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13.12.2014 - schwarzer Tag für (kleine) Weinhändler

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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Gerald

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Re: 13.12.2014 - schwarzer Tag für (kleine) Weinhändler

BeitragFr 12. Dez 2014, 11:11

Wobei es schon lustig ist, wie immer der EU der schwarze Peter zugeschoben wird. ;)

Einerseits werden oft die zu geringen Deklarationspflichten der Inhaltsstoffe bei Lebensmitteln kritisiert ("wenn ich gewusst hätte, was da drinnen ist, hätte ich das Zeug nie gekauft"), hier ist wieder das Gegenteil der Fall (kompliziert und mühsam). Letztendlich wird es immer Gruppen geben, die mit einer Regelung nicht einverstanden sind.

Wohlgemerkt, hier geht es nicht um - ärgerliche, aber gesundheitlich unproblematische - Irrtümer, wenn die namensgebende Zutat (z.B. Honig) nur in geringen Mengen enthalten ist und das Aroma durch kostengünstigere, aber harmlose Ersatzstoffe zustandenkommt. Denn eine Unverträglichkeit kann in Einzelfällen schon schwerwiegende Folgen haben.

Grüße,
Gerald
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Gerald

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Re: 13.12.2014 - schwarzer Tag für (kleine) Weinhändler

BeitragFr 12. Dez 2014, 12:11

Dabei ist der Wirkungsbereich der neuen Verordnung weiter gehend als vielfach angenommen: ;)

http://dietagespresse.com/neue-eu-veror ... er-tragen/

Grüße,
Gerald
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Glinda

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Re: 13.12.2014 - schwarzer Tag für (kleine) Weinhändler

BeitragFr 12. Dez 2014, 16:51

Ich finde es sollte auch angegeben werden, denn stell dir mal vor du bist gegen Milcherzeugnisse allergisch und würdest dann einen Wein trinken in dem Milch mit verarbeitet wurde. Ok, Milch ist sehr unwahrscheinlich bei Wein aber ich denke, hier weiß jeder was damit gemeint ist. Gerade wegen den gesundheitlichen Folgen sollte man sowas schon angeben.

Glinda
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Gerald

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Re: 13.12.2014 - schwarzer Tag für (kleine) Weinhändler

BeitragFr 12. Dez 2014, 19:01

Man muss einfach ganz nüchtern festhalten, dass bei diesem Thema nicht alle im gleichen Boot sitzen. Die Interessen von Konsumenten (möglichst detaillierte Deklaration der Inhaltsstoffe, der Herkunft und ggf. der Verarbeitungsschritte) sind hier eben das genaue Gegenteil des Handels bzw. der Erzeuger, für die das alles lästige Zusatzverpflichtungen sind, bei deren Vernachlässigung man schnell Ärger mit den Behörden bekommen kann.

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MichaelWagner

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Re: 13.12.2014 - schwarzer Tag für (kleine) Weinhändler

BeitragFr 12. Dez 2014, 20:11

Ich finde auch wir brauchen mehr Verordnungen, Richtlinien, Gesetze, Kennzeichnungspflichten, Kontrollbehörden und Dokumentationspflichten...dann wird alle viel besser. Man sollte jeden Weinbaubetrieb morgens erst mal absperren und von einer Kontrollbehörde überprüfen lassen bevor auch nur ein einziger Mitarbeiter Zutritt zur Giftküche bekommt. Man kann den Verbraucher hier nicht blind ins Verderben laufen lassen oder gar auf seine Eigenverantwortung setzen. Die ganzen Folgeschäden aus den derzeitigen Verhältnissen kann man auch unserem Versicherungssystem nicht mehr zumuten. Da soll doch neulich tatsächlich jemand an einem Korken erstickt sein, nur weil auf diesem nicht ausdrücklich drauf stand, dass es ein Teil der Verpackung und nicht zum Verzehr bestimmt ist.
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Gerald

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Re: 13.12.2014 - schwarzer Tag für (kleine) Weinhändler

BeitragFr 12. Dez 2014, 20:53

Ja, ich sehe schon ein, dass man als Erzeuger von der Flut an Vorschriften genervt ist. Glücklicherweise habe ich keine Lebensmittelunverträglichkeiten, ich könnte mir aber schon vorstellen, dass das Leben mit einer solchen ziemlich schwierig sein kann, wenn man nicht weiß, welche möglichen Allergene im Essen enthalten sind. Ein Restaurantbesuch ist da wahrscheinlich immer eine Zitterpartie ...

Vor 50 Jahren oder so hat man beim Bau von Wohnungen auch keine Rücksicht darauf genommen, ob z.B. jemand im Rollstuhl alleine in die Wohnung kommt oder nicht (Aufzug, unüberwindliche Schwellen, enge Gänge etc.). Das ist glücklicherweise heute anders - und in diesem Kontext würde ich die Verordnung auch sehen.

In diesem Sinn - wo es um möglicherweise ernste gesundheitliche Auswirkungen geht - wäre ja dann eine korrekte Herkunftsbezeichnung für den Konsumenten noch viel weniger wichtig. Denn ob das Kürbiskernöl jetzt aus der Steiermark oder aus China kommt (solange es nicht gesundheitsschädlich ist), ist ja eigentlich irrelevant. Oder ob der Riesling aus der Moselsteillage vielleicht eine "Cuvée" aus Überproduktion aus allen möglichen Regionen ist? Nur wären in diesem Fall vor allem die Produzenten die Leidtragenden, daher scheint das niemand als "überbordende Bürokratie" zu sehen. ;)

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Gerald
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MichaelWagner

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Re: 13.12.2014 - schwarzer Tag für (kleine) Weinhändler

BeitragFr 12. Dez 2014, 21:39

Der Unterschied ist: die Herkunftsangabe ist freiwillig und nicht verpflichtend.
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Gerald

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Re: 13.12.2014 - schwarzer Tag für (kleine) Weinhändler

BeitragSa 13. Dez 2014, 08:51

Hallo Michael,

Der Unterschied ist: die Herkunftsangabe ist freiwillig und nicht verpflichtend.


ich bin ja kein Experte für deutsches Weinrecht, aber ist die Herkunftsangabe z.B. bei Auslesen nicht doch verpflichtend?

Und auch sonst gibt es jede Menge Regelungen, die man durchaus als Schikane oder überbordende Bürokratie sehen kann, z.B. die amtliche Prüfung, Einschränkungen/Verbote von Aufbesserung, Entsäuerung, Säuerung, Entalkoholisierung, Angabe von Rebsorten bei Wein ohne Herkunftsangabe etc.

Dabei geht es bei den meisten dieser Regelungen ja nur um die Sicherung wirtschaftlicher Interessen bzw. fairer Wettbewerbsbedingungen, nicht um echte gesundheitsrelevante Themen. Dem Staat wird doch oft vorgeworfen, dass ökonomische Interessen stärker geschützt werden als Gefahren für Leib und Leben (wenn z.B. Unterschlagung oder Steuerhinterziehung mit höheren Strafen geahndet wird als Gewaltdelikte). Hier ist es einmal umgekehrt, dass also die Gesundheit der Konsumenten im Vordergrund steht, auch wenn es für die Betriebe wirtschaftliche Nachteile bzw. Zusatzaufwand bedeutet.

Zumindest Menschen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind offenbar über die neuen Regelungen sehr froh:

http://wien.orf.at/news/stories/2684158/

Grüße,
Gerald
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MichaelWagner

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Re: 13.12.2014 - schwarzer Tag für (kleine) Weinhändler

BeitragSo 14. Dez 2014, 13:20

Hallo Gerald,

mal ganz grob formuliert und einfach gesagt, könnte ich bei einer Riesling Auslese aus der Steillage aufs Etikett schreiben:

deutscher Wein ohne Herkunftsangabe, 750Ml, x%vol Alkohol, Abfüller xy. Denn das trifft auch auf diese Auslese zu. Die gesetzlichen Mindestschriftgrößen sind ziemlich klein, so dass ein Minietikett völlig ausreichen würde.

Da ich mir aber durch die engere geographische Angabe, Qualitätsstufe etcpp einen Vorteil im Verkauf verspreche kann ich jetzt zum Besipiel die Einzellage, das Prädikat etcpp FREIWILLIG angeben.

Ich finde dieses Prinzip der Freiwilligkeit elementar wichtig. Beispiel Allergene: wenn sich herausstellte, dass 60% der Bevölkerung gegen Sulfite allergisch reagieren, würde sich ganz schnell ein evtl. interessanter Markt ergeben und Winzer würden versuchen sulfitfreie Weine zu erzeugen und FREIWILLIG "ohne Sulfite" promoten.

Es braucht nicht überall Staat um das Überleben unserer Art zu sichern....
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Gerald

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Re: 13.12.2014 - schwarzer Tag für (kleine) Weinhändler

BeitragSo 14. Dez 2014, 16:32

Hallo Michael,

Ich finde dieses Prinzip der Freiwilligkeit elementar wichtig. Beispiel Allergene: wenn sich herausstellte, dass 60% der Bevölkerung gegen Sulfite allergisch reagieren, würde sich ganz schnell ein evtl. interessanter Markt ergeben und Winzer würden versuchen sulfitfreie Weine zu erzeugen und FREIWILLIG "ohne Sulfite" promoten.


ja klar, so etwas kann man natürlich dem Markt überlassen. Aber hier geht es doch um etwas ganz Anderes: nämlich dass Lebensmittel mit Inhaltsstoffen, die für einen (mehr oder weniger kleinen) Teil der Bevölkerung gefährlich sein können, deklariert werden sollen. Wenn man weiß, ob ein solcher Stoff enthalten ist oder nicht, kann man seine Kaufentscheidung treffen. Wenn nicht, ist es einfach eine ziemlich unangenehme Situation für die Betroffenen.

Dabei geht es ja um Wein nur auf einem Nebenschauplatz. Wenn ich mir vorstelle - wie im Link oben berichtet - dass Menschen mit einer Unverträglichkeit überhaupt nicht in Restaurants essen gehen konnten, da sie bei fast jeder Speise damit rechnen mussten, eine Attacke zu erleiden. So etwas zu deklarieren ist meiner Ansicht eine Frage elementarer Sicherheitshinweise und eigentlich ein Minimalkonsens beim Verbraucherschutz.

Grüße,
Gerald
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