Seite 4 von 4

Re: Portwein

BeitragVerfasst: So 29. Okt 2017, 15:30
von amateur des vins
Wie hier angedroht, gab's gestern

Warre's Vintage 1983

Perfekt eingebundene Tannine und milde Säure. Der Sprit ist gerade erkennbar, aber ebenfalls mild, nichts brennt oder sticht. Die Süße ist sehr dezent, für Port geradezu unauffällig. Aromatisch zeigt sich eine deutliche Feigennote, dazu etwas eingekochte Pflaume und ein wenig Kaffee oder dunkler Kakao. Sehr ausgewogener Gesamteindruck.

Meine beiden Mittrinker erlebten den Wein ganz ähnlich und erwähnten insbesondere die sehr zurückhaltende Süße. Dabei zogen sie auch den indirekten Vergleich zu ihrer Vor-Ort-Verkostung bei Taylor's (ohne Vintage), deren Hausstil ihnen etwas süßer in Erinnerung ist, als es dieses Exemplar Warre's war.

Das beste und zugleich traurige aber war, daß die Flasche den ersten Abend nicht überlebt hat... :ugeek:
Für mich ein großer Wein!

Re: Portwein

BeitragVerfasst: Fr 25. Dez 2020, 18:37
von UlliB
Niepoort Vintage Port 2017 20%Vol. Klar, ein paar Jahrzehnte zu früh geöffnet. Aber ich konnte nicht widerstehen ;)

In eine schlanke Karaffe dekantiert. Schwarz wie die Nacht, ganz schmaler kirschfarbener Rand. In der Nase zunächst sehr zurückhaltend, macht an der Luft zögerlich auf, dunkle Kirsche, dann in Rum eingelegte Pflaumen. Legt an Intensität laufend zu, irgendwann spitzt auch der Alkohol hervor, der sich mit der Frucht und einem schwer zu definierenden herben Element zu einer Art Herrenparfum verbindet (das hört sich jetzt vermutlich negativ an, es ist aber nicht so gemeint: das ist ein wirklich edles Parfum).

Im Gaumen von schier unglaublicher Dichte, geballt, das Tannin ist zwar feinkörnig, aber überaus präsent (gewissermaßen leckt man hier an 400er Schleifpapier), herb, nur wenig süß, von feiner Säure durchzogen, kleidet den Mund völlig aus und klingt sehr, sehr lang nach.

Nach 24 Stunden in der Karaffe am Gaumen unverändert. In der Nase ist ein medizinales, kräuteriges Element zur Frucht hinzugetreten, herber Kräuterlikör, minzig, kühl. Faszinierend.

Das kann man auch jetzt schon mit Genuss trinken, auch wenn's noch völlig embryonal ist. Wird irgendwann ganz, ganz groß und dann vermutlich zur Legende werden - die 99-100 Punkte vom WA und 19,5/20 von JR passen schon. Ich fürchte nur, dass ich die volle Trinkreife nicht mehr erleben werde :cry:

Gruß
Ulli

Re: Portwein

BeitragVerfasst: So 2. Okt 2022, 17:06
von UlliB
Im Herbst gibt es hier in einigen lokalen Bäckereien Hutzelbrot - ein mit getrockneten Birnen ("Hutzeln"), Haselnüssen und diversen Gewürzen hergestelltes, dunkles und süßes Brot. Wenn der Bäcker sein Handwerk versteht, ist das mit Butter bestrichen eine Delikatesse, und dazu passt Port gut. Diesmal gab es:

Taylor's Late Bottled Vintage Port 2011 20%Vol. Der Jahrgang 2011 gilt für Portwein als einer der besten der letzten Jahrzehnte, und man merkt das auch diesem LBV deutlich an, der tatsächlich schon ziemlich Vintage-mäßig rüberkommt. Tiefdunkel, im Kern praktisch schwarz, schmaler kirschfarbener Saum. Obwohl der Wein vier Jahre im Fass lag (bei Vintage sind es nur zwei), ist das Tannin immer noch äußerst präsent, fast ein wenig ruppig. Die Süße wirkt eher moderat, dichte, aber noch etwas unentwickelte Frucht, Pflaume, diese auch etwas gedörrt, einiges an Kraft. Feine Säure.

Zu jung, der braucht noch ein paar Jahre. Was der Regel widerspricht, dass LBV immer trinkreif in die Flasche kommt - der hier nicht. Das lässt erahnen, wie bei Taylor's der Vintage aus diesem Jahr ausgefallen ist, wahrscheinlich ist der etwas für die (nicht vorhandenen) Enkel.

Gruß
Ulli

Re: Portwein

BeitragVerfasst: Do 23. Mär 2023, 21:51
von EThC
...angesichts des Preises von mittlerweile gut 80 Euronen für ein halbes Fläschchen nicht wirklich was, das ich unbedingt nochmal haben muß, zumindest nicht, wenn ich's selbst bezahlen müßte:

Bild

Re: Portwein

BeitragVerfasst: Mo 10. Apr 2023, 21:22
von EThC
...hier noch einer, gefällt mir doch etwas besser als der letzte einen Beitrag weiter oben...

Bild