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Re: Haltbarkeit von geöffnetem Port

BeitragVerfasst: Mi 12. Jan 2011, 22:13
von Mr. Nebbiolo
Hallo zusammen,

ich habe jedenfalls Sylvester eine 0,375 l Flasche Port geöffnet, die seitdem im Kühlschrank steht und heute ein Glas zur Schokolade getrunken.

Schmeckt einwandfrei, hält also mindestens 12 Tage im Kühlschrank :D

Welcher Portweintyp das ist, weiß ich nicht. Auf der Flasche steht der Erzeuger und 20 Jahre. Schmeckt auf alle Fälle sehr gut.

Re: Haltbarkeit von geöffnetem Port

BeitragVerfasst: Mi 12. Jan 2011, 22:16
von Dionisos
Mr. Nebbiolo hat geschrieben:Hallo zusammen,

ich habe jedenfalls Sylvester eine 0,375 l Flasche Port geöffnet, die seitdem im Kühlschrank steht und heute ein Glas zur Schokolade getrunken.

Schmeckt einwandfrei, hält also mindestens 12 Tage im Kühlschrank :D

Welcher Portweintyp das ist, weiß ich nicht. Auf der Flasche steht der Erzeuger und 20 Jahre. Schmeckt auf alle Fälle sehr gut.


Offenbar ein 20 Years Aged Tawny!

Re: Haltbarkeit von geöffnetem Port

BeitragVerfasst: Mi 12. Jan 2011, 22:54
von robertz
Hallo Dionisos

Nun noch ein Foto mit Beschriftung, diesmal bei Ferreira aufgenommen. Diese Führung habe ich aber eher als Touristenattraktion gratis mitgenommen (Gutschein von Douro-Flußfahrt).
Bild
Die Rubys werden eher in Behältern vom Typ rechts gelagert.
Bild

Hallo Klaus,
Rubys mit der Beschriftung 20 Years kenne ich nicht, es wird sich vermutlich um einen 20 Y Tawny (Jahrgangsverschnitt mit durchschnittlich 20 Jahre alten Tawnys ;) ) handeln. Falls die Farbe nun auch noch eher hell, gereift und transparent erscheint und das Aroma eher Richtung vielschichtige Sekundär- und Tertiäraromen geht, sind das weiter Anzeichen für einen Tawny, welche ja eher oxidativ ausgebaut werden.

Wie schon Armin geschrieben hat, können gute Tawnys locker einige Monaten im Kühlschrank gelagert werden.

Grüsse Robert

Re: Haltbarkeit von geöffnetem Port

BeitragVerfasst: Mi 12. Jan 2011, 23:02
von Dionisos
robertz hat geschrieben:Hallo Dionisos

Nun noch ein Foto mit Beschriftung, diesmal bei Ferreira aufgenommen.


Ah ja...Tawny-Fässer... Das auf dem ersten Bild waren übrigens Colheita-Fässer. Auf dem zweiten Blick habe ich dort jetzt erst die Aufschrift "COL" wie Colheita erkannt.

Re: Haltbarkeit von geöffnetem Port

BeitragVerfasst: Mi 12. Jan 2011, 23:07
von Dionisos
Übrigens hab ich jetzt auf der HP des Portweininstituts ne schöne Übersicht über die Haltbarkeit der verschiednen Port-Typen gefunden:

Vintage: 1 – 2 days
LBV: 4 – 5 days
Crusted: 4 – 5 days
Ruby / Ruby Reserve: 8 – 10 days
Tawny / Tawny Reserve: 3 – 4 weeks
Tawny with an Indication of Age: (10, 20, 30, +40 years): 1 – 4 months (Younger Tawnies should be consumed earlier)
White Port with an Indication of Age (10, 20, 30, +40 years): 1 – 4 months (Younger White Ports should be consumed earlier)
Colheita: 1 – 4 months (Younger wines should be consumed earlier)
Standard White Port, depending on the style: Modern (fresh and fruity) – 8 - 10 days; Traditional (wood matured): 15 – 20 days

Re: Haltbarkeit von geöffnetem Port

BeitragVerfasst: Do 13. Jan 2011, 00:02
von innauen
sehr hilfreich. Vielen Dank Tom.

Grüße,

wolf

Re: Haltbarkeit von geöffnetem Port

BeitragVerfasst: Do 13. Jan 2011, 17:20
von BuschWein
Etwas ist gut... normale Tawnys lagern bis 5 Jahre in kleinen Holzfässern, Aged Tawnys sogar 10 bis 20 Jahre, da dürfte so einiges an Tanninen im Wein landen ohne gleich oxydativ abgebaut zu werden. Ruby Ports haben mit 6 bis 12 Monaten Faßlagerung wohl eher Jungweincharakter.

Das schmeckt man auch... Rubys haben eindeutig fruchtigen Charakter, während Tawnys eine recht kräftige Tanninstruktur aufweisen.

Richtig ist, das Tawnys in kleinen Holzfässern lagern, aber normalerweise nicht in "neuem" Holz, sprich die Fässer sind normalerweise "weingrün", es ist weder ein größerer Tannineintrag gegeben, noch eine deutliche geschmackliche Beeinflussung. Ganz ehrlich ich schmecke den deutlich "tannigeren" Unterschied auch nicht so.

Für mich ist der Hauptunterschied zwischen Ruby und Tawny der, dass die einen deutlich fruchtiger, "weiniger", "süßer" und dunkler sind, die Tawnys eher heller, mehr von oxidativen und reife Aromen geprägt sind. Bei den Rubys und insbesondere bei den jungen Vintages wird das Tannin vielleicht deutlicher von der Frucht und der Süße verdeckt?

Soviel ich weiß werden Tawnys ja auch in kleineren Fässern ausgebaut als die anderen Portweintypen, so daß sie mehr Tannin aus dem Holz ziehen und die Oberfläche, wo die Oxydation stattfindet, im Verhältnis zur Holzkontaktfläche geringer ist.

Auch hier muss ich Dir widersprechen, der Sauerstoffeintrag beim Fass kommt über die ganze Holzoberfläche, deshalb nimmt man bei den oxidativ ausgebauten Ports kleinere Fässer, da so das Verhältnis von Volumen zu Oberfläche hin zu einer größeren Oberfläche verschoben ist. Sprich mehr Sauerstoffeintrag im Verhältnis zum Volumen.

Der entscheidende Unterschied zwischen Tawny und Ruby bleibt die Art des Ausbaus.

Re: Haltbarkeit von geöffnetem Port

BeitragVerfasst: Do 13. Jan 2011, 20:27
von Dionisos
AS Maurer hat geschrieben:
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Für mich ist der Hauptunterschied zwischen Ruby und Tawny der, dass die einen deutlich fruchtiger, "weiniger", "süßer" und dunkler sind, die Tawnys eher heller, mehr von oxidativen und reife Aromen geprägt sind. Bei den Rubys und insbesondere bei den jungen Vintages wird das Tannin vielleicht deutlicher von der Frucht und der Süße verdeckt?


Naja... die oxydativen Aromen sind wohl eher in den Sherrysorten Oloroso und Amontillado zu finden als im Tawny-Port. Auf jeden Fall schmeckt ein Ruby deutlich fruchtiger, weniger strukturiert, während ein guter Tawny sehr komplex strukturiert ist und Aromen von Backpflaumen, Rosinen, Dörrobst, Mandeln und Nüssen aufweist. Säure als Ergebnis oxydativer Prozesse ist hier im Vergleich zu Olorosos oder Amontillados kaum ausgeprägt.

Aber ich will hier auch keine akademische Diskussion um die Tanningehalte verschiedener Sorten gespriteter Weine führen. Mir ging's nur um die Haltbarkeit von geöffneten Ports. Und da scheint der Tawny offenbar mit deutlichen Abstand den meisten Sauerstoff zu vertragen ohne sich geschmacklich zu verändern. Also scheint hier aus einem gewissen Grund die Oxydation des Weins stark gebremst zu sein.

Re: Haltbarkeit von geöffnetem Port

BeitragVerfasst: Do 13. Jan 2011, 21:03
von robertz
Oder aber der eher oxidative Ausbau der Tawnys führt dazu, dass das etwas mehr an Sauerstoff dem Port nicht mehr so sehr/schnell schadet. ;)

Grüsse Robert

Re: Haltbarkeit von geöffnetem Port

BeitragVerfasst: Do 13. Jan 2011, 21:11
von Gerald
Oder aber der eher oxidative Ausbau der Tawnys führt dazu, dass das etwas mehr an Sauerstoff dem Port nicht mehr so sehr/schnell schadet.


glaube ich auch persönlich - zumindest wenn man die Analogie zu Madeira bemühen kann. Der bekommt schon vor der Flaschenfüllung jede Menge Sauerstoff ab, so dass fast alles oxidiert ist, was oxidieren kann. Der hält sich dann auch problemlos monatelang in der angebrochenen Flasche.

Ähnliches gilt ja wahrscheinlich auch für "ganz normale" Weine. Solche, die im großen Holzfass schon kontrollierte Mikrooxidation genossen haben, halten oft besser als die völlig reduktiven Weine.

Grüße,
Gerald