Mi 29. Nov 2017, 17:41
Hallo zusammen,
ich habe über die letzten Monate ein paar IGP - Weine und einen CdR von der Nordrhone probiert und fasse hier mal zusammen. Meine Idee war, über die kleinen Weine die jeweiligen Produzenten auszuprobieren um dann zu schauen, wo man auch bei den jeweiligen größeren Weinen zuschlagen könnte.
Das sind alles keine echten Verkostungsnotizen, ich habe stattdessen die Weine in eine Reihenfolge gebracht und fange mal unten an. Vorweg: Bis auf eine Ausnahme schmeckt man allen Weinen die nördliche Rhone an, das sind also vergleichsweise günstige Weine, die schonmal anzeigen, wie die Nordrhone schmeckt.
Domaine des Remizières: Syrah:Ohne Jahrgangsangabe, wenn ich nichts übersehen habe. Das hätte mich stutzig machen sollen. Die Trauben kommen wohl aus Lagen an der Grenze zur AOC Crozes-Hermitage. Anfangs erinnerte mich der Wein an einen Pfälzer Dornfelder
, nach ein paar Tagen wurde es etwas besser, aber im großen und ganzen war das ein Syrah, den ich nicht nochmal brauch.
Cave de Tain: Syrah 2015:Der günstigste Wein (ca. 6 Euro) unter den getesteten. Dafür aber sehr solide. Über mehrere Tage wirklich mit Freude zu trinken. Kein Vergleich mit dem Remizières Syrah, wenn ich in der Preisklasse einen einfachen, aber authentischen, Zechsyrah suchen würde, müsste ich hier zuschlagen. Allerdings finden diese ganzen Syrahs in meinem Bekanntenkreis nicht so viel Anklang...
Die nächsten drei waren qualitativ in meinen Augen gleichwertig, stilistisch aber doch unterschiedlich, daher meine Präferenzen weiter von unten nach oben:
Domaine Jamet: Syrah 2015:Wohl aus Lagen direkt am Keller plus junge Côte-Rôtie Trauben. Stilistisch super leicht mit ordentlich Säure, anfangs mit deutlicher Beaujolais-Nase, die sich auch geschmacklich wiederfand. Das verflog aber über die Tage. Die Leichtigkeit blieb, dabei war dieser Syrah sehr fein und schlank. Wer solch eine Stilistik mag, sollte den unbedingt probieren, für mich ein sehr gutes PGV.
Domaine André Perret: Syrah 2015:Diese Trauben kommen wohl aus der Nähe von Condrieu. Stilistisch deutlich voller als der Jamet, er hat auch etwas mehr Alkohol. Dabei bleibt er aber noch eher schlank, v.a. verglichen mit den Kollegen von der südlichen Rhone. Mir macht das etwas mehr Spaß, als die Jamet-Variante, auch ein sehr gutes PGV.
Domaine Francois Villard: L'Appel des Sereines 2012:Gekauft hab ich den Wein, weil er wohl unfiltriert ist, das korreliert bei mir mit 'schmeckt mir'. Und was soll ich sagen, ich war begeistert, eventuell etwas mehr, als bei den beiden vorgenannten Weine. Stilistisch liegt dieser hier eher beim Jamet, keine Bojo-Assoziation, dafür bei mir etwas mehr Trinkfluss, da nicht ganz so schlank, trotz der nur 12.5% Alkohol. Super Wein, viel Spaß und ein hervorragendes PGV.
Den Vogel abgeschossen hat aber der folgende Wein:
Domaine Alain Voge: Les Peyrouses, 2013:Wahrscheinlich trifft dieser Wein einfach nur ganz genau meinen Geschmack. Trotz der 14% Alkohol machte er noch einen eher schlanken Eindruck, ist dabei aber voll und weckt fleischige Assoziationen. Die Trauben kommen zu großem Teil aus Cornas, zusammen mit etwas Syrah aus St. Peray. Mein Interesse für Cornas ist geweckt und dieser Wein hält sicher auch noch ein paar Jahre, wobei er wahrscheinlich nicht wirklich besser wird. Ich war begeistert
Und für <15 Euro hab ich auch noch nichts (subjektiv) besseres getrunken.
Der Wermutstropfen: Die jeweils höhere Kategorie bei den Produzenten ist auch jeweils gleich mal doppelt so teuer. Ich frag mich, ob ich das vor mir rechtfertigen kann, wenn mir doch auch diese Basisvarianten so gut schmecken
Viele Grüße, Thilo
edit: Wermutstropfen schreibt man ohne 'h'
Zuletzt geändert von
thiloV am Do 30. Nov 2017, 13:03, insgesamt 1-mal geändert.