Generell bin ich ein Freund von Lagenweinen mit eindeutigem Herkunftscharakter, der auch zu Ecken und Kanten führen darf.
Nicht so generell mag ich es manchmal auch einfach *lecker* beziehungsweise geschmacklich besonders harmonisch.
Nachdem mir der Clos de L´Oratoire 2001 gestern und auch heute abend mit mehr Luft nicht sonderlich zugesagt hat, bin ich auf die Idee gekommen, Im Glas einen Restschluck davon mit anderen Resten, nämlich denen von Clavels "Bonne Pioche" 09 zu mischen - und das Ergebnis finde ich schlichtweg genial! Der junge Bonne Pioche sorgt für niveauvolle Frucht und viel Charme, der etwas ollere BDX gibt der Mixtur richtig viel Profil und Struktur. Wenn man mir das, was ich da gerade zuammengebraut habe, als originalen Lagen- und Jahrgangswein unterjubeln würde, wäre ich wohl schwer beeindruckt und würde ziemlich viele Punkte zücken!
Mich bringt das erst einmal ins Grübeln - und natürlich möchte ich euch fragen, was ihr über derartige Experimente denkt? Ist so etwas statthaft oder sogar sinnvoll, oder ist es eine größere Sünde wider den Geist des *Terroirs*? Wo zieht man für sich persönlich die Grenze zwischen "besonders lecker/harmonisch/komplett" und "besonders authentisch"?
Beste Grüße
Bernd
Cuvée im Glas
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Re: Cuvée im Glas
Bernd,
ich finde gegen Experimente spricht fast nie was. Ich hab das vor längerer Zeit mal mit zwei Weissen (erinnere mich nicht mehr welche genau) probiert- und das ergebnis war zeimlich enttäuschend, so dass ich es nie wiederholt habe.
Wahrscheinlich müsste man es einfach öfters probieren und schauen wie hoch die Trefferquote ist. Aber letztlich vermute ich, dass da eine Kunst dahinter steckt für die mir das Talent und Wissen fehlt.
Trotzdem, bei der nächsten Gelegenheit werd ich das auch mal wieder probieren. Warum nicht? Schliesslich lernt man ja was über Wein.
Grüße
Jochen
ich finde gegen Experimente spricht fast nie was. Ich hab das vor längerer Zeit mal mit zwei Weissen (erinnere mich nicht mehr welche genau) probiert- und das ergebnis war zeimlich enttäuschend, so dass ich es nie wiederholt habe.
Wahrscheinlich müsste man es einfach öfters probieren und schauen wie hoch die Trefferquote ist. Aber letztlich vermute ich, dass da eine Kunst dahinter steckt für die mir das Talent und Wissen fehlt.
Trotzdem, bei der nächsten Gelegenheit werd ich das auch mal wieder probieren. Warum nicht? Schliesslich lernt man ja was über Wein.
Grüße
Jochen
- susa
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Re: Cuvée im Glas
Über statthaft muss man nicht diskutieren, warum sollte man das nicht mal ausprobieren. Mir fiele nur auf Anhieb keine Systematik ein, wie ich dieses Verfahren sinn- und planvoll einsetzen könnte, außer trial and error. Wenn man so zwei einzeln für sich genommen langweilige Weine zu einem neuen spannenden verbinden kann, dann spricht das Ergebnis doch für sich.
lieben Gruß
susa
lieben Gruß
susa
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
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Re: Cuvée im Glas
Moin, moin,
dürfen darf man das sicher. Wird ja auch tagtäglich bei den Winzern gemacht, auch wenn eher mehrere Fässer verglichen werden, bevor der Wein gemischt in die Flasche kommt. Ganz große sowieso in Bdx. Noch größer, vielleicht nicht immer so unsere Kragenweite, im Bereich der Markenweine. Jedes Jahr einen möglichst gleichen Geschmack hinzubekommen ist auch Arbeit bis Kunst.
Als Erinnerung finde ich Bernds Frage sehr gut. Wir sollten das häufiger mal bei Weinen, die nicht perfekt munden, versuchen. Vielleicht ist Bernd ja oder auch jemand anderes der perfekte Mischer oder Blender und hätte eine große Zukunft in der Weinwelt. Ähnliche Arbeiten gibt's ja auch beim Whisky, beim Parfüm ... Wir haben's vor Jahren einmal ausprobiert, ich glaube es war ein Weinplusstammtischpaket, zwei Mallorcaweine in unterschiedlichem Holz ausgebaut, am besten hat eine Mischung 1:1 geschmeckt. Demnächst werde ich einige einfachere Weine mit Gelegenheitsweintrinkern verkosten, vielleicht kommen wir da auch zum Panschen.
Schöne Grüße
Wolfgang
dürfen darf man das sicher. Wird ja auch tagtäglich bei den Winzern gemacht, auch wenn eher mehrere Fässer verglichen werden, bevor der Wein gemischt in die Flasche kommt. Ganz große sowieso in Bdx. Noch größer, vielleicht nicht immer so unsere Kragenweite, im Bereich der Markenweine. Jedes Jahr einen möglichst gleichen Geschmack hinzubekommen ist auch Arbeit bis Kunst.
Als Erinnerung finde ich Bernds Frage sehr gut. Wir sollten das häufiger mal bei Weinen, die nicht perfekt munden, versuchen. Vielleicht ist Bernd ja oder auch jemand anderes der perfekte Mischer oder Blender und hätte eine große Zukunft in der Weinwelt. Ähnliche Arbeiten gibt's ja auch beim Whisky, beim Parfüm ... Wir haben's vor Jahren einmal ausprobiert, ich glaube es war ein Weinplusstammtischpaket, zwei Mallorcaweine in unterschiedlichem Holz ausgebaut, am besten hat eine Mischung 1:1 geschmeckt. Demnächst werde ich einige einfachere Weine mit Gelegenheitsweintrinkern verkosten, vielleicht kommen wir da auch zum Panschen.
Schöne Grüße
Wolfgang
- susa
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Re: Cuvée im Glas
*grins, ein bisschen erinnert mich die Fragestellung an in Gourmetkreisen immer bis aufs Messer geführte Diskussion, ob man die Kreation eines Sternekoches selber nachwürzen dürfe (unter Anführung all der mit dieser Fragestellung verbundenen durch die Welt mäandernden urban legends)
lieben Gruß
susa
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- sorgenbrecher
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Re: Cuvée im Glas
natürlich darf man, mir persönlich ist es allerdings zu anstrengend das zu probieren und sich dann noch ggf. das mischungsverhältnis etc. zu merken und damit wird dann das ganze zum reinen "trial and error" und auch nicht bzw. nur schwer reproduzierbar.
es ist ja schon schwer genug die weinentwicklung des weines so zu verfolgen und nachzuvollziehen, da schadet m.e. mehr komplexität nur und wein den ich nicht mag, den schütte ich in den ausguss oder er kommt in die sauce....
es ist ja schon schwer genug die weinentwicklung des weines so zu verfolgen und nachzuvollziehen, da schadet m.e. mehr komplexität nur und wein den ich nicht mag, den schütte ich in den ausguss oder er kommt in die sauce....
Gruß, Marko.
Re: Cuvée im Glas
Hallo Bernd,
wie hier schon allgemein gesagt: probieren geht über studieren.
Habe am Wochenende auch cuveetiert:
Pinot Noir Weinland Baden 2009,
Knipser Gaudenz 2007,
Chateau d'Agassac 2009
in Summe gab's exakt eine 0,75 Liter-Flasche - allerdings für die Sauce!!
Habe das Ergebnis natürlich auch verkostet - wirkte aber leider recht unharmonisch!!
Gruß,
Jochen
wie hier schon allgemein gesagt: probieren geht über studieren.
Habe am Wochenende auch cuveetiert:
Pinot Noir Weinland Baden 2009,
Knipser Gaudenz 2007,
Chateau d'Agassac 2009
in Summe gab's exakt eine 0,75 Liter-Flasche - allerdings für die Sauce!!
Habe das Ergebnis natürlich auch verkostet - wirkte aber leider recht unharmonisch!!
Gruß,
Jochen
„Eine Magnum-Flasche? Genau die richtige Größe für einen schönen Abend. Vorausgesetzt, man beginnt mit einem Champagner, man endet das Menu mit einem Sauternes, und man ist allein daheim…“
(Anthony Barton)
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Re: Cuvée im Glas
Die Diskussion gefällt mir. Das hat was von Matschkuchen backen. Das probier ich demnächst auch mal mit Fehlkäufen.
Re: Cuvée im Glas
Hallo Bernd,Bernd Schulz hat geschrieben: oder ist es eine größere Sünde wider den Geist des *Terroirs*?
aus Sicht eines orthodoxen Einzellagen-Riesling-Trinkers oder noch viel mehr aus der eines Burgund-Liebhabers (die sind gewissermaßen die Großayatollas unter den Terroiristen ) ist das, was Du gemacht hast, natürlich schon eine üble Sünde.
Für denjenigen, der gewohnt ist, dass seine Weine in aller Regel Cuvées sind, ist die Sünde zumindest deutlich lässlicher. Beispiel Bordeaux - so gut wie jeder Bdx ist eine Cuvée aus mindestens zwei, meistens mehreren Rebsorten, je nach Jahrgang wechseln die Mengenverhältnisse der einzelnen Komponenten; die großen Erzeuger (und viele bekannte Erzeuger sind sehr groß) verfügen über Parzellen mit völlig unterschiedlichen Bodenstrukturen, und gar nicht so selten liegen die Parzellen innerhalb der AOC auch noch weit auseinander: ich würde zwar nicht so weit gehen wie ein bekannter (natürlich burgundischer ) Önologe, der mal geäußert hat, dass es so etwas wie Terroir im Bordelais überhaupt nicht gibt, aber zumindest muss der Begriff hier schon deutlich weiter und lockerer gefasst werden als im Burgund.
In Australien werden manche durchaus bekannte und hoch geschätzte Weine aus Traubenmaterial cuveetiert, das aus mehreren tausend (!) Kilometern Umkreis zusammengekarrt wurde. Ist das Endprodukt nun "authentisch" (wenn ja, für was?), oder gerade nicht? Und falls nicht, was macht das?
Wenn man die historische Perspektive hinzuzieht, wird das Bild auch in Europa deutlich bunter. Sowohl im Bordelais als auch im Burgund war es in Vor-AOC-Zeiten durchaus üblich, schwachen Jahrgängen mit einem Schuss Wein von der Rhone aufzuhelfen; es gab hierfür sogar die hübsche Verbform "hermitager". Und im Bordelais gibt es glaubwürdige Berichte, dass in ganz schlimmen Jahren zum Verbessern auch mal das Produkt von der anderen Gironde-Seite (...ähem, Cognac...) zum Einsatz kam. In Deutschland wurden Pfälzer zum "Verstärken" von Mosel eingesetzt etc. pp.
Ich denke, Dein schlechtes Gewissen hängt mit einer typisch deutschen Abneigung gegen jede Form von Cuvée zusammen - verschneiden wird immer mit panschen gleichgesetzt. Dass das eine mit dem anderen nicht notwendigerweise zu tun hat, wird ignoriert. Wir haben hier halt einen sehr engen Begriff von Reinheit und Authentizität.
Gruß
Ulli
- Charlie
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Re: Cuvée im Glas
Ich tue es auch und machmal mit Erfolg. Mir ging es bisher immer nur darum, einen besseren Tropfen im Glas zu haben. Z.Bsp. ist eine Pfütze Eiswein mit Gerolsteiner Medium oder Rieslingsekt aufgefüllt ein Gedicht
Charlie
http://weinlagen.info/
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