Moin, moin,
wenn es sich nicht lediglich um eine (rückzahlbare) Kaution handeln sollte, stellt sich doch die Frage, wie eine derartige Abgabe mit dem Europarecht zu vereinbaren ist. Ich kenne mich mit Zollfragen (ich sehe das mal als so ähnlich an) nicht aus, aber immer wieder bekommt der deutsche Steuergesetzgeber eins auf die Finger, weil er EU-Ausländer schlechter behandelt (hat) als in D Wohnende. Da sind die europäischen Gerichte recht hart, was ja auch richtig ist.
Ich vermute mal, es geht um die Absicherung der Umsatzsteuer bei steuerfreier Lieferung im EU-Ausland. Da muß dann ja (in der Regel) der Importeuer z. B. in D USt an den deutschen Fiskus abführen, kann aber (wenn erlaubt, was beim Weinhändler die Regel sein dürfte, also kein Kleinunternehmer) in gleicher Höhe Vorsteuer ziehen. Sollte der Export eines kleinen Winzerbetriebes z. B. an einen deutschen Kleinunternehmer (oder Privatmann) erfolgen, so könnte die Gefahr bestehen, daß gar keine Steuer gezahlt wird. Aber dafür gibt es eigentlich genug EU-Bürokratie zur Kontrolle (USt-IDNr., Zusammenfassende Meldungen etc.).
Mich würde es nicht wundern wenn der spanische Staat aus Geldmangel und wegen fehlender (Lust zu) Kontrollmöglichkeiten einfach eine fiskalische Hürde setzt. Der Aufwand zur Kontrolle bei einem Kleinbetrieb ist ja auch relativ teuer im Vergleich zum Massenexport. Auch wir in D kennen es ja, daß der Staat erstmal kassiert bis dann jemand auf dem Klageweg Recht bekommt (z. B. Arbeitszimmer als Werbungskosten). Aber ohne genaue Kenntnisse des spanischen Rechts ist das hier alles nicht viel mehr als Kaffeesatzleserei.
Die Nachfrage beim Ministerium macht vielleicht wirklich Sinn.
Viel Erfolg wünscht
Wolfgang
Zusammenhang zwischen Euro-Krise und Weinqualität!?
- octopussy
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Re: Zusammenhang zwischen Euro-Krise und Weinqualität!?
Mal abgesehen von irgendwelchen obskuren Exportsteuern denke ich, dass die Euro-Krise eher die Erzeuger treffen wird, die in den Boomjahren zu groß investiert haben - in von Stararchitekten designte Bodegas, in teure önologische Berater, in neue Barriques und in von Pancho Campo organisierte Weinseminare . Ich hoffe jedenfalls, dass Kleinerzeuger mit nicht zu großen Ambitionen etwas stärker verschont werden. Wenn hingegen ein paar der sehr ambitionierten, auf Jay Miller Punkte getrimmten Projekte am Ende die Waffen strecken müssen, gibt es vielleicht auch eine in gewisser Weise notwendige Marktkorrektur. Vielleicht ist es auf lange Sicht der Qualität sogar zuträglich, wenn die Barriques ein paar Mal belegt werden müssen und kein Berater seinen Senf dazu geben darf .
Beste Grüße, Stephan
- thvins
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Re: Zusammenhang zwischen Euro-Krise und Weinqualität!?
Hallo Wolfgang,
klar kriegt man durch das bürokratische System eigentlich nicht eine Flasche an der Steuer vorbei.
Winzer an Privatmann, der eine Palette bestellt: - Privatmann zahlt Mehrwertsteuer des Landes, aus dem der Winzer stammt mit. Ware ist im Urprungsland versteuert.
Winzer an mehrwertsteuerbefreiten Kleinunternehmer: Dieser muss dann sofort im Heimatland auf einen Schlag die Einfuhrumsatzsteuer zahlen, da er ja keine Vorsteuer ziehen darf. Er muss also mal eben fix ein paar 1000 € für den Fiskus parat haben, obwohl er noch nicht eine Flasche weiterverkauft hat - kann in der regel niemand machen.
Winzer an Händler - so wie du es beschrieben hast, läuft das als Nullsummenspiel tatsächlich ab und der deutsche Fiskus kassiert dann die Steuer auf den Verkaufspreis, der ja höher ist als der Einkaufspeis.
Der Gekniffene ist in dem Sinne der kleine Erzeuger, dem es schwer fällt, die teure Hürde zu überspringen. Kauft aber dann Amerika nicht mehr, China noch nicht und die Schweiz nicht alles, dann hat es das kleine Familienunternehmen tatsächlich schwer. Die Inlandsnachfrage ist aufgrund der sinkenden verfügbaren Geldmenge bei der breiten Schicht der Bevölkerung ohnehin rückläufig, die paar, die in solchen Situationen noch reicher werden, fangen das Wegbrechen der Massennachfrage nicht auf - wie sollen sie auch?
Wenn dann innerhalb der EU nicht verkauft werden darf, wenn die teure Lizenz nicht bezahlt werden kann - dann entfällt auch dieser Markt - und dann nutzt insgesamt auch Qualität überhaupt nichts mehr.
Aber das ist eben auch systembedingt, den großen Banken wird per Rettungsschirm unter die Arme gegriffen, wenn sie sich verzockt haben und niemand haftet dafür, alles geht kurze Zeit später so weiter, wie es immer ging. Dem kleinen Unternehmer, der aus Ausweglosigkeit in den Selbsmord getrieben wurde, legen Merkel und Co. nicht mal eine Beileidskarte aufs Grab.
Mich jedenfalls würde es nicht wundern, wenn der eine oder andere trotz hoher Qualität aufgeben muss, weil es aus dem Dilemma nicht raus geht.
Was Bernd gesagt hat, ist sicher auch richtig, aber nur zum Teil. Die rigorose Selektion für die besten Weine, die neuen Fässer von Prestigeküfereien etc., das alles kann man sich nicht mehr leisten, die Notwendigkeit, billiger zu produzieren, um billiger verkaufen zu können, wird auch immer Qualitätseinbußen nach sich ziehen.
Die Großen, die es sich noch leisten können, selektieren in der Spitzencuvée weiter, um Qualität und Renommée dadurch zu halten, die sinkende Nachfrage fangen auch sie durch neu herausgegebene Krisenweine auf, die mitunter qualitativ uneinheitlich sind. Entweder verkauft sich dieser durch das Renommée des Weingutes trotzdem noch oder die Marketingmaschinerie wird in Gang geworfen. Wenn alles nicht hilft, suggeriert man einen Supersonderrabatt, der bringt die Leute dann schon zum Kauf. Und Stephan, hier haben auch die Jay Millers ihre Berechtigung... Parker ist nach wie vor die Marke, die zieht. Wer nicht parkerisiert ist, hat es schwer, gleich gute oder gar bessere Qualität zu verkaufen.
Wenn ich meine so vor Jahren geschriebenen Artikel zu Krisenweinen des Priorats auf meinem Blog noch mal nachlese, so haben diese gar nichts an Aktualität eingebüßt.
klar kriegt man durch das bürokratische System eigentlich nicht eine Flasche an der Steuer vorbei.
Winzer an Privatmann, der eine Palette bestellt: - Privatmann zahlt Mehrwertsteuer des Landes, aus dem der Winzer stammt mit. Ware ist im Urprungsland versteuert.
Winzer an mehrwertsteuerbefreiten Kleinunternehmer: Dieser muss dann sofort im Heimatland auf einen Schlag die Einfuhrumsatzsteuer zahlen, da er ja keine Vorsteuer ziehen darf. Er muss also mal eben fix ein paar 1000 € für den Fiskus parat haben, obwohl er noch nicht eine Flasche weiterverkauft hat - kann in der regel niemand machen.
Winzer an Händler - so wie du es beschrieben hast, läuft das als Nullsummenspiel tatsächlich ab und der deutsche Fiskus kassiert dann die Steuer auf den Verkaufspreis, der ja höher ist als der Einkaufspeis.
Der Gekniffene ist in dem Sinne der kleine Erzeuger, dem es schwer fällt, die teure Hürde zu überspringen. Kauft aber dann Amerika nicht mehr, China noch nicht und die Schweiz nicht alles, dann hat es das kleine Familienunternehmen tatsächlich schwer. Die Inlandsnachfrage ist aufgrund der sinkenden verfügbaren Geldmenge bei der breiten Schicht der Bevölkerung ohnehin rückläufig, die paar, die in solchen Situationen noch reicher werden, fangen das Wegbrechen der Massennachfrage nicht auf - wie sollen sie auch?
Wenn dann innerhalb der EU nicht verkauft werden darf, wenn die teure Lizenz nicht bezahlt werden kann - dann entfällt auch dieser Markt - und dann nutzt insgesamt auch Qualität überhaupt nichts mehr.
Aber das ist eben auch systembedingt, den großen Banken wird per Rettungsschirm unter die Arme gegriffen, wenn sie sich verzockt haben und niemand haftet dafür, alles geht kurze Zeit später so weiter, wie es immer ging. Dem kleinen Unternehmer, der aus Ausweglosigkeit in den Selbsmord getrieben wurde, legen Merkel und Co. nicht mal eine Beileidskarte aufs Grab.
Mich jedenfalls würde es nicht wundern, wenn der eine oder andere trotz hoher Qualität aufgeben muss, weil es aus dem Dilemma nicht raus geht.
Was Bernd gesagt hat, ist sicher auch richtig, aber nur zum Teil. Die rigorose Selektion für die besten Weine, die neuen Fässer von Prestigeküfereien etc., das alles kann man sich nicht mehr leisten, die Notwendigkeit, billiger zu produzieren, um billiger verkaufen zu können, wird auch immer Qualitätseinbußen nach sich ziehen.
Die Großen, die es sich noch leisten können, selektieren in der Spitzencuvée weiter, um Qualität und Renommée dadurch zu halten, die sinkende Nachfrage fangen auch sie durch neu herausgegebene Krisenweine auf, die mitunter qualitativ uneinheitlich sind. Entweder verkauft sich dieser durch das Renommée des Weingutes trotzdem noch oder die Marketingmaschinerie wird in Gang geworfen. Wenn alles nicht hilft, suggeriert man einen Supersonderrabatt, der bringt die Leute dann schon zum Kauf. Und Stephan, hier haben auch die Jay Millers ihre Berechtigung... Parker ist nach wie vor die Marke, die zieht. Wer nicht parkerisiert ist, hat es schwer, gleich gute oder gar bessere Qualität zu verkaufen.
Wenn ich meine so vor Jahren geschriebenen Artikel zu Krisenweinen des Priorats auf meinem Blog noch mal nachlese, so haben diese gar nichts an Aktualität eingebüßt.
Re: Zusammenhang zwischen Euro-Krise und Weinqualität!?
Bitte beim Thema "Exportsteuer" in Spanien nicht auf die EU schimpfen, die hat gar nichts damit zu tun.
Aber auch für die "Kleinwinzer" gibt es den Ausweg, dass sie die elektronischen Versandanmeldung nutzen. Sollte das für den einzelnen zu kompliziert sein, es gibt auch in diesem Bereich Dienstleister, die das übernehmen.
Ich kann mir den Grund für ein solches Vorgehen nur darin erklären, dass der spanische Staat versucht, die Umgehung der Mehrwertsteuer im eigenen Land zu unterbinden. Genau dafür wurde ja auch das elektronische Meldeverfahren eingeführt. Natürlich ist das erst mal aufwändiger als früher, auch wir haben uns deswegen entschieden, diese Formalität von einem Dienstleister erledigen zu lassen. Aber wenn man weiß in welch großem Stil es zu Mehrwertsteuerbetrug in Europa gekommen ist kann man die Staaten auch wieder verstehen.
Aber auch für die "Kleinwinzer" gibt es den Ausweg, dass sie die elektronischen Versandanmeldung nutzen. Sollte das für den einzelnen zu kompliziert sein, es gibt auch in diesem Bereich Dienstleister, die das übernehmen.
Ich kann mir den Grund für ein solches Vorgehen nur darin erklären, dass der spanische Staat versucht, die Umgehung der Mehrwertsteuer im eigenen Land zu unterbinden. Genau dafür wurde ja auch das elektronische Meldeverfahren eingeführt. Natürlich ist das erst mal aufwändiger als früher, auch wir haben uns deswegen entschieden, diese Formalität von einem Dienstleister erledigen zu lassen. Aber wenn man weiß in welch großem Stil es zu Mehrwertsteuerbetrug in Europa gekommen ist kann man die Staaten auch wieder verstehen.
- Don Miguel
- Beiträge: 426
- Registriert: Mi 3. Nov 2010, 18:01
Re: Zusammenhang zwischen Euro-Krise und Weinqualität!?
Servus Wolfgang,WoFu hat geschrieben:wenn es sich nicht lediglich um eine (rückzahlbare) Kaution handeln sollte, stellt sich doch die Frage, wie eine derartige Abgabe mit dem Europarecht zu vereinbaren ist. Ich kenne mich mit Zollfragen (ich sehe das mal als so ähnlich an) nicht aus, aber immer wieder bekommt der deutsche Steuergesetzgeber eins auf die Finger, weil er EU-Ausländer schlechter behandelt (hat) als in D Wohnende.
genau das ist der Punkt: EU-Recht schützt den Ausländer, nicht den Inländer! Etwas überspitzt formuliert, aber im Prinzip ist es so, solange es nicht z. B. eine abweichende konkrete und verbindliche EU-Vereinbarung gibt. Eine Importsteuer würde sofort kassiert werden, aber eine nationale Exportsteuer benachteiligt ja keine anderen EU-Länder. Das ist unsere EU-Logik.
Gruß
Don