weine bisher regelmäßig überzeugt und waren durchgängig positive überraschungen (zuletzt waren das der 1993er bouscasse vv, der 1996er bouscasse, der 1995er montus).
da ich hier gern noch die ein oder andere trinkreife flasche nachkaufen würde, interessieren mich die jahrgangseinschätzungen der madiran-experten. welche jahrgänge in den 80er/90er jahren waren denn hier gut, welche sind jetzt trinkreif. sind die guten jahrgänge des bordeaux auch im madiran eher gut ausgefallen, oder gibt es erhebliche abweichungen ?

[thvins]

Hallo Marko,

was du für Bergerac und andere angrenzende AOC´s von Bordeaux noch übertragen kannst, das klappt bei den Pyrenäen AOC´s genau so wenig wie für Cahors und Co.

In den jüngeren Jahrgängen stecke ich leider nicht mehr so drin, aber die drei für mich interessantesten Jahgänge der 90er hattest du grade genannt, 1996 ist wohl jederzeit einen Nachkauf wert, auch 1995 und 1993 waren gut, 1994 ebenso, aber wohl eher noch nicht 100%ig auf dem Punkt, 2000 natürlich auch - und auch 1998 ist mir in positiver Erinnerung. Das letzte Jahrzehnt habe ich aber eher "verschlafen".

Die Frage aber ist eher, wer bietet die richtig Guten aus diesen Jahren noch an?

Beim kleinen Johnson gibt es eine Südwestfrankreich-Tabelle.

Grüsse,

Wolf