Re: Nordrhône
Verfasst: So 15. Jul 2018, 16:57
Moin,
wie erwähnt, habe ich mir von den Weinen unserer weißen Nordrhône-Probe im April Zweitexemplare für Nachverkostungen besorgt. Gestern und heute waren die Coursodons dran:
Coursodon, Saint-Joseph «Silice» 2016 (13,5%)
Coursodon, Saint-Joseph «Le Paradis Saint Pierre» 2010 (14%)
Der Silice ist reiner Marsanne, gewachsen auf einem Mix von Granit und Lehm, und ist im Stahl ausgebaut. Der Paradis ist Marsanne mit 5% Roussanne, kommt von Granitböden, und ist sur lie und im großen Faß ausgebaut.
Der Silice zeigt in der Nase weiße Blüten, reife Ananas und einen Hauch Banane. Am Gaumen die Crèmigkeit der Marsanne, gepaart mit einer sehr schönen, ausreichenden, aber eher weichen Säure. Weniger fruchtig als die Nase, aber spannende Textur, und man vermeint, den Granit etwas zu schmecken. Ganz leichte Bitternote im sehr langen Abgang.
Der Paradis zeigt schon in der Nase die Kraft des Sur-Lie-Ausbaus. Eher gelbe Steinfrucht (Aprikose). Holz bestens eingebunden und praktisch nicht zu erkennen. Am Gaumen auch hier deutlich weniger Frucht. Kraftvoll, leicht buttrig. Die Säure ebenfalls recht weich und mild, aber ausreichend.
[+1d] Beide zeigen heute fast keine Frucht, sind sonst kaum verändert.
Beide sind wirklich sehr gut und eine willkommene Abwechslung zu den eingetretenen Pfaden. Der Silice gefällt mir stilistisch etwas besser, weil der Stahlausbau der eher cremigen Marsanne mehr Frische beläßt, und der Wein dadurch etwas schlanker wirkt.
Meine Ersteindrücke der Verkostung muß ich korrigieren: Der Paradis ist nicht unbedingt weit entwickelt; es ist die Weinbereitung, die diesen Eindruck hervorrief. Aber auch hier ist es eine Frage der Stilistik, nicht der Qualität: Auch dieser Wein ist duchaus gut gemacht.
Weinfreunde, die überwiegend oder ausschließlich Riesling trinken, oder auch "nur" Chardonnay, tun sich hier vielleicht etwas schwer und vermissen Spannung. Aber wer wer einmal etwas anderes probieren möchte, ohne gleich zu gelbem oder orangem Wein zu greifen, findet hier sehr gute und typische Vertreter.
Diese Weine sind - vielleicht aufgrund der eher milden Säure - eher empfindlich, was die Essensbegleitung angeht: Schon ein Camembert-Brot wird vom Paradis gerade noch ertragen, überfordert aber den Silice. Den würde ich eher solo trinken, oder zu einem zart gewürzten weißen Fisch reichen. Der Paradis ist etwas intensiver und könnte wohl auch neben einer Wachtel oder einem Kaninchenrücken bestehen.
wie erwähnt, habe ich mir von den Weinen unserer weißen Nordrhône-Probe im April Zweitexemplare für Nachverkostungen besorgt. Gestern und heute waren die Coursodons dran:
Coursodon, Saint-Joseph «Silice» 2016 (13,5%)
Coursodon, Saint-Joseph «Le Paradis Saint Pierre» 2010 (14%)
Der Silice ist reiner Marsanne, gewachsen auf einem Mix von Granit und Lehm, und ist im Stahl ausgebaut. Der Paradis ist Marsanne mit 5% Roussanne, kommt von Granitböden, und ist sur lie und im großen Faß ausgebaut.
Der Silice zeigt in der Nase weiße Blüten, reife Ananas und einen Hauch Banane. Am Gaumen die Crèmigkeit der Marsanne, gepaart mit einer sehr schönen, ausreichenden, aber eher weichen Säure. Weniger fruchtig als die Nase, aber spannende Textur, und man vermeint, den Granit etwas zu schmecken. Ganz leichte Bitternote im sehr langen Abgang.
Der Paradis zeigt schon in der Nase die Kraft des Sur-Lie-Ausbaus. Eher gelbe Steinfrucht (Aprikose). Holz bestens eingebunden und praktisch nicht zu erkennen. Am Gaumen auch hier deutlich weniger Frucht. Kraftvoll, leicht buttrig. Die Säure ebenfalls recht weich und mild, aber ausreichend.
[+1d] Beide zeigen heute fast keine Frucht, sind sonst kaum verändert.
Beide sind wirklich sehr gut und eine willkommene Abwechslung zu den eingetretenen Pfaden. Der Silice gefällt mir stilistisch etwas besser, weil der Stahlausbau der eher cremigen Marsanne mehr Frische beläßt, und der Wein dadurch etwas schlanker wirkt.
Meine Ersteindrücke der Verkostung muß ich korrigieren: Der Paradis ist nicht unbedingt weit entwickelt; es ist die Weinbereitung, die diesen Eindruck hervorrief. Aber auch hier ist es eine Frage der Stilistik, nicht der Qualität: Auch dieser Wein ist duchaus gut gemacht.
Weinfreunde, die überwiegend oder ausschließlich Riesling trinken, oder auch "nur" Chardonnay, tun sich hier vielleicht etwas schwer und vermissen Spannung. Aber wer wer einmal etwas anderes probieren möchte, ohne gleich zu gelbem oder orangem Wein zu greifen, findet hier sehr gute und typische Vertreter.
Diese Weine sind - vielleicht aufgrund der eher milden Säure - eher empfindlich, was die Essensbegleitung angeht: Schon ein Camembert-Brot wird vom Paradis gerade noch ertragen, überfordert aber den Silice. Den würde ich eher solo trinken, oder zu einem zart gewürzten weißen Fisch reichen. Der Paradis ist etwas intensiver und könnte wohl auch neben einer Wachtel oder einem Kaninchenrücken bestehen.