Bernd Schulz hat geschrieben:Georg R. hat geschrieben:Auch damit wäre das Problem nicht vollständig beseitigt. Er müsste auch all die unsauberen Fässer säubern, die Reinigungsrückstände aus den Kellergerätschaften entfernen, mit Holzschutzmitteln belastete Kellergewölbe "rückbauen", dafür sorgen, dass die Weinpaletten ohne Rückstände sind etc...
Sorry, aber aus rein empirischen Gründen sehe ich das anders. ich weiß zwar, dass es auch bei mit Schrauber, Vinolok und Stainless Cap verschlossenen Weinen TCA-Fälle geben soll, aber ich weiß das nur vom Hörensagen her. In der Praxis ist mir so etwas noch nie untergekommen, und ich habe in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren weiß Gott nicht wenige Weine aus Flaschen mit alternativen Verschlüssen getrunken. Die TCA-Problematik ist hier im Vergleich zum Naturkorken offenbar so gering, dass sie auch von den Göttern getrost vernachlässigt werden kann....
Persönlich bin ich bislang nur in einem einzigen Fall mit Wein in Kontakt gekommen, der "korkverseucht" wirkt, aber bei dem die Ursache hierfür nicht der Korken ist. Das ist Chateau Ducru Beaucaillou (St. Julien 2eGCC), wo Ende der 80er gleich mehrere Jahrgänge durch ein im Keller verwendetes Holzschutzmittel kontaminiert wurden - hier wurde ein Brom-Analogon von TCA freigesetzt. Das Problem wurde schlussendlich dadurch gelöst, dass man mit enormem Aufwand im Keller das gesamte Holztragwerk herausgerissen und ersetzt hat. Einen ähnlichen Fall hat es wohl etwa zeitgleich in Kalifornien gegeben, ich meine bei Beaulieu - aber begegnet bin ich diesem Wein noch nie.
Ansonsten geht es mir wie Bernd: ich habe mittlerweile Hunderte Weine aus Flaschen mit alternativen Verschlüssen probiert. Da war natürlich nicht alles toll, und ein paar Flaschen waren auch fehlerhaft, aber einen
Korkschmecker oder auch nur etwas, was daran erinnert, hatte ich da noch nie. Ich würde ebenfalls vermuten, dass die TCA-Problematik tatsächlich zu fast 100% durch fehlerhafte Korken verursacht wird.
Zur Frage, ob sich TCA "verkochen" lässt, haben wir vor einigen Jahren im Rahmen einer Bordeaux-Probe ein kleines Experiment gemacht. Leider hatten wir (wie bei älteren Bordeaux häufig) mal wieder einen heftigen "Korker" in der Probe (Léoville Barton 1996). Den haben wir in einen Kochtopf verfrachtet, zum Sieden gebracht und einige Minuten gekocht, und dann im Topf auf der Terrasse im Schnee wieder auf Trinktemperatur herabgesetzt. Ergebnis: was vorher noch an Frucht erkennbar war, war verschwunden, aber etwas war noch überaus deutlich zu riechen - TCA
TCA hat nach Angaben in chemischen Tabellenwerken einen Siedepunkt von 132°C, und damit ist es auch unwahrscheinlich, dass es sich bei einer Kochtemperatur um die 100° abdestillieren lässt. Möglicherweise kann man es in einer Art einer Wasserdampfdestillation über sehr lange Zeit "ausschleppen", das müsste man probieren, aber da ist mir der Aufwand zu hoch.
Bei mir landet jeder Korkschmecker sofort in der Spüle. Im Laufe der Jahre ist da leider schon ein kleines Vermögen gelandet...
Gruß
Ulli