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Re: Côte rôtie

BeitragVerfasst: Sa 4. Mär 2017, 18:45
von miromo
Michel & Stéphane Ogier Cote Rotie Les Embruns 2002

Mittleres Kirschrot mit leichter Aufhellung, in der Nase weißer Pfeffer, leicht floral-kräutrige Ätherik, etwas abgehangenes Fleisch, wenig Frucht eher Hagebutte und ein bisschen Johannisbeerblätter. Am Gaumen sehr trocken, fast staubig und säurelastig. Zwar sehr lang aber es fehlt an Fett und Frucht. Changiert zwischen staubtrocken- grünstielig und ätherischer Fülle mit fester Konsistenz und viel Unterholz, aber letztlich ist da keine Frucht mehr, die dem Wein Charme verleiht.

In der Anlage deutet der Wein eindeutig Klasse, Tiefe und Eleganz an, ist aber zu sehr durch den schwachen Jahrgang gehandicapt. Schwierig zu bewerten, mit mehr Frucht wäre das ein Cote Rotie nach meinem Gusto gewesen, aber so am besten als Esswein einsetzbar und wer noch im Keller hat: rasch austrinken.

Vinophile Grüße

Stefan

Re: Côte rôtie

BeitragVerfasst: Fr 30. Mär 2018, 23:42
von miromo
vor einiger Zeit im Glas:

Francois Villard, Cote Rotie La Brocarde 2003

Winzige Produktion (ca. 1200 Flaschen). Sehr helles fast burgundisches Kirschrot, in der Nase auch sehr burgundisch, sehr feine noble reintönige Nase nach Johannisbeere und Himbeere, etwas Steinpilze und Trüffel, später kommt eine dezente Terroirwürze und pflaumige Süße hinzu, im Gaumen auch sehr burgundisch, seidig, fast schwebende Leichtigkeit, sehr feinkörniges Tannin entwickelt den Druck und die Eleganz eines großen Terroirs, mit einer dezent karamelligen und speckigen Syrah- Süße. Im Abgang dominieren auch hier die Johannisbeeren sehr schöne Länge mit einer unterholzigen Würze. Das ist zwar kein übermäßig komplexer Cote Rotie aber hat auf jeden Fall Klasse und ist jetzt auf dem absoluten Höhepunkt und wunderbar zu trinken.

93 Punkte

Vinophile Grüße

Stefan

Re: Côte rôtie

BeitragVerfasst: Mi 8. Jan 2020, 17:35
von EThC
...durchaus netter, roter Dickwein, aber eigentlich nicht meine Baustelle und schon deswegen für mich viel zu teuer:

Bild

Re: Côte rôtie

BeitragVerfasst: Mi 7. Jul 2021, 22:03
von Nora
Domaine Bernard Burgaud, Côte Rôtie 2006

Bernard Burgaud macht aus seinen Lagen nur einen Wein. Ohne Schönung und Filtration abgefüllt. 12,5 % vol.

Über 2 Tage verkostet als Solist

Farbe: Granatrot mit wässrigem Rand
Nase: zunächst überwiegt die Frische: frische Sauerkirsche, etwas Veilchen, intensiv Minze und Pfeffer; nach ca. 1 Stunde, ausgeprägter dann am 2. Tag komplexer Geruch, wie ich es von einem Syrah von der Nordrhone erwarte und mag: zu der Sauerkirsche kommen Eisen, Blut, schwarze Oliven; Bleistift und intensiv Lakritz
Mund: eleganter, mittlerer Körper wieder mit den knackigen Sauerkirscharomen, etwas Himbeere; erdige und würzige Noten; der Wein wirkt auch hier frisch aufgrund der eleganten, aber präsenten Säure; die Tannine sind nur noch im Abgang leicht spürbar

Der Wein ist ein sehr schöner, klassischer Côte Rôtie mit einem sehr guten PGV, der mit den Jahren immer besser wurde. Ich denke, er ist jetzt optimal gereift.

VG, Nora

Re: Côte rôtie

BeitragVerfasst: Mi 7. Jul 2021, 22:30
von amateur des vins
Nora, ich kenne nur wenig, von dem Du berichtest, konkret. Aber potentiell fällt ziemlich viel davon in mein Beuteschema. 8-)
Bitte mehr davon! Und ich hoffe, das eine oder andere auch mal als konkrete :mrgreen: Anregung nehmen zu können. Obwohl Du ja ziemlich viele gereifte Sachen vorstellst, denen schwierig beizukommen sein dürfte.

Kannst Du Burgaud irgendwie grundsätzlich in Relation zu Clape oder Paris (ok, kein Côte Rôtie) oder z.B. Ogier setzen?

Re: Côte rôtie

BeitragVerfasst: Mi 7. Jul 2021, 23:56
von Nora
Hallo Karsten,

schön, mal eine Rückmeldung zu bekommen. Vielen Dank für dein Interesse!

Leider habe ich zu spät festgestellt, dass ich die Weine von der nördlichen Rhône mag. Sie brauchen ja oft viele Jahre, um trinkreif zu sein.

Deshalb habe ich aus den 90er und 00er Jahren versucht diverse Flaschen zu finden und zu sammeln.
Ansonsten geht es in meinem Keller erst ab dem Jahrgang 2009 richtig los. Die Weine sind aber noch kaum angefasst, da m.E. zu jung.

Deshalb maße ich mir nicht an, einen guten Überblick zu haben.

Ogier kenne ich nicht, da waren mir die interessanten Sachen immer zu teuer. Paris habe ich ein bisschen getrunken, tendenziell aber zu jung, um eine gute Einschätzung abgeben zu können. Der Kontakt war aber durchaus positiv.

Chave Hermitage und Clape Cornas sind großartig, insb. wenn die Weine gut gereift sind. Das sind eher besondere Weinmomente. Dagegen wirkt der Burgaud selbst in der Reife einfacher und rustikaler. Aber die Preisrelation stimmt. Eben ein schöner Côte Rôtie für den Alltag.

Von den gereiften Sachen, die ich getrunken habe, sind mir in guter Erinnerung geblieben: Gaillard, Côte Rotie “Rose Pourpre” und einige Côte Rotie von Rene Rostaing. Solltest Du mal einen Côte Rotie von Jamet finden, unbedingt zugreifen. Hermitage von Dom de Remizieres ist auch nicht schlecht, aber ein Kraftprotz. Von den jungen Sachen, die ich aus Neugier probiert habe, hat mich der St. Joseph Le Berceau 2015 Bernard Gripa beeindruckt.

Einiges gibt es noch, ich werde weiter berichten.

VG, Nora

Re: Côte rôtie

BeitragVerfasst: Do 8. Jul 2021, 09:48
von Taunus Südhang
Vielen Dank Nora,

Das sind gute Orientierungshilfen.

Thomas

Re: Côte rôtie

BeitragVerfasst: Do 8. Jul 2021, 11:19
von amateur des vins
Taunus Südhang hat geschrieben:Vielen Dank Nora,

Das sind gute Orientierungshilfen.
+1

Ich habe mal exemplarisch nach Jamet und Gripa geschaut: Das geht preislich schon hart in Richtung Schmerzgrenze, und bei älteren Sachen auch darüber. Zum Glück sind die eh nicht ganz einfach zu bekommen. :mrgreen: Ein Einzelfläschchen von diesem und jenem wäre drin, aber Einzelflaschen liegen auch typischerweise länger als die erste von mehreren. Mal sehen, was sich ergibt...

Caveat:
Mein Schwerpunkt liegt auf weiß. Nicht, weil ich die signifikant lieber mag, sondern weil sie vielseitiger einzusetzen sind und i.d.R. besser zu unserem Essen passen.

Re: Côte rôtie

BeitragVerfasst: Do 8. Jul 2021, 11:47
von Nora
amateur des vins hat geschrieben:
Ich habe mal exemplarisch nach Jamet und Gripa geschaut: Das geht preislich schon hart in Richtung Schmerzgrenze, und bei älteren Sachen auch darüber.


Ja, Jamet ist preislich ordentlich in die Höhe geschossen und auch kaum noch zu bekommen. AllesWein hat noch was, aber der Preis... Von Gripa gibt es noch den normalen Saint-Joseph rouge, den habe ich noch nicht probiert, steht aber auf der Agenda.

Für den Côte Rôtie von Burgaud hatte ich um die 30 Euro bezahlt. Deshalb habe ich davon auch noch einiges, insb. auch Nachfolgejahrgänge.

VG, Nora

Re: Côte rôtie

BeitragVerfasst: Do 8. Jul 2021, 15:24
von Dilbert
Hallo Nora,

klingt in der Tat alles sehr interessant!

An die großen Namen der nördlichen Rhone habe ich mich noch nicht wirklich herangetraut, zumal die Verfügbarkeit der Weine "überschaubar" ist (Chave, Gonon, Clape etc.).
Da Du Jamet angesprochen hast: meinst Du die ursprüngliche Domaine oder die Weine von Jean-Luc Jamet? Von Letzterem hätte ich sogar zwei Flaschen Côte Rôtie im Keller.

Preislich sehr attraktiv finde ich auch die Weine von Emmanuel Darnaud, aus meiner Sicht eine relativ kühle Stilistik. Vincent Paris, dessen Name hier auch schon des Öfteren gehandelt wurde ist denke ich auch recht gut.

Gerne weiter berichten - ich lese mit Interesse!! ;)

Gruß,
Jochen