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Subskription - Pro und Contra

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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UlliB

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Re: Subskription - Pro und Contra

BeitragSa 17. Jun 2023, 17:28

Als langjähriger Subskribent von Bordeaux-Weinen (seit 1987) hier meine Sichtweise zum Thema:

Finanzielles Risiko: ja, ich bin mir dessen bewusst. Es hat in der Vergangenheit ja auch schon einige Fälle gegeben, in denen der Wein nicht geliefert wurde und das Geld futsch war; mich hat davon glücklicherweise keiner getroffen. Ich subse grundsätzlich nur bei solchen Händlern, die schon sehr lange im Geschäft sind, und bei denen es noch nie Berichte zur Nichtauslieferung gegeben hat. Mir ist klar, dass auch das keine 100%ige Sicherheit bedeutet, aber das Restrisiko nehme ich.

Wirklich handfeste Gründe sehe ich für eine Subskription nur zwei:

- Sonderformate (Halbflaschen, Magnums und Großformate), die man später entweder nicht oder nur zu erheblichen Aufpreisen bekommen kann. Merkwürdigerweise bekommt man bei verfügbaren Weinen die Magnums noch deutlich einfacher als die Demis, welche für die nun nicht so seltenen Ein- oder Zweipersonenhaushalte wesentlich passender sind.
- marktenge Weine, d.h. Weine von kleineren Betrieben, für die es Nachfrage gibt und die man später in der Flasche kaum noch finden kann. Im Bordelais nicht so sehr häufig, aber geben tut es das auch.

Was "finanzielle Vorteile" betrifft, ist die Subskription inzwischen ein ziemlich unsicheres Geschäft geworden. Natürlich gibt es immer noch Weine, bei denen der Subspreis deutlich unter dem Preis des selben Weins lag, nachdem der in Flaschen verfügbar war. Und ganz gelegentlich (selten) gibt es auch Jahrgänge, in denen sich eine Subskription auch in der Breite gelohnt hat, zuletzt 2019. Aber in den allermeisten Fällen liegt der Preis der abgefüllten Weine zeitnah nach der Auslieferung genau auf dem Subskriptionspreis oder ganz unwesentlich darüber, und seitdem es für Geld wieder Zinsen gibt, setzt man rechnerisch dann eher zu.

Darüber hinaus häufen sich die Jahrgänge, in denen viele Weine in Abverkaufsaktionen von den Händlern unter den Subspreisen auf den Markt geworfen werden, im Moment passiert das mit den 17ern, absehbar wird das in zwei oder drei Jahren mit den 21ern auch so sein. Das waren zwar zwei kleinere Jahrgänge, aber es gibt keinerlei Garantie, dass das nicht auch mit guten Jahrgängen passiert. Wer 2010er subskribiert hatte (ohne Zweifel war das ein großer Jahrgang) stand jahrelang sehr tief in den roten Zahlen.

Ein weiterer, eher schwacher Grund ist, dass man die Weine "direkt vom Chateau" bezieht und die nicht irgendwo auf der Welt herumgegondelt sind. Die 2021er werden im Moment gerade abgefüllt (so wie die 2020er vor einem Jahr) und unmittelbar nach der Abfüllung den Logistikern übergeben. Wo und unter welchen Bedingungen sich die Weine dann befinden, bevor sie in Deutschland in 10 bis 15 Monaten ausgeliefert werden, weiß kein Kunde. Einen relevanten Unterschied zu einem Kauf kurz nach der Auslieferung sehe ich da nicht.

Mich motiviert noch ein ganz anderer Grund, Bordeaux zu subsen: Bequemlichkeit :oops:

Ich sehe alle Angebote aus einem Jahrgang in einem sehr engen Zeitfenster. Da ich als langjähriger Bordeauxtrinker sehr gut weiß, was mir gefällt, und das eine oder andere mich vielleicht aus reiner Neugier zusätzlich interessiert, kann ich das Ganze in "einem Aufwasch" kaufen und damit meine Bordeaux-Käufe in einem Jahr fast komplett erledigen. Da muss ich nicht später irgendeinem Wein "hinterherjagen", den ich gerne gehabt hätte.

Gruß
Ulli
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Rieslingfan

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Re: Subskription - Pro und Contra

BeitragSa 17. Jun 2023, 18:41

Eine bisher nur wenig angebotene alternative zur Subskription ist "NFT", aber nicht mein Ding.
Gruß Markus
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EThC

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Re: Subskription - Pro und Contra

BeitragSa 17. Jun 2023, 19:05

Rieslingfan hat geschrieben:Ein Risiko sehe ich in meinem Fall nicht, denn ich erhalte durch das Weingut schließlich eine Reservierungsbestätigung und Rechnung und im Anschluss eine Bestätigung des Zahlungseingangs.
...das nützt Dir im Falle der Nichterfüllung erst mal gar nix bzw. hätte mindestens ärgerliche Nachlauferei zur Folge. Risikolos? Vielleicht eher ein bißchen naiv... :?: :?
Viele Grüße
Erich

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EThC

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Re: Subskription - Pro und Contra

BeitragSa 17. Jun 2023, 19:13

UlliB hat geschrieben:Mich motiviert noch ein ganz anderer Grund, Bordeaux zu subsen: Bequemlichkeit :oops:
...das kann ich allerdings äußerst gut verstehen! :D
Viele Grüße
Erich

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Rieslingfan

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Re: Subskription - Pro und Contra

BeitragSa 17. Jun 2023, 20:23

EThC hat geschrieben:
Rieslingfan hat geschrieben:Ein Risiko sehe ich in meinem Fall nicht, denn ich erhalte durch das Weingut schließlich eine Reservierungsbestätigung und Rechnung und im Anschluss eine Bestätigung des Zahlungseingangs.
...das nützt Dir im Falle der Nichterfüllung erst mal gar nix bzw. hätte mindestens ärgerliche Nachlauferei zur Folge. Risikolos? Vielleicht eher ein bißchen naiv... :?: :?


Für naiv halte ich mich nun wirklich nicht, vermutlich hast du aber die für mich relevanten Fakten nicht gelesen...

Worin besteht denn für dich das grundlegende Problem, bzw, das Risiko zwischen einer Bestellung die du direkt tätigst und bezahlst und einer Subskription die du ebenfalls direkt bezahlst, den Wein aber erst zum zuvor angegebenem Zeitpunkt geliefert bekommst.?
Gruß Markus
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amateur des vins

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Re: Subskription - Pro und Contra

BeitragSa 17. Jun 2023, 20:54

Rechnungskauf?

Wenn man natürlich immer Vorkasse zahlt, ist der Unterschied überschaubar.
Besten Gruß, Karsten
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Re: Subskription - Pro und Contra

BeitragSa 17. Jun 2023, 22:38

Rieslingfan hat geschrieben:Worin besteht denn für dich das grundlegende Problem, bzw, das Risiko zwischen einer Bestellung die du direkt tätigst und bezahlst und einer Subskription die du ebenfalls direkt bezahlst, den Wein aber erst zum zuvor angegebenem Zeitpunkt geliefert bekommst.?
...wie eins weiter oben schon geschrieben: bei einer normalen Bestellung zahle ich in der Regel nach erhaltener Lieferung, also Geld gegen nutzbaren Gegenwert. Oder per Paypal, da habe ich für einen gewissen Zeitraum Käuferschutz (90 Tage?), der in den paar Fällen, wo ich ihn bisher bemüht habe, auch anstandslos funktioniert hat. Bei einer Subskription habe ich außer ein bißchen Papier erst mal nichts wirklich Belastbares, das im Falle der Nichterfüllung sicher weiterhilft, jedenfalls nicht ohne Heckmeck. Und im Falle einer Insolvenz schaut man als Kleingläubiger in der Regel auch mit dem Ofenrohr ins Gebirge...
Viele Grüße
Erich

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jessesmaria

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Re: Subskription - Pro und Contra

BeitragSo 18. Jun 2023, 00:00

EThC hat geschrieben:Und im Falle einer Insolvenz schaut man als Kleingläubiger in der Regel auch mit dem Ofenrohr ins Gebirge...


Hältst du es denn wirklich für realistisch, dass gestandene Weinhändler wie z. B. Lobenberg (der ja ein ganz gutes Sub-Angebot hat) innerhalb von zwei Jahren insolvent gehen?
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EThC

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Re: Subskription - Pro und Contra

BeitragSo 18. Jun 2023, 10:59

jessesmaria hat geschrieben:Hältst du es denn wirklich für realistisch, dass gestandene Weinhändler wie z. B. Lobenberg (der ja ein ganz gutes Sub-Angebot hat) innerhalb von zwei Jahren insolvent gehen?

Ja :!:

Du weißt ja in der Regel nichts über die Interna der Firmen, für Außenstehende ist die Gefahr einer Insolvenz eigentlich nur in Ausnahmefällen anhand von Indizien abschätzbar und da muß man schon sehr aktiv hinschauen; eine Firma in Schwierigkeiten wird Dir bei der Bestellung auch kaum mitteilen, daß Du es Dir mit der Vorauskasse besser nochmal überlegen solltest.
Signifikant erhöht ist die Insolvenzgefahr z.B. bei Mittelständlern, welche sich gerade in einem Generationswechsel befinden, was für Dein zitiertes Beispiel ja zutrifft...
Viele Grüße
Erich

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Lars Dragl

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Re: Subskription - Pro und Contra

BeitragSo 18. Jun 2023, 15:47

Hallo!

Ja, das sieht man als Kunde nicht kommen, wenn so ein Händler insolvent geht. Da gäbe es dann bei uns aber sicherlich gleich Interessenten für eine Übernahme.

Was mir hier noch fehlt, ist die Frage nach dem Stil der Weine. Da kann man bei den Weinschreiberlingen zwar einiges rauslesen, doch ein genaues Bild ergibt sich erst mit etwas Wein im Mund. Z.B. sind einige 09er GCC in meinem Keller gelandet, die mir bisher alle sehr gut gefallen und deren Qualität ich nie in Abrede stellen würde. Wenn ich die Weine jedoch vorher hätte probieren können, hätte ich nicht so viel gekauft bzw. gesubst. Das spielt in diesem Fall keine Rolle, weil diese Weine gut verkauft werden können, vor allem in Sonderformaten, doch gebraucht hätte ich sie eigentlich nicht. Das sind wir wieder bei "haben will", welches der Primeur-Zirkus stets gut zu befeuern weiß.

Meine Erfahrungen mit Parker-Weinen sind leider auch nicht so dolle. Bei mir liegt einiges im Keller, von dem ich persönlich finde, dass es überreif, überextrahiert, überholzt, überpreist und alkohollastig ist. Teilweise echt nicht zu trinken. Chasse Spleen 1996 habe ich trotz mieser Parker-Bewertung gekauft und der hat mir immer geschmeckt. Parker hat einigen Winzern und sich selbst einen Gewinn beschert, mich hat er als Leser schnell verloren; für mich war er keine Bereicherung. Kopfschütteln löst bei mir noch immer der Hype um die 03er C9dP aus. Was ich hatte, habe ich schnell wieder veräußert. Die Winzer brauchten dort nach dem 02er wohl Hilfe.

Herzliche Grüße

Lars
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