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Vintage Portwein 2009 - Verkostungsnotizen (VKN)

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PassionPort

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Vintage Portwein 2009 - Verkostungsnotizen (VKN)

BeitragMi 30. Mai 2012, 11:04

Klassich oder Überbewertet? Auf jeden Fall außergewöhnlich - Vintage Port 2009

Eines steht bereits jetzt fest, 2009 ist seitens der Deklarationshistorie einer der ungewöhnlichste Jahrgang seit 1931. Damals machte, sicherlich auch als Folge der Weltwirtschaftskrise, nur eine handvoll Shipper einen Vintage Portwein. Diese hatten ein wirklich glückliches Händchen. Wie wir heute wissen gilt 1931 als einer der besten Jahrgänge des 20.Jahrhunderts und der 1931 Noval - Nacional ist bis heute der teuerste je verkauft Port (5900 Dollar auf einer Auktion 1988).

Bilder und weitergehende Informationen befinden sich auf meiner Webseite: http://www.passion-port.de

De facto entschieden sich in 2011 die großen als auch die kleinen Häuser für Vintage Port ganz unterschiedlich. Während die Fladgategruppe und Niepoort einen klassischen Vintage Port erzeugten, entschlossen sich die Symingtongruppe (mit Ausnahme einer geringen Menge Warre) sowie Sogevinus für Single Quinta Vintage Ports, dagegen ließen Noval und Sogrape den Jahrgang komplett aus. Viele kleinere Häuser sowie die klassichen Single Quinta Weingüter produzierten in kleinen Mengen Vintage Ports, eine beachtliche Anzahl zog jedoch auch den Jahrgang 2008 vor (zB Quevedo oder Vale Meao).

Nachdem ich nun zu verschiedenen Gelegenheiten die meisten der Weine mehrmals, teilweise blind, verkostet habe, bin ich der Meinung, dass 2009 ein sehr gutes Jahr für Vintage Ports ist. Einige Weine sind ausgezeichnet, auch wenn man generell sagen muss, dass von allen Weingütern, aufgrund der niedrigen Erträge, eher kleine Mengen produziert wurden. Die besten Weine sind im Bukett äußerst verschlossen und zeigen sich körperreich am Gaumen mit einer unglaublich konzentrierten, kräftigen, aber nicht eindimensionalen Frucht sowie einer tollen Struktur die von präsenter, aber moderater Säure und einer ordentlichen Portion Tannine getragen wird. An diesen Ports werden wir bestimmt die nächsten fünf Jahrzehnte viel Freude haben. Im Unterschied dazu sind die 2007er weniger körperreich und fruchtig, sowie eher elegant und mutmaßlich früher zugänglich. Ich persönlich würde, bei den Häusern die beide Jahrgänge deklariert haben, die 2009er gegenüber den 2007ern vorziehen. In gut 25 Jahren sollten wir schlauer sein, aber 2007 hat sich die Spreu schon eher vom Weizen getrennt und es gibt neben vielen guten auch einige mittelmäßige Ports (was natürlich auch daran liegt, dass quantitativ wesentlich mehr VP in 2007 produziert wurde). Die Stars des Jahrgangs 2009 sind für mich Niepoort, Fonseca und Taylor, die ich bei 19 sowie 18,5 (93-95) Punkten sehe. Dahinter folgen für mich Burmester -Quinta do Arnozelo, Croft und Quinta do Vesuvio.

Meine Notizen (in alphabetischer Reihenfolge):

BURMESTER Q. do Arnozelo 2009 VP: Überraschung des Jahrgangs. In der Nase eine sehr schöne florale und fruchtige Note, die sich am Gaumen ebenfalls wiederspiegelt. Brombeeren, Kirsche und Johannisbeeren dominieren, wirken aber nicht "dropsig" sondern werden von einer guten Struktur mit eleganten und präsenten Tanninen sowie einer schönen Säure begleitet. Langer Abgang, ich bin sehr gespannt, wie sich dieser Port die nächsten Dekaden weiterentwickelt.
CROFT 2009 VP: Sehr verschlossenes Bukett, braucht Zeit, stark konzentriert, jedoch recht Brombeerfruchtig, mittlere - starke Süße, moderate Tannine, langer Abgang. Spätestens seit 2003 ist Croft wieder on the top, auch wenn er sicher nicht so langlebig sein wird wie seine "Schwestern" Taylor und Fonseca.
DOW Senhora da Ribeira 2009 VP: Schönes Bukett aus Brombeeren und Veilchen. Am Gaumen recht Säurehaltig, mittlerer Körper und mit deutlicher Süße und Fruchtdominanz, was für Dow eher untypisch ist. Trotzdem ein guter Single Quinta Port.
DUORUM Vinha Castelo Melhor 2009 VP: Schwarzrot mit leichtem Purpurrand, extrem verschlossenes Bouquet. Am Gaumen zunächst fruchtige Waldbeeren und Schwarzkirsche, mittlerer Süße, voller Körper, dann kommen im Abgang mächtige, fast rustikale Tannine. Von seiner Machart ein klassischer Vintage Port, derzeit schwer zu beurteilen. Das Projekt Duorum, welches mit dem Jahrgang 2007 Premiere im Portsektor feierte, sollte man auf jeden Fall im Auge behalten.
FONSECA 2009 VP: Einer meiner Favoriten - majestätisch und klassisch. Wie Taylor extrem konzentriert und mächtiger Körper, allerdings Fruchtbetonter (Brombeere, Heidelbeeren) und mit deutlicher, fast herber Säure, die jedoch Komplexität schafft und diesen Port Schluck für Schluck interessant macht, langer Abgang, gutes Tanningerüst.
NIEPOORT 2009 VP: Äußerst verschlossenes Bukett, braucht Zeit. Am Gaumen auch noch verschlossen, dahinter ist aber eine mächtige und konzentrierte Struktur erkennbar. Komplex und Interessant, fruchtige Noten eher im Hintergrund, dafür tolle Kräuternoten sowie Schokolade am Gaumen. Dezente Säure harmonisiert sehr gut, langer Abgang.
Quinta do PASSADOURO 2009 VP: Schwarzrot in der Farbe, Bouquet ist verschlossen. Am Gaumen mittlerer Körper, schöne konzentrierte Waldbeeren werden von leichter Säure und einer guten, aber nicht mächtigen Tanninstruktur getragen. Es fehlt ein wenig an Vielschichtigkeit, aber dennoch ein guter Vertreter dieses Jahrgangs.
PORTAL 2009 VP: Ordentlicher VP mit sehr gutem Preis-Genuss-Verhältnis. Kräftiger Körper mit präsenten Tanninen und schöner hintergründiger Waldfrucht. Schöne Struktur bei moderater Süße, es fehlt ein wenig an Komplexität.
Quinta SAO JOSE (SJ) 2009 VP: Auf diesem Weingut im Cima Corgo werden seit 2006 eigene Rotweine sowie ein Vintage Port produziert, der bisher außerhalb Portugals kaum in Erscheinung getreten ist, was wohl auch an der geringen Menge von nur 2000 Flaschen liegen dürfte. Offene fruchtige Nase, dahinter leichte Säure. Am Gaumen zunächst recht süß und von eher leichtem - mittlerem Körper. Schöne Brombeer- und Himbeerfrucht, die jedoch wenig konzentriert ist. Dieser Port ist bereits jetzt vollends zugänglich, wenige Tannine, vermutlich für den amerikanischen Markt zugeschnitten, wird kein Dauerläufer (jetzt bis 2024).
Quinta de SEARA D´ORDENS 2009 VP: Nur eine Kurznotiz. Recht fruchtige Nase, die sich am Gaumen bestätigt, dazu moderater Süße und schöne Harmonie am Gaumen. Hat weder Konzentration und Komplexität der Besten aber für den kurzfristigen Verbrauch (2016-2024), schön zum trinken.
TAYLOR 2009 VP: Extrem konzentriert und Körperreich, wirkt mächtig am Gaumen, noch äußerst verschlossen, Waldbeerenfrucht im Hintergrund, dazu tolle pfeffrige Würze, mittlere Süße, starke, aber harmonierende Tannine.
Quinta do VESUVIO 2009 VP: Interessantes, angenehmes Bukett mit fruchtigen Noten, sowie leichter Säure. Am Gaumen mittlere Süße und eine gute Mischung aus schwarzer Johnnisbeere und Brombeere, mediterranen Kräutern, Säure und Tanninen. Nicht zu konzentriert aber sehr gut gelungen.
WARRE 2009 VP: Verhaltenes, leicht süßliches Bukett. Am Gaumen meines Erachtens starke Süße. die für Warre unüblich ist. Ziemlich von Kirsch und Johannisbeerfrucht dominiert, dahinter leichte Würze und überraschend wenig Tannine. Schön zu trinken, aber ob er die Ausdauer manch anderer 2009er hat?

Anmerkung: 1) Graham Malvedos, Cockburn Canais und Dow Bomfim werden von den Symingtons noch nicht auf den Markt gebracht, sondern für ca. 10-12 Jahre zunächst zurückgehalten.
2) Die von mir getroffenen VKN stellen eine Momentaufnahme dar, die einen Anhaltspunkt zu meiner Einschätzung der Weine gibt. Bei einigen Ports hatte ich keinen Einfluss auf Dekantierzeit und konnte auch nicht die Entwicklung über mehrere Tage verfolgen und hatte somit keine Bedingungen für eine faire Beurteilung. Daher habe ich auf die Veröffentlichung von Punktwerten verzichtet.
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Barrique-Haus

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Re: Vintage Portwein 2009 - Verkostungsnotizen (VKN)

BeitragDo 17. Apr 2014, 15:16

Bulas - Vintage Port 2009

http://barriquehaus.de/2014/04/barrique ... g-zum-108/

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Insbesondere die erstklassige Balance und Struktur dieses grandiosen Ports. Super Stoff mit viel Spannung und Potential. Die Nase sehr intensiv, süß und ins Warme gehend. Süße, hochreife und getrocknete dunkle Frucht (Cassis, Brombeere, Schwarzkirsche) sowie feine Zartbitterschokolade. Dazu eine perfekt integrierte, ungemein animierende Altholzwürze. Lakritz, haufenweise Gewürze, Süßholz und ein paar getrocknete Kräuter/Pflanzen. Im Hintergrund auch Spuren von Tabak, Kakao, Brotkruste und Karamell. Vielschichtig und Tiefe zeigend. Power und Konzentration. Dabei schlank wirkend mit guter Frische. Lebendig und spielerisch. Elegant und gefühlvoll. Sehr gekonnt balanciert. Verlockend und begehrenswert. Am Gaumen zunächst kühl und deutliche Mineralität ehe die warme und süße Frucht aufspielt. Enorm feinsaftig, samtig, galant und subtil. Grandiose Struktur und Abstimmung. Hat Schliff. Sehr kraftvoll, fest und dicht. Gute Frische. Präsente, sehr feine Gerbstoffe. Die vielschichtige Aromatik setzt sich beeindruckend fort. Der Abgang schmelzig, sehr gut und sehr lang. Enorm nachhaltig, fest und komplex. Deutlicher Alkohol und Süße.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 15-16°C), verkostet im "Riesling Grand Cru" (Riedel Sommeliers)
Viele Grüße
Das Barrique-Haus

http://barriquehaus.de/

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