Aktuelle Zeit: Do 25. Apr 2024, 23:31


Korsika

nördliche Rhône (Côte Rôtie, Hermitage, Cornas und Co.) und südliche Rhône (Châteauneuf du Pape, Gigondas, Tavel und Co.), Ardeche, Vivarais, Vaucluse und Isere, Côstieres de Nîmes, Provence, Korsika
  • Autor
  • Nachricht
Offline

stollinger

  • Beiträge: 1169
  • Bilder: 0
  • Registriert: Sa 10. Dez 2016, 10:22

Re: Korsika

BeitragDi 7. Jan 2020, 19:14

Hallo,

im Sommer habe ich auch das neue Weingut Domaine Mondange besucht. So richtig neu ist das Weingut nicht, sie bewirtschafteten unter der Leitung von Jean Mondange ca 40 ha in der Appellation Corse, die sie an die cave coopérative de Saint-Antoine geliefert haben. Die Weinberge liegen in der Gemeinde Saint-Antoine in der Nähe von Ghisonaccia. Mit der Ernte 2017 haben die Geschwister Laura und Andrian Mondange angefangen, einige Hektar selber zu vinifizieren und zu vermarkten. 2018 kamen einige weitere Hektar hinzu, in Summe ca. 5 -6.

In 2018 ist mit dem Bau eines neuen Weinkellers und Lagers begonnen worden. Das neue Gebäude steht hier, neben dem neuen Weingut wurden auch neu Reben (Carcaghjolu Neru) mit alten korsischen Sorten angepflanzt. Mit dem neuen Equipment im Keller wird in 2019 aus 14 ha des Rebbestands der eigene Wein gemacht. Es gibt eine Einstiegsserie, Primizia genannt, in rot, rosé und weiß und eine zweite Serie, genannt Laudria.

Ich wollte eh zur nahegelegenen Domaine Mavela, einer Whiskeybrennerei. Nicht weil ich Whiskey mag, sondern weil die eine ziemlich gute Auswahl an korsischem Wein im Verkauf haben. Falls in der Gegend jemand mal einen fähigen Händler sucht, kann ich diesen empfehlen. Wir sind einfach mal auf gut Glück weiter zum Weingut gefahren und haben uns unhöflicherweise nicht angekündigt.

Mondange.JPG

Familie und Helfer waren gerade mit den letzten Arbeiten des Erntetags beschäftigt, es war mittags. Im Hintergrund vom Traktor kann man einen Aufschluss vom hier vorherrschenden Boden sehen. Obwohl sie beschäftigt waren, hat uns Laura Mondange kurz den Keller gezeigt.

WP_20190829_12_35_52_Pro.jpg

Vorne die Tanks und Fässer für die weißen Weine.

WP_20190829_12_37_04_Pro.jpg

Die größeren Behälter an der Wand des Gebäudes sind für die roten Weine geplant. Beton-Eier, Stahltanks und großes Holz.

Ich glaube, ein bisschen gefreut, dass die ersten weininteressierten ihr Weingut besuchen, haben sie sich auch. Der Verkostungsraum war noch nicht fertig, deshalb ist eine Praktikantin, die für die Ernte und Gärungsperiode anwesend ist, mit uns zum Elternhaus der Familie Mondange gefahren; nur eine Minute entfernt.

Wir standen dann also in der Küche eines korsischen Hauses, wo die Mutter der Familie gerade das Essen für die Ernte-Crew bereitete und verkosteten mit ihr und der Praktikantin - sie studiert Oenologie im Burgund, in Beaune - die Weine.

Domaine Mondage - Laudria blanc- AOP Corse 2018:

Bild

Auf meine Feststellung hin, dass der Wein für so einen heißen Jahrgang wie 2018 ja eine erstaunliche Frische besitzt, wurde umgehend erwidert, es sei ja schließlich auch aufgesäuert worden :D . Insgesamt ein zurückgenommener, leiser Wein mit einer guten Struktur und Kontur. Trotz der eigentlich kühlen Stilistik blitzen hier und da fruchtige Nuancen des doch sehr reifen Jahrgangs durch.

Die Stilistik sagt mir zu, in einem kühleren Jahrgang will ich den Wein gerne noch mal kennen lernen.

Neulich habe ich auch endlich mal den roten getrunken. Domaine Mondage - Laudria rouge - AOP Corse 2018:

Bild

Der Rote ist gar nicht so wirklich rot. Ein sehr fruchtiger, aber nicht unnatürlicher, leichter Sommerwein. Am besten leicht gekühlt zu trinken. Ist etwas gefährlich, die 13.5% Alkohol sind nicht zu merken, da kann man sich problemlos richtig einen umhängen. Ähnliche Weine, im Stil eines rotgefärbten Weißweins, sind z.B. Vinu di Scimia vom Clos Fornelli, San Giovanni von AM Arena, U Frescu von D'Alzeto,...

WP_20191231_20_57_34_Pro.jpg

Die korsischen Weine werden ja hauptsächlich auf der Insel selber getrunken. Die Erzeuger haben hier den Vorteil der Direktvermarktung, landwirtschaftliche Erzeugnisse, und damit auch Wein, dürfen in Korsika als französischer Sonderzone steuerfrei verkauft werden. Entsprechend werden viele Weine so bereitet, dass sie im Sommer, wenn die Insel voll mit Touristen ist, gut trinkbar und verkaufbar sind.

Ich finde das aber auch stimmig, einen solchen Wein zu machen. Die Domaine Mondange liegt ziemlich weit südlich in der Appellation. Die Trauben werden hier noch etwas früher reif als im Rest der Appellation und besonders im Vergleich zu küstennäheren oder höher gelegenen Appellationen in Korsika.

Den Reifezeitpunkt und das Datum des Austriebs innerhalb der Appellation Corse kann man sich hier ansehen:

http://www.crvi.corsica/wp-content/uplo ... ERROIR.pdf

Die Domaine Mondange liegt im Südwesten. Der von mir bevorzugte Stil bei korsischen Weinen ist z.B. Niellucciu im Stahltank oder im Beton vergoren und ausgebaut. Die haben dann eine ziemlich trocknende Tanninwand und brauchen doch einiges an Reife. Damit das funktioniert, benötigen hierfür die Trauben eine schöne phenolische Reife. Ich denke, bei der Lage von Mondange gibt es dann immer Probleme mit zu viel Alkohol und Überreife, kein Stil der zum Terroir passt.

Wieder zurück zur Verkostung, die Familie der oben erwähnten Praktikantin besitzt eine Weingut im Chablis. Die Familie Barat. Ich habe leider den Vornamen der Praktikantin vergessen. Ohne mir Notizen zu machen, haben wir auch noch einen 1er Cru probieren können.

WP_20190829_13_05_44_Pro.jpg


Grüße, Josef
Offline

stollinger

  • Beiträge: 1169
  • Bilder: 0
  • Registriert: Sa 10. Dez 2016, 10:22

Re: Korsika

BeitragSo 19. Jan 2020, 14:56

Hallo,

ich habe Yves Leccia nie getroffen. Mein Bild von dem Winzer setzt sich aus Artikeln in einschlägigen Publikationen, den Infos auf der Homepage, das, was mir seine Mitarbeiterin beim Besuch erzählt hat, und aus dem, was andere korsische Winzer aus dem Nähkästchen geplaudert haben, zusammen. Ich muss aber zugeben, er ist mir nicht sympathisch.

In meiner Wahrnehmung kapselt er sich von der korsischen Winzerszene etwas ab, mit einer Attitüde, dass seine Art und Weise, Wein zu machen die einzig richtige ist, und alle anderen es falsch machen.

Seine Weine bezeichnet er selber als technisch und gastronomisch, was im französischen Sprachgebrauch positiv konnotiert ist (im deuschen, zumindest bei mir, empfinde ich das eher als negativ in Richtung beliebig und charakterlos). Alles wird ausschließlich im Stahltank ausgebaut, er gilt als Perfektionist in seiner Arbeit, der alle Arbeitsschritte selbst kontrolliert. Die Weine sind schon jung gut zugänglich, was bei vielen Winzern in der Appellation nicht unbedingt der Fall ist.

Die Weinberge liegen in Patrimonio nahe der Gemeinde Poggio d'Oletta. Die Böden sind zwar immer noch von Kalkstein durchzogen, sind aber etwas schwerer, haben mehr Auflage und einen Schiefersockel als Grundgestein (Leccia, Murielle Guidicelli). Im Westen der Appellation (bei Patrimonio und Saint Florent) ist es nur Kalkstein mit kargerer Auflage (Winzer wie die Arenas, Clos Marfisi, Nicolas Mariotti Bindi haben hier ihre Reben). Ich bin der Meinung, den Unterschied kann man recht deutlich schmecken.

Yves Leccia - E Croce - Patrimonio blanc 2014:

Bild

E Croce bezeichnet eine Lage, früher war das Weingut nach der Lage benannt, mittlerweile nach dem Winzer. Der Anspruch, einen gastronomischen Wein zu machen, wird deutlich. Der Wein besitzt eine sehr klare, saubere Aromatik ohne große Geheimnisse. Der Wein erschließt sich sehr schnell, wenige Schlucke reichen für eine VKN. Der Wein ist verführerisch mit hohem Trinkfluss und stellt einen sehr guten Essensbegleiter dar. Um wirklich Eindruck zu hinterlassen, besonders als Solist, müsste er für mich spannungsreicher oder filigraner sein.

Ich habe beim Weingut auch Weißweine aus 2017 und 2018 probiert (Altru Biancu, Biancu Marinu und Patrimonio blanc), ich weiß nicht mehr genau, welche im speziellen. Aber alle verkosteten Weine hatten eins gemeinsam: Beide Jahrgänge waren sehr heiß, die Weine haben mir nicht gefallen. Der zugängliche Stil gleitet hier für mich ins Ordinäre ab.

Yves Leccia - YL rouge - IGP Ile de Beaute 2015:

Bild

Gefällt mir sehr gut, auch vom Typ ein gastronomischer Wein, erschließt sich schnell. Technisch sehr gekonnt, durchaus mit Charakter.

Yves Leccia - E Croce - Patrimonio rouge 2014:

Bild

Objektiv mindestens ein sehr guter Wein. Als wir den Wein getrunken haben, hat irgendwie alles gepasst, die Stimmung, das Essen etc. und trotz zeitlichem Abstand geht mir das Erlebnis nicht aus dem Kopf. Der war einfach saulecker. Eher modern, etwas international, aber auch als Korse zu erkennen. Technisch sehr gekonnt und kontrolliert.

Ich habe auch ein paar andere rote probiert, O' Ba, und Era Ora, die sind vom Stil gleich, aber noch etwas intensiver, dichter, kraftvoller und stärker extrahiert. Gekauft habe ich mir sie nicht, aber anerkennen muss ich, dass Yves Leccia einfach sehr schöne Gerbstoffe in seinen Weinen herausarbeitet. Ich vermute, er macht das mit Mikrooxidation, aber ich weiß es nicht. Aromatisch sind die recht geradlinig, weniger komplex.

Ich habe dann noch einen Patrimonio Rouge aus 2004 mitgenommen.

Yves Leccia - E Croce - Patrimonio rouge 2004:

Bild
Der Wein war aber so was von tot, der wirkte wie jahrelang durchoxidiert. Der Korken war in einem tadellosen Zustand, es wirkte nicht wie ein Flaschenfehler.

Ich habe Yves Leccia mit Bildern vom Korken und von der Losnummer angeschrieben, mit der Frage, ob er den Jahrgang mal in letzter Zeit verkostet hat und ob es ein Problem des Loses oder des Jahrgang seien könne. Um eine Erstattung habe ich auch gebeten. Ich habe ihn direkt angemailt und über das Kontaktformular auf der HP. Eine Antwort oder Reaktion auf die Mails habe ich nie bekommen.

Auf der Homepage gibt er 20 Jahre Lagerfähigkeit für den roten und 15 Jahre für den weißen an. Meine Wahrnehmung war, dass der rote 14er jetzt auf dem Höhepunkt ist und da noch ein paar Jahre bleibt, aber besser wird er nicht. Beim weißen 14er war der Höhepunkt schon durchschritten.

Grüße, Josef
Offline

stollinger

  • Beiträge: 1169
  • Bilder: 0
  • Registriert: Sa 10. Dez 2016, 10:22

Re: Korsika

BeitragSa 8. Feb 2020, 18:57

Noch drei Verkostungsnotizen der Familie Arena aus der letzten Zeit. Neben dem Vater Antoine Arena sind die Söhne Antoine-Marie und Jean-Baptiste seit 2014 mit eigenen Weinen ins Familienweingut eingestiegen und haben sukzessive einige Lagen übernommen.

Arena.JPG

Antoine Arena ist ein wesentlicher Pionier des Qualitätsweinbaus auf Korsika. Er war lange Jahre Präsident des korsischen Weinbau-Forschungsinstituts Centre de Recherche Viticole de Corse, das sich unter anderem für die Kultivierung und Verbreitung von alten, korsischen Traubensorten eingesetzt hat. Aktuell ist übrigens Josée Vanucci-Couloumére vom Clos Fornelli die Präsidentin.

Antoine Arena - Morta Maio - Patrimonio rouge 2014:

Bild

Morta Maio ist der Name des Familienweinbergs, der Rotwein reinsortig aus Niellucciu. Wie alle Weine der Arenas ohne Einsatz von Holz. Frische, Kühle, Klarheit. Diesen Wein mag ich wirklich außerordentlich, einer meiner liebsten aus Korsika. Ganz unverfälscht ohne besondere Intervention im Keller.

Dann habe ich auch noch zwei Weine aus der Rebsorte Biancu Gentile aus dem Jahrgang 2015 getrunken, vom Vater und vom Sohn.

Auf der Homepage vom CRVI kann man sich eine Zusammenfassung der Eigenschaften der autochthonen Sorte ansehen:

http://www.crvi.corsica/wp-content/uplo ... e-2017.pdf

In Korsika sind zwei Klone der Sorte (Nr. 988 und Nr. 989) zugelassen, die, wie alle Klone der Sorte, aus der historischen Rebsortensammlung der Domaine Comte Abbatucci hervorgegangen sind. Sensorisch werden den Weinen aus der Rebsorte Aromen wie Grapefruit, exotische Früchte, Pfirsich, Birne, frische und getrocknete Aprikosen, kandierte Orangen, Blumen und weiße Früchte, Honig, mineralische Note zugeschrieben. Die Rebsorte ist geeignet für unterschiedliche Ausbauarten.

Ich finde sie damit nicht sehr weit weg vom Chardonnay, die Säure vom Biancu Gentile würde ich aber als etwas milder einstufen.

Zwei unterschiedliche Ausbauarten finden sich dann auch in den beiden Weinen wieder.

Antoine Arena - Bianco Gentile - Vin de Table 2015:

Bild

Der Wein ist geprägt von einer längeren Maische- und Feinhefestandzeit. Fruchtige Aromen treten nur wenig in Erscheinung, auch Spannung baut er nicht auf. Zurückhaltend, aber sehr komplex; ein ernsthafter, bedächtiger und ruhender Wein.


Ich finde, die Weine von Antoine-Marie unterscheiden sich stilistisch. Ich finde sie zugänglicher und etwas moderner; sie benötigen auch nicht so eine lange Reife. Auch in diesem findet sich das wieder.

Antoine-Marie Arena - B.G. - Vin de France 2015:

Bild

Merklich reduktiver Ausbau, im Mund schon eine beeindruckend klare Kalksteinnote. Mehr Extrakt mit einem Süßeeindruck, voller. Der Wein ist präzise und gut balanciert. Weniger Struktur, mehr Zugänglichkeit und Präsenz; ich vermisse ein gewisses Geheimnis.

Grüße, Josef
Offline

stollinger

  • Beiträge: 1169
  • Bilder: 0
  • Registriert: Sa 10. Dez 2016, 10:22

Re: Korsika

BeitragSo 5. Apr 2020, 12:52

Gestern abend gabs einen weißen von Nicolas Mariotti Bindi.

Die Lage Mursaglia befindet sich hier [Link]. Die Reben sind 2009 gepflanzt worden. Für den Wein werden die Trauben im Ganzen sanft gepresst und anschließend im Stahltank spontan vergoren. Da verbleibt der Wein auch für 12 Monate auf der Feinhefe und wird, minimal geschwefelt, unfiltriert abgefüllt.

Le Blanc Mursaglia - VDF - Nicolas Marotti Bindi 2014:

Bild

Der Wein hat viel Volumen und Weichheit von der Feinhefelagerung, ist gleichzeitig wenig extrahiert und hat deshalb keine Extraktsüße. Die malolaktische Gärung ist auch deutlich in der Aromatik feststellbar. Die Aromen sind sehr intensiv und klar. Das cremig, volle ist schon recht intensiv, dem steht aber die für Vermentino typische Bitternote gegenüber. Deshalb hat der Wein was seriöses, gleitet mit all dem Volumen und der Cremigkeit nicht ins Schwülstige, Weichzeichnerische ab. Der (reife) Rappen bei der Pressung sorgt zusätzlich für minimale Adstringenz und Struktur. Bei all der Intensität ist der Wein trotzdem subtil, komlex und fein. Etwas Abzüge in der B-Note: der Alkohol ist leicht zu merken.

Ist stilisitisch vielleicht etwas weniger massenkompatibel, mir gefallen säurearme Weine mit langer Feinhefelagerung. Kostet unter 20€, finde ich angemessen.

Grüße, Josef
Offline

stollinger

  • Beiträge: 1169
  • Bilder: 0
  • Registriert: Sa 10. Dez 2016, 10:22

Re: Korsika

BeitragMo 13. Apr 2020, 16:05

Hallo,

vom Wein von der Gemeinschaftsprobe Gemeinsame Verkostung - warum nicht mal ein Korse? habe ich gestern den Nachfolgejahrgang getrunken.

Clos Fornelli - VDF Genovese 2018:

Bild

Dieser Wein unterscheidet sich merklich vom 2017er. Mit 12.5% erstmal leichter, schwächer im Alkohol. Auch der Fassausbau (so es denn einen in diesem Jahrgang gab) ist nur sehr dezent zu merken. 2018 hat, im Gegensatz zu 2017, keinen biologischen Säureabbau gemacht. Der Wein hat weniger Intensität und Kraft, weniger Extrakt, kein Süßeeindruck. Auch das Ölige des 2017er hat er nicht, wenngleich schon etwas Glycerin. Den 17er habe ich etwas ermüdend gefunden, das trifft hier nicht zu, er ist viel trinkiger, aber auch etwas seicht.

Ich finde, der von Michl so treffend beschriebener antithetische Aufbau ist aber in der Grundcharakteristik noch zu finden: Er kommt verdammt dickflüssig, ja fast schwülstig daher, obwohl er eigentlich richtig schlank ist (sic!), er wirkt vordergründig edel und erhaben, ist aber irgendwie auch aufgeblasen und ohne wirklichen Gehalt. Vielleicht ist dies einfach eine Charakteristik der Rebsorte.

Ich habe es ja schon öfters geschrieben. 2018 war in Korsika für mich ein sehr schwacher Jahrgang, es war feucht und warm, die Reife viel zu schnell. Clos Fornelli hat gut drainagierte Böden, deshalb waren die Weine noch recht ordentlich für den schweren Jahrgang. Ein Überflieger ist der Wein nicht, ich sehe ihn auch nicht bei 16.5/20, wie die RVF. Aber spannend finde ich es, es ist schließlich erst der zweite Jahrgang von dieser Rebsorte. Sortenrein wird sie meines Wissens nur noch von einem anderen Weingut ausgebaut (Cardillone vom Clos d'Alzeto), in den modernen Weinbau hat sie bis vor ein paar Jahren noch nicht wieder Eingang gefunden. Die Winzer müssen auch erst ihre Erfahrungen mit der Rebsorte machen.

Hier noch die VKN vom 2017er.

Clos Fornelli - VDF Genovese 2017:

Bild

Grüße, Josef
Offline

stollinger

  • Beiträge: 1169
  • Bilder: 0
  • Registriert: Sa 10. Dez 2016, 10:22

Re: Korsika

BeitragSa 23. Mai 2020, 11:03

Hallo,

der Wein war schon lange bei mir im Trinkregal. Ich hatte das Gefühl, der müsste mal getrunken werden, aber eine ziemliche Unlust auf den Wein verspürt, weil ich zuletzt bei Abbatucci eine ziemlich miese Kork-Quote hatte. Irgendwie bekomme ich TAC gar nicht mehr aus der Nase; ich war in Sorge, mir einen schönen Abend damit zu versauen. Wie das häufig so ist, wenn die Erwartungen niedrig sind, wurde ich sehr positiv überrascht.

Domaine Comte Abbatucci - Faustine Vieilles Vignes - VDF 2014:

Bild

Die typische Frucht, Erdbeere vom Sciaccarellu, Kirsche vom Niellucciu, schon schön zurückgezogen, nur dezent. Dafür sehr würzig und komplex. Der Wein hat auch durchaus noch Reserven, am ersten Tag die Gerbstoffe angenehm zu merken, straffer und mit trocknendem Eindruck (bevorzuge ich persönlich), am zweiten Tag sanfter, saftiger und voller. Die 13.5% Alkohol sind sehr gut eingebunden, am besten ist der Wein leicht angekühlt zu trinken, mit der animierenden Art läuft man Gefahr, sich schnell einen sauberen Rausch anzutrinken.

Grüße, Josef
Offline

Bernd Schulz

  • Beiträge: 6569
  • Registriert: So 12. Dez 2010, 00:55

Re: Korsika

BeitragMi 27. Mai 2020, 21:40

Im Glas befindet sich mal wieder etwas Schönes aus Korsika:

Bild

Josef, der mir die Flasche als Dreingabe zu einer kleinen Korsika-Lieferung geschenkt hat :D, hat diesen Wein hier im letzten Jahr schon sehr gelobt. Und das hat er für meinen Geschmack völlig zu Recht getan, denn es handelt sich um einen wunderbaren Rotwein, der eine große Eigenständigkeit und Würze besitzt, ohne in irgendeiner Form anstrengend zu wirken. Christian und Nadine Zuria scheinen als Winzer richtig viel auf der Pfanne zu haben....

Herzliche Grüße

Bernd
Offline

Bernd Schulz

  • Beiträge: 6569
  • Registriert: So 12. Dez 2010, 00:55

Re: Korsika

BeitragFr 5. Jun 2020, 23:34

Heute geht es weiter mit meinem kleinen Korsika-Trip:

Bild

So gut wie alle italienischen Vermentinos, die mir bislang über den Weg gelaufen sind, übertrifft dieser Korse deutlich! Zunächst einmal finde ich das ziemlich merkwürdig....... :?

Herzliche Grüße

Bernd
Offline

Bernd Schulz

  • Beiträge: 6569
  • Registriert: So 12. Dez 2010, 00:55

Re: Korsika

BeitragMo 22. Jun 2020, 22:02

Nachdem mir die ersten beiden Weine aus dem von Josef übernommenen Paket gut bis sehr gut gefallen haben, habe ich mit diesem Roten nur wenig Vergnügen:

Bild

Ich vermute, dass der "Semper Fidelis" objektiv nicht so schlecht ist, aber meinen Rotweingeschmack verfehlt er einfach.

Josef, wenn du noch einmal kurz etwas zum Erzeuger schreiben könntest, würde mich das freuen!

Herzliche Grüße

Bernd
Offline

stollinger

  • Beiträge: 1169
  • Bilder: 0
  • Registriert: Sa 10. Dez 2016, 10:22

Re: Korsika

BeitragDi 23. Jun 2020, 13:13

Hi Bernd,

das Weingut gibt es wohl seit 2007 und wurde von einem Engländer, Richard Spurr, und seiner französischen Frau (Marjorie) gegründet. Alles wird im Stahltank oder Beton-Cuvee ausgebaut. Es gibt zwei Linien (in weiß, rot und rosé), die Einsteigerlinie Semper Fidelis und noch Enclos des Anges. Die haben wohl einen alten, brachliegenden Weinberg (auf Granitboden) wieder fit gemacht.

Das, was ich von dem Weingut kenne, war alles ziemlich reif bis überreif und recht hoch im Alkohol. Egal ob weiß oder rot. Ich habe da gar nicht weiter drüber nachgedacht, aber retrospektiv hätte ich dich vor dem Wein wohl besser warnen sollen; so gut meine ich deinen Geschmack dann doch zu kennen. :oops:

Ich habe irgendwie eine Geschichte im Hinterkopf, dass die in den Anfangsjahren trockene Weine mit 16 - 17% Alkohol auf die Flasche gebracht haben...

Grüße, Josef
VorherigeNächste

Zurück zu Rhône und Provence

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 10 Gäste

Impressum - Nutzungsbedingungen - Datenschutzrichtlinie - Das Team - Alle Cookies des Boards löschen