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Nordrhone

nördliche Rhône (Côte Rôtie, Hermitage, Cornas und Co.) und südliche Rhône (Châteauneuf du Pape, Gigondas, Tavel und Co.), Ardeche, Vivarais, Vaucluse und Isere, Côstieres de Nîmes, Provence, Korsika
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thiloV

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Re: Nordrhone

BeitragMi 23. Nov 2016, 14:18

Hallo zusammen,

im "Wie schmeckt die Nordrhone"-Thread wurde ein Link zu einem britischen Weinforum gepostet (an dieser Stelle Danke dafür, kannte ich noch nicht), in dem momentan der 2015er Jahrgang an der Rhone, speziell an der Nordrhone heiß diskutiert wird. Quintessenz: 2015 ist an der Nordrhone ein sehr guter, manchmal fast schon zu fetter, Jahrgang, die Preise (v.a. in Cornas) steigen kräftig, wobei die Briten noch das Problem des schwachen Pfunds haben, es werden Bedenken geäußert, dass die Weine (wieder: v.a. Cornas) schlecht verfügbar sind und den Highend-Weinen werden lange Kellerzeiten vorhergesagt.
Daher meine Frage: Hatte hier schon jemand Kontakt zu 2015er Nordrhone-Weinen? Sind hier schon welche verfügbar?

Ich selbst hab schon die Cuvee L (rot) von Laurent Combier probiert und war begeistert. Das ist natürlich "nur" ein Basis Crozes, aber der hat viel Spaß gemacht. Er hat eine Stunde Luft gebraucht und hatte dann jede Menge typische Crozes-Frucht.
Verfügbar ist auch schon der 15er Dard & Ribo Crozes-Hermitage, allerdings hatte ich da kürzlich erst den 2013er und der lag säuretechnisch über meiner Toleranzschwelle, daher bin ich da vorsichtig.

Ich freue mich über Kommentare und Empfehlungen.

Viele Grüße, Thilo
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Finkenweine

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Re: Nordrhone

BeitragMi 23. Nov 2016, 22:46

Hallo Thilo,

ich habe einige 2014er und 2015er im Sommer an der Rhône nebeneinander verkostet. Man kann sagen, dass die 2015er zu den größten Weinen gehören, die die Region vorbringen kann. Diese sind aber so kraftvoll, dass man wirklich 10-15 Jahre Geduld benötigt, wenn nicht mehr. Das ist nicht ein "kann" sondern eher ein "muß".
Die 2014er hingegen werden jung schon viel Spaß machen und überraschen durch eine Finesse und einen eleganten Fluss, der für mich die Quintessenz meiner Lieblingsjahrgänge ist. Also nicht absolut besser oder schlechter, sondern anders.
Würde ich ein Budget für 6 Flaschen haben, würde ich vom gleichen Wein 3 2014er nehmen und 3 2015er für später.

Probiert habe ich zum Beispiel bei Franck Balthazar in Cornas (2015 grandios, 2014 braucht auch noch etwas, besticht aber durch außergewöhnliche Feinheit), Levet in Ampuis (2015 sind 100-Punkteweine, 2014 sehr florale Verführer), Domaine de Rosiers (ähnliches Bild, 2014 sehr fein, 2015 groß, 2015 Condrieu außergewöhnlich gut und nicht zu alkoholisch), Cave de Tain (keine Kommentare) und einige lose Flaschen.

Zusammenfassend würde ich sagen, dass man an der nördlichen Rhône keinen Jahrgang auslassen sollte, weil die Weine aktuell für mich das beste sind, was man für Geld trinken kann. (ich denke immer noch schwelgend an den 2004er Côte Brune von Jamet...)
Dr. Lutz Krämer
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thvins

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Re: Nordrhone

BeitragDo 24. Nov 2016, 20:15

Hallo Thilo,

in Berlin jetzt gab es erstmal nur 2015er von der Basis, sehr gut, aber zu dem aufgerufenen Preis von 26,50 € für mich kein Kaufreflex war der 2015er Côte du Rhône von Clape (jüngere Reben unten in Dorfnähe, nicht vom Cornas - Hang), besser im PGV der einfache Crozes Hermitage von Yann Chave, aber der hat gegen die höherwertigen 2014er Weine dennoch seinen Rang als Basiswein gewahrt und kam ohne Ausrufezeichen ins Protokoll.
Beste Grüße

Torsten

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thiloV

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Re: Nordrhone

BeitragFr 25. Nov 2016, 14:13

Hallo und danke schonmal für die Eindrücke.

Mich haben die wenigen 2014er, die ich getrunken habe, wenig angesprochen, daher hab ich schon vor einem halben Jahr oder so gedacht, ich warte lieber auf den nächsten Jahrgang. Das waren allerdings fast alles Basisweine.

In dem oben angesprochenen Forum geht es jetzt auch eher in die Richtung von Lutz: 2015 ist sehr gut, aber es gibt noch so viele andere gute Nordrhonejahrgänge, die es immernoch in etwa zum Releasepreis irgendwo gibt. Und die brauchen auch nicht mehr so viel Kellerzeit. Hat jemand Tipps, wo ich solche Weine, die schon etwas gealtert sind, bekomme?

Ich interpretiere Eure beiden Antworten jetzt mal so, dass es sich für Basisweine tatsächlich lohnt, auf die 15er zu warten, in der Spitze es aber Geschmackssache ist und sich hier alle Jahrgänge lohnen. Kann man das so stehen lassen?

Ich war übrigens in der Zwischenzeit bei einem Weinhändler in Sarreguemines und hab nach 2015er Nordrhone-Rotweinen gefragt. Dort kommen die ersten (kleinen) in ca. 2 Wochen. Weißweine sind schon verfügbar, aber das ist nicht meine Baustelle.

Viele Grüße, Thilo
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Ollie

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Re: Nordrhone

BeitragFr 25. Nov 2016, 15:32

Finkenweine hat geschrieben:Levet in Ampuis (2015 sind 100-Punkteweine, 2014 sehr florale Verführer)
(...)
Cave de Tain (keine Kommentare)


Da wollte ich nochmal nachhaken, weil ich Levet sonst eher als "sehr solide" und nur in der Spitze (La Peroline) wirklich als "sehr gut" (90-92 Punkte oder so) sehe. Was macht die 2015er so genial?

Und zur Cave de Tain: wieso keine Kommentare? So schlecht? Wo sich doch vor nicht allzulanger Zeit Andrew Jefford extrem positiv geaeussert hatte... Koenntest du wohl bitte was dazu sagen, das wuerde mich sehr interessieren...

Uebrigens moechte ich die Aufmerksamkeit auch mal auf Guy Farge lenken; sehr preiswerte St-Josephs und ziemlich ordentliche, weil endlich einmal nicht so dicke, alkoholische Weissweine (v.a. Condrieu).

Vielen Dank fuer deine Antworten & Cheers,
Ollie
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Finkenweine

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Re: Nordrhone

BeitragFr 25. Nov 2016, 22:18

Hallo Ollie,

seit Agnes Levet übernommen hat, gehören die Weine zumindest für mich (und die französische Presse und die Times) neben Jamet zur Spitze. Seit dieser Dekade haben die Weine eine seltene Strahlkraft und sind eher finessenreich als overpowered. Am beeindruckendsten ist die Nase, die so etwas wie DRC als Syrah darstellt. Sicher nicht der letzte Druck eines großen DRC, aber es geht in die Richtung eines sehr stark aus dem Glas steigenden Dufts wie ihn fast nur Ganztraubenverarbeitungen liefern. Vielleicht auf einem Niveau mit Dujac, bloß anders. Ich kann es aber erst seit 2012 bewerten, da ich wenig ältere Exemplare hatte. In 2012 war laut Revue du vin de France der Maestria der bestbewertete CR überhaupt (besser als Guigal und Co.). So weit würde ich nicht gehen, weil es wirklich Geschmackssache ist, aber die Qualität ist ebenbürtig, bloß traditioneller, Burgunderhafter als die etwas holzebetonteren Guigal oder Rostaing.

Ansonsten 2015 in der Basis besser würde ich zwar in der breiten Masse stehen lassen, aber nicht bei den Spitzenerzeugern. Auch da hat 2014 oft eine schöne, unmittelbare Frische. Natürlich nicht die Dichte und Größe der 15er, aber je nach Anlass und Essen für sich sehr schöne Weine zum Trinken. Ich mag ja oft die leichteren Jahre viel lieber, aber dann ist der Winzer noch entscheidender. In Bordeaux zum Beispiel habe ich noch nie einen besseren Wein als die 87er Petrus oder Haut-Brion getrunken, da kamen auch 89 HB usw. nicht heran (was Trinkspaß angeht, denn Punkte schmecken mir einfach zu wenig, da sie keine räumliche Ausdehnung besitzen...).

Fazit: Bei Clape, Chave, Jamet, Levet und wie sie alle heißen, spielt der Jahrgang aus meiner Sicht eine geschmackliche, aber kaum eine qualitative Rolle.
Dr. Lutz Krämer
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Ollie

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Re: Nordrhone

BeitragFr 25. Nov 2016, 22:32

Vielen Dank fuer die Erlaeuterungen. Levet ist bei den Salons des vignerons independents dabei. Ich finde die Weine gut bis sehr gut und v.a. sehr typisch, aber halt nie so der Ueber-Drueber-Flieger der Nordrhone.

La Peroline, die Tete de Cuvee, finde ich dabei konsistent besser als Maestria, letzterer immerhin fuer unter 30 Euro zu haben, und der bislang beste war der 2012er. Meine Kurznotizen der diversen Salons:

2010 Cote-Rotie La Peroline (EUR 28) - Cote Brune (schistes granitiques) - Struktur, maskulin, sehr gut
2008 Cote-Rotie La Peroline (EUR 28) - wiederum Struktur, nicht ganz so gut wie der 2010er.
2012 Cote-Rotie La Peroline (EUR 29.50) - animalische Nase, Fell, aber auch aromatisch und nach Veilchen. Am Gaumen viel Struktur, Kraft. Männlich. Ganz leicht gekocht wirkende Frucht. Gute Länge. Sehr guter Wein? (90++!)

Guy Farge fand ich allerdings frischer und eleganter, weil die Frucht brillianter ist und nicht so gekocht wirkt. Gerade in heissen Jahren (2009!) ist das fuer mich oftmals ein Problem, insofern bin ich mal gespannt auf die 15er.

Wie steht's um die Cave de Tain? ;)

Cheers,
Ollie
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Re: Nordrhone

BeitragFr 25. Nov 2016, 23:17

Hi Ollie,
Ollie hat geschrieben:Wie steht's um die Cave de Tain?
Fragst Du nur nach den aktuell(st)en Eindrücken? Dann kann ich dazu leider nichts sagen.

Leider komme ich dort zu selten hin, das letzte Mal vor 1½ Jahren. Damals bauten sie gerade die Vinothek um. Wir haben uns dennoch durch fast das gesamte Sortiment probiert (yay! 8-)).

Ich halte das PGV dort für sehr hoch, gerade für eine Coop. Saint-Péray «Fleur de Roc» und Saint-Joseph «Esprit de Granit» habe ich dort noch jedes Mal mitgenommen. :) Beim letzten Mal kamen noch Cornas «Arènes Sauvages» '10 (großartig!), Hermitage blanc «Au Cœur des Siècles» '11 und Hermitage «Gambert de Loche» '11 hinzu. Für kleineres Budget findet man auch immer schöne Flaschen.

Falls Dir das hilft: Im Guide Hachette räumten sie zumindest bis zur 2014er Ausgabe regelmäßig gute Bewertungen en masse ab. (Ich kaufe den GH aber nicht mehr.)
Besten Gruß, Karsten
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Ollie

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Re: Nordrhone

BeitragSa 26. Nov 2016, 16:03

Karsten,

da ich die Cave de Tain ueberhaupt nicht kenne, sind mir alle Eindruecke recht. ;)

Schon seit ich denken kann, hat die Cave einen guten Ruf; so richtig aufmerksam geworden bin ich auf sie aber erst neulich, als im Decanter der von mir als gute Quelle sehr geschaetzte Andrew Jefford sehr euphorische Bewertungen einiger Weine der Cave abgegeben hat:

http://www.decanter.com/wine-news/jeffo ... ue-318368/

Scheint ja gut zu passen, wenn ich dich so lese! :) Und da ich eine Lieferadresse in F habe, brauche ich auch gar nicht hinfahren, sondern kann online bestellen... Vielleicht sollten wir mal eine Rhoneprobe machen? 8-)

Cheers,
Ollie
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Finkenweine

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Re: Nordrhone

BeitragSa 26. Nov 2016, 16:49

Weine von der Rhône kann man nicht oft genug verkosten...
Dr. Lutz Krämer
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