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Korsika

nördliche Rhône (Côte Rôtie, Hermitage, Cornas und Co.) und südliche Rhône (Châteauneuf du Pape, Gigondas, Tavel und Co.), Ardeche, Vivarais, Vaucluse und Isere, Côstieres de Nîmes, Provence, Korsika
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stollinger

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Re: Korsika

BeitragSa 7. Nov 2020, 16:17

Auch im Sommer getrunken, zwei Weine der Familie Arena. Beider vom Kalksteinteil aus Patrimonio.

Die Lage Carco befindet sich ungefähr hier:[Link] und ist mittlereweile an seinen Sohn Antoine-Marie Arena übergegangen. Antoine Arena macht in 2018 nur noch den roten Morta Maio :cry: .

Antoine Arena - Patrimonio Carco blanc - 2016:

Bild

Anfangs präsentiert sich der Wein recht klar, aber eher spannungsarm; harmonisch und ausgewogen. Mich hat das unmittelbar nicht so begeistert, eher gastronomisch-zugänglich. Geradlinig und etwas unscheinbar. Mit Luft wandelt sich der Wein, legt mächtig zu, um mich dann ziemlich zu begeistern.

Die Lage Grotte di Sole wird schon länger von Jean-Baptiste Arena bewirtschaftet.

Jean-Baptiste Arena - Grotte di Sole blanc - VDF - 2016:

Bild

Der Wein konnte mich leider nicht wirklich begeistern. Der ist schon recht naturweinartig, leider an der Grenze zum fehlerhaften. Die 13.8% Alkohol sind zu viel und auch unangenehm schmeckbar. Ich glaube nicht, dass es ein Flaschenfehler war und das sich der Wein noch zum Guten wendet. Ich habe noch eine Flasche...

Grüße, Josef
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stollinger

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Re: Korsika

BeitragSo 15. Nov 2020, 14:49

Hallo,

wir haben gestern eine Online-Blindverkostung mit acht reinsortigen Syrah gemacht, alles eher die Einstiegsqualität, keine Blockbuster. Drei kamen von der Nordrhône, einer aus Deutschland und die restlichen vier aus dem Süden von Frankreich (Roussilon, Languedoc, Korsika). Bis auf einen Ausreißer nach unten war das Feld sehr eng zusammen und unabhängig von der Herkunft auch ziemlich typisch.

Der Wein kommt aus dem Granitbodenteil im Westen der Appellation Patrimonio. Niedrig geschwefelt.

Christrian Giacometti Fille et Fils - Sempre Azezzu VDF - 2015:

Bild

Bei korsischen Weinen neige ich mit Sicherheit zu übermäßig wohlwollenden Bewertungen. Das geht jetzt aber nicht auf meine Kappe, in unserer Blindverkostung ging der Wein als Gesamtsieger hervor (auch wenn es nicht mein Favorit war). Hat eine schöne Frische und ist irgendwie mitreißend. Die Weine von Christian Giacometti habe ich sonst eher als recht reif, teilweise ziemlich viel Extrakt und Alkohol und mit expressiver Frucht kennengelernt, was nicht unbedingt meine bevorzugte Stilistik ist. Dieser hier ist besser balanciert und frischer. Allgemein ist das Preislevel bei Giacometti sehr verbraucherfreundlich, 12,60€ für diesen gelungenen Biowein sind jedenfalls klasse.

Wenn ich mich richtig erinnere, heißt Sempre Azezzu so viel wie, immer in Rage. Ein nettes Etikett hat der Wein:

Azezzu.jpg

Grüße, Josef
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Kle

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Re: Korsika

BeitragMo 16. Nov 2020, 19:14

Hallo Josef,

Corail-Rouge von Muriel Guidicelli hat mir übrigens sehr gefallen. Ich habe ihn schon vor einer Weile getrunken und keine Notizen gemacht, aber mit seiner frischen, aufgelockerten und etwas exotisch gewürzten Rotfrucht und seiner gehaltvollen wie unangestrengten Art war er für mich ein Musterexemplar von „Inselwein“…

Gruß, Kle
—People may laugh as they will—but the case was this.
Tristram Shandy
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stollinger

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Re: Korsika

BeitragSo 22. Nov 2020, 14:21

Noch ein paar Weine von Nicolas Mariotti Bindi - Cantina di Torra, die ich im Sommer getrunken habe. Die Weine werden nur gering geschwefelt.

Nicolas Mariotti Bindi - Cantina di Torra - Zinzinu - Vin de France 2019

Bild

Die Trauben für diesen Wein werden sehr knapp reif gelesen, das macht ihn niedrig im Alkohol und im Extrakt und recht frisch; ich glaub da ist auch etwas Hefelager im Spiel. Der Wein wird dann in der Literflasche verkauft. Sie stammen aus der Parzelle Lumiu. Das ist ganz nett für einen heißen Tag, wirklich Bedürfnis nach einem solchen Wein habe ich nicht. Ich muss zugeben, bei einem solchen Anlass bevorzuge ich ein Bier. Ich finde die Säure etwas zu hart, bekommt mir nicht gut, es gibt in Deutschland m.M. reichlich Riesling-Literweine für weniger Geld für den gleichen Zweck.

Nicolas Mariotti Bindi - Cantina di Torra - Hors Série rosé 2019:

Bild

Der hat mir recht gut gefallen, erinnert etwas an einen Sektgrundwein. Der ist wohl auch sehr früh gelesen worden, ein Indiz ist der angenehm niedrige Alkohol (10.8%), ein weiteres, dass mein Magen etwas auf die Säure reagiert. Hart oder aggressiv schmeckt sie jedoch nicht, der Extrakt puffert sie gut.

Cantina di Torra rouge und blanc wachsen in einer Parzelle von Carcu.

Nicolas Mariotti Bindi - Cantina di Torra - Patrimonnio blanc 2019:

Bild

Nicht fein, eher intensiv in der Aromatik, aber mit einer schönen Frische und ansprechender Spannung.

Nicolas Mariotti Bindi - Cantina di Torra - Patrimonnio rouge 2019:

Bild

Der 16er hat mir recht gut gefallen. Bei 17er und 18er gab es dann merklich Brett, dieser ist wieder gelungen. Etwas gegensätzlich, die Frucht recht reif, aber trotzdem frisch. Ähnlich, wie das die Verkoster auch für Bordeaux aus 2019 beschreiben. Unterm Strich, ein einfacher, frischer Roter mit schöner Klarheit.

Grüße, Josef
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Michl

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Re: Korsika

BeitragSa 26. Dez 2020, 19:30

Als Beifang zu unserer letzten gemeinsamen Verkostung hat mir Josef folgenden Wein mitgebracht, den ich gerade im Glas habe:

Bild

Vielen Dank, Josef, für dieses tolle Mitbringsel. Der Wein trifft ebenfalls ganz meinen Geschmack. Selten hatte ich einen Wein im Glas, der vordergründig so ganz bäuerlich-unverstellter daherkommt, aber dann eine solche völlig uneitle Tiefe erreicht. Richtig klasse! Vielleicht wäre dieser Wein sogar etwas für dein heutiges Essen gewesen? Mir fiel kein Tipp ein, aber hätte dieser Wein nicht sogar gepasst?
Vielleicht habe ich ihn etwas zu früh aufgezogen, mir scheint jedoch die frische Frucht gerade ein perfekter Gegenspieler zum Tannin zu sein. Möglicherweise bleibt in ein paar Jahren nur noch das Tannin stehen...?
Übrigens an alle: Wäre es nicht mal wieder Zeit für eine gemeinsame Verkostung? Hat nicht jemand einen Tipp für ein vielleicht etwas ungewöhnlicheres Erlebnis?
Viele Grüße

Michl
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stollinger

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Re: Korsika

BeitragSo 27. Dez 2020, 15:51

Hi Michl,

freut mich sehr, dass dir der Wein gefällt!

Michl hat geschrieben:Selten hatte ich einen Wein im Glas, der vordergründig so ganz bäuerlich-unverstellter daherkommt, aber dann eine solche völlig uneitle Tiefe erreicht.

Ich finde, das trifft es ganz wunderbar. Um in Stereotypen zu schwelgen, die Korsen sind sehr stolz auf ihre Kultur und Identität, aber sie sind nicht eitel. Diesen Charakter findet man auch in diesem Wein.

Jean-Laurent Bernadi ist zusammen mit z.B. Antoine Arena einer der Pioniere des Qualitätsweinbaus in der Appellation Patrimonio. Die Weine dieser beiden sind sehr klassisch. Vergärung im Stahltank, Ausbau im Beton- oder Stahl. Reife Tannine, die auch durchaus kräftig extrahiert. In schwierigen Jahren kann das mal sehr anstrengend werden. Bei optimalen Trauben gibt das aber ein wunderbar unverstelltes Produkt, was sich auch in einer sehr charmanten, klaren Säure wiederfindet.

Michl hat geschrieben:Vielleicht habe ich ihn etwas zu früh aufgezogen, mir scheint jedoch die frische Frucht gerade ein perfekter Gegenspieler zum Tannin zu sein. Möglicherweise bleibt in ein paar Jahren nur noch das Tannin stehen...?
Auf Zugänglichkeit ist der Wein jedenfalls nicht vinifiziert. Wenn man Spaß an Gerbstoffen hat (habe ich durchaus öfters), geht der Wein schon jetzt gut. Ich habe aber großes Vertrauen, dass der Wein gut altern wird.

Mittlerweile hat Jean-Laurent Bernadi den Großteil der Reben (~9 ha) an seinen Neffen übergeben, der das Weingut weiterbetreibt. Der macht die Cuvée Crème de Tête. Mehr oder weniger als Hobby bewirtschaftet Jean-Laurent Bernadi noch 2ha auf dem Kalksteinteil von Patrimonio, dem Meer zugewand und macht die Cuvée Clothilde. Namensgebend ist übrigens seine Tochter Clothilde de Bernadi.

Die Verkostung auf dem Weingut ist auch immer ein Erlebnis. Die Theke ist ein steinernes Waschbecken ausgestattet mit einem Schlauch, darüber hängen ein paar Weingläser. Gespuckt wird, bei Bedarf, in einen Plastikeimer auf dem Boden. Die Preise sind mit Kreide auf einer Tafel angeschlagen.

Grüße, Josef
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OsCor

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Re: Korsika

BeitragMo 28. Dez 2020, 10:19

Der thematische Ursprung für diesen Post liegt im Chianti-Faden, aber da es sich um einen Bericht zu einem korsischen Wein handelt, habe ich ihn auch noch hierhin kopiert:

Meine Suche nach einem „klassischen” Chianti ist an viele verschiedene Ohren gedrungen. Eines dieser Ohren gehört Josef (Stollinger), der mir freundlicherweise einen 2018-er Niellucciu der Clos Fornelli zur Verfügung gestellt hat, der laut Rückenetikett aus den Sorten Niellucciu (auf dem italienischen Festland: Sangiovese) und Sciaccarellu (für den habe ich kein bekannteres Synonym gefunden) besteht, in mir nicht bekannter Zusammenstellung - unfiltriert.
Das war ein wirklich schönes Weihnachtsgeschenk!
Was macht ein Korse im Chiantifaden? Nun, es gibt kein Frankreich-Unterforum für Korsika und die Erstellung wegen eines einzelnen Weins erschien mir überzogen. Vielleicht macht Gerald das ja.Ok, ich habe ihn gefunden…
Heute habe ich den aufgemacht zu einem Schweinefilet mit u.a. gedünstetem Wirsing und einer Karotten-Zwiebel-Sahnesauce, mit Gorgonzola verfeinert. Eigentlich trinke ich zu solchen Gerichten Weißweine, aber ich hatte die Frage nach dem Chianti ja auch unter dem Aspekt gestellt, dass der damals eigentlich zu ganz vielem gepasst hat und weil meine Frau auf rot eingeschworen ist.
Der erste Schluck bei ca. 16° C war gleich eine Erinnerung: Ha, so ähnlich hat das damals geschmeckt; meine Frau hatte spontan ein ähnliches Déjà-bu-Erlebnis.

Ein kräftiges, blickdichtes Granatrot, leicht blaustichig, Kirchenfenster am Glas (ok, bei dem Alkoholgehalt von 13,5° zu erwarten), in der Nase hatte ich ganz schwach Veilchen, deutlicher Holunder und am Gaumen kam dann noch etwas Pfeffer und deutlich Rauch dazu. Für mich ein recht robuster Geselle und sehr guter Tischwein. Passt auch zu Lebkuchen :-)

Ein Drittel ist getrunken. Jetzt wandert die Flasche wieder in den Keller. Da noch nicht sicher ist, was in den nächsten Tagen auf den Tisch kommt, kann es etwas dauern, bis der nächste Versuch erfolgt.

Beim Versuch, mehr über das Weingut herauszufinden, bin ich auf eine Werbeseite geraten, so als ob es die ursprüngliche Website nicht (mehr) gäbe.

Ergänzung nach 3 Tagen: Es gibt nichts zu meckern. Der Wein hat sich kaum verändert, schmeckt ein klein bisschen weicher als am ersten Tag - vielleicht meiner Tagesform zuzuschreiben, aber meine Frau hatte die gleiche Empfindung. Jetzt ist er weg.

Feine Geschichte! Danke, Josef!

Gruß
Oswald
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stollinger

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Re: Korsika

BeitragSo 11. Apr 2021, 13:18

Neulich getrunken, Domaine U Stiliccionu - Antica - AOP Ajaccio - 2016:

Bild

Trinkbarkeit und eine animierende Frische sind die wesentlichen Elemente des Weins, fruchtbetont, etwas saftig. In Korsika werden reinsortige Sciaccarellu häufig so ausgebaut, nur im Stahltank, schwach extrahiert. Die Rebsorte hat eine recht dünne Beerenhaut, die Weine sind nur schwach gefärbt, ahnlich eines Pinot Noir (das ist aber auch die einzige Gemeinsamkeit). Die Gerbstoffe empfinde ich typisch als feinkörnig-sandig-pikant, nicht griffig.

Dieser Wein wurde nur sehr gering geschwefelt (wenn überhaupt, auf der Flasche steht contient des sulfites ?), entsprechend finde ich die Aromen schon auffallend klar und rein. Damit stellt der Wein ein absolut rebsorten- und regiotypischen und sehr natürlichen Vertreter dar. Solche Sciaccarellu kosten meisten so um die 10€, mit der geringen Schwefelung und der biodynamischen Bewirtschaftung finde ich den Preis von ~17€ ok. Beim rumgooglen habe ich gesehen, dass der Wein auch im deutschen Handel erhältlich ist. Der Preis ist vielleicht betriebswirtschaftlich nachvollziehbar, aus Konsumentensicht rechtfertigt das m.M. nach nur eine Einzelflasche, wenn man mal hinter die Rebsorte einen Haken machen will.

Grüße, Josef
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EThC

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Re: Korsika

BeitragSo 11. Apr 2021, 13:49

...wenn's mich tatsächlich mal nach Korsika verschlagen sollte, werde ich Deine gesammelten VKN's als Maßstab nehmen um mich da entsprechend zu versorgen. Bis dato sind die animierendsten Getränke von der Insel noch einige mitgebrachte Kastanienbiere... :D
stollinger hat geschrieben:Dieser Wein wurde nur sehr gering geschwefelt (wenn überhaupt, auf der Flasche steht contient des sulfites ?)

...wirklich schwefelfreie Weine gibt es eigentlich nicht, da der Most / Wein selbst auch schon eine geringe Menge an Schwefel enthält. Manche Winzer schreiben auch "ohne zugesetzten Schwefel" drauf. "Schwefelfrei" dürfte man dann draufschreiben, wenn der Schwefelgehalt unter der Nachweisgrenze des Meßverfahrens mit der gesetzlichen Mindestanforderung liegt.
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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stollinger

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Re: Korsika

BeitragSa 15. Mai 2021, 11:18

Ein sehr typischer, klassischer, korsischer Vermentino; angenehm unverstellt und unprätentiös (das findet sich auch in der Verwendung einer Bordeaux-Flasche und dem generischen Namen blanc wieder).

IMG_3678.jpg


Costa Rossa - Daniel Canarelli - Corse Figari - blanc - 2013:

Bild

Wirkt noch recht jung, braucht auch Luft, entwickelt dann aber durchaus Komplexität mit einem leicht rustikalen Charme. Der schmeckt nach Ausbau in mehrfach gebrauchten Fässern, es ist eine gewisse Ähnlichkeit zu einem Chardonnay vorhanden. Die Frucht geht aber nicht in Richtung Zitrus, sondern Apfel und Birne, dazu die typische Bitternote vom Vermentino.

Grüße, Josef
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