Do 20. Jan 2011, 14:14
„Die Weine von López de Heredia sind so traditionell, dass es schon wieder verrückt ist.“ Markus Vahlefeld
Eigentlich kommen spanische Weine nicht mehr in mein Haus. Schon seit längerer Zeit langweiligen mich die iberischen Frucht-Holz- und Alkoholbomben zu Tode. Als ich allerdings vor ein paar Tagen eine Einladung vom Weingeschäft viniculture zu einer Weinprobe mit Weinen von López de Heredia - Viña Tondonia erhalten habe leuchteten meine Augen. Ich liebe diese old-school Riojas. Der bekannte Spanien-Experte Jürgen Mathäß kam gerade frisch aus Spanien und hatte Weine aus den 70er, 80er und 90er im Gepäck.
Das Weingut „López de Heredia“ liegt in der Stadt Haro in Rioja. Es wurde im Jahre 1877 gegründet und um die Jahrhundertwende galt das Unternehmen durch die Anwendung französischer Kellereitechnik als Technologieführer. Heute wird die Firma in bereits fünfter Generation von María José López de Heredia geführt. Die Weinberge umfassen 170 Hektar Rebfläche, die mit den klassischen Rioja-Sorten Tempranillo, Garnacha Tinta, Mazuelo, Graciano, Viura und Malvasía bestockt sind und und erzeugen pro Jahr durchschnittlich 800.000 kg Trauben. Die Weinbereitung erfolgt noch immer auf traditionelle Art und Weise. Die Gärung verläuft in großen Holzbottichen (es gibt keine Stahltanks), die Schönung mit Eiweiß, auf eine Filtration wird verzichtet. Für den Weinausbau stehen 15.000 Barriquefässer zur Verfügung, die in der hauseigenen Böttcherei ausschließlich aus amerikanischer Eiche gefertigt werden und jahrzehntelang in Gebrauch sind.
Was macht dieses Weingut bzw. die Weine so traditionell? Nun, weil das Weingut auf einen langen Holz- und Flaschenausbau setzt. Die Crianzas erhalten 3 Jahre Barriqueausbau, die Reservas 5-6 Jahre und die Gran Reserva mindestens 9 Jahre, bevor sie auf die Flasche gezogen werden. Der Blanco Gran Reserva ist sogar 10 Jahre im Barrique. Als Beispiel, die aktuelle 1991 Tondonia Gran Reserva kam nach 18 Jahren auf den Markt und der 1987 Tondonia Blanco Gran Reserva sogar erst nach 22 Jahren. Hinzu kommt noch der moderate Alkoholgehalt von 12,5% bei allen Weinen und die Korken werden mit Wachs verschlossen. Die Winzerin Maria José López de Heredia sagt dazu: Unsere Weinbereitungsverfahren wurden von Generation zu Generation weitervermittelt. Unsere täglichen Arbeiten wurzeln in der Tradition und gründen sich gleichzeitig auf unsere Überzeugung von der Gültigkeit und Modernität unserer Methoden. „Tradition” ist für uns nicht Unbeweglichkeit und Widerstand gegen Änderungen, sondern ein dynamisches und ästhetisches Konzept der Weiterführung bewährter Prinzipien und Kriterien." Übrigens, die website vom Weingut ist vorbildlich und der Verkostungs-Pavillon wurde von der weltberühmten Avantgarde-Architektin Zaha Hadid gestaltet. Tradition und Moderne gehen hier somit Hand in Hand.
Eine meiner Lieblinge des Abends war der
1992 Viña Tondonia Blanco Reserva. Er besteht aus 90% Viura und 10% Malvasia und kommt vom eigenen 100 ha großen Weinberg Viña Tondonia am rechten Ufer des Ebro. Er liegt in einer muschelähnlichen Senke auf einer Halbinsel, die vom Ebro umschlossen und von Schwemmland, Kalkstein und Pappeln charakterisiert ist. Es ist der aktuelle Jahrgang und er lag 6 Jahre im Barrique bzw. ruhte 10 Jahre in der Flasche bevor er auf dem Markt kam. Wunderschöne gold-gelbe Farbe und mit einem betörenden Bukett von Trockenblumen, Honig und mineralische Elemente, die einen an nasse Steine nach einem Sommerregen erinnern. Quicklebendig am Gaumen bzw. so jung&frisch das man den Wein eigentlich dekantieren sollte bzw. was noch besser wäre ihn vorher ein paar Stunden zu öffnen. Wirklich!
Am Gaumen dann eine Aromatik von Trockenfrüchte, Honig, Karamell und einem Hauch von Bohnerwachs aus alten Tagen. Im Finish kommt dann noch eine pfeffrig-pikante Note zum Vorschein. Göttlich. Sicherlich kein Wein für jedermann, aber solche Unikate schätze und liebe ich. Kein Wein der langweilig wird nach dem ersten Glas, sondern jeder einzelne Schluck fasziniert und läßt einen innehalten. 92-93/100
Jetzt zum
2001 López de Heredia Tondonia Reserva. Betörendes Bukett..........sous-bois, schwarze Schokolade, Himbeere und Walderdbeeren. Sehr kompakt und verhalten am Gaumen, eindeutig 10-15 Jahre zu früh. Rote Johannisbeere, Sauerkirsche, ein Hauch flüchtige Säure, Earl Grey-Tee und eine florale, feminine, burgundische Stilistik die man mögen muss bzw. Liebhaber der modernen span. Weine tun sich eventuell schwer damit?! Am 2. Tag präsentiert er sich natürlich viel offener bzw. aussagekräftiger. Man merkt sofort an der Struktur das 2001 ein großer Jahrgang in Spanien ist. Große Eleganz im Glas! Eine Aromatik von Kirsche, Gewürze (Zimt &Gewürznelke), prägnante Säure, großartige Länge und wird mal gleichauf sein mit dem Jahrgang 1991. 91+/100
1991 López de Heredia Tondonia Gran Reserva war ein Traum. Himbeere, leicht rauchige&verbrannte Noten, floral&feminin und wunderbar burgundisch. 94-95/100
1981 López de Heredia Tondonia Gran Reserva war sehr verhalten. Am Besten jetzt nicht aufmachen! Leder, Humus, Schwarzpulver und ein bißchen muffig. Machte keinen Spass.
1973 López de Heredia Tondonia Gran Reserva.........wunderschön, als würde man in einem Feld von Erdbeeren sitzen. Sublime Frucht, Grazie&Eleganz und langes seidiges Finish. 93/100
Video mit der Winzerin:
http://tv.winelibrary.com/2010/11/10/lo ... isode-947/http://tv.winelibrary.com/2010/11/11/lo ... isode-948/Händler:
http://www.viniculture.de