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Kork: Immer ein ungenießbarer Wein?

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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Michl

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Kork: Immer ein ungenießbarer Wein?

BeitragSa 23. Nov 2019, 20:13

So, jetzt oute ich mich einmal in einer Weise, die peinlich sein kann, aber mir egal: Schon seit vielen Jahren ist mir bewusst, dass ich zu den Weinliebhabern gehöre, die nicht besonders sensitiv auf Kork reagieren. Nicht annähernd habe ich die Korkrate, die andere postulieren, und nach gut 25 Jahren "aufmerksamen" Weinkonsums glaube ich nicht mehr an pures Glück. Ich nehme Kork, zumindest leichten Kork, eben nicht wahr, zumindest stört er mich nicht. Heute habe ich jedoch einen 2004er Blagny (La piéce sous le bois) von Matrot geöffnet (bzw ich habe diesen verf..., drecksa..., hundsverreckten Bröselkork entfernt) und glaube eindeutig einen korkenden Wein im Glas zu haben: Es riecht nach sehr nassem Holz, etwas muffig, positiv formuliert "erdig", der Wein wirkt drüber raus (auch portig). Aber er schmeckt weder deutlich bitter noch auffällig adstringierend. Ganz im Gegenteil: Er schmeckt mir gut und die Frucht ist auch noch da.
Wie geht das euch? Nehmt ihr Kork immer auch geschmacklich wahr? Ist ein korkender Wein für euch immer ungenießbar? Um es zu konkretisieren: Ich spreche nicht von einem oxidierten Wein, ein solcher ist natürlich nicht mehr zu trinken....
Zuletzt geändert von Michl am Sa 23. Nov 2019, 20:32, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße

Michl
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stollinger

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Re: Kork: Immer ein ungenießbarer Wein?

BeitragSa 23. Nov 2019, 20:31

Hi Michl,

bei mir ist es gerade andersrum. Wenn ich einen (stark) korkenden Wein habe, dann ist in der Regel der ganze Weinabend für mich gelaufen. Ich bekomme den TCA Ton nicht mehr aus der Nase. Ich empfinde den Geruch als sehr unangenehm und es verleidet mir jeglichen weiteren Genuss.

Grüße, Josef
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amateur des vins

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Re: Kork: Immer ein ungenießbarer Wein?

BeitragSa 23. Nov 2019, 21:02

Ich hatte in der jüngeren Vergangenheit zwei Weine, bei denen das TCA (oder TBA) für mich an der Wahrnehmungsgrenze war. So ein Wein ist nicht per se ungenießbar - er ist vor allem stumpf und ausdrucksarm. Im Zweifel ist das noch blöder als "Vollkork", weil man meinen könnte, es wäre normal, daß der Wein so schlecht ist. That said: Wenn "die Frucht noch da ist", halte ich Kork für eher unwahrscheinlich.

Im übrigen stimme ich nicht überein, daß oxidierter Wein "natürlich nicht mehr zu trinken" sei. Das hängt bei mir vom Grad der Oxidation ab; die Übergänge sind da ja fließend. Und obwohl ich nicht der größte Sherry- oder Madeira-Fan bin, haben die schließlich auch ihre Berechtigung. ;)
Besten Gruß, Karsten
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puschel

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Re: Kork: Immer ein ungenießbarer Wein?

BeitragSa 23. Nov 2019, 21:19

Hallo Michl,
gar nicht peinlich - Wahrnehmungen, Empfindungen sind unterschiedlich
und werden unterschiedlich stark empfunden.
Bei mir ist es ähnlich wie bei Josef, ich bekomme diese Fehlnote , den Korkfehler nur schwer aus der Nase
und vom Gaumen und auch beim (zum) nächsten Wein, nehme ich diese Fehlnote noch sensorisch mit.
Liegt natürlich auch an der Stärke des auftretenden Fehltons.
Bei einem nur leicht wahrgenommenen Korkschmecker, d.h. wenn ich nicht sicher bin,
ist dieser 'Muffton' ein Korkschmecker - dieser wird bei Luft, bei höherer Weintemperatur verstärkt.
Michl freu Dich, wenn deine Nase auf diesen 'Weinfehler' nicht so heftig reagiert.
Da bist du mir gegenüber klar im Vorteil :D
Gruß Adi
Save water, drink riesling
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austria_traveller

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Re: Kork: Immer ein ungenießbarer Wein?

BeitragSa 23. Nov 2019, 22:01

Servus Michl,
Ich hab auch ein massives Problem mit dem Korkgeschmack.
Selbst wenn es in der Nase noch geht und der 1. Schluck am Anfang noch ganz passabel ist im Mund, so ist es spätestens im Abgang vorbei. Ich bekomme den Geschmack nicht mehr weg von der Zunge.
Korkige Weine entsorge ich nur im Ausguß - selbst zum Kochen verwende ich die nicht mehr.

Ich beneide dich eigentlich um dein "nicht"-schmecken von leichten Korkern - bei mir waren es schon einige feine Weine, die ich im Ausguß entsorgt habe 8-)
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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EThC

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Re: Kork: Immer ein ungenießbarer Wein?

BeitragSa 23. Nov 2019, 22:02

Ich hab' zum Glück nur sehr wenige Korkausfälle, dennoch erkenne ich die Korker recht sicher, auch wenn's eher leichter Befall ist. Insbesondere dann funktioniert's manchmal, den Korkmuff mit Frischhaltefolie zu eliminieren. Bei älteren Sachen bekommt man damit zwar manchmal den Muff weg, aber es bleibt dann doch häufig nur eine müde Suppe übrig. Meine Erfolgsquote, den Wein damit wieder genießbar zu machen, liegt gefühlt bei ca. 30 %; nicht so viel, aber einen Versuch ist's -zumal bei jüngeren Weinen- allemal wert. Nur sollte man dennoch nicht davon ausgehen, daß man dann wieder den "Originalgeschmack" hat, denn in irgendeiner Weise hat das TCA sicher Spuren hinterlassen...
Viele Grüße
Erich

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Bernd Schulz

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Re: Kork: Immer ein ungenießbarer Wein?

BeitragSa 23. Nov 2019, 22:07

Michl hat geschrieben:So, jetzt oute ich mich einmal in einer Weise, die peinlich sein kann, aber mir egal: Schon seit vielen Jahren ist mir bewusst, dass ich zu den Weinliebhabern gehöre, die nicht besonders sensitiv auf Kork reagieren.


Damit du dich nicht so alleine fühlst, oute ich mich auch: Mir geht es genauso wie dir! Die Schwelle, ab der ich TCA deutlich wahrnehme, liegt ziemlich hoch.

Michl hat geschrieben:Ist ein korkender Wein für euch immer ungenießbar?


Nein, nicht immer. Wenn der Korkton von mir nur vage wahrgenommen wird, trinke ich den betreffenden Wein noch. Bei richtig stark ausgeprägtem TCA-Muff versuche ich, die ganze Flasche oder notfalls nur einen Teil davon zu verkochen. In einer Weinsauce, die ordentlich gekocht hat, schmecke ich das Problem nicht mehr. Und ich bin ja bekanntlich ein geiziger Mensch.... :oops:

Herzliche Grüße

Bernd
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Der Wein-Schwede

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Re: Kork: Immer ein ungenießbarer Wein?

BeitragSa 23. Nov 2019, 23:21

JA!
Der bitterer Korkgeschmack in einem Wein ist immer eine Schei..e! :evil: :evil: :evil:
Braucht keiner!

Heute Abend einen Wahnsinns-Pinot Noir (ohne Kork!) genossen.
Domaine Agathe Bursin Pinot Noir Strangenberg 2012.
Sauerkirchen, Kräuter, Lakritz, Tabak, superkomplex, ewig lang, ausgewogen.
Ein Pinot Noir der Meisterklasse - mühelos auf Huber GG Niveau (wächst nur 50 km davon weg)
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Re: Kork: Immer ein ungenießbarer Wein?

BeitragSo 24. Nov 2019, 00:02

Bernd Schulz hat geschrieben:Bei richtig stark ausgeprägtem TCA-Muff versuche ich, die ganze Flasche oder notfalls nur einen Teil davon zu verkochen. In einer Weinsauce, die ordentlich gekocht hat, schmecke ich das Problem nicht mehr.

Ich schon... :cry:
Viele Grüße
Erich

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Der Wein-Schwede

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Re: Kork: Immer ein ungenießbarer Wein?

BeitragSo 24. Nov 2019, 13:55

Michl hat geschrieben:Wie geht das euch? Nehmt ihr Kork immer auch geschmacklich wahr? Ist ein korkender Wein für euch immer ungenießbar? Um es zu konkretisieren: Ich spreche nicht von einem oxidierten Wein, ein solcher ist natürlich nicht mehr zu trinken....

Hallo Michl,

werde versuchen heute ein bisschen "seriöser" zu antworten (gestern war ich gerade von einem fantastischen Pinot Noir aus Elsass exaltiert).
Für mich hat Kork immer (stark oder nur wahrnehmbar) einen sehr bitteren und scharfen Ton. Es gibt gar nichts positivies darüber. Dieser Korkton überschattet und verdrängt alle andere Aromen in dem Wein. Wenn nur wenig Korkton, ja dann kann man noch die anderen Aromen im Wein noch finden - aber schlechter wird der Wein immer.

Letztes Wochenende war ich bei einem fantastischen Abendessen (das Weingut Huber/Knewitz/Gut Hermannsberg Winzeressen im Restaurant Adler in Lahr/Rechtenbach). Dort haben zwei feine Weine an der zweiten Hälfte des Menüs nacheinander uns mit Kork erwischt. Zuerst der Knewitz WB Eselspfad 2016 und danach der Bernard Huber Spätburgunder GG Schlossberg 2009 aus der Magnumflasche - oje… :(
Kork ist Kork - aber vielleicht ist man da unterschiedlich empfindlich - bei mir ist es doch so dass ich einen Wein auch mit dem kleinsten Korkton nicht trinken möchte.

Ich wünsche noch einen schönen Sonntag.
Rolf

PS. Im Restaurant Adler hat man uns neue Flaschen geholt - auch eine Magnum Huber Schlossberg 2009. :)
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