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13.12.2014 - schwarzer Tag für (kleine) Weinhändler

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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thvins

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13.12.2014 - schwarzer Tag für (kleine) Weinhändler

BeitragDi 9. Dez 2014, 17:36

Unlängst (zeitlich passend zum Beginn des Weihnachtsgeschäftes) informierte Wein Plus mich im Rahmen meiner Wein Plus-Händlermitgliedschaft, dass am 13.12.2014 ein neues Gesetz in Kraft tritt, die Lebensmittel Informationsverordnung (LMIV) und dass die Abmahnanwälte schon lauern, um "Händler mit neuen Abmahnwellen zu überziehen".

Für mich als Einzelkämpfer ist das zu Zeiten der Jahresend-hoch-arbeitszeit nicht zu stemmen, diesen ganzen bürokratischen Informationswust wie gefordert in meinen Katalog einzuarbeiten.

Da ist die Rede von folgenden zusätzlich zu machenden Angaben (Quelle Wein-Plus - Infobrief):

Bezeichnung des Weines
die Angabe der Allergene und verwendeter allergener Stoffe (bei Wein Schwefel, Eiweiß und Milch)
die Nettofüllmenge des Weines
Name und Anschrift des Herstellers bzw. bei Wein ein an der Vermarktung Beteiligter
das Ursprungsland
der vorhandene Alkoholgehalt (bei mehr als 1,2 %vol.).


Die Angabe der Allergene und verwendeter allergener Stoffe (bei Wein Schwefel, Eiweiß und Milch) - muss ich die bei den Winzern zusätzlich erfragen oder reicht es die auf den Etiketten gemachten Angaben abzuschreiben, wie z.B. das "Enthält Sulfite", was ja bei allen meiner Weine bis auf einen, der keine enthält - auf dem Etikett vermerkt ist... Eiweiß und Milch ist eigentlich nirgendwo angegeben , ich glaube nur Roca de los Dotze hat da irgendwas erwähnt bislang...

Das bedeutet letztendlich ein völliges Umschreiben des Kataloges.

Aus Angst vor den drohenden Abmahnungen werde ich also zunächst all meine Weinangebote aus meinem Blog rausnehmen müssen und mich dann über die Feiertage hinsetzen müssen (wenn der Vorweihnachts-verkaufsstreß vorbei ist und der Steuererklärungsstreß noch nicht begonnen hat), um alles bürokratengerecht umzuschreiben... Die Angaben sind zwar größtenteils alle irgendwo "versteckt", aber nicht so ins Auge springend, dass Bürokraten damit zufrieden gestellt sein werden.

Wie gehen eigentlich die anderen Kollegen hier damit um, was macht ihr - grade als Frage auch an andere Einzelkämpfer gerichtet, die keinen Praktikanten dafür beschäftigen können?

Grade kleine spezialisierte Weinhändler wie ich achten ja eigentlich peinlich genau darauf, ihren Kunden beste und vor allem nachvollziehbare Weine anzubieten. Es wäre doch eigentlich wesentlich sinnvoller, zu fordern, das der Discounthandel und ander Große, die mit anonym irgendwo abgefüllten Weinen handeln, da in die Pflicht genommen werden, die Karten der Herkunft offen zu legen... Oder darf ab dem Datum in keinem einzigen Supermarkt oder Discounter mehr Wein verkauft werden, dessen Herkunft für den Verbraucher nicht klar erkennbar ist? Da wäre ein Traum, den ich nicht zu träumen wage...

Es wird doch eher sein, wie immer in der deutschen Politik, die Großen subventioniert und rettet man, die Kleinen werden in den Ruin getrieben oder deren Ruin wird achjselzuckend hingenommen... :cry: :(

Naja, fröhliche Weihnachten sind jedenfalls schon mal vorprogrammiert.
Beste Grüße

Torsten

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Desmirail

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Re: 13.12.2014 - schwarzer Tag für (kleine) Weinhändler

BeitragDi 9. Dez 2014, 17:48

Wie bitte? Gibt es keine Übergnagsristen? Wann wurde das beschlossen? Warum wird erst jetzt darüber informiert?


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Gerald

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Re: 13.12.2014 - schwarzer Tag für (kleine) Weinhändler

BeitragDi 9. Dez 2014, 17:57

Wie bitte? Gibt es keine Übergnagsristen? Wann wurde das beschlossen? Warum wird erst jetzt darüber informiert?


laut wikipedia wurde die Verordnung vor mehr als 3 Jahren veröffentlicht (25.10.2011). Nach meiner Auffassung war da eigentlich schon genug Zeit, um sich rechtzeitig zu informieren und ggf. Vorbereitungen zu treffen ...

http://de.wikipedia.org/wiki/Lebensmitt ... verordnung

So lästig das sein kann - als Kleinunternehmer kenne ich die Problematik und habe mich auch schon öfters geärgert - muss man sich doch immer selbst auf dem Laufenden halten. Normalerweise (zumindest in Österreich) wird man aber von den Berufsverbänden (hier: Wirtschaftskammer) via Newsletter etc. über derartige Änderungen rechtzeitig informiert.

Grüße,
Gerald
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harti

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Re: 13.12.2014 - schwarzer Tag für (kleine) Weinhändler

BeitragDi 9. Dez 2014, 18:01

Hallo Torsten,

die Bürokraten nennen das in diesem Fall Verordnung und erlassen wurde es bereits im Jahre 2011 von der lieben EU. Diese Verordnung gilt mitnichten nur für Wein, sondern für alle Lebensmittel und betrifft den Internet- und Versandhandel. Zudem gibt es Übergangsregelungen für Erzeugnisse, die vor dem 13.12.2014 in Verkehr gebracht wurden.

Alles hier nachzulesen:

CELEX_32011R1169_de_TXT.pdf
(1.16 MiB) 242-mal heruntergeladen


Grüße

Hartmut
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Alas

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Re: 13.12.2014 - schwarzer Tag für (kleine) Weinhändler

BeitragDi 9. Dez 2014, 18:04

Hallo Torsten!

Eine kurze Recherche ergab folgende Information:

(1) Zur Angabe der Zutaten gemäß Artikel 6 Abs. 3a der Richtlinie 2000/13/EG sind für Sulfite, für Milch und daraus gewonnene Erzeugnisse sowie für Eier und daraus gewonnene Erzeugnisse die in Anhang X Teil A aufgeführten Angaben zu verwenden.
(2) Die Angaben gemäß Absatz 1 können durch Verwendung der in Anhang X Teil B aufgeführten Piktogramme ergänzt werden.“ Gemäß Anhang X Teil A sind danach in deutscher Sprache folgende Angaben zu verwenden:
• Angaben für Sulfite: Es bleibt bei der bisherigen Angabe „Sulfite“ oder „Schwefeldioxid“
• Angaben für Eier und daraus gewonnene Erzeugnisse: „Ei“, „Eiprotein“, „Eiprodukt“, „Lysozym aus Ei“ oder „Albumin aus Ei"
• Angaben für Milch und daraus gewonnene Erzeugnisse: „Milch“, „Milcherzeugnis“, „Kasein aus Milch“ oder „Milchprotein“.

Die Verpflichtung zur Kennzeichnung der Angaben für Milch, Ei und den daraus gewonnenen Erzeugnissen gilt für Weine und Weinbauerzeugnisse gemäß Anhang XI b der Verordnung (EG) Nr. 1234/2007, die vollständig oder teilweise aus Trauben der 2012er Lese und nachfolgender Erntejahre gewonnen und nach dem 30. Juni 2012 etikettiert wurden.Eine Kennzeichnungspflicht entfällt, wenn bei der Herstellung des Weines keine Mittel auf Ei- oder Milchbasis eingesetzt wurden oder ein Nachweis dieser allergenen Inhaltsstoffe im Endprodukt nach den von der OIV verabschiedeten Analysenmethoden (OIV = ELISA-Test, Nachweisgrenze 0,25 mg/l) nicht möglich ist.


Quelle: http://www.ihk-trier.de/p/Allergenkennz ... 12086.html

Der größte Teil deiner Weine ist davon gar nicht betroffen. Die meisten Angaben dürften sowieso schon auf deinen Flaschen stehen. Nur keine Panik!

Einen guten Abend wünscht

Alas
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thvins

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Re: 13.12.2014 - schwarzer Tag für (kleine) Weinhändler

BeitragDi 9. Dez 2014, 18:33

Die Information, die ich dazu erhalten habe, stammt vom 26.11.2014, also genau zum Start in die Adventszeit.
Das Gesetz an sich war mir bis dato auch nicht bekannt, aber wer kennt (und vor allem versteht) schon jedes Gesetz, welches irgendwo beschlossen wurde - ein Amtsblatt der Europäichen Union wird mir nicht zugestellt... :mrgreen:

Letztlich entsteht diese Panik ja auch nur aus Angst vor den Abmahnanwälten, und darauf wurde in dem WeinPlus-Schreiben ja auch explizit hingewiesen, nicht aber darauf, dass vor dem Stichtag ins Lager genommene Bestände ohne Risiko abverkauft werden können... etc. Insofern danke Harti und Alas, ihr habt mir damit schon einen Stein vom Herzen genommen... Also muss ich mich dann jetzt doch nicht unnötig hetzen und es reicht, die zukünftigen Käufe entsprechend aufzuarbeiten und den Katalog dann umzuschreiben, wenn es ohnehin nötig ist...
Beste Grüße

Torsten

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C9dP

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Re: 13.12.2014 - schwarzer Tag für (kleine) Weinhändler

BeitragDi 9. Dez 2014, 18:46

Naja, die Hinweise in den Internetquellen sind sicherlich gut und hilfreich. Ich würde je nach Einschätzung des wirtschaftlichen Risikos aber schon hingehen und mir eine qualifizierte rechtliche Würdigung bezogen auf deinen Shop einholen. Ob das die IHK oder ein auf Lebensmittelrecht spezialisierter Anwalt leistet weiß ich allerdings nicht. Vielleicht hast du ja auch eine Rechtsschutzversicherung, die sowas würdigen kann und dich im Zweifel bei eingehenden Abmahnungen unterstützt.
Viele Grüße

Aloys
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Wicheler

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Re: 13.12.2014 - schwarzer Tag für (kleine) Weinhändler

BeitragMi 10. Dez 2014, 23:37

Hallo,

gerade den Hinweis im TV gesehen, nächsten Mittwoch, 22.30 Uhr SAT1, Der große Warenscheck, "Warum ist Eiweiß (Eiklar? habs nicht genau mitbekommen) in unserem Wein" und hat wohl mit der Etikettierung zu tun.

Paßt glaube ich zum Thema.

Gruß Dieter
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austria_traveller

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Re: 13.12.2014 - schwarzer Tag für (kleine) Weinhändler

BeitragDo 11. Dez 2014, 07:50

Also daß mit den Allergenen wird sich wohl nicht vermeiden lassen.
Mein Schwiegersohn hat ein Lokal und hat auch schon geflucht, daß er nun alle Speisekarten umschreiben muß.
Andererseits, ist so ein anaphylaktischer Schock auch kein Zuckerschlecken, nur weil der Koch für's Safterl doch noch die Sellerie, die in der Küche rumgelegen hat, hineinschnippelt.
Was ich mir beim Wein zwar nicht vorstellen kann, aber da bist du wohl mitgehangen; oder war's mitgefangen ;)
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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Volker Raufuß

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Re: 13.12.2014 - schwarzer Tag für (kleine) Weinhändler

BeitragDo 11. Dez 2014, 21:40

Da haben die Gurkenvermesser wieder zugeschlagen :roll:

Um vllt. etwas Arbeit zu sparen, wie in der Imbissbude die Inhaltsstoffe numerieren 1 = Sulfite, 2 = Eiweiss etc. die Legende auf Seite 1 des Kataloges plazieren und unter jeden Wein entweder die genaue Auflistung schreiben (z.B. Enthaelt 1,2,5,9 oder kann 1 - maximale Nummer enhalten), da musst Du dich halt mit der Verordnung auseinander setzen, welche Spielraeume die da laesst.

Je nachdem wo Du wohnst, koennte ich mir auch vorstellen, dass es Studenten gibt, die fuer relativ kleines Geld die Schreibarbeit uebernehmen. Vor allem so kurz vor Weihnachten ;)
...
To think a man's true when the wine's not in him.
Drink, drink, then, and hold it a maxim divine
That there's virtue in truth, and there's truth in good wine"


Benjamin Cooke
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