Seite 10 von 10

Re: Provence

BeitragVerfasst: Mi 28. Aug 2019, 16:43
von amateur des vins
Ich habe immer eine Bestandsliste ausgedruckt, von der ich mich manchmal inspirieren lasse, wenn mir nicht vorher klar ist, welcher Wein es werden soll. Beifänge zum Ausprobieren tauchen dort aber i.d.R. nicht auf, so daß dieser hier zeitweilig in Vergessenheit geriet:

Ch. Revelette, Le Grand Blanc 2015

Cuvée aus 72% Chardonnay, 18% Ugni blanc a.k.a. Trebbiano, 6 % Sauvignon und 4% Rolle a.k.a. Vermentino (Link zum Datenblatt).

Goldgelb im Glas.
In der Nase angedeuteter Naturwein-Charakter (Apelmost, Brot), aber nur leicht. Tief und spannend.
Am Gaumen deutlicher Richtung Naturwein, aber sehr angenehm. Frische, sehr schöne Säure. Kraftvoll, straff, komplex. Und dabei noch recht eigen. Feine Extraktsüße, aber <2g/l RZ. Deutlich milde Quitte und Clementine, gewürzt mit Kräutern der Provence.
Im Abgang leicht hefige Würze.
Der Alkohol (14,3%, ausgewiesen als 14%) ist komplett unauffällig.

Witzig ist, daß ich mich nicht entscheiden konnte: Ist das jetzt eher leicht reduktiv (Ersteindruck in der Nase), oder doch leicht oxidativ (Eindruck am Gaumen)? Normalerweise ist das eindeutig.

Jedenfalls eine sehr schöne Trouvaille; einerseits typischer Südfranzose, andererseits sehr eigenständig. Ich freue mich auf den 2014er, der noch ein wenig besser und schlanker ausgefallen sein soll. Wenn der ähnlich überzeugt, werde ich wohl ein wenig nachkaufen.

Re: Provence

BeitragVerfasst: Mi 28. Aug 2019, 19:36
von EThC
Vielen Dank für die schöne Beschreibung! Macht (noch mehr) neugierig...
amateur des vins hat geschrieben:Witzig ist, daß ich mich nicht entscheiden konnte: Ist das jetzt eher leicht reduktiv (Ersteindruck in der Nase), oder doch leicht oxidativ (Eindruck am Gaumen)? Normalerweise ist das eindeutig.

Diesen Aromenmix aus oxidativ und reduktiv hab' ich schon öfters festgestellt, meist halt bei so Naturzeugs. Zuletzt beim weißen "Saybritz", einem Welschriesling vom Weninger aus dem Burgenland. Im Jura passiert das auch manchmal, z.B. bei diesen "sous la voile"-Weinen...

Re: Provence

BeitragVerfasst: Do 10. Sep 2020, 13:11
von EThC
Mein zu einer Einladung mitgebrachter Tiefebrunner-Chardonnay war leider ein Kork-Totalausfall, deshalb haben wir einen Wein der Gastgeberin weggeschlabbert:

Bild

Re: Provence

BeitragVerfasst: So 22. Nov 2020, 22:18
von pessac-léognan
Château de Nages Vox Côtières de Nîmes 2016 15% alc (vin biologique)
(Grenache, Syrah, Mourvèdre)
Für einen Premium-Wein ein Totalausfall. Woher Jeb Dunnuck seine 96 Punkte nimmt, ist mir ein Rätsel. Der Alkohol dominiert dermaßen, dass Geruchs- und Geschmacksnuancen null Chancen haben. Das scheint mir vor allem an der dominierenden Grenache zu liegen, die gewiss nicht optimal vinifiziert ist. Das Weingut hätte besser einen viel größeren Anteil an Syrah-Trauben verwendet. Die Alltagsweine des Gutes sind nämlich teils hervorragend. 84 Punkte.

Re: Provence

BeitragVerfasst: Do 18. Mär 2021, 14:47
von Moulis
Moulis hat geschrieben:
Moulis hat geschrieben:Am WE die zweite Flasche La Chapelle de Sainte Roseline Cru Classé Rouge 2009 geöffnet.
Unglaublich gut. Frucht pur. Man denkt sofort an Übersee, aber es ist nicht so ein alkohollastiger, überextrahierter Blockbuster.
Mit das Beste was ich bisher im Glas hatte :mrgreen:
97+P, und das ist für mich sehr viel.


Auch über 2 Jahre später grandios.
Hat noch zugelegt. Etwas weniger wild als vor 2 Jahren.
Ein unglaublich guter Wein:)


Ich zitiere mich mal selbst :oops:
Letzte Woche nochmal aufgemacht.
Der wird immer besser.
Ich habe daraufhin neuere Jahrgänge nachbestellt.
Dann auch mal den günstigeren Château Sainte Roseline - Lampe de Méduse 2017.
Auch der ist für den Preis unglaublich gut. Eine Fruchtbombe.
Super PGV
93P

Re: Provence

BeitragVerfasst: Fr 19. Mär 2021, 10:26
von Moulis
Gestern dann der 2015er Chapelle de Sainte Roseline.

Der Korken war erstaunlich durchtränkt, auch der Flaschenhals wirkte nach dem Öffnen wie bei einem 30 jährigem Wein.

Auch schon sehr gut gereift, jetzt schon zugänglicher als der 2009er.
Farbe top, tief dunkel.
Am Gaumen alles, was der 2009er auch bietet.
Das Potential schätze ich etwas anders ein, eher jetzt zu trinken.

Extrem guter Wein.
95-96P

Vom PGV sehe ich den Château Sainte Roseline - Lampe de Méduse 2017 vorne.

Re: Provence

BeitragVerfasst: Fr 29. Dez 2023, 23:13
von Schönibert
Bild
Das macht richtig Spaß! Nach 40 Jahren ist da immer noch ein Funken in der Flasche. Into Neck, Korken in zwei Teilen gezogen, absolut fehlerfrei und sauber, steht solide da und spielt gut auf. Sehr schönes Altweinkino hier wieder im Glas. Alt reif, unfassbar gut.