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Koehler-Ruprecht tritt aus dem VDP aus

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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Noway

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Re: Koehler-Ruprecht tritt aus dem VDP aus

BeitragFr 24. Okt 2014, 15:40

Neben dem mit Sicherheit speziellen Weinstiel von KL, gibt es nach meinen Erfahrungen auch Geschmacks-Töne in Weinen die vollkommen polarisierend aufgenommen werden. Bei KL ist es dieser eigenartige „Muffton“ den ich für mich als schlicht fehlerhaft wahrnehme. Den meisten meiner Mitverkoster ging es im Übrigen genauso. Ich kann mich allerdings an eine Probe erinnern, bei den ein Mitverkoster den KL Wein zwar nicht wirklich gut fand (war glaube ich eine normale Auslese) aber keinerlei Muffton wahrnehmen konnte (habe ihn immer als erstklassigen Verkoster kennengelernt).
An einem anderen Abend war ich beim 2009er Goldtröpchen von AJ Adam vollkommen aus dem Häuschen, mein Mitverkoster hat sich aber ganz massiv an dem kräftigen Edelfirne-Ton gestört, der für mich den krönenden geschmacklichen Abschluss dargestellt hat.
Da dieses Hobby nun wirklich ein subjektives ist, soll eben jeder seinem Geschmack folgen und Spaß haben (ansonsten wäre der ein- oder andere Wein ja noch schwerer zu beziehen;-)).

Grüße
Heiko
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Ollie

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Re: Koehler-Ruprecht tritt aus dem VDP aus

BeitragFr 24. Okt 2014, 16:00

Oh, nein, keine Polarisierung, im Gegenteil: Ich glaube sofort, dass K-R ganz hervorragende Weine macht. Ich muss es leider auch glauben, denn wissen kann ich's nicht: Meine Verlustquote liegt bei 100%. Von dem Dutzend Flaschen R/RR, denen ich mal ueber den Weg gelaufen bin, war keine "intakt". (Nur Zyniker streiten darueber, ob es sich um TCA oder schlechtes winemaking handelt.)

Ich finde junge Kabinette von K-R auch durchaus charmant, nur halt eeeeewig weit weg vom angeblichem (s.o.) Niveau der Grosskampfauslesen. Ich fuerchte, auch hier schmeckt man eher das winemaking als wirklich den "hoeggschden Ausdruck der Lage".

Cheers,
Ollie
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Jürgen

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Re: Koehler-Ruprecht tritt aus dem VDP aus

BeitragFr 24. Okt 2014, 16:08

Markus Vahlefeld hat geschrieben:Dennoch: an den Weinen muss ich etwas ändern. Ich war von den heftigen TCA-Problemen, die vor allem die Auslese R prägten, die letzten Jahre sehr enttäuscht. Ich habe den 2004er einmal blind mit 100 Punkten bewertet und fünf andere Male hatte der Wein einen Fehler. Beim 201er war es ähnlich.


Hallo Markus,

die 2004er Auslese R hatte ich bisher ähnlich oft wie du im Glas gehabt und bei mir hat der Wein immer 100 Punkte erreicht (als bisher einziger Weißwein in meinem Leben) :D :lol:
Bei der 2001er Auslese R hatte ich nur einmal im Rahmen einer Weinprobe in Idstein einen fehlerhaften Wein im Glas, sonst sehe ich den in etwa bei 95 Punkten.
Bei keinem deutschen Weingut habe ich ein ähnliches Vertrauen zu den Weinen und ihrer Alterungsfähigkeit wie bei Koehler-Ruprecht.
Gut, ich muss nicht jeden Wein von K-R kaufen, was bei der Vielzahl der unterschiedlichen Etiketten auch ziemlich unmöglich ist. Ich kaufe aber jedes Jahr nicht wenig und sehr gerne Flaschen, die mit einem "R" versehen sind ;)

Bernd Philippi war/ist mir sehr angenehm und Dominik Sona auch. Wenn Dominik das Weingut ähnlich zu Bernd leitet, ist es mir mehr als recht.
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octopussy

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Re: Koehler-Ruprecht tritt aus dem VDP aus

BeitragFr 24. Okt 2014, 16:17

Interessant. Ich gehe 100% mit Jürgen konform. Noway, Ollie und Markus, wie schmecken euch Rieslinge von z.B. Karl Schaefer oder J.B. Becker?
Beste Grüße, Stephan
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Felix Eschenauer

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Re: Koehler-Ruprecht tritt aus dem VDP aus

BeitragFr 24. Okt 2014, 16:34

Hallo Markus,

Markus Vahlefeld hat geschrieben:Koehler-Ruprecht war bisher Bernd Philippi, der den Ruf des Weinguts und die Ausrichtung der Weine geprägt hat. Natürlich würde ich als neuer Besitzer ebenfalls versuchen, auf diesem Ruf aufzubauen. Ein Austritt aus dem VDP ist daher medienwirksam und unterstreicht, dass das Weingut in der Tradition von Bernd Philippi weitergeführt wird.

Bernd Philippi hat seinen letzten Jahrgang 2007 vinifiziert, seit dem 2008er Jahrgang verantwortet Dominik Sona Weinberge und Keller. Der Austritt aus dem VDP sollte ein fairer Schnitt für beide Seiten sein und das allgemeine Interesse der Weinbranche musste angenommen werden - soviel zu "medienwirksam"...

Markus Vahlefeld hat geschrieben:Dennoch: an den Weinen muss ich etwas ändern. Ich war von den heftigen TCA-Problemen, die vor allem die Auslese R prägten, die letzten Jahre sehr enttäuscht. Ich habe den 2004er einmal blind mit 100 Punkten bewertet und fünf andere Male hatte der Wein einen Fehler. Beim 201er war es ähnlich. Das finde ich ziemlich untragbar bei dem Preis und dem Hype, der um den Wein gemacht wird. Es wird sich also etwas an der Vinifikation ändern müssen und die Weine werden sich dementsprechend verändern. Dazu noch die VDP-Klassifikation übernehmen, wäre wohl für die neuen Besitzer zu viel der Veränderung. Durchaus verständlich
Ich vermute, dass Du in den letzten Jahrgängen keine Weine mehr von K-R probiert hast, sonst wäre Dir sicherlich aufgefallen, dass die Weine deutlich klarer, eben nicht mehr fehlerhaft schmecken - und das, ohne den klassischen K-R-Stil zu verleugnen. Denn es wird nach wie vor jeder Wein spontan im Holzfass vergoren. Sogar die normale trockene Auslese reift nun zwei Jahre bevor sie in den Verkuaf kommt. Du bist aber herzlich eingeladen, Dir selbst ein Bild davon zu machen: Lass uns einfach mal zusammen mit Dominik Sona die letzten Jahrgänge verkosten.

Markus Vahlefeld hat geschrieben:Zu Bernd Philippis Zeiten war die Mitgliedschaft im VDP wirklich nicht notwendig. Bernd war eine derartige Persönlichkeit, dass ich mir anfangs gar nicht sicher war, ob das Weingut überhaupt Mitglied im VDP war. An Präsentationen und gemeinsamen Auftritten fehlte KR jedenfalls fast immer. Den neuen Eigentümern hätte ich dringend geraten, im VDP zu bleiben und langsam die Stellschraube zur Modernität hin zu bewegen. Sie haben sich dür die Weiterführung im Sinne Bernd Philippis entschieden, was ich - vor allem OHNE Bernd Philippi - für einen Fehler halte.

Jedes Weingut ist auf der Suche nach seinem USP: das ist bei Koehler-Ruprecht eben die schmeckbar nachvollziehbare Differenzierung nach Prädikatsstufen aus dem Saumagen. In den USA kräht kein Hahn danach, ob ein Weingut ein GG produziert oder nicht. Die Sommeliers dort lieben die kompromisslos altmodische Art und Weise der Vinifikation und des Auftritts.
Was hätte Koehler-Ruprecht tun sollen? Die "normale", R und RR SL und AL zugunsten eines einzigen GGs nicht mehr produzieren und 5 verschiedene Gewannnamen QbAs aus dem Saumagen füllen? Gerade zu dämlich wäre das gewesen.

Herzliche Grüße
Felix
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Ollie

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Re: Koehler-Ruprecht tritt aus dem VDP aus

BeitragFr 24. Okt 2014, 16:38

octopussy,

ich bin ein Riesenfan von JB Becker (als Rheingau-Fanboy sowieso), und Karl Schaefer finde ich recht ordentlich bis sehr gut.

Die K-R-Sachen unterhalb der R/RR finde ich nicht fehlerhaft oder so, sie sind ganz okay; es sind wirklich nur die R/RR-Geschichten, die bei mir immer gekorkt haben.

Cheers,
Ollie
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Herr S.

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Re: Koehler-Ruprecht tritt aus dem VDP aus

BeitragFr 24. Okt 2014, 16:47

Hallo Felix,

Felix Eschenauer hat geschrieben: Lass uns einfach mal zusammen mit Dominik Sona die letzten Jahrgänge verkosten.


Da wäre ich gerne auch mit dabei, dann würde sich der Kreis schließen. Seit 7 Jahren wohne ich jetzt in der Pfalz, bin unzählige Male mit dem Rennrad durch Kallstadt, habe dort gegessen, KR-Weine hier und da getrunken ... und habe es noch nie geschafft bei Koehler-Ruprecht reinzuschauen.

Viele Grüße,
Björn
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pivu

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Re: Koehler-Ruprecht tritt aus dem VDP aus

BeitragFr 24. Okt 2014, 16:48

Hi there,

dass Weine jetzt theoretisch angereichert werden dürfen halte ich für eine billige Ausrede, das halbe Burgund macht's, und die andere Hälfte auch. Andererseits glaube ich nicht, dass weiße GGe angereichert werden. Anyway, enscheidend ist für mich das Thema Lagenverbrauch. Und auch das ist ja im VDP verbandsweit nicht durchgesetzt, z.B. gibt es an der Nahe 2 führende Weingüter, die nicht nur GGe aus deren Spitzenlagen anbieten.

Jdenfalls handelt KR konsequent, identifiziert sich nicht mit dem vom VDP präferierten romanischen System, und das ist aus deren Sicht gut und richtig. Ob der Weinqualität bin gar nicht so traurig darüber, das sehe ich ähnlch wie andere hier, auch als ich die aktuellen Weine vor einem Jahr verkosten durfte war ich eher enttäuscht. Viel mehr vermisse ich Betriebe wie Breuer im VDP, aber das ist eine andere story.

Ciao
Peter
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Ollie

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Re: Koehler-Ruprecht tritt aus dem VDP aus

BeitragFr 24. Okt 2014, 17:00

Hallo Felix,

was hat Sona denn geaendert, dass die Weine jetzt klarer schmecken als frueher? Den Most besser vorgeklaert? Weisst du da was? (Disclaimer: Meine letzte Erfahrung mit K-R ist der Jahrgang 2006.)

Cheers,
Ollie
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Markus Vahlefeld

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Re: Koehler-Ruprecht tritt aus dem VDP aus

BeitragFr 24. Okt 2014, 17:26

Ob die Weine jetzt klarer sind oder nicht, ist bei der Entscheidung, den VDP zu verlassen, ja nicht ausschlaggebend.

Ich verstehe völlig, einen Markenkern nicht beschädigen zu wollen und deswegen die Entscheidung zu treffen, die Prädikatsstufen auch bei trockenen Weinen beizubehalten und ergo den VDP zu verlassen. Das ist konsequent. Zu schreiben, die Interessen des Weinguts und die Interessen des VDP passen nicht (mehr) zusammen, ist doch gut. Die "offizielle" Begründung jedoch klingt nur nach quasi inhaltlich-moralischen Differenzen. Und das finde ich etwas "lustig". Es wird so auf der Tradition herumgeritten. Und das von einem Weingut, das soeben einen völligen untraditionellen neuen Eigentümer bekomen hat.

Hm...
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