Aktuelle Zeit: Do 25. Apr 2024, 23:56


Nordrhone

nördliche Rhône (Côte Rôtie, Hermitage, Cornas und Co.) und südliche Rhône (Châteauneuf du Pape, Gigondas, Tavel und Co.), Ardeche, Vivarais, Vaucluse und Isere, Côstieres de Nîmes, Provence, Korsika
  • Autor
  • Nachricht
Offline
Benutzeravatar

UlliB

  • Beiträge: 4538
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 19:27

Re: Nordrhone

BeitragFr 16. Dez 2016, 17:32

austria_traveller hat geschrieben:Kann es nicht sein, dass da mal was im Ausbau verändert wurde, dass die Weine nicht mehr sooo lange reifen müssen, bis zu ihrer Reife ? Ich glaube mich da an was zu erinnern ....

Was sich geändert hat: Mitte der 90er (ich meine, es war 1995) wurde zwischen dem "Brune et Blonde" und den ultrateuren LaLas gewissermaßen als Zwischenkategorie der "Chateau d'Ampuis" eingeführt. Die Trauben hierfür wurden nicht den Luxusweinen abgemolken, sondern eben dem "Brune et Blonde", der seitdem aus jüngeren Reben und weinger strenger Selektion stammt. Ich selber komme mit den Weinen nicht so häufig in Kontakt, aber nach glaubhaften Quellen hat die Einführung des Chateau d'Ampuis bewirkt, dass der Brune et Blonde seitdem zwar früher zugänglich ist, aber nicht mehr so lange haltbar, und allgemein qualitativ nicht mehr auf dem gleichen Niveau wie vorher.

Gruß
Ulli
Offline
Benutzeravatar

innauen

  • Beiträge: 3504
  • Bilder: 8
  • Registriert: Mi 3. Nov 2010, 12:33
  • Wohnort: Berlin

Re: Nordrhone

BeitragFr 16. Dez 2016, 18:26

Ich fand den 2010er unlängst recht unnahbar. Das war eher die ruppige Seite der Pubertät.

Grüße,

Wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
Offline

olifant

  • Beiträge: 3746
  • Registriert: Mi 8. Dez 2010, 09:58
  • Wohnort: Bayern

Re: Nordrhone

BeitragSa 17. Dez 2016, 15:36

Lieben Dank für eure Infos.
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
Offline
Benutzeravatar

vanvelsen

  • Beiträge: 969
  • Bilder: 6
  • Registriert: Mi 3. Nov 2010, 11:22
  • Wohnort: Windisch
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Nordrhone

BeitragMo 6. Feb 2017, 18:14

Am vorletzten Freitag fühlten wir 35 Weinen auf Syrah-Basis auf den Zahn. Dabei stammte knapp die Hälfte der Flaschen von der nördlichen Rhone, die anderen aus dem Wallis.

Wir verkosteten jüngere Jahrgänge zwischen 2010 und 2014. Die Probe zeigte eindrücklich, wie gut die Walliser Weine mit den Vertretern der Nord-Rhone mithalten konnten. Sieger-Wein war ein Côte Rôtie doch auch der Hermitage von Delas oder der Crozes-Hermitage von Jaboulet vermochten zu überzeugen...

Die ganzen Notizen gibt es hier nachzulesen: http://www.vvwine.ch/2017/02/35x-syrah- ... f-die.html

Gruss,

Adrian
Offline

thiloV

  • Beiträge: 90
  • Registriert: Do 2. Okt 2014, 14:19
  • Wohnort: Südwestpfalz

Re: Nordrhone

BeitragDo 30. Mär 2017, 13:59

Hallo zusammen,

ich hatte vor kurzem einen

Alain Graillot, Crozes-Hermitage, 2013

über 9 (!) Abende im Glas und bin verwirrt:

Am ersten Abend noch ganz schöne, typische Frucht. Starke Tannine, die aber ganz gut eingebunden waren. Ab Abend zwei waren die Tannine so hervorstechend, dass der Trinkspaß sich in Grenzen hielt. Sie waren keinesfalls seidig, eher brennend, fast wie Alkohol. Etwas Frucht war noch da, war aber wie gesagt sehr im Hintergrund. Am Ehesten machte der Wein wieder am 9. Abend Spaß, da schwächte sich das ein wenig ab. Die Frucht kam wieder etwas mehr durch. Das kann aber auch Einbildung gewesen sein.

Daher die Frage: Gibt es sowas wie eine Verschlussphase bei Nordrhone-Syrahs? Oder kann das ein Flaschenfehler gewesen sein? Ich kann mir kaum vorstellen, dass das so gewollt war.

Viele Grüße, Thilo
Offline

thiloV

  • Beiträge: 90
  • Registriert: Do 2. Okt 2014, 14:19
  • Wohnort: Südwestpfalz

Re: Nordrhone

BeitragMi 5. Apr 2017, 14:18

Hallo nochmal.

Ich hatte außerdem noch einen 2013er Crozes im Glas, nämlich den les Palignons von les Vins de Vienne. Hier gab es auch ein kleines Tief. Am ersten Abend noch mit einer deutlichen Holznote, die ich nur manchmal mag, an dem Abend ging es sehr gut. Am zweiten Abend irgendwie unzugänglich, wenig Trinkfluss und diesmal mit unangenehmen Holzton. Am vierten Abend, war das Holz verschwunden, der Wein passte wunderbar zum Braten. Am fünften Abend dann wieder solo war alles zusammengewachsen, der Wein war stimmig und der Trinkfluss gut. Alles in allem ein modern gemachter Syrah, dem man seine Herkunft trotzdem anmerkt.

Wenn ich davon ausgehe, dass Nordrhone-Syrahs keine Verschlussphase haben, würde ich auf jeden Fall diesen Crozes nachkaufen und den Graillot nicht. Deshalb:
thiloV hat geschrieben:Daher die Frage: Gibt es sowas wie eine Verschlussphase bei Nordrhone-Syrahs?
Hat vielleicht doch irgendjemand eine Antwort auf die Frage?

Danke, viele Grüße, Thilo
Offline
Benutzeravatar

octopussy

  • Beiträge: 4405
  • Bilder: 135
  • Registriert: Do 23. Dez 2010, 11:23
  • Wohnort: Hamburg
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Nordrhone

BeitragMi 5. Apr 2017, 19:33

thiloV hat geschrieben:Daher die Frage: Gibt es sowas wie eine Verschlussphase bei Nordrhone-Syrahs?

Nach meiner Erfahrung ganz klar ja. Syrah ist eine eher reduktive Traube, die auch durchaus tanninstarke Weine hervorbringt. Für meinen Geschmack verhalten sich Nord-Rhône Syrahs (v.a. Hermitages und Cornas, etwas weniger auch Côte Roties, St. Josephs und Crozes-Hermitages) so ähnlich wie rote Bordeaux. Fruchtphase, Verschlussphase, danach wieder offen. Und die Verschlussphase kann auch mal länger als ein Jahrzehnt gehen, bei Hermitage auch mal 20 Jahre oder mehr. Da stört in der Verschlussphase oft vieles: Tannine oder Säure stechen hervor, der Wein hat kein Bouquet, reduktive Noten oder Holznoten treten in den Vordergrund, usw. 2013 als schlanker und kühler Jahrgang zieht sich vielleicht schon zurück.
Beste Grüße, Stephan
Offline

thiloV

  • Beiträge: 90
  • Registriert: Do 2. Okt 2014, 14:19
  • Wohnort: Südwestpfalz

Re: Nordrhone

BeitragFr 7. Apr 2017, 08:36

Hallo nochmal,

vielen Dank, dann werde ich wohl vom Graillot auch noch was nachkaufen und dann lange warten mit dem Wiederaufmachen...
Gestern habe ich dann im 2017er Johnson gelesen, dass Crozes-Hermitage gerade "hip" wäre. Gilt das nur für den englischsprachigen Raum, oder hab ich etwas verpasst?

Viele Grüße, Thilo
Offline

Ollie

  • Beiträge: 1928
  • Registriert: Mo 6. Jun 2011, 12:54

Re: Nordrhone

BeitragFr 7. Apr 2017, 13:57

Nein, das schreibt er schon seit Jahren. In der noerdlichen Rhone passieren aber seit 20 Jahren ziemlich viele Dinge, aus mehreren Gruenden:

In den 90ern kam die Region massiv durch australischen Shiraz unter Druck. Damals noch sehr weit verbreitete Defizite in der Weinbereitung (Brettanomyces!) sowie die Folgen der sehr altertuemlichen Weinbergsarbeit (Steillagen, sehr oft in Einzelpfahlerziehung) wurden von den massenhaft anlandenden Shiraz gnadenlos offengelegt. Der Qualitaetsprung, den Frankreich (ganz Frankreich?) seitdem gemacht hat, schlaegt sich auch sehr stark in der Rhone nieder. Dazu kommt noch der Klimawandel, den heisse, schwarze (Granit!) Suedlagen besonders merken.

Gleichzeitig sind australische Weine extrem unter Druck gekommen. Die Riesenfirmen, die die australische Winindustrie beherrschen, wollten Geld sehen und haben folglich die Preise angehoben, dass es sogar den Bordelaisern die Traenen des Neids in die Augen treibt. Das macht die Weine zum Einen ziemlich teuer, v.a. im Vergleich zur deutlich erstarkten europaeischen Konkurrenz. Zum Anderen sind die Spaetfolgen des Shirazilla-Booms der 90er, dass mittlerweile sowohl in Lateinamerika als auch in Suedafrika Bomben-Shiraze (bzw. Shiraz-Bomben) entstehen, die den Australiern den Markt abgraben.

Nun will aber keiner mehr dicke Weine trinken; seit Jahren gibt es eine Bewegung hin zu koerperarmeren, alkoholschwaecheren Weinen. Diese "Burgundisierung des Mainstreamgeschmacks" staerkt die traditionellen Regionen wie eben die Rhone, befluegelt die cool-climate-Regionen wie z.B. Neuseeland oder den pazifischen Nordwesten der USA und foerdert die Fragmentierung speziell nach Bodentypen (nach 20 Jahren Hype, was vom Wort "Terroir" moch uebrigegeblieben ist). Alles in allem also Faktoren, die der Rhone in die Karten spielen (in Frankreich z.B. auch sehr interessant sind Syrahs vom schwarzen Schiefer des Languedocs).

Dazu kommt, dass der Mainstream sich mit Burgund und Champagne zu mehr (sozialer) Distinktion entwickelt. Das Problem der Leute ist aber, dass ein Hermitage, so toll er sein mag, 20 Jahre auf Flasche braucht und ziemlich viel kostet. Fuer den "schnellen Fix" taugen da perfekt die kleinen "Satellitenappellationen" wie Crozes oder St-Joseph (zumal hier Bodenspielereien auch sehr gut funktionieren).

Kombiniert mit neuen weinbaulichen und kellertechnischen Erkenntnissen sind in diesen (prestigemaessig) kleinen Appellationen die Anreize am groessten, die Qualitaet hochzuschrauben. Und der Konsument dankt es mit Hype Mode. Zumal man die Rhone wirklich (noch) als Burgund des kleinen Mannes bezeichnen kann - die Preisexzesse des noerdlichen Nachbarn treiben doch recht viele Konsumenten nach Sueden.

Cheers,
Ollie
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
Offline

amateur des vins

  • Beiträge: 4309
  • Bilder: 10
  • Registriert: Sa 10. Mär 2012, 22:47
  • Wohnort: Berlin

Re: Nordrhone

BeitragFr 7. Apr 2017, 14:18

Ollie hat geschrieben:Shirazilla-Boom
Lol ist das von Dir? Geschützter Begriff? YMMD :lol:
Besten Gruß, Karsten
VorherigeNächste

Zurück zu Rhône und Provence

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 17 Gäste

Impressum - Nutzungsbedingungen - Datenschutzrichtlinie - Das Team - Alle Cookies des Boards löschen

cron