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Re: Nordrhone

BeitragVerfasst: So 31. Dez 2017, 17:29
von stollinger
Palim, Palim,

ich kann mich den Erfahrungen von Creot mit Domaine Les Bruyeres anschließen.
Créot hat geschrieben:Hallo Olli,

Ich hatte 2 Flaschen von dem Crozes von Bruyeres und hatte mir notiert:

09/2015: ganz schlechte Flasche. Kork? Untrinkbar.
02/2016: Im Vordergrund Teer, Süßholz, etwas Harziges, Brett, eigentlich eine schöne Tiefe, aber auch etwas zu erdig-animalisch. Am Gaumen eine extrem extrahierte Frucht, irgendwie überreife Sauerkirsche, kommt alles nicht wirklich zusammen, im Abgang eine etwas vorstechende Säure mit bitteren Kohlenoten.

regte mich nicht zum weiteren Ausprobieren an...

Den Crozes-Hermitage George Reynaud 2013 habe ich als idealen Wein kennengelernt, Gästen subtil mitzuteilen, dass es Zeit ist, nach Hause zu gehen.

Bild

Es war eine Einzelflasche, vielleicht hatte der Wein jung mehr zu bieten. Wirkt überreif und undefiniert.

Gruß Josef

Re: Nordrhone

BeitragVerfasst: Mo 1. Jan 2018, 17:37
von octopussy
thiloV hat geschrieben:ich habe über die letzten Monate ein paar IGP - Weine und einen CdR von der Nordrhone probiert und fasse hier mal zusammen. Meine Idee war, über die kleinen Weine die jeweiligen Produzenten auszuprobieren um dann zu schauen, wo man auch bei den jeweiligen größeren Weinen zuschlagen könnte.
Das sind alles keine echten Verkostungsnotizen, ich habe stattdessen die Weine in eine Reihenfolge gebracht und fange mal unten an. Vorweg: Bis auf eine Ausnahme schmeckt man allen Weinen die nördliche Rhone an, das sind also vergleichsweise günstige Weine, die schonmal anzeigen, wie die Nordrhone schmeckt.

Schöne Testreihe und Zusammenstellung. In der Preisklasse findet man zwar nur wenige richtig gute Weine und selbige werden häufig auch nicht gerade in großen Mengen erzeugt, aber das Suchen lohnt sich. Ich bin ein Riesenfan des "Le Vin des Amis von Clape". Für knapp 15 Euro gibt es da einen lagerfähigen, Tip Top Nord-Rhône Syrah, wenn man ihn denn findet. Sehr gut gefallen hat mir auch der Vin de Pays des Collines Rhodaniennes "La Champine" von Jean-Michel Gerin.

Re: Nordrhone

BeitragVerfasst: Di 2. Jan 2018, 16:13
von thiloV
octopussy hat geschrieben:In der Preisklasse findet man zwar nur wenige richtig gute Weine und selbige werden häufig auch nicht gerade in großen Mengen erzeugt, aber das Suchen lohnt sich.


Wenige richtig gute Weine stimmt hier natürlich. Ich finde es aber relativ auffällig, wie wenig schlechte Weine hier dabei sind. Gerade, wenn ich mich auf die kleinen Weine der großen (ich meine nicht die riesigen, wie Guigal, Chapoutier etc.) Namen beschränke, habe ich bis jetzt eigentlich immer einen Wein mit sehr gutem PGV gehabt. Da passen Deine beiden Empfehlungen gut rein. Auch was die verfügbaren Mengen betrifft :( Hast Du Tipps, wo man den Clape bekommt?

Viele Grüße, Thilo

Re: Nordrhone

BeitragVerfasst: Fr 27. Apr 2018, 01:51
von amateur des vins
Moin zusammen,

letzten Abend trafen sich ein paar Aficionados, um weißen vom Nordrhône auf den Zahn zu fühlen. In chronologischer Reihenfolge:

Yann Chave, Crozes-Hermitage '15
Vincent Paris, Granit blanc '16
Tardieu, St.-Péray VV '16
Cave de Tain, St-Péray Fleur de Roc '13
Cave de Tain, Hermitage Au Cœur des Siècles '11
???, Crozes-Hermitage ???
Coursodon, St-Joseph Silice '16
Coursodon, St-Joseph Le Paradis Saint Pierre '10
Alain Voge, St-Péray Ongrie '15
Alain Voge, St-Péray Fleur de Crussol '15

1. Flight:
Für mich der Chave ein Ausfall, "latschig". Einzelstimme: wird, mit ein paar Jahren Zeit. Paris ein Ausreißer: ⅔ Roussanne, ⅓ Viognier. Die Blumigkeit der Viognier nahm die Leute ein (alle andern fast ausschließlich Marsanne). Tardieu ziemlich verholzt; wenn dann in etlichen Jahren.

2.Flight (CdT):
Fleur de Roc recht "beherrscht". Hermitage untypisch weit - PremOx? Auch eher niedrige Säure. Jetzt gut, aber keine große Zukunft.

2,5. Flight:
Mitbringsel Simon: Mea Culpa - ich habe mir nicht notiert, was wir da hatten? Etwas Richtung Orange.

3. Flight (Coursodon):
Silice recht verhalten, etwas bananig und exotisch. Paradis deutlich entwickelt, nicht ganz so wie der CdT Hermitage, und recht komplex und ansprechend.

4.Flight (Voge):
Einer von sechs fand keinen Zugang, die anderen diese Weine als Höhepunkt des Abends. Signifikant höhere Säure als bei alle anderen verleiht Frische. Keine Frucht, aber schöne Struktur und Textur.

Marsanne zeigte sich als recht schwierige Nummer, wenig expressiv.Beim Paris übersah ich noch, daß außer Viognier Roussanne (und nicht Marsanne) drin war; das macht einen deutlichen Unterschied. Tendenziell war die Säure eher knapp, nur bei Voge präsent. Aromen recht durchgängig Richtung Banane und Exotik.

Für mich sehr interessant: Fleur de Roc hat nicht so recht funktioniert; das hatte ich besser in Erinnerung. Die "älteren" Semester ('11 und '10) waren zwar deutlich oxidativ (beginnend Richtung Sherry), dabei aber stimmig; jetzt gut, vmtl. kein sehr langes Leben mehr.

Re: Nordrhone

BeitragVerfasst: Mo 14. Mai 2018, 13:09
von amateur des vins
Gestern konnten wir uns durch einen Gutteil der aktuellen Kollektion der Cave de Tain probieren und unsere gelinde Enttäuschung teilen: Weiße wie rote zeichnen sich durch eine harte, leicht grün wirkende Bitternote aus, die ich auf Überextraktion zurückführe. Das betrifft besonders 2014 und - etwas weniger - 2013. 2015 hat genug Substanz, daß das anscheinend nicht nötig war oder überdeckt wird. Die Hypothese der "Tonneau-Senstivität" (7 verschiedene Küfer) mag ich nicht teilen.

Wir geben die CdT noch nicht auf, haben aber deutlich weniger als sonst gekauft; quasi "symbolisch". Ich hoffe sehr, daß sie dort nicht denselben Weg wie der Marché aux Vins in Beaune gehen...

Re: Nordrhone

BeitragVerfasst: Mo 14. Mai 2018, 14:37
von innauen
Hallo Karsten,

ihr seid also wie angekündigt nach unten gefahren. Schön! Und nochmal vielen Dank für den sehr anregenden Abend. ich habe meine Liebe zu Weißweinen aus dem Süden (und dazu zähle ich die Rhone dann doch) wieder entdeckt.

Grüße,

Wolf

Re: Nordrhone

BeitragVerfasst: Sa 26. Mai 2018, 18:15
von amateur des vins
Ich hatte mir von (fast) allen Weinen unserer kleine Probe eine zweite Flasche besorgt oder zurückgelegt, um sie bei Gelegenheit in Ruhe zu verkosten. Heute zog ich also auf:

Tardieu-Laurent, Saint-Péray V.V. 2016 (13%)

In der Nase deutlicher, gerade nicht übertriebener Holzeinsatz erkennbar. Weiße Blüten, ein Hauch Jasmin, dazu reife Litschi, Birne, reife Ananas. Vielfältiger, als von der Probe in Erinnerung.

Am Gaumen das Holz ganz gut passend. Säure ausreichend, aber sicher nicht üppig und eher mild. Nur minimal angedeutete Bitternoten im Abgang. Dazwischen die Aromen der Nase und ein Hauch Thymian.

Garnicht schlecht; sogar ziemlich gut, wenn man mit dem Holz klarkommt! Gefällt mir erheblich besser als auf der Probe!

Re: Nordrhone

BeitragVerfasst: Fr 15. Jun 2018, 19:47
von stollinger
Hallo,

recht gut gefällt mir gerade Domaine Farjon - Saint Joseph 2012. Ich habe den Wein gestern geöffnet, da hat er etwa eine Stunde gebraucht, um sich zu öffnen. Heute zeigt er noch etwas mehr.
Bild
Für unter 14€ ein schöner Gegenwert. Nicht übermäßig dicht sondern eher leicht. Hat, denke ich auch noch etwas vor sich, obwohl er wohl nicht besser werden wird.

Grüße, Josef

Re: Nordrhone

BeitragVerfasst: Sa 30. Jun 2018, 22:30
von amateur des vins
Cave de Tain, Hermitage «Gambert de Loche» 2011 (13,5%)

Dunkel, dicht, leicht purpur, schwarzer Kern.
Reife dunkle Beeren dominieren; dazu "pencil shavings", helles Leder, Veilchen.
Am Gaumen kommen auch rote Früchte hinzu (Süßkirsche, Cranberry). Deutliche, würzige Bitternote (Oliventapenade, ein Hauch Lakritz), die auch lange anhält. Deutliche, leicht trocknende, aber feingranulare Adstringenz, angenehme Säure.
Komplex und lang, perfekt reife Frucht, aber ganz der kühle, herbe Nordrhône-Syrah. Solo schon ganz gut, aufgrund der Bitternoten aber fordernd.
[+5h] Bitternote jetzt dezent, Tannine "pulveroso". Harmonisch. Sehr gut zu Ratatouille & Lammkoteletts.

Re: Nordrhone

BeitragVerfasst: So 1. Jul 2018, 23:22
von Käfi
Gerade im Glas: Ferraton Pere et Fils Crozes Ermitage Le Grand Courtil 2011

Vor ca. 1 h aufgemacht, zu warm: ein furchtbarer Geruch nach Moder, Pilzen, alter Schrank, wie von einem grauem Schleicher bedeckt. Kühlmanschette rum und 20 Minuten stehen lassen --> Stallgeruch, immer noch nicht schön. Manschette runter und noch ca. 20 Minuten bei Raumtemperatur auf 14 Grad erwärmen lassen. Jetzt sind wir Freunde.

Dunkle, reife aber kühle Frucht in der Nase, Pflaume, schwarze Kirsche, sehr würzig, tief, süßlich.

Am Gaumen sehr deutliche, aber gleichzeitig sehr dezente dunkle Frucht (Blaubeere? dunkle Kirsche?) die sich kurz zeigt und dann sofort von einer staubigen, kühlen Mineralik überrollt wird. Dieser Geschmack von staubigen Dachbodenholz, mit dezentem schwarzen Fruchtton im Hintergrund, bleibt dann (sehr!) lange auf der Zunge. Gefällt mir sehr gut, hat Druck und Intensität, aber trotzdem kühl und frisch.

War mein erster (bewusster) Wein der nördlichen Rhone, gefällt mir aber sehr gut. Auch der moderate Alkoholwert (13%) lacht mich an. Werde mich definitiv weiter umsehen und den Thread durchlesen.


Ich übe mich noch nicht so lange in Beschreibungen, vielleicht kann man das ein oder andere nachvollziehen ;)