weingollum33 hat geschrieben:Diese Aussage ist mE ein bisschen missverständlich. Während in den meisten Weingegenden die Einzellage im Sinne des Terroirs besonders "hoch" bewertet wird, ist das bei Portwein mE bisher nur bedingt so. Der VP aus den verschiedenen Lagen (bzw.von den unterschiedlichen Quinta) ist das Top-Produkt der jeweiligen Portweinhäuser. Ein Single-Quinta-VP wird - soviel ich weiß - normalerweise nur dann hergestellt und abgefüllt, wenn kein "normaler" VP produziert wird. Das sind dann in der Regel nicht die Top-Jahrgänge. Ein Single-Quinta-VP liegt preislich deshalb auch unterhalb des normalen VP.
Auch diese Aussage ist missverständlich. Aber ich sehe schon, Ihr wollt es kompliziert - dann bekommt Ihr es jetzt auch kompliziert
Zunächst einmal:
Quinta ist das portugiesische Wort für
Landgut. Einige der Quintas verfügen über ganz erhebliche Rebflächen, jedenfalls über mehr als das, was man in Deutschland oder auch im Burgund größenmäßig noch als "Einzellage" ansehen würde. Insofern ist der weiter oben von Ollie gezogene Vergleich "Quinta = Einzellage" ein klein wenig irreführend.
Die
Portweinhäuser, die häufig englische Namen tragen (Taylor, Graham, Dow, Cockburn, Warre, Croft...) sitzen in Porto / Vila Nova de Gaia, d.h. ein ganz erhebliches Stück entfernt von den Weinbergen. Im deutschen Verständnis würde man diese "Häuser" am ehesten als
Kellerei ansehen.
Die "Häuser" kaufen u.a. Wein von unabhängigen Erzeugern, daneben haben sie aber erheblichen eigenen Besitz im Anbaugebiet, d.h. ihnen gehören etliche Quintas.
In herausragend guten Jahren wird für den Vintage-Port traditionell der Hausname verwendet, d.h. ein Spitzen-Vintage z.B. von Dow rangiert grundsätzlich als "Dow's Vintage Port". In etwas weniger guten Jahren, die man aber immer noch gut genug für die Erzeugung von Vintage Port hält (was mittlerweile die meisten Jahrgänge sind), wird stattdessen der Name einer einzelnen Quinta verwendet, die zu Dow gehört und meistens die besten Weine im Verschnitt liefert, bei Dow ist das regelmäßig die
Quinta da Bomfin. Die anderen Häuser halten das gleich, z.B. Taylor --> Vargellas, oder Graham --> Malvedos. Insofern stellen hier die "Single Quinta Vintages" tatsächlich nicht die besten Weine dar, sondern nur das zweite Register.
So weit, so gut. Nun gibt es aber Quintas, die von den Handelshäusern unabhängig sind und ihren Wein selber vermarkten, und zwar unter dem Namen der Quinta. Bekanntestes und lange existierendes Beispiel ist die
Quinta do Noval, es gibt aber auch etliche andere wie z.B.
Romaneira oder
Vale Dona Maria , und im Rahmen einer gewissen Portwein-Renaissance werden es in den letzten Jahren deutlich mehr. Bei diesen ist der Single Quinta Vintage mit dem Namen der Quinta tatsächlich der beste Vintage des Hauses. Einige Erzeuger haben für etwas schwächere Vintages ein Zweitlabel, so erzeugt die Quinta do Noval den
Silval.
Es kommt also darauf an: bei den "Häusern" ist der Single Quinta Vintage nicht der beste Wein, bei den unabhängigen Erzeugern aber schon. Das bedeutet im Endeffekt, dass man als orientierter Konsument wissen muss, ob eine Quinta einem der Portweinhäuser gehört oder aber unabhängig ist.
In die ganze Geschichte scheint aber bei den Häusern mittlerweile etwas Bewegung zu kommen, da die bisherige Handhabung in einer Weinwelt, die eine geographisch engere Herkunftsbezeichnung mit höherer Qualität gleichsetzt, kontraintuitiv ist (siehe Ollies Beitrag). Die Symington-Gruppe, der gleich mehrere der oben genannten Häuser gehören, hat die
Quinta do Vesuvio aus ihrem übrigen Portfolio herausgeschält und behandelt sie so, als wenn sie unabhängig wäre. Taylor scheint Vargellas aufwerten zu wollen, Graham den Malvedos. Es bleibt also interessant zu beobachten.
Sorry, das war jetzt etwas länger - aber wie gesagt: ihr wolltet es kompliziert,
eh voilà, es ist kompliziert...
Gruß
Ulli