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1998er Prioratos in Bernburg

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kreutzer

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1998er Prioratos in Bernburg

BeitragMo 28. Mär 2011, 15:58

Hallo Weinforum,

einen neuen Beitrag über eine Verkostung von 1998er Prioratos habe ich unter Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit abgelegt. Hier aber auch der vollständige Beitrag:

Hallo Weinforum,

bereits vor einigen Monaten hatte ich mit Priorat-Liebhaber Torsten Hammer ein Wochenende in Bernburg verabredet, bei dem ich (i) diverse Kartons unterschiedlichster Prioratos aus seinem Programm mitnehmen wollte und (ii) einigen 1998er Prioratos aus seinem und meinem Keller auf den Grund gehen wollte. Ein wenig Sorge hatte ich wegen des langen Transportes von Altweinen kurz vor der Probe. Erstaunlicherweise war die Sorge unbegründet. Alle Weine zeigten sich erstaunlich stabil. Am Wochenende zum 25.3.-27.3.2011 war es dann endlich soweit. Ein Tag Urlaub genommen. Hunderte Kilometer mit dem PKW bei allerdings ausgesprochen schönem Reisewetter runtergerissen und schon klingelten wir an der Haustür von Torsten und Yvonne.

Nachfolgend für Interessierte meine Verkostungsnotizen vom 25.3.2011 mit einigen Ergänzungen der Verkostung am zweiten Tag, soweit sich der Wein aus meiner Sicht nachhaltig verbessert oder verschlechtert hat. Falls kein zusätzlicher Eintrag erfolgte hat sich der Wein auch am zweiten Tag stabil auf dem beschriebenen Niveau gehalten. Mit Ausnahme der Überraschungsweine wurden alle Weine von Torsten zuvor doppelt dekantiert und offen serviert.

Rein zufällig hatten wir uns im Vorfeld der Probe über die Qualitäten der Bodega Rotllan Torra unterhalten. Als Reserve- und Überraschungswein hatte ich einen 95er Rotllan Torra Gran Reserva eingepackt. Nahezu Minuten zuvor führte Torsten sinngemäss aus, dass man die Qualitäten unterhalb von Amadis und Tirant eher vergessen kann. Für verwöhnte Priorat-Nasen eher ungenießbar. Meine Güte. Und so etwas packe ich ein. Also, sofort improvisieren, ins Wohnzimmer zurückziehen, Korken raus und als ersten Wein blind servieren. Meine Sichtweise folgt sofort. Torstens Sichtweise ist bereits auf seinem Weinblog „Der Priorat-Hammer“ veröffentlicht.

Link: http://torsten-hammer-priorat-guide.com ... rathammer/

Die ersten beiden Weine waren Überraschungsweine und wurden Torsten blind serviert. Korken raus und rein ins Glas.

1.
1995 Rotllan Torra Gran Reserva
Bodegas Rotllan Torra
Alc 13,5%

Rubinrote Farbe mit leicht bräunlichem Rand, sehr fein gereifte, elegant wirkende Frucht, Pflaume, etwas Unterholz, der anfangs diskutierte Ansatz von Stall verfliegt sehr schnell, kommt auch nicht wieder hoch, es mangelte eben an etwas Belüftung, die Nase verströmt sogar den Ansatz von Fruchtsüße (wenn man so etwas überhaupt riechen kann) im Wein von leichtem bis mittleren Körper, die Frucht von roten Johannisbeeren, reifen roten Waldfrüchten und Kaffee kommt elegant und erstaunlich frisch rüber, natürlich gibt es Reifeansätze, aber Säure ist ein tragendes Element, die Tannine wirken mürbe, insgesamt bleibt alles harmonisch und stimmig, ein erstaunlich charmanter, eleganter Priorato aus einer sehr skeptisch angekündigten Qualität, ordentliche Länge, 89 NK Punkte (Torsten punktet mit 95 deutlich höher, ein äusserst erfreulicher Beginn
2. Tag: der Wein bleibt stabil, die Säure schiebt sich aber in den Vordergrund, am 2. Tag 88 NK Punkte

2.
1985 Mas de Daumas Gassac
Vin de Pays de l’Herault
V. Guibert de la Vaissière, Propriètaire à Aniane

Rubinrote Farbe mit braunem Rand, in der Nase dunkle, durchaus beerige Frucht, Pflaume, Schwarzkirsche, Gewürze und etwas Holz, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, die Frucht wirkt bereits reif und etwas gezehrt, die Säure schwappt hoch, es mangelt etwas an Charme, austrockenende Tannine, knapper Abgang, 84 NK Punkte
2. Tag: der Wein wirkt etwas verbessert, insgesamt runder, harmonischer, Andeutung von Fruchtsüße, 85-86 NK Punkte

3.
1998 Amadis
Bodegas Rotllan Torra
Alc 13,5%

Rubinrote Farbe mit leicht braunem Rand, in der Nase erstaunlich jugendliche, leicht wilde, animalische Frucht, rohes Fleisch, dahinter dezent rotfruchtig, ich bin selbst überrascht wie gut ich mit dieser Aromatik klar komme, der Wein bleibt über die Nase trinkanimierend, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, saftig-intensive, sehr lebendig wirkende Frucht von roten Johannisbeeren, Schiefer-Mineralik und schöner Konzentration, dahinter erscheint mir die Säure etwas zu präsent am Gaumen, die Tannine etwas ruppig-aufrauend, ein gewisser Mangel an Tiefe und Charme verhindert eine höhere Wertung und macht wohl letztlich den Unterschied zum Tirant aus, passable Länge, Wera beschreibt den Wein mit kühl und glatt, 86 NK Punkte

4.
1998 Tirant
Bodegas Rotllan Torra
Alc 13,5%

Rubinrote Farbe mit leicht braunem Rand, in der Nase anfangs ein leichter Stinker, der diesmal aber erfreulicherweise verfliegt, gewinnt damit an Ausdruck, wirkt komplex, hat etwas Wildes, rohes Fleisch, feuchter Schiefer, im Wein von mittlerem Körper, saftig-intensive, lebendige Frucht, deutliche Schiefer-Mineralität, das Wilde der Nase setzt sich im Wein fort, schöne Intensität am Gaumen, präsente Säure die durch die Struktur gut abgepuffert wird, zugängliche Tannine, wirkt für einen 13 Jahre alten Wein ausgesprochen frisch, gute Länge, 91 NK Punkte, hält dieses Niveau locker auch am 2. Tag

5.
1998 Laudes Crianza
La Conreria d’Scala Dei S.L.
Alc 14%

Tiefes rubinrot in der Farbe, in der Nase finde ich eine dunkle Frucht die mich an Bratensaft erinnert, auch dieser Wein wirkt erstaunlich Frisch, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, die Frucht enthält austrocknende Elemente, wirkt am ersten Tag etwas freudlos und spröde, ohne Charme, die präsente Säure wird weniger gut abgepuffert, passable Länge, 85 NK Punkte
2. Tag: wie kann mich nur so täuschen, volle, dichte, recht offene Frucht, zeigt leicht portige Noten, Cassis, Säure gut eingebunden, langer Abgang, 90 NK Punkte, irgendwie ein völlig anderer Wein

6.
1998 Terramar Tinto
De Muller S.A.
13,5%

Helles kirschrot in Der Farbe mit braunem Rand, in der Nase reife, dunkle Frucht die an Pflaumensirup und Rübenkraut erinnert, im Wein von leichtem Körper, einfache, spannungsarme Frucht, viel Säure, austrocknende Tannine, kein Tiefgang, kein Charme, moderate Länge, 84 NK Punkte, leider habe ich mir seinerzeit das Preisniveau nicht notiert und weiß daher nicht ob es sich um einen Basiswein handelte, Torsten kennt den Wein auch nicht
2. Tag:der einzige Wein der über Nacht einen Luftton bekommen hat, macht absolut keinen Spaß mehr, <80 NK Punkte

7.
1998 Cims de Porrera “Classic”
Cooperativa Agricola de Porrera
Alc 14,9%

Rubinrote Farbe mit aufhellendem Rand, in der Nase sehr schön gereifte Frucht, auch hier rohes Fleisch, zeigt aber Noblesse, im Wein von mittlerem Körper, die Frucht von roten Johannisbeeren wirkt einerseits schön gereift zeigt aber auch erstaunliche Frische, die Säure ist ein dominierendes Element des Mundgefühls, ebenso die noch leicht ruppigen Tannine, der Wein verspricht noch Zukunft, braucht vermutlich deutlich mehr Luft um sich weiter zu harmonisieren, gute Länge, deutet Klasse an, 89 NK Punkte
2. Tag: wirkt dichter und runder als am Vortag, zeigt jetzt die Klasse die er angedeutet hat, Priorat der Spaß macht, 91 NK Punkte

8.
1998 Gran Clos
J.M. Fuentes
Alc 13,5%

Tiefes rubinrot in der Farbe, in der Nase fleischig-animalisch aber mit Klasse, sehr Frisch wirkend, im Mund von mittlerem Körper, jugendliche, saftig-konzentrierte Frucht von roten Beeren, Eukalyptus, die Tannine sind noch nicht richtig entwickelt, die Säure auch noch nicht wirklich eingebunden, der Wein deutet Klasse an, braucht aber noch Zeit, gute Länge, 90+ NK Punkte
2. Tag: ja, jetzt zeigt er seine Klasse, hat noch zugelegt, wirkt opulent und rund, langer Abgang, 92 NK Punkte

9.
1998 Vall Llach
Celler Vall Llach
Alc 15,1%

Tiefes rubinrot in der Farbe, in der Nase dunkle, saubere, kräuterwürzige Frucht mit dezenter Reife, im Wein von mittlerem bis dichten Körper, sehr intensive, noble Frucht, dunkelrote Beeren, Kräuter, Süßholz, Unterholz, gut eingebundene Säure, geschmeidige Tannine, langer Abgang, deutlicher Qualitätssprung gegenüber den Vorgängern, 95 NK Punkte, Klasse
2. Tag: unveränderte Klasse, völlig stabil, schade, hätte ich in 10 Jahren gerne wieder getrunken, aber leider …..

Die am 2. Tag neu geöffneten Weine gibt es in einem separaten Beitrag.

-------

Mein Fazit: ich bin mit dem Reifezustand der 98er hochzufrieden. Die meisten Weine zeigen auch am 2. Tag mit viel Luft unveränderte Qualität, zum Teil sogar verbesserte Qualität. Vielleicht wird der Priorato nicht die Langlebigkeit der alten Spitzen-Bdx erreichen. In guten Jahren braucht man sich aber wohl keine Sorgen wegen zu schneller Überalterung zu machen, zumindest bei höheren Qualitäten als die übliche Basis-Qualität.

Ein herzliches Dankeschön an Torsten, Yvonne, Lucy und dem Rosella für die Rundumbetreuung. Auch Quedlinburg ruft nach einer Kurzbesichtigung zum Wiederkommen. Na ja, wenn die Hotels Namen tragen wie „Hotel Vorhof zur Hölle“ dann muss man doch wiederkommen.:-)

Gruß aus Oberhausen
Norbert
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ChezMatze

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Re: 1998er Prioratos in Bernburg

BeitragMo 28. Mär 2011, 20:03

Hallo zusammen,

das hört sich doch nach einer sehr gelungenen Probe an! Der De Muller ist, soweit ich mich recht erinnere, eher eine Basisqualität, also unter zehn Euro auf jeden Fall.

Das weiß ich deshalb, weil ich mir damals als Student aus dem Priorat nur diesen und den Legitim von De Muller, den Negre von Scala Dei und den Ònix leisten konnte ;)

Die Gran Reserva von Rotllan Torra fand ich übrigens auch sehr ansprechend. So eine Mischung aus traditioneller spanischer Schule (weiche Eiche, schön präsente Säure) und modernem Priorat (Frucht & Konzentration). Natürlich keine Weltklasse, aber das Geld eigentlich immer wert.

Was mich übrigens interessieren würde: Ich war letzten Sommer ja auch kurz im Priorat. Und ich habe von verschiedener Seite gehört, dass die neueren Jahrgänge vom Vall Llach eher Karikaturen eines Weins sein sollen. Also ziemlich unausgewogen und rein auf Alkohol und Muskeln hin getrimmt. Natürlich habe ich daraufhin keinen gekauft und kenne ihn deshalb nicht aus eigener Anschauung. Was meint Ihr dazu? Kann man ihn noch mit Vergnügen trinken, oder gehört er eher ins Likörglas?

Viele Grüße, Matze
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thvins

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Re: 1998er Prioratos in Bernburg

BeitragDi 29. Mär 2011, 16:45

Hallo Norbert,

besten Dank für deine Notizen, die meinen sind für die 1998er und die ersten Überraschungsweine inzwischen komplett auf meinem Blog, ich kann sie für die "Klickfaulen" aber auch gern hier noch mal am Stück reinkopieren...

Die positive Überraschung des 1995er Gran Reserva von Rotllan Torra muss natürlich herausgestrichen werden, denn vermutet wurde auch von mir eher Grauenvolles, die wenigen Weine unterhalb des Amadis konnten mich bislang nicht im Ansatz überzeugen und wohlwollende Meinungen habe ich bislang auch noch nicht drüber gehört. An für 1995 noch bessere Qualität mangels anderer hochwertiger Weine indes kann nicht geglaubt werden. Ich habe grad noch mal nachgeschaut, den Amadis gibt es seit 1985, den Tirant seit 1989.

Insgesamt eine Verkostung auf schönem Niveau und durchaus Spaß bringend. Dank Matze wissen wir ja nun, dass der De Muller wie vermutet eher ein kleiner Basiswein ist, dafür war er dann sehr in Ordnung, zumal er sich a dritten Tag nochmal etwas berappelt hatte und sich so gegen den Ausguss wehrte.

Den 1998er Tirant hab ich so gut wie selten bislang getrunken, lediglich meine nach Weiden mitgenommene Flasche damals war näherungsweise so gut...

Der Vall Llach strahlte natürlich über allem. Aber Norbert, warum meinst du, sollten wir da in zehn Jahren nicht noch mal rangehen? An mir soll´s nicht scheitern - eine hab ich noch...
Und wenn du magst, notiere ich "2021 - mit Norbert" auf der Flasche...

Matze,

meine Vall Llach Erfahrungen erschöpfen sich leider auf bislang 1998, 2001, 2003 und 2004. Da hab ich erst mal nichts Negatives bei zu vermelden, allerdings können die Weine sich zu jung getrunken schon mal sehr zickig zeigen.

Zur Fira präsentiert Vall Llach bislang immer nur maximal den Idus und der hat mir in 2006, 2007 und 2008 wirklich nicht mehr sonderlich gefallen - im Gegensatz zu den früheren Jahrgängen. Kaufzwangreflexe gab es bei mir weder Idus betreffend noch Embruix ab 2004 betreffend... Wobei mir Embruix 2005 deutlich am besten gefallen hat bislang und nur der 2004er hat mir regelrecht mißfallen. Aber Fakt ist, 1998 bis 2001 war die Konkurrenz an guten Weinen noch nicht derart da wie 2004++

Auch das mag ein Grund für die Vall Llach Vernachlässigung meinerseits inzwischen sein... In der großen 2001er Probe im Oktober werden jedoch alle drei Weine von Vall Llach versteckt sein...

Bezüglich der Alterung der 1998er jedenfalls bin ich aus heutiger Sicht sehr zufrieden. Und auch meine Korken ließen keine Sorge aufkommen - der Tirant - Korken war zu knapp einem Drittel leicht durchfeuchtet, beim Cims und Vall Llach Korken waren es je 1 bis max. 3 mm.

Sicher muss man auf die Prioratos in der Regel nicht so lange warten, wie auf viele Bordeaux´s, die zu jung einfach weit weniger Spaß machen als junge Weine aus dem Priorat.

Aber Alter fließt ja nicht wirklich in die Bewertung ein, der Wein muss Spaß machen, wenn er ins Glas kommt - am Besten, wann auch immer das ist. Das ewig lange Warten müssen wie bei vielen Bordeaux oder auch Burgundern hat nicht immer nur Vorteile, auch wenn bei bestimmten Jahrgangsziffern halt mehr Sentimentalitäten aufkommen. Aber bissel Sentimentalität kommt auch bei 1998 schon mal auf...
Beste Grüße

Torsten

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kreutzer

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Re: 1998er Prioratos in Bernburg

BeitragMi 30. Mär 2011, 09:53

ChezMatze hat geschrieben:Was mich übrigens interessieren würde: Ich war letzten Sommer ja auch kurz im Priorat. Und ich habe von verschiedener Seite gehört, dass die neueren Jahrgänge vom Vall Llach eher Karikaturen eines Weins sein sollen. Also ziemlich unausgewogen und rein auf Alkohol und Muskeln hin getrimmt. Natürlich habe ich daraufhin keinen gekauft und kenne ihn deshalb nicht aus eigener Anschauung. Was meint Ihr dazu? Kann man ihn noch mit Vergnügen trinken, oder gehört er eher ins Likörglas?

Viele Grüße, Matze


Hallo Matze,

danke für Deinen Hinweis zum DeMuller. Jüngere Jahrgänge von Vall Llach habe ich zwar im Keller aber wegen Übervölkerung des Kellers noch nicht angefasst. Bei Rotweinen arbeite ich mich derzeit vorzugsweise durch die Jahrgänge 1997-2000.
Und da ist das Priorato noch kein Schwergewicht gewesen. Der Anteil nimmt nicht zuletzt durch die von Torsten angebotenen Weine aber zu. :lol:

Gruß aus Oberhausen
Norbert
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kreutzer

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Re: 1998er Prioratos in Bernburg

BeitragMi 30. Mär 2011, 09:57

thvins hat geschrieben:Hallo Norbert,

besten Dank für deine Notizen, die meinen sind für die 1998er und die ersten Überraschungsweine inzwischen komplett auf meinem Blog, ich kann sie für die "Klickfaulen" aber auch gern hier noch mal am Stück reinkopieren...

Der Vall Llach strahlte natürlich über allem. Aber Norbert, warum meinst du, sollten wir da in zehn Jahren nicht noch mal rangehen? An mir soll´s nicht scheitern - eine hab ich noch...
Und wenn du magst, notiere ich "2021 - mit Norbert" auf der Flasche...



Hallo Torsten,

dann mach das doch mit dem Reinkopieren.

Ich mag. Ich hoffe, ich schaffe den Weg zu Euch auch noch in 10 Jahren.
:)

Gruß
Norbert
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thvins

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Re: 1998er Prioratos in Bernburg

BeitragMi 30. Mär 2011, 10:56

kreutzer hat geschrieben:
thvins hat geschrieben:Hallo Norbert,

Der Vall Llach strahlte natürlich über allem. Aber Norbert, warum meinst du, sollten wir da in zehn Jahren nicht noch mal rangehen? An mir soll´s nicht scheitern - eine hab ich noch...
Und wenn du magst, notiere ich "2021 - mit Norbert" auf der Flasche...



Hallo Torsten,

Ich mag. Ich hoffe, ich schaffe den Weg zu Euch auch noch in 10 Jahren.
:)

Gruß
Norbert


Hallo Norbert,

noch sind wir hoffentlich jung genug für einen 10 Jahresplan... und mit positivem Denken:
Man sollte sich einfach erstrebenswerte Ziele setzen! "2021 = 1998er Vall Llach mit Norbert und Wera trinken" gehört jetzt dazu!

Und vorher gibt es ja noch andere erstrebenswerte gemeinsame Ziele... :ugeek: :mrgreen:
Beste Grüße

Torsten

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thvins

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Re: 1998er Prioratos in Bernburg

BeitragMi 30. Mär 2011, 11:07

Hier also noch mein gesamter Beitrag - aus meinem Blog hier reinkopiert...

Ein ganzes Prioratwochenende mit Norbert und Wera...


… wurde bereits am Jahresanfang geplant und nun ist es schon wieder vorbei.

Norbert Kreutzer, der bereits früher bei Wein-Plus schrieb und heute forenmäßig wie ich bei dasweinforum.de zu Hause ist, interessiert sich wie ich schon seit Jahren an den Weinen aus dem Priorat. Bereits vor Jahren legte er sich in den Keller, was er kriegen konnte – und auch ich habe ja noch den einen oder anderen Tropfen “aus alter Zeit” – aus unser beider Keller kamen die Schätze, die jetzt am Freitag und Sonnabend auf den Tisch und in die Gläser kamen.

Bevor wir mit unserem Hauptthema “1998″ begonnen haben, wollte Norbert zwei Weine für mich blind auf den Tisch bringen.

Da wir letzten Oktober in Oberhausen eine deutlich stinkende Flasche Tirant hatten, hatte ich natürlich einen 1998er Tirant vor, der von einem 1998er Amadis aus Norberts Keller ergänzt wurde.

So plauderten wir vorweg zum Thema Rotllan Torra und es wurde die Frage laut, ob die Weine unterhalb vom Amadis sich überhaupt lohnen würden. Ich hatte bis dato nichts Überzeugendes unterhalb von Amadis und Tirant getrunken und Rotllan Torra zogen es bislang auch vor, keine Musterflaschen der kleinen Weine für den Prioratführer anzustellen…

… und Norbert goß einen ersten Wein in die Gläser, der offenherzig duftete, einige Lederaromen und eine warme Frucht mit einer mineralischen Note verband, die schon an Schiefer erinnerte. Am Gaumen reife rote Johannisbeeren und andere rote Früchte, etwas likörig im Abgang, warm wirkend. In Würde gereift, aber keinerlei Alterstöne. Ich vermutete, dass seine “Überraschungsflaschen” eher keine Prioratos sein würden und war gedanklich daher trotz der Vermutung auf Schiefer nicht im Priorat unterwegs. Für Nordrhône war es aber nicht syrahmäßig genug und zum Anderen vermutete ich schon eher Grenache in der Cuvée. Für südliche Rhône hätte ich aber stilistisch eine andere Mineralik erwartet, also Fragezeichen, wie ich Grenache und Schiefer aus Norberts Keller noch verbinden könnte, wenn es denn kein Priorat sei…

Es war aber ein Priorat und nicht der schlechteste Einstieg in den Freitag abend…

Rotllan Torra; Gran Reserva; Priorat – Torroja del Priorat; 1995 rot
13,5°; 50% Grenache, 25% Carignan, 25% Cabernet Sauvignon, Flaschennummer 16532.

Ein sehr schöner Einstieg, vielleicht auch eine Superflasche? Andererseits hat es wohl 1995 auch noch keine Tirant und Amadis gegeben? Damit wird deren gutes Rebmaterial auch in der Gran Reserva gelandet sein. Jedenfalls ist mir der Wein das Attribut Großer Wein und 95/100 Th. wert.

Am Sonnabend dann etwas langweiliger in der Nase, aber hallo – das ist ein 1995er – und kein ganz großer und teurer Wein, der auch am 2. Tag noch immer ein exzellenter Wein ist. 93/100 Th. Respekt!

95; 93 = 94 Th. = 94/100 Th. Exzellenter Wein.

Und noch ein Wein wird blind für mich ins Glas gegossen:

Die Nase ist verhaltener, entwickelt sich dann, er zeigt einen burgudischen Touch und dabei aber eher reife Grenache als Pinot Noir, allerdings etwas gezehrt wirkend. Am Gaumen etwas karger als der erste Wein bei dunkler Aromatik. Noch deutlich Tannin im Abgang. 92/100 Th. Sehr guter Wein.

Beim Aufdecken bin ich ein wenig enttäuscht, hatte ich doch den Wein im letzten Jahr bei der Vertikale deutlich schöner in Erinnerung:

Mas de Daumas Gassac; Rouge; Vin de Pays de l´ Herault; 1985 rot

Am 2. Tag wirkt er am Gaumen weniger karg, dafür voller und runder. Sehr stabil für sein Alter und erneut 92/100 Th. Sehr guter Wein.

92; 92 = 92 Th. = 92/100 Th. – Sehr guter Wein.

Die 1998er beschließen wir offen zu trinken, eigentlich hätte ich die zwei mir völlig unbekannten Weine von mir bekannten Cellers an den Anfang gestellt, aber der Gran Reserva von Rotllan Torra provoziert, damit direkt weiter zu trinken…

Rotllan Torra; Amadis; Priorat – Torroja del Priorat; 1998 rot
13,5°; Flaschennummer: 6296

Dunkle, anfangs noch verhaltene Nase, abgehangenes Beef, dazu verbrennende Grillkräuter, am Gaumen rote Früchte, erneut die roten Johannisbeeren, dazu starke schiefrige Noten, typisch Torroja. Am Gaumen auch etwas karg, Weras “kühle Glätte” trifft den Kern. Sehr gradlinig. 92+/100 Th. Sehr guter Wein.

Macht am 2. Tag wunderbar auf, zeigt sich jetzt als ein tolles Nasentier, dunkel, würzig und wunderbar harmonisch am Gaumen. Priorat pur. 94+/100 Th. Exzellenter Wein.

Ein Glas verbleibt noch für den heutigen Sonntag – die Nase ist noch immer voll und inzwischen fast betörend, ein toller Mix aus dunklen Beeren mit Schiefer und Würze. Nach wie vor noch diese kühle Glätte am Gaumen, dazu aber eher dunkle Fruchtaromen. Erneut 94/100 Th.

92+; 94+; 94 = 93,33++ Th. = 93/100 Th. Exzellenter Wein.

Nach dem Amadis konnte es nur mit einem weiteren Wein von Rotllan Torra weitergehen und so kam er direkt parallel ins zweite Glas:

Rotllan Torra; Tirant; Priorat – Torroja del Priorat; 1998 rot
13,5°; Flasche N° 1674

Anfänglich ein ganz leichter Stinker, der aber sofort verfliegt – absolut nicht vergleichbar mit der Flasche vom Oktober 2010 in Oberhausen. Dann eine sich stetig wandelnde Nase, schon richtig großes Nasenkino, aber auch am Gaumen ein ganzer großer Wein, der sehr viel Freude macht. Aus dem Bauchgefühl heraus habe ich den Wein bislang wohl noch nie so gut getrunken, obwohl ich schon mehrere große Flaschen davon hatte. 96+/100 Th. Großer Wein.

Bleibt auch am 2. Tag auf der Höhe des ersten und wurde am Ende mit viel Vergnügen ausgetrunken. 96+/100 Th. Großer Wein.

96+; 96+ = 96++ Th. = 96/100 Th. Großer Wein.

Beim Durchschauen von Norberts Prioratvorräten aus 1998 hatte ich auch zwei Flaschen entdeckt, die ich bislang überhaupt nicht kannte und mir deshalb natürlich besonders wünschte. Beide kamen von bekannten Erzeugern, werden aber so unter dem Namen heute wohl nicht mehr weiter geführt.

Zunächst der

La Conreria d´Scala Dei; Laudes; Priorat – Scala Dei; 1998 rot
14°

In sich eingerollte Nase, wirkt wie ein zusammengerollter Ball, am Gaumen dann sehr frisch und ordentlich. Mit einer leichten Marzipannote gespickter einfacher und fruchtbetonter Wein. Am Freitag 90/100 Th. Sehr guter Wein.

Am Folgetag eine schöne dunkle Frucht mit ganz leichter Reifenote, am Gaumen eine schöne Dichte und Cassisaromen. Hat sich mit Luft ganz hervorragend entwickelt und verdient heute eine deutlich bessere Bewertung. 93/100 Th. Exzellenter Wein.

Eine letzte Nachverkostung am Sonntag zeigte den Wein glatt und brav, aber auch typisch. Dunkle Aromenpalette und noch gute Tanninreserven. 92/100 Th. Sehr guter Wein.

90; 93; 92 = 91,67 Th. = 92/100 Th. Sehr guter Wein.

De Muller; Terramar; Priorat – Bellmunt; 1998 rot
13,5°; Grenache, Cabernet Sauvignon und Carignan

Recht hell in der Farbe. Schüchtern und verhalten in der Nase, etwas fruchtige Aromen, wenig Extrakt, wenig Tiefe, etwas Finesse (in der Art vergleichbar einem positiv gealterten Dorfburgunder). Sanfter, mittellanger Nachhall. Er ist harmonisch, tut nicht weh, ist ohne Fehl und Tadel, aber man verpaßt auch nichts. Wenn ein Basiswein so altern würde, wäre es aber durchaus okay. 88/100 Th.
Sehr guter Wein.

Am 2. Tag deutliche Reifetöne, beginnende Oxydation? Am Gaumen noch akzeptabel, aber insgesamt macht er inzwischen noch weniger Spaß. 86/100 Th. Guter Wein.

Am Sonntag hat er sich noch einmal ein wenig berappelt, er ist doch noch nicht ganz so schnell “durch”. Er bleibt als einfacher und gefälliger Priorat in Erinnerung. 87/100 Th. Guter Wein.

88; 86; 87 = 87 Th. = 87/100 Guter Wein.

Weiter geht es mit einigen Weinen, die inzwischen zu den Prioratklassikern zählen dürfen.

Cims de Porrera; Cims de Porrera “Clàssic”; Priorat – Porrera; 1998 rot
14,9°; Flaschennummer 24.930 von 45.500

Typische tiefe Porrera-Nase, sehr dunkel und mit Kaffeenote. Am Gaumen ist er noch immer sehr frisch und zeigt auch Finesse, aber insgesamt noch keine wirkliche Größe. 94+/100 Th. Exzellenter Wein.

Am zweiten Tag dominieren weihnachtliche Assoziationen und die typischen Porrera Aromen. 93/100 Th. Exzellenter Wein.

Am Montag in der Nachverkostung des noch verbliebenen Restes bläst die Nase voll auf Angriff. Am Gaumen sehr ausbalanciert, wildes junges Porrera aus alten Reben… Sehr typisch, aber auch mit einem konfrontativen Schuß Säure, die die Felsen der Llicorella Schiefer vor Augen führen. Heute wieder so gut wie am ersten Tag. 94/100 Th. Exzellenter Wein.

94+; 93; 94 = 93,67+ Th. = 94/100 Th. Exzellenter Wein.

Celler Fuentes; Gran Clos; Priorat – Bellmunt del Priorat; 1998 rot
13,5°

Dunkle Nase, offen und präsent, am Gaumen noch immer sehr jung wirkend und mit sehr schöner Tanninstruktur gesegnet. Sehr ausgewogen zwischen Kraft und Finesse, weckt durchaus Emotionen.
95+/100 Th. Großer Wein.

Am 2. Tag freue ich mich noch immer über die tiefe Nase, der Wein, der das Attribut “Größe” verdient, steht wie eine eins im Glas. 95+/100 Th. Großer Wein.

Auch am Montag bietet das letzte verbliebene Glas keinen Unterschied zum Wochenende. 95+/100 Th. Großer Wein.

95+; 95+; 95+ = 95+++ Th. = 95/100 Th. Großer Wein.

Vall Llach; Vall Llach; Priorat – Porrera; 1998 rot
15,1°; 4123 Flaschen.

Nicht die beste und schönste Nase des Abends, obwohl das Meckern auf hohem Niveau ist.
Aber dann am Gaumen kommt die Überraschung, das ist ganz großes Kino und dank dieser Geschmacksexplosion katapultiert sich der Vall Llach Erstlingsjahrgang schon in die Reihe der Weine von Weltklasseformat.
Gigantische Gaumenharmonie und tiefer Schmelz. 97+/100 Th. Weltklassewein.

Superkonzentriert und tief auch am zweiten Tag. Ganz großes Kino. Nur die nicht ganz perfekte Nase verhindert eine noch höhere Note.
97/100 Th.

97+; 97 = 97+ Th. = 97/100 Th. Weltklassewein.

Schön war es natürlich auch, dass man in der kleinen Runde sich nicht mit Minischlücken zufrieden geben musste, sondern wir die Weine wirklich trinken konnten. Dies geschah dann auch in der 2. Runde nach dem Ranking, gelegentliches Nach- und Querverkosten nicht ausgeschlossen.

Zu den am 2. Tag zusätzlich geöffneten Weinen und dem Endfazit gibt es noch eine Fortsetzung.
Beste Grüße

Torsten

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kreutzer

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Re: 1998er Prioratos in Bernburg

BeitragMi 30. Mär 2011, 16:33

Hallo Weinforum,

hier der Link zum zweiten Teil der Verkostung am 26.3.2011 mit 2 aktuellen Prioratos und einem sehr interessanten Wein von der Insel "El Hierro":

viewtopic.php?f=29&t=312&p=13081#p13081

Gruß aus Oberhausen
Norbert

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