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Qualitätsstufen

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UlliB

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Re: Qualitätsstufen

BeitragDi 28. Apr 2020, 11:01

EThC hat geschrieben: Eine der marketingtechnischen Folgen daraus: nach meiner subjektiven Einschätzung stehen Anzahl und Größe von Bio-Labeln auf den Etiketten in umgekehrt proportionalem Verhältnis zur Qualität des Inhalts! :o
Wobei Bio und sensorische Produktqualität nichts, aber auch gar nichts miteinander zu tun haben. Das sind zwei konzeptionell völlig getrennte Kategorien.

Natürlich wird von interessierter Seite postuliert, dass biologisch produzierte Lebens- und Genussmittel besser schmecken als konventionell erzeugte Produkte. Aber postulieren kann man halt viel... in der Anfangszeit biologischer Weinerzeugung war es tendenziell sogar genau anders herum - viele Bioweine waren einfach nur gräßlich, da die korrekte Ideologie das handwerkliche Können ersetzen sollte. Heute würde ich im Großen und Ganzen sagen: über alle Marktsegmente hinweg betrachtet gibt es da keine relevanten Unterschiede mehr.

Mir persönlich ist es im Laufe der Jahre dennoch wichtiger geworden, mehr biologisch erzeugte Produkte zu konsumieren. Dabei geht es mir weniger um die schmeckbare Qualität, und auch nicht um den Schutz meiner Gesundheit, sondern um ökologische Aspekte. Und bei allen Schwächen und Lücken, die die EU-Richtlinie hat (und von denen einige sehr wohl durch einige höherwertige Biolabels wie z.B. Bioland geschlossen werden), sehe ich da schon einen Schritt in die richtige Richtung.

Gruß
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EThC

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Re: Qualitätsstufen

BeitragDi 28. Apr 2020, 11:27

UlliB hat geschrieben:Heute würde ich im Großen und Ganzen sagen: über alle Marktsegmente hinweg betrachtet gibt es da keine relevanten Unterschiede mehr.

...das würde ich auch so sehen. Unbestätigten Gerüchten zufolge soll es in Einzelfällen ja auch so sein, daß ein und derselbe Wein -der z.B. von Mertes industriell hergestellt wird- unter 'zig Namen vermarktet wird (für jeden Discounter halt ein anderer) und dazu noch verschiedene Produktsparten wie "Standard", "bio" und vor allem "vegan" bedient werden; die unterscheiden sich dann halt durch's Etikett und insbesondere beim Preis. Inwieweit da tatsächlich auch Biowein mal entsprechend billiger in der Standard-Sparte verramscht wird, sei mal dahingestellt, aber bei den explizit als "vegan" verkauften Sachen, kann ich mir gut vorstellen, daß der Begriff alleine gerne ein bis zwei Eurönchen extra pro Flasche bringt. Belege habe ich dafür aber keine, deshalb "Gerücht"...
UlliB hat geschrieben:Mir persönlich ist es im Laufe der Jahre dennoch wichtiger geworden, mehr biologisch erzeugte Produkte zu konsumieren. Dabei geht es mir weniger um die schmeckbare Qualität, und auch nicht um den Schutz meiner Gesundheit, sondern um ökologische Aspekte.

Völlig d'accord! Aber: die ganzen Bio-Sachen, die ich im Keller habe, tragen die Hinweise auf "bio" etc. meist entweder nur sehr klein und verschämt auf der Rückseite oder man findet sie gar nicht darauf und erfährt nur über die Heimseite der Winzer, daß sie biologisch arbeiten und / oder entsprechend zertifiziert sind (v.a. bei französischen Winzern, wobei manche auch nur inoffiziell "bio" sind).
Viele Grüße
Erich

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UlliB

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Re: Qualitätsstufen

BeitragDi 28. Apr 2020, 11:41

EThC hat geschrieben:[...] aber bei den explizit als "vegan" verkauften Sachen, kann ich mir gut vorstellen, daß der Begriff alleine gerne ein bis zwei Eurönchen extra pro Flasche bringt.
Heißt "vegan" denn automatisch auch "bio"? - Eigentlich bedeutet vegan doch nur, dass bei der Herstellung eines Produktes keinerlei tierische Materialien verwendet wurden - bei Wein betrifft das im Wesentlichen den Ausschluss von zwei sonst üblichen Schönungsmitteln, nämlich Hühnereiweiß und Gelatine. Ich hatte gedacht, dass deshalb auch ansonsten koventionell (nicht-bio) produzierte Weine als "vegan" etikettiert werden können, wenn die Weinbereitung ohne tierische Materialien erfolgt ist. Ist das nicht so?

Gruß
Ulli
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olifant

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Re: Qualitätsstufen

BeitragDi 28. Apr 2020, 11:51

UlliB hat geschrieben:
EThC hat geschrieben: Eine der marketingtechnischen Folgen daraus: nach meiner subjektiven Einschätzung stehen Anzahl und Größe von Bio-Labeln auf den Etiketten in umgekehrt proportionalem Verhältnis zur Qualität des Inhalts! :o
Wobei Bio und sensorische Produktqualität nichts, aber auch gar nichts miteinander zu tun haben. Das sind zwei konzeptionell völlig getrennte Kategorien.

Natürlich wird von interessierter Seite postuliert, dass biologisch produzierte Lebens- und Genussmittel besser schmecken als konventionell erzeugte Produkte. Aber postulieren kann man halt viel... in der Anfangszeit biologischer Weinerzeugung war es tendenziell sogar genau anders herum - viele Bioweine waren einfach nur gräßlich, da die korrekte Ideologie das handwerkliche Können ersetzen sollte. Heute würde ich im Großen und Ganzen sagen: über alle Marktsegmente hinweg betrachtet gibt es da keine relevanten Unterschiede mehr.

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Gruß
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1+ ... genau so sehe ich das auch. Auf den Punkt gebracht.
Grüsse

Ralf

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VillaGemma

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Re: Qualitätsstufen

BeitragDi 28. Apr 2020, 15:25

UlliB hat geschrieben:
Heißt "vegan" denn automatisch auch "bio"? - Eigentlich bedeutet vegan doch nur, dass bei der Herstellung eines Produktes keinerlei tierische Materialien verwendet wurden - bei Wein betrifft das im Wesentlichen den Ausschluss von zwei sonst üblichen Schönungsmitteln, nämlich Hühnereiweiß und Gelatine. Ich hatte gedacht, dass deshalb auch ansonsten koventionell (nicht-bio) produzierte Weine als "vegan" etikettiert werden können, wenn die Weinbereitung ohne tierische Materialien erfolgt ist. Ist das nicht so?

So kenne ich das auch. Vegan hat zunächst einmal nichts mit Bio zu tun. Und bei Geschmack bin ich auch bei Dir...inzwischen gibt es sehr gute Weine, die zertifiziert sind. War nicht immer so! Das gilt jedoch für viele Produkte...so auch Käse und Wurst.
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VillaGemma

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Re: Qualitätsstufen

BeitragDi 28. Apr 2020, 16:00

thvins hat geschrieben:Irgendwo in den letzten Beiträgen fielen hier 2 Begriffe:
1. Lobbyismus (und wer hat eine Lobby? Nicht der kleine Ökowinzer und auch nicht der kleine Händler, sondern die großen Agrarkonzerne, die Wein-Großerzeuger ud die großen und mächtigen Händler (bzw. Ketten))

Hallo Thorsten,

ich war das. Ich denke, das geht genau in die Richtung, den Vertrieb von Bio so sperrig wie nur möglich zu machen. Was macht das bei Wein sonst für einen Sinn, dass der Händler oder die Bar zertifiziert sein muss. Das ist vollkommen daneben. Verhindert aber schön, das zB Jaume sich mit dem Bio-Label schmücken kann...Ziel erreicht. Oder dass der Wiskey-Händler abgemahnt wurde :roll: ...totaler Wahnsinn.

VG,
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EThC

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Re: Qualitätsstufen

BeitragDi 28. Apr 2020, 16:23

UlliB hat geschrieben:Heißt "vegan" denn automatisch auch "bio"?

Nö, natürlich nicht, den Eindruck wollte ich auch nicht erwecken. Ist nur eine weitere Zielgruppe, die da angesprochen wird. Massenweine sind in der Regel per se vegan, weil bei der industriellen Fertigung schon aus Kostengründen keine tierischen Stoffe verwendet werden. Es sei denn, man müßte da auch d'rauf achten, daß ja kein Käfer oder Wurm mit in die Presse wandert. Wie beim Apfelsaft und Olivenöl auch, gibt's ja ebenfalls in "Standard" und "vegan", letzteres dann häufig mit Aufpreis...
Viele Grüße
Erich

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UlliB

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Re: Qualitätsstufen

BeitragDi 28. Apr 2020, 16:34

EThC hat geschrieben:
UlliB hat geschrieben:Heißt "vegan" denn automatisch auch "bio"?

Nö, natürlich nicht, den Eindruck wollte ich auch nicht erwecken. Ist nur eine weitere Zielgruppe, die da angesprochen wird. Massenweine sind in der Regel per se vegan, weil bei der industriellen Fertigung schon aus Kostengründen keine tierischen Stoffe verwendet werden. Es sei denn, man müßte da auch d'rauf achten, daß ja kein Käfer oder Wurm mit in die Presse wandert. Wie beim Apfelsaft und Olivenöl auch, gibt's ja ebenfalls in "Standard" und "vegan", letzteres dann häufig mit Aufpreis...
Danke für die Erläuterung. Aber gerade, weil es so ist, wie Du schreibst ("Massenweine sind in der Regel per se vegan") und man die insofern eigentlich alle damit etikettieren könnte, kann ich mir nicht vorstellen, dass das die von Dir vermuteten "ein oder zwei Euro" extra pro Flasche bringt - das wäre bei Discounterweinen ja schon ein ganz enormer Mehrpreis. Ich vermute, dass sich der finanzielle Zusatznutzen da doch arg in Grenzen hält.

Aber wer weiß? Im nahegelegenen Supermarkt wurden vor einigen Wochen einige Weine am Regal ausdrücklich als "glutenfrei" beworben. Ist ja auch nicht falsch, sondern nur völlig sinnbefreit :lol:

Gruß
Ulli
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niers_runner

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Re: Qualitätsstufen

BeitragDi 28. Apr 2020, 16:47

Mir ist seit einigen Jahren wichtig, dass der Winzer auf Herbizide, wie Glyphosat verzichtet. Hier muss man aber den Aussagen des Winzers vertrauen, deshalb kaufe ich immer mehr Bio Rieslinge. Besonders gut gefallen mir in dem Zusammenhang die Rieslinge von Phillip Wittmann. Dabei habe ich auch kein Problem ein paar Euronen mehr für die Flasche zu bezahlen.

Beste Grüße

Peter
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EThC

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Re: Qualitätsstufen

BeitragDi 28. Apr 2020, 17:25

UlliB hat geschrieben:Danke für die Erläuterung. Aber gerade, weil es so ist, wie Du schreibst ("Massenweine sind in der Regel per se vegan") und man die insofern eigentlich alle damit etikettieren könnte, kann ich mir nicht vorstellen, dass das die von Dir vermuteten "ein oder zwei Euro" extra pro Flasche bringt - das wäre bei Discounterweinen ja schon ein ganz enormer Mehrpreis. Ich vermute, dass sich der finanzielle Zusatznutzen da doch arg in Grenzen hält.

...da wär' ich mir nicht so sicher! Es wird ja eine Unmenge von Wein in der 2 bis 5 Euronen-Klasse verkauft, über die Masse generiert sich da einiges an Umsatz. Wenn man da einen -wenn auch eher kleinen, aber wohl doch feinen- Anteil davon als "vegan" deklarierte Ware an die diesbezüglich sensible Kundschaft für "ein paar Dollar mehr" verhökern kann, wird das auch gemacht.
Unterschiedliche Aufmachungen für unterschiedliche Zielgruppen mit eben auch unterschiedlichen Preisen für ein und das selbe Produkt gibt's ja nicht nur beim Wein, wird bei Marmelade, Waschmittel, Kochtöpfen und und und ja auch praktiziert...
Viele Grüße
Erich

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