Wie wichtig ist euch das Etikett einer Weinflasche

Liebe Freunde, Kollegen, Weinliebhaber
unser Weingut steckt aktuell mitten in einem Generationswechsel – mit allen Höhen und Tiefen
Es scheint gerade vermehrt Jungwinzer zu geben – die ich der "Generation Riesling" zuordnen würde – welche bereit sind Neues auszuzprobierren und gleichzeitig auf ein starkes Erscheinungsbild setzen, wie zB Juliane Elle juwel-weine.de oder Martin Tesch weingut-tesch.de.

Wie seht ihr diese Fokusierung auf "ausdurckstarke" Weine gepaart mit einem "starken" Auftritt.
Wie wichtig ist euch das Etikett einer Weinflasche?

Viele Grüße
Chris

Hallo Chris!

Ich trinke gerne deutschen Riesling und kaum andern Weißwein. Für mich ist die "Verpackung" zweitrangig. Entscheidend ist für mich der Inhalt. Allerdings bin ich ein Freund von Schraubverschlüssen, da man gerade bei filigranen Rieslingen mit wenig Restzucker jeden Fehlton merkt. Ich kenne ein paar GG von Gunderloch, die auch mit Schraubverschluss eine super Figur machen. Von Tim Fröhlich hatte ich gerade zwei korkende Schiefergestein 2018. Davon werde ich nichts mehr kaufen. Wenn man diesen Stil konsequent zu Ende führt, dann sollte ein Schraubverschluss auf die Flachen, auch wenn ich dann ggf. karaffieren muss.
Tatsächlich kenne ich weder Weine von Frau Eller, noch von Herrn Tesch. Die Etiketten kenne ich aber schon und mich sprechen sie nicht an. Die Etiketten von Julian Haart finde ich auch nicht schön, davon kaufe ich mir trotzdem immer mal wieder etwas. Von Markus Molitor habe ich immer gerne Rieslinge gekauft und das Etikett ist doch relativ einfach.
Wein hat, zumindest für mich als Konsument, auch was mit Bauchgefühl zu tun und deshalb würde ich dir raten, nicht zu sehr auf Effekthascherei zu setzten, sondern lieber in deine Weine und weniger in deren Verpackung zu investieren. Anpassen und modernisieren ist schon o.k., aber lass dein Produkt sprechen. Ist meine Meinung als Riesling-Trinker. Der Gelegenheitsweinfreund sieht das vielleicht ganz anders.
Leider ist mein letzter Eser schon Jahre her.

Viel Erfolg und herzliche Grüße

Lars

Hallo Chris,

ein Weinflaschenetikett sollte einen Wiedererkennungswert haben!

Jedoch , welche Zielgruppe habe ich ?
Will ich provozieren?
oder
Will ich als Winzer vermitteln, was mir wichtig ist?


Vielleicht:
• Tradition, wenn vorhanden
• den Bezug, den man zum Wein hat, ob das nun die Herkunft des Weinguts , ...der Lage oder
vielleicht auch des Ausbaus

• Oder ist einem das alles garnicht wichtig und es steht einfach der Genuss im Vordergrund?

Ich finde in jedem Fall, man sollte sich mit seinem Etikett identifizieren können.

Eine andere Frage stellt sich jedoch generell:
Sollte man bei einem Generationswechsel ueberhaupt das Weinflaschenetikett wechseln?
Ja, wenn man mit der Vergangenheit abschließen und 'alles' erneuern will!
Vielleicht ist eine Weiterentwicklung des Etiketts, ein noch besseres Herausstellen der Werte
die richtige Lösung.

Kontrekt zu deiner Frage: Ich erkenne einen ausdrucksstarken Wein nicht am Etikett,
sondern am Duft und am Geschmack!

Gruß Adi

Wir haben gerade auf unsere Webseite eine Umfrage zu unseren Etiketten und zum Erscheingungsbild aufgesetzt.
Nachdem Tobias Eser jetzt das Weingut jetzt in 3. Generation übernommen hat, möchten wir auch - entsprechend unserer Möglichkeiten - das Erscheinungsbild verbessern.

Über jegliches Feedback sind wir dankbar!
https://www.weinguteser.com
https://forms.gle/6ApTWt2v5WpfopXr5

Lasst mich wissen was ihr gut bzw. schlecht findet, was fehlt euch an Informationen.
Herzlichen Dank
Chris

PS: als kleines Dankeschön: €5 Rabatt Code: ESER2020 für den Fall dass ihr mal wieder einen Eser trinken möchtet

Hi Chris,

ich denke, die "Wichtigkeit" des Etiketts hängt sehr von der Zielgruppe ab. Ein Wein-Nerd kennt seine Vorlieben wird sich -sofern er denn einen Blindkauf macht- vorher informiert haben, wie der Winzer arbeitet etc... Dann rückt das Etikett in den Hintergrund. Aber selbst dann beeinflusst die Ästhetik des Etiketts natürlich -wenn auch evtl unbewusst/ungewollt- unsere Kaufentscheidung.

Da ich selbst mit deutschen Weinen bislang noch nicht soo viel am Hut habe, bin ich also jemand, den das Etikett durchaus beeinflusst Um mal bei deinen beiden Beispielen Juwel und Tesch zu bleiben: die Etiketten von Juwel empfinde ich als recht gelungen. Eine gewisse schlichte Eleganz, sehr hoher Wiedererkennungswert, fast schon etwas zu karg, aber...passt. Will man ein eher junges Publikum ansprechen, das Wert legt auf Qualität und auch bereit ist, für diese Geld auszugeben, fährt man damit sicherlich recht gut. Die Etiketten von Tesch haben zwar auch einen hohen Wiedererkennungswert, ich empfinde sie aber als etwas zu klotzig/schwer/bunt/überladen/weniger elegant...

Eine andere Frage stellt sich jedoch generell:
Sollte man bei einem Generationswechsel ueberhaupt das Weinflaschenetikett wechseln?

Sehr gute Frage Adi Leider wurde in unserem Fall sehr schnell entschieden. Darum bemühe ich mich gerade - jetzt leider im Nachhinein Informationen einzuholen wo wir gerade stehen und in welche Richtung wir uns weiter entwickeln sollten.

Moin,

ein Etikett ist so wie eine Marke, es sollte einen Wiedererkennungswert haben. Das Etikett muß nicht unbedingt "schön" sein (und über Geschmack läßt sich bekanntlich trefflich streiten). Mein Paradebeispiel in diesem Zusammenhang sind die Weinetiketten von Knoll. Man kann sie toll finden oder auch nicht: jeder kennt sie!

Wenn ihr schon die Etiketten neu machen wollt, wäre mein Vorschlag, das Design auf jeden Fall durchgehend zu machen, d.h. nicht für unterschiedliche Weine unterschiedliche Etiketten.

Die Aussage

Wein hat, zumindest für mich als Konsument, auch was mit Bauchgefühl zu tun und deshalb würde ich dir raten, nicht zu sehr auf Effekthascherei zu setzten, sondern lieber in deine Weine und weniger in deren Verpackung zu investieren.

kann ich zudem nur zu 100 % unterstützen.

Im Übrigen stoßen mich die "witzigen" Weinbezeichnungen mittlerweile eher ab, das Thema ist für mich auch zu abgedroschen. Wichtig ist "im Glas".

Hallo Chris!

Also, von eurem Weingut hatte ich noch nichts im Glas. Es "esert" ja auch ordentlich im Rheingau. Zur Umstellung der Etiketten kann ich euch nur beglückwünschen. Ich habe im Internet eine alte Flasche von euch gesehen und da konnte man nun wirklich nicht mehr viel falsch machen

Grüße

Lars

Wenn ich Wein beim Händler oder beim Erzeuger kaufe, ist mir das Etikett nicht so wichtig. Ich achte allerdings schon auch darauf, welchen Eindruck das bei mir macht: Altbacken/peppig/überladen/schlicht usw.
Für mich ein sehr gutes Beispiel, wie man sowas machen kann, sind die Etiketten von Stephan Steinmetz nach dem Motto „Vom Muschelkalk in die Flasche”. Sehr hoher Wiedererkennungswert, für mich zeitlos elegant.
Würde auch im LEH sofort auffallen, falls man daran denkt, dort Fuß zu fassen - unabhängig davon, ob ein Kunde die Assoziation mit dem Muschelkalk hat.

Gruß
Oswald

Zunächst einmal: Willkommen! Jeder Winzer hier ist grundsätzlich eine Bereicherung.

Vieles wurde ja schon genannt...

Wir Nerds hier sind sicher nicht repräsentativ. Ich versteige mich aber auch nicht zu der Behauptung, Etiketten seien mir komplett egal, auch wenn das mein Ideal ist. Bei mir hängt es vom "Weg zum Wein" ab: Wenn ich hier einer Empfehlung folge, ist mir das Etikett komplett egal. Ebenso, wenn ich irgendwelchen hochangesehenen Winzern hinterherprobiere. In den seltenen Fällen aber, in denen ich im Laden vor einem Regal unbekannter Weine stehe und mich nicht anhand "innerer Werte" durchfragen kann, schließe ich nicht aus, daß es mich beeinflussen könnte.

Ich gehe sehr davon aus, daß weniger nerdige Weintrinker viel stärker und weit überwiegend nach dem Etikett kaufen. Wenn ich so manchmal Verkaufsgespräche befreundeter Händler mithöre...