Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
m_arcon
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Di 27. Sep 2016, 09:43
Nach mehreren, verheerenden Lesen (wie auch in diesem Jahr) hat Uwe Schiefer ein Crowdfunding ins Leben gerufen. Wer kann sollte helfen. Für sein Geld bekommt man bekanntlich momentan eh nichts https://1000x1000.at/weinbau.schieferViele Grüße Marc
Di 27. Sep 2016, 14:22
Hi Marc,
ich hatte das auch schon auf FB gesehen und bin da ziemlich zwiespältig und unentschlossen, was ich davon halten soll... Auf der einen Seite ist natürlich das "Helfersyndrom", da Uwe Schiefer wirklich Pech gehabt hat mit den Wetterkapriolen. Und es wäre Schade, wenn ein solches Weingut kaputt gehen würde. Insofern: PRO Unterstützung.
Jetzt meldet sich aber auch der BWL'er in mir, mit folgenden Gedanken: - Ein Winzer, der seit Anfang 1990 am Start ist, hoch dekoriert ist und Premiumpreise verlangt hat es nicht geschafft, entsprechende Notfallrücklagen zu bilden? - Ein Winzer, der hoch dekoriert ist, Premiumpreise verlangt und eine vermutlich ziemlich positive Wirtschaftsprognose vorrlegt, kann wegen 100K EUR nicht zur lokalen Raiffeisenbank gehen? Aktueller Zinssatz dürfte bei max. 5% liegen. Kann er nicht oder will er nicht, d.h. sieht er im Crowdfunding einen günstigeren Weg? Wenn ja: warum? - Was bekomme ich als Funder? Für 500 EUR: 8 x 30 EUR Rabatt = 240 EUR + 8 x 3 Weine. Je nach Weine sind das 240 EUR (bei seinem Einstiegswein zu 10 EUR oder 1200 EUR beim Reiburg). Rendite? Hoffest und Weingutsbesuch bekommt man bei Bedarf auch so...
Und ein weiterer Aspekt kommt noch dazu: Wein (vor allem auf diesem Niveau) ist purer Luxus. Wenn ich als Normalmensch mit begrenzten Ressourcen eine Crowd Funding Kampagne unterstützen möchte: Sollte ich dann nicht als erstes soziale Projekte (lokal, regional oder weltweit) unterstützen, die der Gemeinschaft helfen, bevor ich einen Hersteller von Luxusgütern unterstütze (so nett er persönlich auch sein mag, so schwer das Schicksal auch ist und so sehr Wein ein Kulturgut ist)?
Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was das Richtige ist, es sind nur Gedanken, die mir in den Sinn kommen...
VG Dirk
pivu
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Di 27. Sep 2016, 15:00
sehen wir es doch als experiment oder pilot, inwieweit crowdfunding auch im deutschsprachigen weinbau als investitionsquelle geeignet ist. und zwar für beide seiten. i.ü. geht's imo weniger um den wein, schon gar nicht ums überleben, sondern um den wiederaufbau und erhalt von dem, was uwe am eisenberg mühevoll geschaffen hat und das in den letzten jahren brutal zerstört wurde.
ciao peter
m_arcon
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Di 27. Sep 2016, 15:07
NoTrollingerPlease hat geschrieben:Hi Marc,
ich hatte das auch schon auf FB gesehen und bin da ziemlich zwiespältig und unentschlossen, was ich davon halten soll... Auf der einen Seite ist natürlich das "Helfersyndrom", da Uwe Schiefer wirklich Pech gehabt hat mit den Wetterkapriolen. Und es wäre Schade, wenn ein solches Weingut kaputt gehen würde. Insofern: PRO Unterstützung.
Jetzt meldet sich aber auch der BWL'er in mir, mit folgenden Gedanken: - Ein Winzer, der seit Anfang 1990 am Start ist, hoch dekoriert ist und Premiumpreise verlangt hat es nicht geschafft, entsprechende Notfallrücklagen zu bilden? - Ein Winzer, der hoch dekoriert ist, Premiumpreise verlangt und eine vermutlich ziemlich positive Wirtschaftsprognose vorrlegt, kann wegen 100K EUR nicht zur lokalen Raiffeisenbank gehen? Aktueller Zinssatz dürfte bei max. 5% liegen. Kann er nicht oder will er nicht, d.h. sieht er im Crowdfunding einen günstigeren Weg? Wenn ja: warum? - Was bekomme ich als Funder? Für 500 EUR: 8 x 30 EUR Rabatt = 240 EUR + 8 x 3 Weine. Je nach Weine sind das 240 EUR (bei seinem Einstiegswein zu 10 EUR oder 1200 EUR beim Reiburg). Rendite? Hoffest und Weingutsbesuch bekommt man bei Bedarf auch so...
Und ein weiterer Aspekt kommt noch dazu: Wein (vor allem auf diesem Niveau) ist purer Luxus. Wenn ich als Normalmensch mit begrenzten Ressourcen eine Crowd Funding Kampagne unterstützen möchte: Sollte ich dann nicht als erstes soziale Projekte (lokal, regional oder weltweit) unterstützen, die der Gemeinschaft helfen, bevor ich einen Hersteller von Luxusgütern unterstütze (so nett er persönlich auch sein mag, so schwer das Schicksal auch ist und so sehr Wein ein Kulturgut ist)?
Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was das Richtige ist, es sind nur Gedanken, die mir in den Sinn kommen...
VG Dirk
Hallo Dirk, so im Detail habe ich die "Gegen"-Seite noch gar nicht bedacht. Ich hab nur öfters mitbekommen, dass er wohl in den letzten 3-5 Jahren immer sehr, sehr viel Ausfall hatte und da fand ich die Aktion im Grunde genommen einfach ne coole Sache. Zu deinen Gedanken: - Ein Winzer, der seit Anfang 1990 am Start ist, hoch dekoriert ist und Premiumpreise verlangt hat es nicht geschafft, entsprechende Notfallrücklagen zu bilden?--> Kann ich schwer einschätzen. Ich habe gelesen, dass er eben seine Lagen nicht vererbt bekommen hat (wie das ja sonst auch ab und an vorkommt) und zusätzlich wohl noch Schulden der Eltern zurückzahlen musste (wie hoch die waren kann ich nicht genau sagen). - Ein Winzer, der hoch dekoriert ist, Premiumpreise verlangt und eine vermutlich ziemlich positive Wirtschaftsprognose vorrlegt, kann wegen 100K EUR nicht zur lokalen Raiffeisenbank gehen? Aktueller Zinssatz dürfte bei max. 5% liegen. Kann er nicht oder will er nicht, d.h. sieht er im Crowdfunding einen günstigeren Weg? Wenn ja: warum?--> Interessanter Einwurf, würde mich auch interessieren. - Was bekomme ich als Funder? Für 500 EUR: 8 x 30 EUR Rabatt = 240 EUR + 8 x 3 Weine. Je nach Weine sind das 240 EUR (bei seinem Einstiegswein zu 10 EUR oder 1200 EUR beim Reiburg). Rendite? Hoffest und Weingutsbesuch bekommt man bei Bedarf auch so...--> Ich denke hier zählt mehr die Liebe zum Produkt sowie zum Winzer als das man hier irgend einen "Ertrag" raus ziehen will. Soviel ich gesehen habe, haben bisher zum größten Teil Freunde des Winzers sowie Leute aus der Gastronomie Geld dazu gegeben. Und ein weiterer Aspekt kommt noch dazu: Wein (vor allem auf diesem Niveau) ist purer Luxus. Wenn ich als Normalmensch mit begrenzten Ressourcen eine Crowd Funding Kampagne unterstützen möchte: Sollte ich dann nicht als erstes soziale Projekte (lokal, regional oder weltweit) unterstützen, die der Gemeinschaft helfen, bevor ich einen Hersteller von Luxusgütern unterstütze (so nett er persönlich auch sein mag, so schwer das Schicksal auch ist und so sehr Wein ein Kulturgut ist)?---> Gewichtiges Argument. Kann ich so jetzt auch nicht aus dem Stegreif beantworten. Grüße Marc
m_arcon
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Di 27. Sep 2016, 15:08
pivu hat geschrieben:....i.ü. geht's imo weniger um den wein, schon gar nicht ums überleben, sondern um den wiederaufbau und erhalt von dem, was uwe am eisenberg mühevoll geschaffen hat und das in den letzten jahren brutal zerstört wurde.
ciao peter
So sehe ich es auch. Grüße
Gerald
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Di 27. Sep 2016, 15:29
Hallo,
auch aus meiner Sicht ein interessantes Modell, aber für mich als Konsument unattraktiv - falls man es nicht als eine Art "Spende an den Winzer" verstehen möchte (dann sollte es aber auch so deklariert werden).
Man zahlt jetzt eine bestimmte Summe ein und bekommt sie in Form von Wein über 8 Jahre zurückerstattet - die Hälfte davon kann man sich selbst aussuchen, die anderen werden vom Winzer vorgegeben (es werden wohl nicht Szapary und Reihburg sein, sonst würde das bestimmt dabeistehen).
Und mit den Wetterkapriolen der letzten Jahre muss man sich vielleicht auch fragen, ob das nur reiner Zufall war oder ob das in Zukunft aufgrund der klimatischen Veränderungen die Regel sein wird - hart gesagt, ob die Region überhaupt langfristig für den Weinbau weiter geeignet sein wird. Vielleicht sehen die Banken einen langfristigen Kredit in diesem Szenario als relativ riskant an, spätestens seit dem Hypo-Desaster sind die österreichischen Banken auch recht vorsichtig geworden ...
Grüße, Gerald
pivu
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Di 27. Sep 2016, 15:40
man kann auch alles negativ sehen. wir alle sollten erwachsen genug sein, um zu entscheiden, wie und wo wir investieren möchten. uwe hat sich in den "guten jahren" eben nicht ausgeruht, sondern hat weiter expandiert und investiert, u.a. in eine winery auf der ungarischen seite oder auch in purbach oder lutzmannsburg. und was die weinauswahl angeht, geh' ich nicht davon aus, dass nur die basisweine dabei sein werden, sicher nicht. aber darauf kommt's den unterstützern am wenigsten drauf an. lassen wir uns überraschen.
ciao peter
Carpetbagger
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Di 27. Sep 2016, 16:04
Ein Crowdfundig für ein Weingut ist eine gute Idee und daher habe ich mir die Seite angesehen. Leider ist das Angebot nicht besonders leicht verständlich und attraktiv aufgebaut, da gibt es Verbesserungsbedarf. Schade eigentlich.
innauen
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Di 27. Sep 2016, 16:27
m_arcon hat geschrieben:NoTrollingerPlease hat geschrieben: - Ein Winzer, der hoch dekoriert ist, Premiumpreise verlangt und eine vermutlich ziemlich positive Wirtschaftsprognose vorrlegt, kann wegen 100K EUR nicht zur lokalen Raiffeisenbank gehen? Aktueller Zinssatz dürfte bei max. 5% liegen. Kann er nicht oder will er nicht, d.h. sieht er im Crowdfunding einen günstigeren Weg? Wenn ja: warum? --> Interessanter Einwurf, würde mich auch interessieren.
Versuch das ruhig. Das Ergebnis wird ernüchternd sein. Da geht es Winzern wie Weinhändlern ähnlich. Warum? Die Banken haben nach der Finanzkrise die Auflage bekommen, mehr Eigenkapital zu bilden und konservativer bei der Kreditvergabe zu sein. Finanziert wird vor allem, was Banker kennt. Eigenheimfinanzierung, Autokauf, Konsumkredite. Weingeschäft? Kommt sehr darauf an, ob die Bank sich damit auskennen will. Und dann verlangen sie hohe Sicherheiten, zB die Betriebsstätte, das Lager etc. Möglicherweise sind diese Gegenstände aber bereits teilweise belastet. Nachrangige Sicherheiten akzeptieren Banken aber nicht. Grüße, wolf
„Es war viel mehr.“
Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
harti
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Di 27. Sep 2016, 17:16
pivu hat geschrieben:man kann auch alles negativ sehen. wir alle sollten erwachsen genug sein, um zu entscheiden, wie und wo wir investieren möchten. uwe hat sich in den "guten jahren" eben nicht ausgeruht, sondern hat weiter expandiert und investiert, u.a. in eine winery auf der ungarischen seite oder auch in purbach oder lutzmannsburg. und was die weinauswahl angeht, geh' ich nicht davon aus, dass nur die basisweine dabei sein werden, sicher nicht. aber darauf kommt's den unterstützern am wenigsten drauf an. lassen wir uns überraschen.
ciao peter
Finde ich auch. M.E. ist das ist eine spannende Anlageform. Die Konditionen sind nicht unattraktiv, sofern man die Weine von Uwe Schiefer mag und regelmäßiger kauft. Allein durch die 10 % Rabatt kann sich ein (kleines) Investment schon lohnen. Grüße Hartmut
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