Hallo,
zuletzt habe ich auch zwei Weine einer weiteren Domaine aus Patrimonio im Glas gehabt:
Domaine SantamariaPatrimonio ist von den Gesteinsarten recht divers. Geologisch gesehen, befindet sich die Appellation etwa an der Grenze vom variszischen Korsika (Hauptphase der Prägung vor ca. 320 Mio Jahren im Karbon, Granit und Vulkangestein (Rhyolith)) und dem alpinen Korsika (Bildung begonnen in der Oberkreide, vor ca. 100 - 65 Mio Jahren). Das alpine Korsika ging aus dem Penninschen Ozean hervor welcher sich im Zuge der alpinen Gebirgsbildung über Teile des variszischen Korsikas geschoben hat (bzw. das variszische Korsika subduziert) und besteht aus den Steinen des Ozeanbodens und seinen Sedimentgesteinen. Diese Sedimentfolge besteht im Wesentlichen aus kalkhaltigem und kalkfreiem Schiefer (Schistés lustres); teilweise auch sandig. Zuletzt gibt es noch Bereiche (westlich der Ortschaft Patrimonio), die aus Kalksandsteinen, die sich während eines Meeresspiegelhochstands aus einem Gürtel von Korallenriffen im Mittelmiozän (vor ca. 15 Mio Jahren) gebildet haben.
Im Kalksandsteinbereich haben z.B. Antoine Arena (und die Söhne), Clos Marfisi, Domaine Catarelli ihre Reben. Diese Riffkalkböden sind übrigens gleichzeitig mit den Kalkböden im Bereich Bonifacio entstanden. Nicolas Mariotti Bindi hat seine über die Appellation verstreut, ich meine Orenga de Gaffory ebenfalls. Im Bereich der Ortschaften Oletta und Poggio d'Oletta herrschen die kalkhaltigen Schieferböden vor. Winzer wie z.B. Yves Leccia, Domaine Leccia, Muriel Guidicelli, Boccheciampe und Clos Signadore habe hier ihre Reben stehen, und eben auch die Domaine Santamaria. Diese liegt im Südwesten der Appellation am
Lac de Padula:
- Lac de Padula
Den Lac de Padula sieht man in der Mitte, leicht links davon schimmert ein Solarpark. Die Niellucciu Reben wurden anfang der Neunziger-Jahre gepflanzt und stehen direkt bis ans Ufer.
- Niellucciu
Das Ganze sieht erst mal idyllischer aus, als die Geschichte dazu, beim
Lac de Padula handelt es sich um ein künstlich angelegtes Wasserresrvoir von 1991. Anfangs für die Landwirtschaft, mittlerweile wird auch der Trinkwasserbedarf von Saint-Florent teilweise durch das Reservoir gedeckt.
- Domaine Santamaria
Diese Art der Reberziehung kenne ich aus Korsika sonst nicht, ist m.M. nach eher unüblich. Ich glaube, dass nennt sich Guyot.
Domaine Santamaria - Patrimonio blanc 2017:
Der Weißwein hat bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Er trinkt sich ganz ok, ich finde ihn insgesamt recht untypisch, vielleicht auch etwas gemacht. Auf Cellartracker schreibt ein User bei einem anderen Jahrgang:
...tasted so Italian! Zwar habe ich 1., von italienischen Wein kaum Ahnung und 2., trifft das sicherlich auf ganz viele süd-italienische Weine nicht zu, aber: Ich finde, das trifft es ganz gut. Der Wein entspricht schon meinem Stereotyp von einem limonadigen, zugänglichen, gefälligen Süditaliener. Bei mir aber im Zusammenhang mit korsischen Weinen nicht ganz so positiv konnotiert, wie bei dem CT-User.
Mehr Spass hatte ich mit dem Roten,
Domaine Santamaria - Patrimonio rouge 2014:
Ich denke, der Wein kann von einer weiteren Lagerung noch profitieren, sehe da durchaus noch etwas Potential. Jetzt auch schon mit einer guten Zugänglichkeit. Der Wein ist wirklich nicht schlecht. Aber, wir haben den Wein blind mit ein paar anderen roten Korsen verkostet, man muss schon sagen, dass z.B. der
Morta Maio (Antoine Arena) oder der
Patrimonio E Croce (Yves Leccia) aus dem selben Jahr, eine Klasse, ja eher zwei Klassen, besser sind. Preislich werden sie aber nur durch 3€ getrennt. Der Santamaria ist kräftiger, aber kommt nicht an die Feinheit, Eleganz und Klarheit von den anderen ran.
Ich habe die Domaine letztes Jahr im Sommer besucht, es gab den roten und weißen Patrimonio in mehreren Jahrgängen zu probieren. Wirklich aufdrängen wollte sich jedoch keiner, der kräftige Stil ist nicht meine Vorliebe, aber auch im Vergleich zu anderen Winzern in Patrimonio sehe ich die Domaine eher im unteren Mittelfeld.
In Korsika besinnen sich ja viele Winzer im letzten Jahrzehnt auf autochthone Rebsorten. Bei Santamaria ist das eher noch durch einen Bestand von südfranzösischen Massenträgern geprägt. Die Top-Cuvée ist ein reinsortiger Cinsault mit dem Namen
Montre tes yeux (30€). Ansonsten viel Grenache, das Sortiment hat mich wenig gereizt.
Seit 2016 ist der Sohn, Thomas Santamaria, mit im Weingut. Ich kann mir vorstellen, dass es mit der jungen Generation jetzt einen Wandel gibt. Ich denke, ich werde mir das Weingut in Zukunft schon noch mal ansehen.
Grüße, Josef