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Re: Eine Prise Salz zum Wein ... ?

BeitragVerfasst: So 9. Apr 2017, 23:16
von Georg R.
Das mit dem Holz empfinde ich genauso, und akzeptiere es gerne. Beim Toasting allerdings findet noch eine zusätzliche Geschmacksveränderung statt. Aber auch das akzeptiere ich wenn es richtig angewandt wird.

Nur... ich bin mir schon bewußt, daß diese Maßnahmen das ursprüngliche "Naturprodukt" z.T. stark verändern, wenn nicht sogar verfälschen.

Und wenn ich dann sinngemäß lese "eine Prise Salz - das geht ja gar nicht!"...dann läßt mich das ein wenig schmunzeln :)

Re: Eine Prise Salz zum Wein ... ?

BeitragVerfasst: Mo 10. Apr 2017, 09:04
von Gerald
Wenn ich die letzten Antworten richtig interpretiert habe, erwartet ihr also einen möglichst "unverfälschten" Wein mit keinen Zusatzstoffen oder -aromen, ausgenommen es ist schon seit langer Zeit gebräuchlich.

Persönlich kann ich mit dieser nostalgischen Sicht bzw. Technikfeindlichkeit nicht so viel anfangen - das geht ja nicht nur um Aromazusätze wie neues Eichenholz, sondern auch um Aufzuckerung oder sogar die Verschlussfrage (wenn man den Naturkork, der ja ohne Zweifel sehr viele Weine ruiniert, rein aus der Tradition geeigneteren "neumodischeren" Verschlüssen vorzieht). Und alle diese Verfahren, wo zusätzliche Stoffe in den Wein gelangen und ihn mehr oder weniger stark verändern, werden als OK empfunden, neue und eigentlich sehr schonende physikalische Verfahren wie die SCC (wo man z.B. nur ein bisschen Alkohol entfernt, ohne irgendetwas zuzusetzen) aber als "Frankenstein-Maschinen" tituliert ...

Für mich gibt es eigentlich nur zwei in sich konsistente Ansätze: entweder "es geht rein um den Geschmack, alle Zusätze (solange gesundheitlich unbedenklich) sind OK, wenn es den Geschmack verbessert" - oder eine Art "Reinheitsgedanke" (nur Trauben, sonst nichts) wie bei den "vin naturel"-Anhängern.

Grüße,
Gerald

Re: Eine Prise Salz zum Wein ... ?

BeitragVerfasst: Mo 10. Apr 2017, 11:33
von amateur des vins
Stimmt schon, Gerald.
Dennoch bin ich da nah bei EThC. Wein ist für mich etwas, dem ich mich ohne Anspruch auf Logik, Konsistenz oder auch nur Konsequenz nähere. Mal ganz anders als sonst. :mrgreen:

Übrigens, da Du die Verschlussfrage in's Spiel bringst: Ich brauche zwar kein TCA im Wein, aber auch keine Weichmacher aus der Kunststoffdichtung von Schraubverschlüssen (von der ökologischen Frage mal abgesehen).

Z.B. SCC stehe ich offen gegenüber, halte es aber für eine Illusion zu glauben, das Geschmacksprofil bliebe dadurch unbeeinflußt. Denn einerseits ist Alkohol als Lösungsmittel ein Geschmacksträger, andererseits ist nicht davon auszugehen, daß andere flüchtige Stoffe als Alkohol zu 100% ausgenommen sind.

Ich halte mich übrigens weder für konsequent nostalgisch noch technikfeindlich. Was nicht zu propagieren impliziert, alles technisch mögliche solle auch gemacht werden. ;)

Re: Eine Prise Salz zum Wein ... ?

BeitragVerfasst: Mo 10. Apr 2017, 11:54
von EThC
Gerald hat geschrieben:Wenn ich die letzten Antworten richtig interpretiert habe, erwartet ihr also einen möglichst "unverfälschten" Wein mit keinen Zusatzstoffen oder -aromen, ausgenommen es ist schon seit langer Zeit gebräuchlich.


Ich denke, es ist recht schwer, da definitive Grenzen zu ziehen. "Unverfälscht" ist in diesem Zusammenhang auch ein schwieriger Begriff, denn der Winzer macht ja aktiv was mit den Trauben, sowohl draußen als auch im Keller. Er prägt dem Wein also seine Handschrift auf, was im besten Fall zu einem höchst befriedigendem Geschmackserlebnis führt.
Die Verfahren, die er dabei anwendet, sind sehr vielfältig, ich könnte diesbezüglich nun ein Verbraucherranking von "igitt" bis "Spitze" aufstellen, das wird sich aber kaum mit dem Ranking hinsichtlich der Notwendigkeiten aus Winzersicht decken. Und von vielen Schritten, die der Winzer so macht, weiß man ja häufig auch nichts. So bleibt nur das Vertrauen, das man einem Winzer entgegenbringt, daß er bei der Weinwerdung möglichst wenige bis keine der "igitt"-Verfahren anwendet; und wenn doch, muß ich im Einzelfall eben abwägen, ob ich das zukünftig noch will oder eben nicht.

amateur des vins hat geschrieben:Z.B. SCC stehe ich offen gegenüber, halte es aber für eine Illusion zu glauben, das Geschmacksprofil bliebe dadurch unbeeinflußt. Denn einerseits ist Alkohol als Lösungsmittel ein Geschmacksträger, andererseits ist nicht davon auszugehen, daß andere flüchtige Stoffe als Alkohol zu 100% ausgenommen sind.


Ich habe mal irgendwo gelesen, daß 5 bis 6 % Allohol ausreichen, um die im Wein enthaltenen Geschmacksstoffe (Terpene etc.) zu lösen. Funktioniert bei den Auslesen ja auch. Allerdings denke ich auch, daß eine scharf abgegrenzte Extraktion des Ethylalkohols schwierig ist. Bin aber kein Chemiker. Da bin ich dann aber auch schon wieder bei einem "Igitt"-Punkt: wenn ein geschmacksbildender Schritt bei der Weinwerdung ein vornehmlich technischer chemisch-physikalischer Schritt ist, sinkt bei mir die Sympathie gegenüber dem Produkt deutlich ab...

Re: Eine Prise Salz zum Wein ... ?

BeitragVerfasst: Mo 10. Apr 2017, 12:09
von Gerald
Hallo Erich,

Ich habe mal irgendwo gelesen, daß 5 bis 6 % Allohol ausreichen, um die im Wein enthaltenen Geschmacksstoffe (Terpene etc.) zu lösen.


bei den geringen Konzentrationen braucht man gar keinen Alkohol, aber natürlich trägt der Alkohol selbst auch zum Geschmack bei (sonst würde ja jeder Wodka-Cocktail genauso schmecken, wenn man den Wodka durch Wasser ersetzt). ;)

wenn ein geschmacksbildender Schritt bei der Weinwerdung ein vornehmlich technischer chemisch-physikalischer Schritt ist, sinkt bei mir die Sympathie gegenüber dem Produkt deutlich ab...


Hmmm, gerade die hier eingesetzte fraktionierte Destillation (noch dazu unter sehr schonenden Bedingungen, also Niedrigtemperatur mit Vakuum) gilt anderswo in Genießerkreisen als höchste Vollendung handwerklicher Genusskultur - siehe Whisky oder Obstbrände. Dass so etwas dann bei Wein als "Teufelszeug" gilt, kann ich auch nicht so leicht nachvollziehen.

Grüße,
Gerald

Re: Eine Prise Salz zum Wein ... ?

BeitragVerfasst: Mo 10. Apr 2017, 12:36
von EThC
Gerald hat geschrieben:Hmmm, gerade die hier eingesetzte fraktionierte Destillation (noch dazu unter sehr schonenden Bedingungen, also Niedrigtemperatur mit Vakuum) gilt anderswo in Genießerkreisen als höchste Vollendung handwerklicher Genusskultur - siehe Whisky oder Obstbrände. Dass so etwas dann bei Wein als "Teufelszeug" gilt, kann ich auch nicht so leicht nachvollziehen.


Na ja, Wein ist Wein und Whisky ist Whisky (übrigens gar nicht meine Welt, auch wenn ich schon mal von sehr edlen Tropfen probieren durfte)...

Re: Eine Prise Salz zum Wein ... ?

BeitragVerfasst: Sa 15. Apr 2017, 11:49
von Georg R.
Gerald hat geschrieben:Wenn ich die letzten Antworten richtig interpretiert habe, erwartet ihr also einen möglichst "unverfälschten" Wein mit keinen Zusatzstoffen oder -aromen, ausgenommen es ist schon seit langer Zeit gebräuchlich.


Man könnte zusammenfassend festhalten, daß Wein ein reines Naturprodukt ist....abgesehen von ein paar wenigen, den Wein verändernden Zusatzstoffen wie z.B. Holz, Zucker, Aromahefen, Säure, Schwefel...

https://www.youtube.com/watch?v=gTRBjl8NxXk

8-)

Re: Eine Prise Salz zum Wein ... ?

BeitragVerfasst: Sa 15. Apr 2017, 13:54
von EThC
Georg R. hat geschrieben:Man könnte zusammenfassend festhalten, daß Wein ein reines Naturprodukt ist....abgesehen von ein paar wenigen, den Wein verändernden Zusatzstoffen wie z.B. Holz, Zucker, Aromahefen, Säure, Schwefel...


...womit man nahtlos wieder die Naturwein-Diskussion aufnehmen könnte, wenn man denn wollte...

Re: Eine Prise Salz zum Wein ... ?

BeitragVerfasst: Sa 15. Apr 2017, 14:29
von Georg R.
EThC hat geschrieben:
Georg R. hat geschrieben:Man könnte zusammenfassend festhalten, daß Wein ein reines Naturprodukt ist....abgesehen von ein paar wenigen, den Wein verändernden Zusatzstoffen wie z.B. Holz, Zucker, Aromahefen, Säure, Schwefel...


...womit man nahtlos wieder die Naturwein-Diskussion aufnehmen könnte, wenn man denn wollte...


Nicht nötig, man müßte sich nur eingestehen, daß man aus Gewohnheit - und wenn man ehrlich ist, auch aus Egoismus, dem wir alle mehr oder weniger unterworfen sind - bestimmte Dinge akzeptiert.

Der Monty Python Link war ein Versuch die Sache etwas aufzulockern, wohl vergebens....

Re: Eine Prise Salz zum Wein ... ?

BeitragVerfasst: Sa 15. Apr 2017, 19:07
von EThC
Georg R. hat geschrieben:Der Monty Python Link war ein Versuch die Sache etwas aufzulockern, wohl vergebens....


Keineswegs vergebens, ich sehe das alles eh' ziemlich locker. Und John Cleese & Co. ist immer gut. Kann gut sein, daß ich die DVD in den nächsten Tagen zum 367sten mal einlege... :D