jessesmaria hat geschrieben:
Meine Theorie dazu ist: Beim Wein bestimmt nicht (wie bei anderen Gütern) der Wert (die Güte) den Preis, sondern umgekehrt der Preis seinen Wert. Der VDP-Winzer erhöht also vereinfach gesagt einfach den Preis seines GGs von 40€ auf 60€ und erreicht damit neue Käuferschichten, die gerne Weine für 60€ kaufen, da sie von diesen eine entsprechende Qualität erwarten – ohne, dass sich der Wein im Geringsten ändern muss.
stollinger hat geschrieben:
Meine Theorie dazu ist, dass auch die Händler den Preis mit setzen. Ich denke, die meisten GGs werden über den Fachhandel verkauft. Die großen Händler haben wahrscheinlich einen deutlich höheren Wachstumsdruck, als viele Weingüter. Und 10% mehr Umsatz lässt sich halt nur schwierig durch 10% mehr Flaschen erreichen. Ich denke, die, die sich u.a. auch gerne mit "ab-Hof Preisen" brüsten, geben da den Winzern auch einfach vor, wie sich ihr Preis entwickeln muss.
Eigentlich ist es egal, wer da den Preis treibt: der Erzeuger, der Händler, oder beide zusammen - die müssen überzeugt sein, dass sich der Wein auch zum deutlich höheren Preis noch verkaufen lässt. Von unverkauftem Wein kann man weder als Erzeuger noch als Händler leben, da nützt die
theoretische Marge gar nichts.
Irgend jemand muss da analysiert haben - sofern das nicht reines Bauchgefühl ist - dass da preislich noch etwas geht.
Der Wein-Schwede hat geschrieben:
Ich möchte auch die Frage stellen ob Rieslingweine so viel wie 50-60 Euro eigentlich kosten sollen?
Die haben ja geringere Produktionskosten als Pinot Noir und Chardonnay, kein Barriqueausbau und kurze Lagerzeit (Kosten) vor dem Verkauf. In dem Preisbereich ein uninteressanter Wein für mich.
Der Barriquesausbau kostet rein rechnerisch etwa 3 bis 4 Euro pro Flasche, aber das auch nur dann, wenn man mit 100% Neuholz arbeitet und die Fässer nach der Erstbelegung zu Null entsorgt. Weder das eine noch das andere dürfte für die allermeisten Betriebe zutreffen. Im Ultrapremiumbereich, in dem wir uns bei Weinen jenseits von 30 Euro pro Flasche bewegen, ist dieser Kostenfaktor ebenso wie die Lagerkosten irrelevant.
In diesem Bereich haben die reinen Produktionskosten nichts mehr mit den geforderten Preisen zu tun. Da kann ich einen Winzer schon verstehen, wenn er meint, dass er für seinen 96-Punkte-Riesling doch wenigstens ein Viertel oder ein Fünftel des Preises nehmen kann (und sollte), wie der für einen
grand cru aus dem Burgund oder dem Bordelais gefordert wird, der auch nur 96 Punkte bekommen hat
Gruß
Ulli