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Korsika

nördliche Rhône (Côte Rôtie, Hermitage, Cornas und Co.) und südliche Rhône (Châteauneuf du Pape, Gigondas, Tavel und Co.), Ardeche, Vivarais, Vaucluse und Isere, Côstieres de Nîmes, Provence, Korsika
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Ralf Gundlach

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Re: Korsika

BeitragDo 3. Okt 2019, 19:20

Im Glas ein Geschenk von Josef und unverschämterweise habe ich den ohne Bernd aufgemacht:
2016 Domaine Vecchio Collezione rouge
In der Nase ein wildes Gemisch von Kräutern und Kirschen. Am Gaumen ein etwas rustikaler, aber schön zu trinkender Wein. Am besten gefallen mir die Fruchtnoten ( hauptsächlich Kirsche), die niemals vordergründig sind. Der Wein wirkt in sich grundehrlich. Das ist das spannende: der will nicht mehr sein, als er ist. Sondern der ist, wie er sein soll. Das gefällt mir. Das wäre definitiv ein perfekter Wein zum Grillen gewesen. Aber auch da liegt anscheinend das Problem mit Korsika und den PLV. Ich weiß nicht genau, was der Wein kostet. Aber ob ein guter Wein zum Grillgut 6 oder 10 Euro kostet macht bei mir schon einen Unterschied. Leider. Diesbezüglich falschen Beruf gewählt :( . Aber ich muß mich outen, tolles Etikett. Aber Korsika würde mich als Urlaubsziel sehr reizen. Mal schaun.
86 Punkte

Gruß

Ralf
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stollinger

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Re: Korsika

BeitragDo 3. Okt 2019, 20:41

7€ ab Hof
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Ralf Gundlach

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Re: Korsika

BeitragDo 3. Okt 2019, 20:54

stollinger hat geschrieben:7€ ab Hof


Dann ist das für den Preis ein wirklich toller Grillwein mit einem genialen Etikett ;) . Vielen Dank.

Gruß

Ralf
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stollinger

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Re: Korsika

BeitragSa 12. Okt 2019, 17:52

Hallo,

zuletzt habe ich auch zwei Weine einer weiteren Domaine aus Patrimonio im Glas gehabt: Domaine Santamaria

Patrimonio ist von den Gesteinsarten recht divers. Geologisch gesehen, befindet sich die Appellation etwa an der Grenze vom variszischen Korsika (Hauptphase der Prägung vor ca. 320 Mio Jahren im Karbon, Granit und Vulkangestein (Rhyolith)) und dem alpinen Korsika (Bildung begonnen in der Oberkreide, vor ca. 100 - 65 Mio Jahren). Das alpine Korsika ging aus dem Penninschen Ozean hervor welcher sich im Zuge der alpinen Gebirgsbildung über Teile des variszischen Korsikas geschoben hat (bzw. das variszische Korsika subduziert) und besteht aus den Steinen des Ozeanbodens und seinen Sedimentgesteinen. Diese Sedimentfolge besteht im Wesentlichen aus kalkhaltigem und kalkfreiem Schiefer (Schistés lustres); teilweise auch sandig. Zuletzt gibt es noch Bereiche (westlich der Ortschaft Patrimonio), die aus Kalksandsteinen, die sich während eines Meeresspiegelhochstands aus einem Gürtel von Korallenriffen im Mittelmiozän (vor ca. 15 Mio Jahren) gebildet haben.

Im Kalksandsteinbereich haben z.B. Antoine Arena (und die Söhne), Clos Marfisi, Domaine Catarelli ihre Reben. Diese Riffkalkböden sind übrigens gleichzeitig mit den Kalkböden im Bereich Bonifacio entstanden. Nicolas Mariotti Bindi hat seine über die Appellation verstreut, ich meine Orenga de Gaffory ebenfalls. Im Bereich der Ortschaften Oletta und Poggio d'Oletta herrschen die kalkhaltigen Schieferböden vor. Winzer wie z.B. Yves Leccia, Domaine Leccia, Muriel Guidicelli, Boccheciampe und Clos Signadore habe hier ihre Reben stehen, und eben auch die Domaine Santamaria. Diese liegt im Südwesten der Appellation am Lac de Padula:

WP_20180821_18_54_52_Pro.jpg
Lac de Padula

Den Lac de Padula sieht man in der Mitte, leicht links davon schimmert ein Solarpark. Die Niellucciu Reben wurden anfang der Neunziger-Jahre gepflanzt und stehen direkt bis ans Ufer.

WP_20180821_18_40_15_Pro.jpg
Niellucciu

Das Ganze sieht erst mal idyllischer aus, als die Geschichte dazu, beim Lac de Padula handelt es sich um ein künstlich angelegtes Wasserresrvoir von 1991. Anfangs für die Landwirtschaft, mittlerweile wird auch der Trinkwasserbedarf von Saint-Florent teilweise durch das Reservoir gedeckt.

WP_20180821_18_41_04_Pro.jpg
Domaine Santamaria

Diese Art der Reberziehung kenne ich aus Korsika sonst nicht, ist m.M. nach eher unüblich. Ich glaube, dass nennt sich Guyot.

Domaine Santamaria - Patrimonio blanc 2017:

Bild

Der Weißwein hat bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Er trinkt sich ganz ok, ich finde ihn insgesamt recht untypisch, vielleicht auch etwas gemacht. Auf Cellartracker schreibt ein User bei einem anderen Jahrgang: ...tasted so Italian! Zwar habe ich 1., von italienischen Wein kaum Ahnung und 2., trifft das sicherlich auf ganz viele süd-italienische Weine nicht zu, aber: Ich finde, das trifft es ganz gut. Der Wein entspricht schon meinem Stereotyp von einem limonadigen, zugänglichen, gefälligen Süditaliener. Bei mir aber im Zusammenhang mit korsischen Weinen nicht ganz so positiv konnotiert, wie bei dem CT-User.

Mehr Spass hatte ich mit dem Roten, Domaine Santamaria - Patrimonio rouge 2014:

Bild

Ich denke, der Wein kann von einer weiteren Lagerung noch profitieren, sehe da durchaus noch etwas Potential. Jetzt auch schon mit einer guten Zugänglichkeit. Der Wein ist wirklich nicht schlecht. Aber, wir haben den Wein blind mit ein paar anderen roten Korsen verkostet, man muss schon sagen, dass z.B. der Morta Maio (Antoine Arena) oder der Patrimonio E Croce (Yves Leccia) aus dem selben Jahr, eine Klasse, ja eher zwei Klassen, besser sind. Preislich werden sie aber nur durch 3€ getrennt. Der Santamaria ist kräftiger, aber kommt nicht an die Feinheit, Eleganz und Klarheit von den anderen ran.

Ich habe die Domaine letztes Jahr im Sommer besucht, es gab den roten und weißen Patrimonio in mehreren Jahrgängen zu probieren. Wirklich aufdrängen wollte sich jedoch keiner, der kräftige Stil ist nicht meine Vorliebe, aber auch im Vergleich zu anderen Winzern in Patrimonio sehe ich die Domaine eher im unteren Mittelfeld.

In Korsika besinnen sich ja viele Winzer im letzten Jahrzehnt auf autochthone Rebsorten. Bei Santamaria ist das eher noch durch einen Bestand von südfranzösischen Massenträgern geprägt. Die Top-Cuvée ist ein reinsortiger Cinsault mit dem Namen Montre tes yeux (30€). Ansonsten viel Grenache, das Sortiment hat mich wenig gereizt.
Seit 2016 ist der Sohn, Thomas Santamaria, mit im Weingut. Ich kann mir vorstellen, dass es mit der jungen Generation jetzt einen Wandel gibt. Ich denke, ich werde mir das Weingut in Zukunft schon noch mal ansehen.

Grüße, Josef
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Bernd Schulz

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Re: Korsika

BeitragDi 22. Okt 2019, 20:33

Besser als vor kurzem der Boccheciampe gefällt mir heute abend dieser Patrimonio:

Bild

Das ist ein Alltagsrotwein, wie ich ihn mag - eher moderat im Alkohol, keine Spur von Überreife oder Fettsucht, im Charakter ziemlich eigenständig. Daumen hoch!

Josef, kannst du vielleicht noch etwas zur Rebsorte bzw. den Rebsorten sagen?

Herzliche Grüße

Bernd
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stollinger

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Re: Korsika

BeitragMi 23. Okt 2019, 18:32

Hallo Bernd,

die Hauptrebsorte ist Niellucciu, die korsische Variante vom Sangiovese. In kleinen Teilen <10% kann Grenache und Sciaccarellu drin sein. Kannst du einen Vergleich mit einem italiensischen Sangiovese ziehen?

Die Domaine Catarelli liegt im Nordwesten der Appellation, auf dem Riff-Kalksteinteil von Patrimonio. Die Reben stehen direkt an der Küste. Für mein Empfinden ist die kühle Anmutung, meist verbunden mit einer klaren Kirschfrucht und einer schlanken Struktur, sehr typisch für die Niellucciu vom Kalkstein aus Patrimonio. Die vom kalkhaltigen Ton-Schiefer Boden (Schiste lustrés) im Süden und Osten der Appellation finde ich wärmer, voller und reifer.

Ziemlich in der Mitte vom Bild, in der zweiten Bucht, kannst du den Weingarten sehen:

Catarelli.JPG

Die Domaine bietet auch Camping à la ferme an. Sprich, du kannst auf dem Weingut gegen schmales Geld dein Zelt aufschlagen. Ob es ein Winzer mit Camping im Nebenerwerb ist oder eher ein Campingplatzbetreiber mit Weinbau im Nebenerwerb, kann ich gar nicht sagen.

Von der Landseite sehen die Reben so aus:

WP_20190831_14_12_50_Pro.jpg

Freut mich, dass dir der Wein geschmeckt hat.

Grüße, Josef
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Bernd Schulz

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Re: Korsika

BeitragMi 23. Okt 2019, 19:46

Hallo Josef,

vielen Dank für die Informationen und die schönen Fotos!

stollinger hat geschrieben:... Kannst du einen Vergleich mit einem italiensischen Sangiovese ziehen?


Da Sangiovese zu den von mir weniger geliebten Sorten zählt, habe ich damit vergleichsweise wenig Erfahrung :oops:. Italienischer Sangiovese wirkt auf mich meistens säurebetonter, rosiniger und weniger kräuterwürzig. Die "rosinige Säure" ;) (welche für mich das Hauptproblem beim Sangiovese darstellt) finde ich in dem Domaine de Catarelli erst einmal nicht...

Herzliche Grüße

Bernd
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Bernd Schulz

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Re: Korsika

BeitragSo 27. Okt 2019, 23:07

Auch dieser weiße Korse gefällt mir gut:

Bild

Für eine noch höhere Bewertung fehlt es mir an Feinheit, aber die Kraft, die der Wein an den Tag legt, wirkt keineswegs plump und ist auch nicht hauptsächlich durch den ziemlich hohen Alkoholgehalt bedingt. Als Rieslingfan möchte ich so etwas nicht jeden Abend trinken, aber ab und an stellen Weiße mit einem völlig anderen Charakter dann doch eine willkommene Abwechselung dar..... ;)

Herzliche Grüße

Bernd
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Bernd Schulz

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Re: Korsika

BeitragMo 4. Nov 2019, 22:17

Und noch ein Clos Fornelli:

Bild

Jenseits aller Punkte ist das ein "einfacher" Rotwein, den ich richtig gerne trinke. Josée Vanucci verfolgt offenbar einen Weinstil, der mir sehr entgegenkommt - moppern muss ich lediglich etwas über das wenig informative Etikett, welches den Jahrgang erst einmal geschickt versteckt und die Rebsorte (Niellucciu oder Sciaccarellu oder eine Cuvée aus beidem?) im Unklaren lässt. Daran könnte man noch etwas arbeiten, aber die Weine als solche befinden sich auf einem erfreulich hohen Niveau. Zu vernünftigen Preisen angeboten werden sie außerdem....

Herzliche Grüße

Bernd
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stollinger

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Re: Korsika

BeitragMi 6. Nov 2019, 13:49

Hallo Bernd,

es handelt sich um einen reinsortigen Niellucciu. Den identischen Wein gibt es auch noch mit Ausbau im Holzfass.

Grüße, Josef
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