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Weinflaschen werden knapp

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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amateur des vins

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Weinflaschen werden knapp

BeitragDi 19. Mär 2019, 09:43

SPON-Artikel

Was ich mich jetzt frage: Wird sowas normalerweise just-in-time geregelt? Heißt das, daß die 2018er im Mittel länger in Faß oder Tank liegen?
Besten Gruß, Karsten
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EThC

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Re: Weinflaschen werden knapp

BeitragDi 19. Mär 2019, 11:16

...solang's hauptsächlich grüne Literflaschen und Weißglas betrifft, wär's für den anspruchsvolleren Wein ja nicht so schlimm. Aber gerade die Basisware muß bei den Winzern ja verläßlich zum Verkauf parat sein, ist bei vielen ja das Rückgrat des Betriebs.
Da drängt sich bei mir mal wieder die Frage nach dem Pfandflaschensystem auch für Weinflaschen auf. Gerade im Basisbereich und vor allem beim Liter sollte das doch kein unüberwindbares Problem darstellen, da ist die Flaschenvielfalt ja nicht so groß bzw. muß nicht so groß sein...
Viele Grüße
Erich

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Muellimov

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Re: Weinflaschen werden knapp

BeitragDi 19. Mär 2019, 11:24

Hallo Erich,

Schau mal auf den Webseiten von Flaschen Wittmer (von denen beziehe ich auch meine Flaschen), die im verlinkten Artikel erwähnt werden. Und dann klicke mal auf das "+"-Symbol mit "weitere Produkte laden" und staune.

https://www.flaschenwittmer.de/flaschen ... deaux.html

Und das sind nur die Bordeaux-Varianten!

Hier noch Schlegel:
https://www.flaschenwittmer.de/flaschen ... legel.html

Und Burgunder:
https://www.flaschenwittmer.de/flaschen ... under.html
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EThC

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Re: Weinflaschen werden knapp

BeitragDi 19. Mär 2019, 11:37

...das ist mir schon klar, daß es irrsinnig viele Flaschenformen im Angebot gibt. Das ist ja letztlich das Ergebnis der Tatsache, daß es hier keine Pfandpflicht gibt, auch nicht in Quotenform. Auch in Anbetracht der Tatsache, daß Wein ja anders als Mineralwasser viel häufiger über die Landesgrenzen wandert, muß man sehen, daß das nicht problemlos umsetzbar ist, wenn man auf das Gesamtsortiment schaut. Deshalb würde ich mich zuerst auf den Basiswein konzentrieren, also Liter und Gutswein. Da wird mengenmäßig am meisten umgesetzt und ich gehe mal davon aus, daß hier zumindest der Export aus D nicht die ganz große Rolle spielt. Wenn das Thema an den richtigen Stellen angepackt würde, könnte da auch was praktikables dabei herauskommen. Aber wenn man das von vornherein mit Bedenkenträgerei angeht, wird da nie was d'raus...
Viele Grüße
Erich

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niers_runner

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Re: Weinflaschen werden knapp

BeitragDi 19. Mär 2019, 15:12

EThC hat geschrieben:Wenn das Thema an den richtigen Stellen angepackt würde, könnte da auch was praktikables dabei herauskommen. Aber wenn man das von vornherein mit Bedenkenträgerei angeht, wird da nie was d'raus...

Genau das scheint mir das Problem zu sein. In D wird immer zuallererst geprüft, warum irgendwas nicht geht.

Beste Grüße

Peter
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UlliB

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Re: Weinflaschen werden knapp

BeitragDi 19. Mär 2019, 17:03

EThC hat geschrieben:...das ist mir schon klar, daß es irrsinnig viele Flaschenformen im Angebot gibt. Das ist ja letztlich das Ergebnis der Tatsache, daß es hier keine Pfandpflicht gibt, auch nicht in Quotenform. Auch in Anbetracht der Tatsache, daß Wein ja anders als Mineralwasser viel häufiger über die Landesgrenzen wandert, muß man sehen, daß das nicht problemlos umsetzbar ist, wenn man auf das Gesamtsortiment schaut. Deshalb würde ich mich zuerst auf den Basiswein konzentrieren, also Liter und Gutswein. Da wird mengenmäßig am meisten umgesetzt und ich gehe mal davon aus, daß hier zumindest der Export aus D nicht die ganz große Rolle spielt. Wenn das Thema an den richtigen Stellen angepackt würde, könnte da auch was praktikables dabei herauskommen. Aber wenn man das von vornherein mit Bedenkenträgerei angeht, wird da nie was d'raus...

Hört sich zwar zunächst gut an, stößt aber in der Umsetzung auf eine Fülle von praktischen und rechtlichen Problemen.

1. Die Umsetzung würde voraussetzen, per Rechtsverordnung die zulässigen Flaschenformen und -farben zu normieren und so anzahlmäßig zu begrenzen (freiwillig wird das nicht geschehen). Für Liter würde das gehen, für die von Dir vorgeschlagenen Gutsweine aber schon nicht mehr, denn "Gutswein" ist ein rechtlich nicht definierter Begriff. Entweder müsste man also alles erfassen, reduzieren und vereinheitlichen (viel Spaß) oder rechtlich klar definierte Abgrenzungen im Sortiment schaffen (noch viel mehr Spaß). Ob das Ganze dann am Ende noch rechtsfest ist, kann man sehr bezweifeln (siehe auch Punkt 2.).

2. Eine deutsche Rechtsverordnung würde zwangsläufig nur die deutschen Erzeuger treffen. Österreichern, Franzosen, Italienern, Spaniern etc. kann sie sch...egal sein. Auf Grund der prinzipiellen Warenfreizügigkeit in der EU kämen deren Flaschen weiterhin so und in aller Diversität zu uns, wie sie sind - und nichtdeutsche Weine machen auf dem deutschen Markt etwa 60% des Gesamtvolumens aus. Eine EU-weite Normierung bzw. auch nur eine Recyclingpflicht für Weinflaschen kann man knicken, die ist nie und nimmer durchsetzbar. Damit bliebe das Problem rein bei den deutschen Erzeugern hängen. Und die würden darob wegen Benachteiligung im Wettbewerb vor Gericht ziehen, und spätestens beim EuGH wäre dann Schluss mit einem deutschen Sonderweg.

3. In der praktischen Umsetzung bliebe das Problem, wie man die Rücknahme organisiert. Wasser, Wein und Softdrinks besorgt man sich im lokalen Handel und gibt das Leergut dort zurück, aber Wein kommt sehr häufig über Versender oder direkt von Erzeugern, die schon mal hunderte Kilometer entfernt sitzen. Alles Leergut per DHL / DPD / Hermes etc. zurück an den Lieferanten? - Wäre ja wohl der ökologische Wahnsinn. Alternativ den lokalen Einzelhandel verpflichten, Leergut zurückzunehmen, zu sortieren und sortenrein gebündelt zu expedieren, für das er im Gegenzug vorher keine Ware verkauft hat? Nochmals viel Spaß. Der ließe sich das entweder sehr gut bezahlen, oder das endet auch erstmal vor Gericht.

4. Am Ende bliebe noch ein weiteres Problem: die Reinigung der Flaschen. Im existierenden Recyclingsystem für Wasser, Bier etc. erledigt das grundsätzlich der Abfüller. Bei Wein geht das aber nicht ohne weiteres: eine Flaschenreinigungsmaschine, die nach heutigen Hygienestandards reinigt und auch die sehr fest sitzenden Selbstklebeetiketten abbekommt, kostet schon im kleinen Format einen fünfstelligen Betrag. Das können kleine Betriebe nicht wuppen, und eine alternative manuelle Reinigung ist wohl kaum eine Lösung. Das heißt: man müsste erstmal zentralisierte Dienstleister etablieren.


Vorstellbar und wünschenswert ist vieles, praktisch umsetzbar aber deutlich weniger. Und ökologisch gibt es wesentlich dringendere Probleme als Weinflaschen. Selbst wenn die mal nicht im Altglas landen sollten, schwabbeln sie nicht jahrelang im Meer rum. Und abgesehen davon, dass man sich an Splittern schneiden kann, ist Glas ein inertes und ziemlich umweltkompatibles Material.

Gruß
Ulli
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niers_runner

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Re: Weinflaschen werden knapp

BeitragMi 20. Mär 2019, 10:27

tja, das sind in der Tat schlagkräftige Argumente.

Beste Grüße

Peter
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EThC

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Re: Weinflaschen werden knapp

BeitragMi 20. Mär 2019, 10:40

niers_runner hat geschrieben:tja, das sind in der Tat schlagkräftige Argumente

...in erster Linie ist das die in meinen Augen typisch deutsche Herangehensweise an jegliche Problemstellung: eine Viertelstunde über mögliche Showstopper nachdenken und dann weiter im gleichen Trott wie bisher. Stillstand pur! Kein Wunder, daß in diesem unseren Lande nix, aber auch gar nix mehr voran geht, auch wenn die K... schon deutlich mehr am dampfen ist als bei diesem zugegebenermaßen eher kleinen Problem...
Das mußte jetzt raus, weil ich gerade ziemlich viele Themen habe, bei denen unser D- und EU-Rechtswust alles blockiert...
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Erich

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UlliB

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Re: Weinflaschen werden knapp

BeitragMi 20. Mär 2019, 11:28

EThC hat geschrieben:Das mußte jetzt raus, weil ich gerade ziemlich viele Themen habe, bei denen unser D- und EU-Rechtswust alles blockiert...

Natürlich kann man sich ein autokratisches System a la China wünschen, welches ohne Rücksicht auf die Beteiligten und Betroffenen und auch die Handelspartner dasjenige sehr schnell und effektiv umsetzt, was man für richtig und notwendig hält (wobei dann nur noch die Frage zu klären wäre, wer eigentlich "man" ist...). Da sind wir aber (noch) nicht, aus meiner Sicht glücklicherweise.

Gruß
Ulli
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EThC

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Re: Weinflaschen werden knapp

BeitragMi 20. Mär 2019, 11:47

UlliB hat geschrieben:Natürlich kann man sich ein autokatisches System a la China wünschen, welches ohne Rücksicht auf die Beteiligten und Betroffenen und auch die Handelspartner dasjenige sehr schnell und effektiv umsetzt, was man für richtig und notwendig hält (wobei dann nur noch die Frage zu klären wäre, wer eigentlich "man" ist...). Da sind wir aber (noch) nicht, aus meiner Sicht glücklicherweise.

Wünsche ich mir sicher nicht, aber die "goldene Mitte" haben wir mittlerweile weit weit hinter uns gelassen, ist mein allgemeiner Eindruck. Es ist einfach so, daß -wenn man's jedem Recht machen will- nichts mehr voran geht, Demokratie ist kein Garant dafür, daß jeder alles bekommt, was er sich wünscht, sondern ist ein Kompromiß in sich. Man muß ja auch nicht immer gleich in solchen Extremen wie China und Co. denken, aber ich denke schon, daß es zu einem Gutteil auch von diesen Rechtsblockaden kommt, wenn immer mehr Leute sich nach "einer starken Hand" sehnen. Trump und Co. gewinnen ja immer mehr die Oberhand...
Ich will jetzt nicht zu sehr ins offtopische abgleiten, aber ich bin überzeugt, wenn man sich einfach sachlich und konstruktiv mit dem Ausgangsthema auseinandersetzen würde und nicht gleich mit schneller Bedenkenträgerei alles von vornherein ausbremsen würde, könnte man auch eine belastbare und allgemein verträgliche Lösung finden, die der Gesellschaft insgesamt einen Nutzen bringt, auch wenn der ein oder andere da ggf. zurückstecken muß...
Viele Grüße
Erich

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