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Crowdfunding Uwe Schiefer

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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Carpetbagger

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Re: Crowdfunding Uwe Schiefer

BeitragMi 28. Sep 2016, 20:13

NoTrollingerPlease hat geschrieben:
Ich bin auch auf dieses Experiment gespannt und werde es interessiert weiter verfolgen. Aber eines ist für mich ziemlich sicher:
Professionelle Investoren investieren weder 500-1000 EUR, noch lassen Sie sich mit Rabatten und Hoffesten ködern :D
Leider kenne ich Uwe Schiefer, seine Produktionskapazitäten und Absatzmärkte nicht. Aber das ganze sieht für mich eher nach einem guten viralen Marketing aus:
Er bekommt zwischen 100-200 treue (und finanziell nicht unpotente) Stammkunden für die nächsten 8 Jahren. Denen bietet er pro Jahr 30 EUR und 10% Rabatt auf den Listenpreis an (immer noch viel besser, als Händlern 30%+ zu geben) und lädt sie ins Weingut ein. D.h. die Funder kaufen dann auch garantiert ein paar Flaschen mehr ein, die er dann schon nicht mehr mit hohem Rabatt an Händler verkaufen muss. Damit sinken seine Finanzierungskosten weiter, sein Absatz steigt und der Kunde fühlt sich "wertgeschätzt". In Summe also: Win-Win :D
Nur mit der Finanzierung einer Notlage hat das IMHO nichts zu tun...





So wie Du sehe ich es auch: Das Crowdfunding ist eine gute Marketingidee, jedoch für mich halt immer noch nicht so recht nachvollziehbar und ich habe folgende Fragen, die hier vielleicht beantwortet werden können und eventuell kann der Winzer ja daraus lernen:

1. Für 500 € bekomme ich jährlich 3 Flaschen Wein, setzen wir mal 3 X 10 € an = 30 €, weiterhin 30 € Einkaufsgutschein. Macht also 60 € X 8 Jahre = 480 €. Was geschieht mit den 500 €? Werden die nach 8 Jahren zurückgezahlt? Dazu habe ich nichts gefunden.

2. Vertriebskosten von 8 bis 10 % sind durchaus normal, bei Immobilien, Schiffsbeteiligungen, Filmfonds, Aktienfonds, Lebensversicherungen, VentureCapital etc. kommen durchaus auch 25 % und mehr vor.

3. Welche Absicherung hat man? Wahrscheinlich keine. Also Gläubiger, der sich in der Insolvenz ganz hinten anstellt.

4. Verwendung der Mittel? Hierzu wird wenig bis nichts gesagt. Betriebsmittel, also Maschinen? Ankauf von Land? Allgemeine Lebenshaltung? Geschäftswagen?

5. Gibt es Bilanzen des Weinguts und darf man diese einsehen? wahrscheinlich nicht. Wem gehören die Weinberge? Gepachtet? Eigentum? Gehören sie schon der Bank? Macht das Weingut Gewinn/Verlust? Wie viel entnimmt der Winzer und seine Familie?

Das sind einige Fragen, die mich interessieren würden, wobei bei einer Investition von 500 € ich mir dazu nicht all zu viel Gedanken machen würde.

So, genug der Klugscheisserei.

Ich würde das Angebot einfacher strukturieren:

Der Crowdfunder zahlt 1.000 € und darf jedes Jahr für 100 € Weine auswählen. Macht er von seinem Bestellrecht keinen Gebrauch bekommt er zum Zeitpunkt 1. Juli ein Weinpaket im Wert von 100 € Listenpreis nach Wahl des Weinguts.
Nach 8 Jahren wird die Einlage von 1.000 € zurückgezahlt - der Winzer übernimmt die persönliche Haftung für die Rückzahlung.

Das wäre für mich eine einfache und nachvollziehbare Regelung.
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pivu

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Re: Crowdfunding Uwe Schiefer

BeitragMi 28. Sep 2016, 20:55

carpetbagger, lesen hilft, also: die weine werden mehr kosten, geh' von mindestens 15,- im schnitt aus, das wär' z.b. der einfache "e" (ehemals eisenberg). eher werden's 20,- im schnitt. und das geld dient zum wiederaufbau und zum erhalt der weinkulturlandschaft am eisenberg (s.a. mein erstes posting), nix bagger oder porsche. dein geld bekommst du nur dann, falls weniger als 100k € lukriert werden, sonst die erwähnten goodies. geschäftsinterna werden nicht preisgegeben, wobei 1000x1000 sicher die bonität prüfen konnte.

btw wurde uwes 13er königsberg alte reben heute zum wein des jahres vom gault millau gekürt, vielleicht verirrt er sich ja zumindest in das sixpack ;) .

ciao
peter
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NoTrollingerPlease

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Re: Crowdfunding Uwe Schiefer

BeitragMi 28. Sep 2016, 21:49

Sorry, die Diskussion driftet etwas vom Wein ab, aber jetzt kommt der BWL'er in mir wieder raus und mich hat es gereizt, das mal grob zu überschlagen :D

Willkürliche Annahmen:
- durchschnittlicher brutto Flaschenlistenpreis von 25EUR, bei 13% USt. Spezialsatz in AT = 21,75 netto
- Variable Kosten pro Flasche netto 3 EUR netto (Arbeitskosten rund um die Flasche, Ausstattung etc.)
- Händlerrabatt 30%
- Kundenstruktur: 50% privat, 50% Handel
-> Nettoumsatz pro Flasche: 18,49 EUR, d.h. ein Deckungsbeitrag von 15,49 EUR pro Flasche
- Weinproduktion kann in den nächsten 8 Jahren nicht um die für das Funding benötigte Menge problemlos gesteigert werden
- Zinssatz Bankkredit: 5% p.a.
- Gebühren Crowdfunding: 5% einmalig


Kredit:
100.000 EUR Kredit bei der Bank mit 8 Jahren linearer monatlicher Tilgung macht ca. 120TEUR Gesamtkosten.
D.h. Herr Schiefer muss 120.000 EUR /15,49 EUR = 7747 Flaschen (zusätzlich) in 8 Jahren verkaufen, um den Kredit vollständig zu tilgen.

Crowdfunding:
- Betrag: 100.000 EUR - 5% = 95.000 EUR
- 200 Funder (ob ein Funder 500 EUR oder mehr zahlt, spielt keine Rolle, da Kosten linear)
- Flaschen: 8 Jahre x 3 Flaschen x 200 Funder = 4800 Flaschen x 18,49 EUR -> 88.700 EUR
- Rabatt: 8 Jahre x 30 EUR x 200 Funder = 48.000 EUR (ich rechne jetzt der Einfachheit halber die zusätzlichen 10% damit auf, dass Herr Schiefer bei Privatkunden Rabatte vom Listenpreis und nicht vom Händlerpreis berechnet)
=> Kosten von ca. 136.000 EUR

Fazit:
Ich weiß, das meine Annahmen sehr grob und vage sind. Aber dennoch meine ich, dass sich das Crowdfunding hier nur lohnt, wenn:
- die Funder alle Neukunden sind (also zusätzlichen Umsatz generieren)
- der Wein aktuell nicht vollständig verkauft werden kann bzw. entsprechen zusätzlicher Wein erzeugt werden kann (= Umsatzsteigerung)
- die Funder deutlich mehr Wein kaufen (10% Rabatt Anreiz)

VG
Dirk
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graves

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Re: Crowdfunding Uwe Schiefer

BeitragMi 28. Sep 2016, 22:06

Carpetbagger hat geschrieben:Was geschieht mit den 500 €? Werden die nach 8 Jahren zurückgezahlt? Dazu habe ich nichts gefunden.


Die Frage finde ich berechtigt, zumindest habe ich sie mir beim ersten Lesen auch gestellt. Angesichts der "goodies" gehe ich aber davon aus, dass keine Rückzahlung erfolgt, sondern diese die Rückzahlung beinhalten. Andernfalls wäre die Rückzahlung auch erwähnt. Aber allein, dass man im Zwiefel ist, ob man den Einsatz zurückerhält, zeigt ja, wie undurchsichtig die "Rendite" ist.

Carpetbagger hat geschrieben:4. Verwendung der Mittel? Hierzu wird wenig bis nichts gesagt. Betriebsmittel, also Maschinen? Ankauf von Land? Allgemeine Lebenshaltung? Geschäftswagen?


Fairerweise ist das im Absatz "Geplante Verwendung des Investments" erwähnt. Dort sind folgende Punkte zu lesen:
    Rebenkauf
    Rodungs- und Erdarbeiten
    Reben-Auspflanzung
    Begrünung und laufend Weingartenpflege
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graves

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Re: Crowdfunding Uwe Schiefer

BeitragMi 28. Sep 2016, 22:12

pivu hat geschrieben:carpetbagger, lesen hilft


Vielen Dank für den freundlichen LESE-Hinweis.

pivu hat geschrieben:die weine werden mehr kosten, geh' von mindestens 15,- im schnitt aus, das wär' z.b. der einfache "e" (ehemals eisenberg). eher werden's 20,- im schnitt


Also wo LESE ich das jetzt genau?
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pivu

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Re: Crowdfunding Uwe Schiefer

BeitragMi 28. Sep 2016, 22:47

graves, in diesem thread, in den gängigen preislisten der schiefer-weine. so schwer ist das nicht.

ciao
peter
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Carpetbagger

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Re: Crowdfunding Uwe Schiefer

BeitragMi 28. Sep 2016, 23:24

pivu hat geschrieben:carpetbagger, lesen hilft, also: die weine werden mehr kosten, geh' von mindestens 15,- im schnitt aus, das wär' z.b. der einfache "e" (ehemals eisenberg). eher werden's 20,- im schnitt. und das geld dient zum wiederaufbau und zum erhalt der weinkulturlandschaft am eisenberg (s.a. mein erstes posting), nix bagger oder porsche. dein geld bekommst du nur dann, falls weniger als 100k € lukriert werden, sonst die erwähnten goodies. geschäftsinterna werden nicht preisgegeben, wobei 1000x1000 sicher die bonität prüfen konnte.

btw wurde uwes 13er königsberg alte reben heute zum wein des jahres vom gault millau gekürt, vielleicht verirrt er sich ja zumindest in das sixpack ;) .

ciao
peter




Das Lesen ist ja anscheinend nicht so meine Sache.


dein geld bekommst du nur dann, falls weniger als 100k € lukriert werden, sonst die erwähnten goodies.



Es fängt ja bei mir schon damit an, dass ich nicht weiß, was "lukrieren" heißen soll? Was passiert genau, wenn weniger als 100.000 € "lukriert" werden? Dann ist mein Einsatz von 500 € oder 1.000 € weg? :o


Das Geld ist demnach auch nicht in erster Linie als Investition in ein Weingut gedacht, sondern


das geld dient zum wiederaufbau und zum erhalt der weinkulturlandschaft am eisenberg



??? :shock:

Also für die Landschaftspflege fühle ich mich nicht wirklich zuständig. Das mag der Staat machen, wenn die Wähler der Auffassung sind, dass eine solche Kulturlandschaft erhaltenswert ist.

Für mich wird dieses Projekt immer absurder, schade eigentlich, denn es klang zunächst sehr vielversprechend.

Frage an "pivu": Hand aufs Herz. Bist Du in irgendeiner Weise mit dem Weingut oder seinen Betreibern oder der Familie näher bekannt, befreundet, verbandelt oder gar verwandt?
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pivu

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Re: Crowdfunding Uwe Schiefer

BeitragMi 28. Sep 2016, 23:41

das ist doch ok, wenn du dich nicht für die "landschaftspflege" einsetzt. zu lukrieren, kennst du den duden ;) ? wie gesagt, wenn keine 100k € zusammenkommen, wovon ich nicht ausgehe, kriegt der investor seinen einsatz zurück.

und ja, als österreichischer weinliebhaber kenne ich so manchen betrieb und die menschen dahinter näher.

ciao
peter
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Carpetbagger

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Re: Crowdfunding Uwe Schiefer

BeitragMi 28. Sep 2016, 23:59

pivu hat geschrieben:das ist doch ok, wenn du dich nicht für die "landschaftspflege" einsetzt. zu lukrieren, kennst du den duden ;) ? wie gesagt, wenn keine 100k € zusammenkommen, wovon ich nicht ausgehe, kriegt der investor seinen einsatz zurück.

und ja, als österreichischer weinliebhaber kenne ich so manchen betrieb und die menschen dahinter näher.

ciao
peter



Kein Problem und in den Duden schau ich bei Gelegenheit. Du solltest aber mal die Umschalttaste auf Deiner Tastatur überprüfen lassen - da stimmt etwas nicht. :lol:

Sollte der Lucas vom FX mal so ein Crowdfunding nötig haben, dann gib bitte unbedingt Bescheid. Da bin ich dabei! :D
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UlliB

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Re: Crowdfunding Uwe Schiefer

BeitragDo 29. Sep 2016, 08:19

NoTrollingerPlease hat geschrieben:Fazit:
Ich weiß, das meine Annahmen sehr grob und vage sind. Aber dennoch meine ich, dass sich das Crowdfunding hier nur lohnt, wenn:
- die Funder alle Neukunden sind (also zusätzlichen Umsatz generieren)
- der Wein aktuell nicht vollständig verkauft werden kann bzw. entsprechen zusätzlicher Wein erzeugt werden kann (= Umsatzsteigerung)
- die Funder deutlich mehr Wein kaufen (10% Rabatt Anreiz)

Hallo Dirk,

Deine gesamte Vergleichrechnung funktioniert aber nur, wenn eine reguläre Kreditnahme bei einer Bank möglich ist. Zumindest auf Grund des weiter oben verlinkten Interviews mit dem Winzer kann man das aber in Zweifel ziehen, danach steht dem Betrieb nämlich das Wasser bis zum Hals - und in der Situation gibt spätestens seit Basel III keine Bank mehr einen Kredit.

Man kann es drehen und wenden wie man will - ohne irgendwelche konkreten Angaben zur Betriebsbilanz muss man angesichts der verfügbaren Informationen als Crowdfunder in Betracht ziehen, dass hier ein Totalverlust droht.

Das muss jeder selber entscheiden, ob er dieses Risiko in Kauf nimmt. Wenn ich ein Dutzend bordelaiser grand crus aus dem Topsegment subskribiere, kostet das auch mal locker einen Tausender, und auch hier droht durch einen Kollaps in der vorgelagerten Handelskette ein Totalausfall. Ob ich da das Risiko besser einschätzen kann? - Wie schon weiter oben gesagt: wenn ich den Erzeuger und seine Weine kennen und schätzen würde, wäre das Angebot für mich als Weinliebhaber durchaus erwägenswert. Aber für einen Investor: never ever...

Gruß
Ulli
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