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Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2011

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thvins

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Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2011, 07.05.2011 - 2

BeitragMi 13. Jul 2011, 10:56

Porrera - Fiesta Mayor

Rings um das alte Waschhaus stehen die Freundes- und Familienkreise und bereiten große Paellas vor. Mit einem Traktor versuchen geschickte Kletterer ein Spruchband zwischen zwei großen Platanen zu befestigen. Unser erster Standplatz behagt uns nicht, hier kann der Wind durch pfeifen und schräg steht die Pfanne auch noch, so ziehen Pep und seine Freunde mit mir noch einmal um, in eine windgeschütztere Ecke. Dann wird geschnibbelt und angebraten, was das Zeug hält, alles, was sich findet, kommt rein, Schweinefleisch, Geflügel, Kaninchen, Meeresfrüchte, diverse Gemüse, Zwiebeln und irgendwann der Reis. Die meisten in Peps Kreis kennen mich noch vom Vorjahr, als Pep und Raimon gemeinsam kochten. Raimon kann diesmal nicht, er hat mit Philipp Schwander seinen wichtigsten Schweizer Importeur zu Gast und dieser möchte keine Straßenpaella, sondern ein entsprechend dekoriertes Menü zelebrieren.

Ich hätte auch mit Raimon die Straßenpaella auf jeden Fall vorgezogen, denn das gibt es schließlich nicht jeden Tag zu erleben. Und ich erlebe es mit Pep, seiner Familie und seinen Freunden, zu denen auch Raimons Schwager gehört, in dessen Weinbergshütte wir im letzten Jahr untergekommen waren.

Er braust auf seinem alten Vespa-ähnlichen Gefährt an und freut sich, mich wieder zu sehen. Natürlich gibt es auch eine Flasche seines Weißweins. Laut Etikett Jahrgang 2011. letztes Jahr wunderte ich mich über seine Flasche mit 2010 auf dem Etikett und dachte, es sei ein Druckfehler. Nein, es ist Absicht, es kommt bei ihm immer die Jahreszahl rauf, die aktuell ist, wenn der Wein in die Flasche gefüllt wird.

Auch die umstehenden Winzer finden das ähnlich kurios wie ich, aber Hervé besteht auf seinem Zählsystem. Der Wein überlebt wie einige andere die Fertigstellung der Paella nicht, sondern erfreut die Köche und die Umstehenden. Auch ich bekomme eine rührende Tätigkeit an der großen Paella - Pfanne und somit alle eingestreuten "Straßenküchenweine". Der "2011er" Glorià gefällt mir einen Tucken besser als die Vorjahresversion. Der frische und recht kühle unverkäufliche Wein, den wiederum Raimon vinifiziert hat, hat sehr gute 89+/100 Th. verdient.

Eine ganz andere Ansage ist der 2002er Blanc de Montsalvat, der plötzlich gereicht wird. Ungemein duftig und komplex, noch ohne jeglichen Alterston bekommt er exzellente
94/100 Th. von mir ins Notizbuch.

Ich gebe Pep einen 1999er Prieure de Saint Jean de Bebian, aber er mag ihn lieber später in Ruhe trinken anstatt ihn in die Runde zu werfen. Er hätte genug Wein und ohnehin wird alles Mögliche Kuriose in die Gläser gegossen, während des Kochens wie später beim gemeinsamen Verzehr.

Da man Angst um das Wetter hat, sitzen die meisten dann dicht gedrängt an langen Tafeln im Waschhaus, alle Paella - Kreise kommen hier zusammen und plötzlich ist wieder ein herzliches Händeschütteln wie auch schon eine Woche zuvor zur Carignan Nacht angesagt.

Zum Essen kommen dann weitere Raritäten und unverkäufliche Familienweine in die Gläser, Pep hat dafür gesorgt, dass ich ein anständiges Glas bekomme und da kommt jede Menge anständiger Wein rein. Zum Beispiel der Tusch, ein Wein eines Pärchens, wo die Frau ursprünglich aus Deutschland stammt, aber nun schon lange Jahre in Porrera seßhaft ist. Der Tusch ist ein sehr guter handwerklicher Wein (89+/100 Th.), der ebenfalls nur für den Eigenbedarf gemacht wird, aber wie der Glorià erhält er ein eigenes Etikett und einen eigenen Namen. Aber auch ein Anjoli und ein Terra d´ Hom von Pep kommen in die Gläser.

Diego Duran eilt vom anderen Ende der Tafel herbei und quetscht sich durch Paella essende Menschenmassen, um mir einen Rotwein von der Nahe ins Glas zu geben. Das Etikett rast an meinem Auge allerdings vorbei...

Ester Nin und ihr Baby sind fast meine Tischnachbarn, sie und ihr Mann schenken mir auch noch einen sehr großen Weißwein ein, der leider auch nur für den Eigenbedarf ist - 70 Flaschen macht sie etwa pro Jahr verrät mir Ester. Dann später stellt sie mir noch einen Traum-Cava vor. Dieser stammt von einem Projekt im Penedés, an dem sie beteiligt ist.

Das Essen zieht sich hin, aber dann plötzlich innerhalb kurzer Zeit ist das Waschhaus wie leergefegt...
Beste Grüße

Torsten

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Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2011, 07.05.2011 - 3

BeitragMi 13. Jul 2011, 19:10

Porrera - Fiesta Mayor

Nach dem Paella Schmaus geht es auf den Plaza Catalunya, in bzw. an die Bar Priorat - hier herrscht grade Kaffeehochkonjuktur, auch wir trinken schnell noch einen Kaffee, bevor das Spektakel mit den Gegantes der Porrera und ihren Gästen losgeht. Die Gegantes sind riesige mit viel Liebe gestaltete Puppen, die am Rande des Platzes schon zu bewundern sind und die sich dann auf dem Platz aufstellen. In der Regel gibt es zwei Figuren pro Dorf, die historische Figuren darstellen. Beim Laufen müssen diese schon aufpassen, dass sie sich beispielsweise nicht an Stromoberleitungen aufhängen.

Hinzu kommen jede Menge Musiker mit Trommeln und einer sehr speziellen quietschigen Art Flöten. Als sie zu höchsten Tönen zu pfeifen beginnen, hat das Ganze etwas zwergenhaftes an sich. Die erwachsenen Musiker wirken allerdings neben den Riesenfiguren auch wie Zwerge.

Während die Musiker eine wilde Mischung aus Punk und traditioneller katalanischer Volksmusik spielen, reihen sich die Gegantes auf und fangen sogar an zu tanzen. Auch einen Zwerggegantes gibt es - das ist einer der Söhne des Cal Pal Winzers. Der schaut immer mal, ob sich sein Sohn auch wohl fühlt in seiner Rolle...

Die Figuren und die Musiker setzen sich dann in Bewegung und das ganze Volk hinterher bzw. zwischendrin. So wird demonstrativ durch jede Gasse Porreras marschiert, egal wie steil sie ist, auch die Treppen werden mitgenommen... Zwischendrin tanzen die Riesenfiguren sogar noch - das sind schon sportlich akrobatische Höchstleistungen!

Vor der Kirche findet dann ein regelrechtes Wetttanzen und Wettmusizieren statt, der punkig rockige Takt lädt sofort zum Mittanzen ein, nur arge Muffel können sich hier nicht anstecken lassen.

Ein Typ mit einem Trinktornister auf dem Rücken spritzt Wermuth in die Kehlen der Durstigen - er sieht fast aus wie die Verballhornung von jemand, der Reben oder Obstbäume spritzt... Auch ich muss nur den Mund öffnen und habe ihn dann schon voll Wermuth.

Als der Troß beim Café Antic vorbeikommt, wird dort gratis Wermuth-Oliven-Bowle verteilt.

Wenig später fängt es allerdings zu allem Übel heftig an zu regnen und die Gegantes-Figuren aus Pappmaché werden zur Eile und dann zur Flucht angetrieben. Schade - flugs ist durch den Regen die Veranstaltung abgebrochen und jeder sieht zu, dass er irgendwie ins Trockene flüchtet. Alle sind plötzlich durch den Regen in alle Winde zerstreut, nur Gerard Batllevell sehe ich noch mal kurz.

Ich schlüpfe zunächst kurz in der Bar Priorat unter, dann rette ich mich Stück für Stück zu meinem Auto. Es sieht aus, als war es das dann auch mit der Party und ich sehr zu, dass ich heil zur Weinbergshütte komme. Dabei muss ich noch einige Umwege durch engste Gassen fahren, da der normale Weg noch mit Tischen und Bänken vollgestellt ist.

Es ist dann doch auch schon gegen 20.00 Uhr, als ich bei der Hütte ankomme, es regnet noch immer Bindfäden ohne Unterlass und ich bin froh, ein Dach über dem Kopf zu haben, zelten wäre jetzt echt trist...

Ich improvisiere einen Gemüsetopf, quasi mit allem, was weg muss und ein paar Nudeln dazu und dazu gibt es einen 2006er Oreig vom Mas d´en Cazador aus dem Montsant. Das ist immer noch ein sehr guter Weißwein, allerdings weniger üppig und verschwenderisch als er es in seiner Jugend war.

Alt werde ich an dem Abend aber auch nichtmehr sonderlich und mit den Regengeräuschen schlafe ich nach diesem ereignisreichen Tag schnell ein.
Beste Grüße

Torsten

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Re: Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2011

BeitragMi 13. Jul 2011, 19:33

Damit ihr einen kleinen Eindruck von den Geganten und der dazugehörigen Musik bekommt, hier habe ich ein Video gefunden, was die beiden Porrera Puppen und die Jugendmusikgruppe des Dorfes bei einem Gastauftritt mit einem der typischen Tänze zeigt.

Die Tonqualität ist zwar nicht die Beste, aber einen kleinen Eindruck hinterlässt es schon.

Zur Fiesta Mayor in Porrera waren dann auch noch etliche andere Gegantes aus anderen Dörfern angereist, natürlich mit eigenen Musikern...

http://www.youtube.com/watch?v=hgj7Sb-B ... re=related

und gleich noch ein zweites kurzes Video vorm Café Antic

http://www.youtube.com/watch?v=PrtBmEumZQA
Beste Grüße

Torsten

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Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2011, 08.05.2011 - 1

BeitragFr 15. Jul 2011, 10:47

Der übliche Zeremon mit dem Weckerklingeln - selbst am Sonntag kann ich nicht darauf verzichten.

Ich habe einen letzten Vormittagstermin in Torroja del Priorat mit Xavier vom Celler Melis. Natürlich haben wir unterschiedliche Vorstellungen vom Parking Bas, während ich unterhalb des Picknickplatzes warte, wartet Xavier auf dem Platz, wo sich auch der Keller von Llicorella - Vins befindet, abseits der Straße noch ein Stück weiter unten. Aber wir finden uns dann doch und laufen uns regelrecht in die Arme, ich ein Stück die Straße runter, Xavier schaut die Straße hinauf...

Keller (bei Buil I Gine angemietet) oder Weinberge? Ich entscheide mich natürlich für letzteres.

Zunächst geht es die schmale Straße nach Scala Dei lang bis etwa zum Mas d´ en Bruno. Von hier hat man einen tollen Blick auf einen der Melis Weinberge, ein Costershang mit alten Reben bestanden und einem einsamen Baum als Erkennungszeichen. Dann fahren wir Richtung Porrera und biegen rechts ab, wo sich der Hauptweinberg von Melis befindet. Dieser neu angelegte Weinberg sieht von Ferne aus wie ein Aztekentempel. Hier ist alles genau berechnet und vermessen, optimiert sozusagen. Der überwiegende Teil der Trauben für die Melis-Cuvée kommt von hier. Natürlich knipse ich hier wieder, was das Zeug hält, nicht ahnend, dass das alles nichts wird... Aber auch so zum Genießen sind die Blicke vom höchsten Punkt des Weinberges toll.

Am Ende gibt es auch hier noch etwas zum Probieren mit nach Hause. Nach dieser schönen Sonntagsvormittagstour mit Xavier Lopez und seinen Erzählungen kann ich nun auch mit diesem Prioratprojekt, welches mich von Anbeginn an begeisterte, Persönlichkeit verbinden.

Im Anschluß schaue ich noch in die Viniteca Mayol, wo immer noch (leider!) Ausverkauf ist. Mayol trennt sich von den Weinen der anderen Erzeuger und willin Zukunft nur noch die eigenen Weine vermarkten. Einerseits ist das verständlich und nachvollziehbar, macht er doch von Jahr zu Jahr mehr Wein - inzwischen drei verschiedene Rote und den Weißen, den ich seit Beginn schon sehr mag. Andererseits geht dem Priorat einer der kompetentesten Weinläden verloren, wenn man von der Angebotsvielfalt, den Preisen und den Lagerbedingungen ausgeht. Ich persönlich bedauere das Wegbrechen der Viniteca Mayol in seiner alten Form sehr...

Dann will ich noch schauen, ob Jordi und Susi von Pardelasses zu Hause sind, aber leider sind sie noch unterwegs. Also werde ich hier noch mal später telefonieren. Stattdessen kommt ein Kätzchen auf mich zu und ist ganz versessen darauf, von mir gestreichelt zu werden... Vielleicht eine Botschaft von meiner geliebten Lucy, die ich schon sehr vermisse?

Wieder am Parkplatz angekommen, fällt mir noch ein Schild auf, ein neuer Erzeuger, der ab Hof Öl und Wein verkauft - klar, dass das meine Aufmerksamkeit erregt.

Beim Celler Escoda - Pallejà handelt es sich für mich dann aber doch auch um einen alten Bekannten, es ist der Weinbauer Pere Escoda, einer der drei "Alten", die wir bereits von Rotllan & Marquez (Heid & Marquez) kennen. Ich erfahre, dass er jetzt mit der Generation der Enkel seine eigene familiäre Produktion aufnimmt. Vom ersten eigenen Wein und auch vom Öl gibt es dann auch prompt eine Probe mit, nähere Informationen werden per Mail versprochen.

Dann geht es fix nach Porrera zurück, Pep Ardevol hatte mich bereits gestern zum gemeinsamen Essen zu ihm nach Hause eingeladen...
Beste Grüße

Torsten

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Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2011, 08.05.2011 - 2

BeitragSa 16. Jul 2011, 18:33

Zurück in Porrera verlebe ich einen wunderbaren gemütlichen Sonntagnachmittag mit Pep Ardevol.

Nach dem gemeinsamen Essen und einem Plausch in Familie, will mir Pep zum einen noch seine anderen Weinberge zeigen, zum anderen möchte er mit mir eine spannende Achterbahnfahrt durch Porreras Weinberge machen. Schon im Dorf wird es steil und spannend und dann geht es gleich hoch hinaus hinter den letzten Häusern. Wir kommen quasi von hinten an die Lage Coma d´ en Romeu, besuchen mehrere eingefasste Quellen, treffen einen Weinbauern aus Peps Familie, der uns sagenhaft genial schmeckende sehr helle Erdbeeren gibt, eine Sorte, die ich bis dato noch nie kosten durfte. Wer sie in seinen Weinbergen hat, nascht sie alle selber bzw. mit Freunden.

Immer höher schrauben wir uns mit dem Offroader und haben dann einen phantastischen Blick über Porrera und seine Umgebung. Hier oben hat Pep Weingärten, deren Trauben in den Lagenwein Coma d´en Romeu eingehen. Der 2003er damals war der erste Wein vom Celler Ardevol, der mich begeisterte.

Häufig steigen wir aus, gehen ein Stück zu Fuss oder genießen einfach eine Weile einen der vielen besonders schönen Blicke. Man merkt, wie sehr Pep seine Heimat liebt und ich kann ihn da bestens verstehen.

An anderen Weinbergen vorbei, kommen wir jenseits von Marco Abellas Pyramide wieder auf die Straße. Ob´s es noch einer mehr sein darf, fragt Pep - und schon bald erfahre ich, dass er auch in Porreras Prestigelage Mas d´en Cazador Rebzeilen besitzt, sehr weit oben sogar. Und wieder geht es steil bergan, einen kurzen Moment denke ich, dass das Geländefahrzeug jetzt an seine Grenzen stößt, aber alles wird gut beim Freizeitvergnügen der Prioratwinzer. Und dann sind wir einmal mehr ganz oben auf dem Grat zwischen Falset und Porrera. Phantsatische Blicke haben wir in beide Richtungen. Und als wir auf die Straße von Falset nach Porrera kommen - genau auf der Passhöhe, fragt Pep nur, ob es die Straße sein muss oder er den Wanderweg nehmen darf... :lol: Und schon geht es bergab vom Feinsten, einen Bolzen in der Hose darf man hier nicht haben... Geschickt weicht Pep allen Hindernissen aus und zeigt mir, über welche Kategorie Weg sich so ein Auto freut...

Dann genehmigen wir uns noch ein Bier im Café Antic - welches ich zugegeben erstmalig in meiner gesamten Prioratreisezeit von innen sehe - dabei ist es ja eine Instanz im Dorf, der ja sogar Lluis Llach einen eigenen Song gewidmet hat.

Und dann ist es schon später als angenommen, wir plündern noch einmal den Celler Ardevol für einige Musterflaschenzum Zwecke einer späteren intensiven Verkostung für den Prioratführer und dann mache ich mich für dieses Mal ein letztes Mal auf den Weg zur Weinbergshütte von Pep.

Zeit, dass Auto aus- und einzuräumen habe ich nicht mehr, denn bald schon wird es dunkel. Also muss diese leidige Arbeit am Montag morgen erfolgen. Ich zaubere noch etwas leckeres aus den Resten meiner Lebensmittel, höre etwas Musik und lasse die Zeit in Porrera noch mal gedanklich Revue passieren. Wein aus Porrera gibt es dabei nicht, ich gönne mir etwas ganz anderes, aber nicht minder Sehnsucht Weckendes - eine exzellente Flasche Vieilles Vignes 2005 von der Domaine Rougeyron aus der Auvergne (93+/100 Th.)... Wollte ich da nicht immer schon mal Halt machen? Aber jedesmal komme ich dort zur Unzeit oder gar nicht vorbei.
Beste Grüße

Torsten

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Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2011, 09.05.2011 - 1

BeitragMo 18. Jul 2011, 09:48

Mein letzter Morgen in der Weinbergshütte in Porrera, ab morgen beherbergt sie einen Schweizer Kunden von Pep Ardevol. Nach dem Frühstück räume ich das Auto auf und packe. Da ist schon einiges an Kisten und einzelnen Flaschen zusammengekommen, auch bis der ganze Rest im Auto verstaut ist, vergeht einige Zeit.

Dann die Hütte sauber machen und tschüß sagen...

In Porrera gebe ich nochmal kurz wegen meiner Lo Coster Blanc Bestellung Bescheid und Pere Sangenis gibt mir bei der Gelegenheit noch ein Muster seines neuen Süßweines mit. Auch bei Cims de Porrera muss ich noch Musterflaschen abholen, Diego Duran weiß Bescheid und so kommen noch ein paar mehr Weine ins Auto.

Als nächstes soll ich in Falset noch mal beim Aguiló vorbeischauen, Xavier wollte dort noch eine Flasche Elix 2006 für mich hinterlegen lassen. Einmal in Falset angekommen, mache ich noch gleich ein paar Lebensmitteleinkäufe und will mir noch mal ein Eis gönnen, aber leider ist heute noch zu.

Kaum stecke ich den Kopf ins Aguiló, schon ruft mir Marc zu, er habe da was, was für mich hinterlegt sei. Ob ich sonst noch etwas brauche? Mir fallen die 12 Flaschen des 2006er Noster ein und ich werde an den kleineren Laden weiter unten verwiesen.

Dort gibt es aber auch nur noch eine Flasche davon. Dann ein kurzer Anruf und die angeschlossene Baravins kann helfen. Eine Weile später habe ich die 12 Noster 2006 für einen guten Kunden, der sie ja bereits bezahlt hatte. Mir waren ja 250 versprochen worden und nun will man auf La Perla keine 12 Flaschen mehr haben...

Aber dafür hat man dort noch einige andere zwischengelagerte Musterflaschen und das Klettermaterial. Am Liebsten würde ich ja die Weine aus dem Auto dort noch zwei oder drei Tage zwischenlagern und noch mal richtig zum Klettern gehen, aber nach den letzten Empfängen muss ich da vorsichtig sein...

Und richtig, als ich ankomme, empfängt mich der Vater von Charles mit den Worten, ich müsse noch meine Sachen mitnehmen - ein dezenter Hinweis, besser nicht zu fragen, ob ich noch etwas mehr in einer kühlen Ecke für einige Tage zwischenlagern könne. Zu übernachten hätte ich ja ohnehin nicht noch mal vor. Der Vater geht Barth wecken (es ist nach 13.00 Uhr!) und sagt ihm, ich möchte meine Sachen holen. Alles klar, es sind definitiv andere Zeiten auf La Perla angebrochen. Ich frage gar nichts mehr groß, aber Barth will mir ja noch 250 Flaschen Noster 2007 verkaufen. Ich würde allerdings gern erst mal nur eine testen, bevor ich mich dazu entscheide.

So habe ich denn Montag mittag ein Auto voller Wein, es drohen schöne Tage, an denen ich ein Auto nicht einen Tag lang stehen haben möchte mit all dem Wein darinnen. Der einzige, der mir jetzt auf die Schnelle einfällt, wäre Josep, der mir angeboten hatte, ich könne zu ihm kommen, wenn es Schwierigkeiten mit La Perla geben würde.

Aber bei Mas Garrian ist das Tor zu und mein Handy hat schon lange keinen Saft mehr. Das Aufladekabel aber war bei den Tagen mit Klaus-Peter irgendwie unter den Sitz gerutscht und ich hatte es erst heute morgen gefunden, nun aber fehlt mir der Strom zum Aufladen...

Also lande ich wenige Zeit später in Gratallops, es ist kurz vor der Mittagspausenzeit. August war mir im Auto entgegen gekommen und winkte mir zu, ich hoffe, dass wer anderes im Keller ist, denn das Schild steht auf "Offen". Aber leider ist niemand da und auch kein Schattenplatz für mein Auto, um die Mittagsstunden zu überbrücken...

Also muss ich auf den wirklichen Besuch beim Celler Cecilio in diesem Jahr leider verzichten. Was nun? Es sind noch zwei Mal Weine in La Vilella Alta abzuholen, mit Francesc bin ich allerdings erst für morgen verabredet. Ich fahre dennoch hin, vorher mache ich in La Vilella Baixa mein Mittagspicknick, beim Cal Centro werde ich herangewunken, ob ich noch was brauche - der Laden sei zwar schon offiziell zu, aber man verkaufe mir noch was, wenn ich denn will. Eigentlich hatte ich ja alles, aber so ein bissel Wurst vom Cal Centro kann ich mir doch nicht entgehen lassen...

Beim Spaziergang durch das Dorf sehe ich einen riesigen Schmetterling an einer Haustür sitzen, so einen großen habe ich noch nie zuvor lebend gesehen. Heute muss Tiertag sein, denn schon unterhalb von Mas Garrian huschte mir so eine Riesenechse über den Weg, wie es sie hier in der Montsant und Prioratregion nur selten noch gibt. Ich hatte vor Jahren mal eine bei Margalef gesehen, die hatte die Länge von zwei bis drei Eidechsen und die Breite von 4 oder 5. Heute begriff ich, dass das wohl ein Jungtier gewesen sein muss, das heute gesehene war bestimmt 40 cm lang. Manch einer bezeichnet sie ja scherzhafterweise als Krokodile des Priorats, aber diese Echsen sind eigentlich ganz friedlich - und vor allem fast nie zu sehen...

Dann klingle ich bei Mas Alta und Diane bringt mir den Karton mit den Musterflaschen von ihrer Freundin aus dem Pic Saint Loup. Eine komplette 6er Kiste. Ich bin schon etwas erstaunt, Diane weiß auch nicht, was alles drin ist, meint aber, sie machen verschiedene Weine dort. Ich lasse die Kiste zu bis zu Hause... Wir machen nochmal einen Schwatz und dann wünscht sie mir eine gute Rückreise, auf mein Auto zeigend, welches ja ganz schön voll sei.

Nun muss ich nur noch bei Francesc Glück haben - und tatsächlich, er ist grad im Keller zugange, ich entschuldige mich, dass ich nun einen Tag zu zeitig da sei. Dann sind auch die Musterflaschen von Cartoixa de Montsalvat verstaut und was bleibe mir nun weiter übrig, als die Rückreise anzutreten mangels Unterstellmöglichkeiten für die Weine, während ich mich in den Kletterfelsen tummle. Vielleicht sind ja unterwegs irgendwo weniger prekäre Wettersituationen? Hier, so scheint es, gibt es für mich jetzt nichts mehr zu verweilen.

Wirklich nicht?
Beste Grüße

Torsten

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Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2011, 09.05.2011 - 2

BeitragDi 19. Jul 2011, 13:29

Ich fahre auf der Straße zwischen La Vilella Baixa und Cabacés, als mir die Idee kommt, es mal mit der kleinen Straße zu versuchen, die nach La Figuera hoch führt. Es sieht eigentlich so aus, als führe diese Straße direkt an dem Weinberg von Ficaria Vins vorbei. Fernando von Miro Cubells hatte uns ja darauf aufmerksam gemacht und auch erklärt, dass man diese Straße durchaus fahren könne. Da ich dann noch Leute im Weinberg arbeiten sehe, steht mein Entschluss fest. Wenn es schon wieder einmal nichts mit einem ordentlichen Besuch bei Ficaria Vins geworden ist und ich auch nur kurz auf der Fira mit Jaume geschwatzt habe, dann wenigstens diesen Weinberg ansehen, einige Fotos machen und eventuell ist ja auch Jaume selbst mit im Weinberg.

Die Straße ist steil und abenteuerlich, mit vielen größeren Löchern übersät, so dass ein sehr vorsichtiges Fahren ratsam ist. Hoch geht hier ohnehin nicht mehr als der 2. Gang. Nur wer bergab will, sollte stetig auf der Bremse sitzen. Gegen diese Straße ist das Verbindungssträßchen von Scala Dei nach Torroja super in Schuß - und wer diese Strecke kennt, hat eine geringe Vorstellung davon, was ich meine. Allerdings entschädigt auch hier die Landschaft für alles. Diese Straßen hier sind ohnehin für niemanden gemacht, der es eilig hat.

Ich finde eine Außenkurve, in der ich parken kann, ohne den Verkehr zu behindern (welchen Verkehr?) und wo ich sicher sein kann, dass ich wieder los komme... Wenig später ein Zugang in den Weinberg, der steil terrassiert mit voller Breitseite auf das gegenüberliegende Montsantfelsmassiv guckt. Die Reben hier haben einen wahrhaft privilegierten Blick...

Die Männer arbeiten weiter unten, ich finde einen Pfad abwärts, um mich ihnen zu nähern. Nein Jaume ist nicht dabei, ich erfahre, dass es sein Vater ist und ein jugendlicher Angestellter, aber sie rufen Jaume sofort per Handy an und erklären mir, er sei weiter oben beschäftigt. Ehe ich wieder oben am Auto bin, steht er schon da und freut sich, dass ich ihn und seinen Weinberg gefunden habe - einen seiner Weinberge konkretisiert er. Im Prinzip wird hieraus der Èlia gemacht, aber eine integrierte alte Grenache Parzelle, ein Flachstück und leicher Costershang mit alten Reben, die sein Vater und Großvater einst pflanzten, ist einer von drei Pater-Bestandteilen.

Jaume sei im Prinzip dort oben fertig mit seinem Tagwerk und wenn ich Lust hätte, würde er mir auch gern die anderen Pater-Parzellen zeigen, offeriert er mir, als wir ganz oben angelangt sind, wo er einige Weißweinreben angepflanzt hat - er plane für die Zukunft auch einen Weißwein. Er räumt nur noch die Sachen ins Auto und dann solle ich ihm folgen...

Oben im Dorf soll ich dann mein Auto stehenlassen und umsteigen. Und dann zeigt er mir das wahre Paradies... Oben an der felsigen Abbruchkante des Collet del Grau und seiner Verlängerung geht es entlang. Schon auf der Fahrt gibt es gigantische Ausblicke, doch als wir dann bei den Reben sind, bleibt mein Mund fassungslos offen stehen.

Was ist das hier??? Nur ganz wenige Rebzeilen schmiegen sich hier oben an den Fels, sie sitzen wie auf einem Balkon, darunter etliche Meter Fels, dann noch mal ein paar dazugehörige Rebzeilen, dann wieder Fels. Ab dem Felsfuß weiter unten wäre es DOQ Priorat, hier oben ist es halt Montsant, aber sofort begreift man die Einzigartigkeit dieses der Natur abgetrotzten Terroirs. Die Reben liegen hoch, geschützt vor zu viel Hitze und der Wind geht regelmäßig durch das Tal und übt eine kühlende Funktion aus, das ist der exponierteste Ausblick über das ganze Priorat, den ich bislang je gesehen habe. Und ich habe inzwischen nicht wenig gesehen.

Man überblickt die ganze lange Kette des Montsantmassivs, sieht, wie ihm zu Füßen das Priorat kauert mit all seinen Bergen und Tälern und wie es auch in Richtung Meer erneut durch ein weiteres Felsmassiv geschützt ist. Fast alle Dörfer des Priorats sind von hier aus klar zu sehen, uns zu Füßen La Vilella Baixa, etwas drüber La Vilella Alta, dann lugt Scala Dei hervor, oben thront La Morera del Montsant, auch Cornudella und Siurana sind zu sehen. Wunderbar auch die dortigen Felswände bis rüber nach Arboli erkennbar, näher rangezoomt haben wir Poboleda. Torroja, Gratallops und Falset grüßen - lediglich Porrera versteckt sich wegen seiner zu tiefen Lage im Kessel. Bellmunt grüßt ebenso wie die Dörfer des südlichen Montsant. Lediglich El Lloar ist nicht zu sehen und Richtung El Molar ist der Blick durch die sich noch vor uns aufbauende Kuppe versperrt. Für diese beiden Dörfer müßte man noch etwas um die Ecke wandern... Was für ein paradiesisches Panorama!

Sollte ich in meinem Leben je als Grenache-Rebe wiedergeboren werden, es gäbe nur diese eine Stelle, wo man mich einpflanzen solle... Ich versprech dann auch, mehr als 100 Jahre jeweils eine knappe Flasche Pater beizutragen...

Ich kenne wohl keinen schöneren Ort, an dem Reben wachsen als diesen - und mir wird klar, warum eine Flasche Pater so viel zu erzählen hat, wieso ausgerechnet dieser Wein so gut sein muss, wie er Jahr um Jahr ist.

Sein Geheimnis sind die drei grandiosen Parzellen, auch die Dritte, etwas abseits der Straße nach El Molar gelegen besuchen wir noch. Und natürlich die leidenschaftliche Art von Jaume, seine Weine zu machen.

Später, als wir im Keller aus diversen Fässern kosten, wird mir dann selbst mein Privileg deutlich. Normalerweise ist die Menge seiner Weine so gering, dass er eigentlich gar nichts exportieren müsste, zumal etliche Einheimische um das Juwel wissen. Für Ficaria Vins gibt es auch keine Krise. Seine Weine sind in Katalonien heiß begehrt, er verkauft fast ausschließlich in die Heimat. Ich sei der Einzige, der nennenswert Weine von ihm ins Ausland bekommt. Schließlich habe er ohnehin nichts groß zu verkaufen. er will auch nicht erweitern, denn dann müßte er noch Leute anstellen und das will er nicht. Auch ist dann die Frage, ob er die Qualität halten könnte, er ist froh, dass er die Toplagen habe, aus denen seine Weine kommen. Und die seien nicht unbegrenzt erweiterbar.

So sei es natürlich auch kein Wunder, dass kaum jemand in der Welt über seine Weine schreibt, der Aufschrei sei nur dann da, wenn sein Wein irgendwo in einer verkostung auftauche. So gab es im Rahmen der Fira eine Verkostung in Falset im Celler del Aspic - Die Grenache - Weine des Priorat. Angestellt waren diverse reinsortige Grenache - Weine und der Pater war dabei preislich der günstigste, war aber unter den drei besten Weinen der Probe. Und ob man jetzt eine Flasche Les Manyes trinkt, der minimal besser war oder mehr als eine Kiste Pater, das muss jeder für sich selber entschieden. Jaume lacht...

Uns ging es ja vor einigen Jahren mit der Montsant Probe ähnlich. Klar war der Espectacle 2004 noch einmal ein wenig besser, aber er kostet auch vor Ort 4 bis 5 Mal so viel und für Deutschland stimmt wieder der Vergleich mit mehr als einer Kiste.

Als ich aus dem Keller komme, ist es dunkel - wie ist nur die Zeit vergangen? Jaume rät mir, um nach Margalef zu kommen, wo ich mein Zelt aufschlagen wollte, solle ich wieder die steile Straße bergab nehmen. Aber ich will nichts unnötigerweise riskieren, beim Anfang der oben regelrecht wegknickenden Straße drohte ich gleich hinten empfindlich aufzusetzen und auch Jaume meinte:"Besser nicht!", als er sah, dass mein voll bepackter Kofferraum nicht über die Kante kommen würde.

Also doch die normale Straße. Wenig später ein Schild, welches zur Ermitage von Sant Pau weist und das Picknickzeichen dazu. Was solls, muss ich vielleicht nicht noch ewig bis Margalef gondeln...

Es ist sternenklar, kühl und recht windig hier oben, aber ich finde eine Art überdachten Verschlag - einen Grillplatz, wo es windgeschützt zum Kochen ist - eigentlich lädt es auch ein, gleich hier auf die Matte zu gehen - muss ich nicht im Dunklen nach einem Platz zum Zelten suchen. Aber bevor ich mich in meinen Schlafsack "sous belles etoiles" mummle, gibt es noch die Würste vom Cal Centro im Trangia gebraten und mal einen anständigen Bordeaux dazu, den ich ja eigentlich für einen Abend mit Barth mitgenommen hatte.

Aber es gäbe kaum eine schönere Gelegenheit wie diese hier oben, einen 1995er Lafon - Rochet aus Saint Estephe zu würdigen. Der Wein bot ersten Trinkspaß und man kann schon mal getrost rangehen - muss aber es noch nicht zwingend tun. Aber irgendwann muss jemand wie ich ja auch seine Bordeaux - Weine anfangen, weg zu trinken...
Zumindest bin ich mit meiner Wertung nicht gar zu knauserig. 94/100 Th ist mir der exzellente Cru Classé wert, fast schon groß...

Zufrieden mit mir und der Welt schlafe ich noch ein letztes Mal für diese Reise in der Comarca Priorat ein.
Beste Grüße

Torsten

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WilD

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Re: Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2011

BeitragDi 19. Jul 2011, 22:00

Torsten,

Bin froh mich den Pater 2007 gekauft zu habe bei dir :D

Habe den 2007 noch nicht verkostet weil ich den Wein noch etwas Zeit gebe mogte.

Den 2006 habe ich im Cellar Aspic in Falset verkostet. Der war super..... Toni Bru war sehr begeisterd von diesem Wein. Deshalb habe ich gesucht nach dem Wein und gefunden :idea:

Gr, Wil (aus Holland)
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thvins

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Re: Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2011

BeitragDi 19. Jul 2011, 22:39

Hallo Wil,

da hast du auch gut dran getan, denke ich - dennoch kannst du dir schon mal eine Flasche gönnen, versuch sie aber ruhig über mehrere Tage zu trinken. Zur Not kann ja noch nachgekauft werden. Der 2008er, den ich eben schon mal vorab kosten konnte, hat über fast 14 Tage eine gute Figur abgegeben. Den gibt es dann so ab Anfang 2012.

Und da der kleine Bruder Èlia sich so phantastisch gemausert hat, wie jetzt grad erlebt, werden wir vom 2006er Pater irgendwann auch noch mal ein Wunder erleben, wenn er denn in einigen Jahren die Hierarchie wieder herstellen will. Vielleicht müssen wir da allesamt noch unsere Bestände prüfen, so lang das noch geht...

Also, wer noch kann, der gönne sich mal derzeit den kleinen 2006er Èlia... ;) :o
Beste Grüße

Torsten

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thvins

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Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2011, ab 10.05.2011

BeitragDi 19. Jul 2011, 23:54

Ermitage Sant Pau

Ich tat sehr gut daran, nicht einfach unter freiem Himmel, sondern in diesem überdachten Verschlag mein Nachtlager aufzuschlagen, der Wind hatte nicht nachgelassen, irgendwann brachte er Regen mit und am Morgen saß ich im Wolkennebel. Dieser lichtete sich zwar, aber wirklich gemütlich war es zum Frühstück nicht.

Nach dem Start bei Tageslicht sah ich in einer Kurve verdächtige Stöcke... Anhalten, aussteigen, gucken... Tatsächlich Holzpflöcke für Reben und schon öffnet sich der Blick die steilen Terrassen hinab ins Tal. Bei meiner nächsten Begegnung mit René Barbier muss ich ihn fragen, ob dass hier nicht ganz rein zufällig der Espectacle Weinberg ist, der mir einen letzten Abschiedsgruß gibt...

Dann fahre ich nicht Richtung Margalef, sondern lasse mich gleich hinab rollen in Richtung Asco.

Hinter Flix finde ich eine dieser preiswerten Bonarea - Tankstellen und ich tanke erstmal auf, bevor es dann durch die Industriegebiete bei Lerida in Richtung Pyrenäen geht.

Wieder nehme ich die Strecke in Richtung Tremp, allerdings biege ich vor der Stadt ab um über einen kleinen Vorpass auf die Hauptstrecke von Lerida Richtung Vielha zu kommen. Und dann geht es schon rein in die Pyrenäen, mit zwei kleinen Pausen zum Beine vertreten in kleinen, aber recht hübschen alten Städtchen. Auch Bossost im Aran-Tal gönne ich mir, ein quirliges Städtchen voller französischer Einkaufstouristen, aber auch mit einem netten alten Ortskern und einer düsteren romanischen Kirche. Immer wieder regnet es mal - das alles dient dazu, dass ich dann doch schneller in Richtung Heimat komme als eigentlich vorgehabt. Ein letztes Mal volltanken und dann hinein nach Frankreich.

Ich fahre erstmal die selbe Strecke wie auf dem Hinweg. Auf der Autobahn zwischen Toulouse und Albi peile ich dann den Parkplatz an, den ich gar nicht mehr wieder erkenne, wir hatten wor Jahren hier mal genächtigt, inzwischen ist das ein riesiges Teil geworden.

Es ist noch nicht dunkel, aber jede Menge Autos mit dösenden Männern stehen auf dem Platz. Ich koche erst mal und sehe dem Treiben zu, einen Platz fürs Zelt hab ich aber schon ausgemacht. Plötzlich kommt ein weiteres Auto, jemand steigt aus und geht schnurstracks durch das Wäldchen hinter dem Picknickplatz und plötzlich kommt Leben in den Platz. Die ganzen dösenden Männer steigen aus ihren Autos und gehen hinterher.

Gefühlte zwanzig Minuten später kehrt einer nach dem anderen zurück, steigt in sein Auto und fährt ab, als letztes der Typ, hinter dem sie scheinbar alle hinterher waren. Es ist kurz vorm Dunkelwerden, ich freue mich, endlich das Zelt aufbauen zu können. Dann gehe ich an den Picknicktisch zurück und trinke in Ruhe meine Kirmann Weißburgunder Spätlese 2006 aus , die ich zu grünem Spargel mit Lachs hatte, wasche ab und packe zusammen.

Die ganze Zeit beobachte ich ein Auto, welches auf dem Platz immer Runden zu fahren scheint. Vier, fünf Mal ist der nun schon an mir vorbei, hat im Schatten irgendwelcher Bäume kurz gestanden und dreht dann wieder eine Runde. Zugleich füllen sich die Parkplätze neben meinem Auto wieder. Irgendwas ist da, was mir keine richtige Ruhe lässt. Ich lasse mir Zeit, viel Zeit. Die Szene von vorhin wiederholt sich, nur dass es bereits dunkel ist. Ein Auto hält, ein Typ steigt aus und verschwindet im Dunkel. Plötzlich steigen wieder alle möglichen wartenden, scheinbar pausierenden Typen aus ihren Autos und gehen hinterher, es dauert eine Weile und der Platz leert sich wieder.

Ich nutze den Moment, parke mein Auto um, nah am Zelt, in einer Sackgasse, wo auch die Mülltonnen stehen und verschwinde im Zelt.

Wenig später hält erneut ein Auto und postiert sich direkt neben der Sackgasse, in der ich mein Auto versteckt habe. Wenig später merke ich, wie ein Typ um mein Zelt schleicht. An Schlaf nicht zu denken. Auf was für einem Platz bin ich hier gelandet? Irgendwie habe ich ein mulmiges Gefühl, ich bin müde, hab eigentlich auch mehr Wein getrunken, als dass ich noch hätte fahren wollen, aber nein, hier kann und will ich nicht bleiben - ich ziehe mich an, baue ab, schmeiße alles notdürftig ins Auto und fahre los. Der Typ, der am Eingang zur Sackgasse geparkt hat, setzt ein Stück zurück, läßt mich raus und fährt dann auch los und hinter mir her.

Plötzlich bin ich wieder putzmunter und nüchtern, fahre noch bis Carmaux und baue auf dem dortigen Platz ein zweites Mal auf. Dann schlafe ich wie ein Toter...

Am nächsten Morgen werde ich durch die Putzkolonne "geweckt", demonstrativ laut werden die Toiletten gesäubert, zumindest empfinde ich das so.

Ich ziehe durch bis hinter Rodez und bei Severac le Château geht es dann auf die mautfreie Autobahn A75, vorher noch eine Pause. Auch dann werden immer wieder mal Pausen nötig, schließlich hab ich doch recht wenig geschlafen.

Am Nachmittag schließlich tanke ich in Clermont-Ferrand und dann geht es auf die kleine parallele Straße und wenig später bin ich in Châteaugay. Die Domaine Rougeyron ist schnell gefunden und endlich klappt es mal, dem Charakterkopf Roland Rougeyron einen Besuch abzustatten. Er freut sich regelrecht, dass ich noch lebe, denn wir haben uns einige Jahre nicht mehr gesehen, seit ich auf die Fahrten in die Salons wegen Platzmangel verzichte.

Platzmangel ist auch jetzt wieder das Stichwort, ich bedaure, dass ich mich arg beschränken muss, was den Einkauf angeht, aber als Roland meinen zum Bersten vollen Kofferraum sieht, ist er einfach nur noch stolz, dass ich dennoch endlich mal vorbei gekommen bin.

Der Rest ist Fahren und anhalten nur zum Pause machen, ich übernachte noch einmal vor Autun und dann ziehe ich durch. Je näher ich der Heimat komme, desto anziehender wird diese mit einem Male... :oops:

Und damit ist auch diese Tour ins Priorat Geschichte und ich danke all denen, die ein wenig Spaß beim Lesen hatten... :D
Beste Grüße

Torsten

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