Gerald hat geschrieben:Wenn ich die letzten Antworten richtig interpretiert habe, erwartet ihr also einen möglichst "unverfälschten" Wein mit keinen Zusatzstoffen oder -aromen, ausgenommen es ist schon seit langer Zeit gebräuchlich.
Ich denke, es ist recht schwer, da definitive Grenzen zu ziehen. "Unverfälscht" ist in diesem Zusammenhang auch ein schwieriger Begriff, denn der Winzer macht ja aktiv was mit den Trauben, sowohl draußen als auch im Keller. Er prägt dem Wein also seine Handschrift auf, was im besten Fall zu einem höchst befriedigendem Geschmackserlebnis führt.
Die Verfahren, die er dabei anwendet, sind sehr vielfältig, ich könnte diesbezüglich nun ein Verbraucherranking von "igitt" bis "Spitze" aufstellen, das wird sich aber kaum mit dem Ranking hinsichtlich der Notwendigkeiten aus Winzersicht decken. Und von vielen Schritten, die der Winzer so macht, weiß man ja häufig auch nichts. So bleibt nur das Vertrauen, das man einem Winzer entgegenbringt, daß er bei der Weinwerdung möglichst wenige bis keine der "igitt"-Verfahren anwendet; und wenn doch, muß ich im Einzelfall eben abwägen, ob ich das zukünftig noch will oder eben nicht.
amateur des vins hat geschrieben:Z.B. SCC stehe ich offen gegenüber, halte es aber für eine Illusion zu glauben, das Geschmacksprofil bliebe dadurch unbeeinflußt. Denn einerseits ist Alkohol als Lösungsmittel ein Geschmacksträger, andererseits ist nicht davon auszugehen, daß andere flüchtige Stoffe als Alkohol zu 100% ausgenommen sind.
Ich habe mal irgendwo gelesen, daß 5 bis 6 % Allohol ausreichen, um die im Wein enthaltenen Geschmacksstoffe (Terpene etc.) zu lösen. Funktioniert bei den Auslesen ja auch. Allerdings denke ich auch, daß eine scharf abgegrenzte Extraktion des Ethylalkohols schwierig ist. Bin aber kein Chemiker. Da bin ich dann aber auch schon wieder bei einem "Igitt"-Punkt: wenn ein geschmacksbildender Schritt bei der Weinwerdung ein vornehmlich technischer chemisch-physikalischer Schritt ist, sinkt bei mir die Sympathie gegenüber dem Produkt deutlich ab...