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Endlich wieder einmal ins Priorat und zurück – nach der Coronakrise im Frühjahr 2022
21. & 22.04.2022 – Teil 1
Am Donnerstag vor der Abreise steht ein Termin im Mittelpunkt – ich brauche einen neuen Autoschlüssel, weil der alte sich in seine Bestandteile aufzulösen begann. Zwar öffnete und schloss er das Auto noch, aber ich wollte nichts riskieren auf der langen Fahrt.
Also flugs zum Autohaus, sie hatten auch eine neue Plastikhülle da und es würde nicht all zu teuer werden und nur wenige Minuten in Anspruch nehmen. Die Batterie würden sie gleich mit tauschen, die war noch die erste von 2012.
Wie ich so im Autohaus stehe und warte, kommt jemand des Wegs gefahren und will in der Parklücke neben meinem Auto einparken und plötzlich sehe ich, wie mein Auto extrem hin und her wackelt. En Mitarbeiter vom Autohaus bekommt das auch gleich mit. Ich gehe raus, gucken und tatsächlich – der so ziemlich alte Mann hatte mein Auto gerammt, allerdings hatte er selbst den größeren Schaden. Ich aber nun auch eine Beule und ein Lackschaden...
Hätte schlimmer laufen können, aber wäre eigentlich alles auch nicht nötig gewesen, Zeit, das machen zu lassen, wird erst nach der Tour sein.
Am Freitag ruft mich gleich die Versicherung des Gegners an und erklärt die Kostenübernahme der Geschichte.
Allerdings stehe ich nun am Freitag noch mehr unter dem Stress des Packens und der Erledigung der letzten Dinge vor der Abreise. Yvonne bot sich an, Tesi bei der Fütterung der Kater zu entlasten, ich müsse ihr nur einen Schlüssel in den Briefkasten stecken. Ich beschließe, kurz in Dessau raus zu fahren und das auf dem Weg am Samstag zu erledigen.
Seit Ostern plagt mich mein Darm, wo das her kommt, weiß ich nicht, vielleicht eine Folge der OP, vielleicht was Falsches gegessen, auf jeden Fall rüste ich noch in der Reiseapotheke auf... Es ist kein klassischer Durchfall, wie man ihn kennt, aber nett ist das ganze nicht. So was vergleichbares hatte ich noch nie im Leben. Ich werde mehrmals am Tag eine Toilette brauchen müssen und ich sollte besser vermeiden, einen Furz zu lassen...
Letzte Telefonate und E-Mails beantworten, das Auto packen, so dass ich am Samstag morgen nur noch die Lebensmittel ausräumen muss und die Kater versorgen. Spät komme ich ins Bett und bin aufgeregt wie ein Schulkind vor der ersten großen Klassenfahrt.
Was wird mich unterwegs erwarten? Wird es doch irgendwelche Covid-Auflagen geben, zur Sicherheit packe ich noch die letzten unbenutzten Masken mit in die Reiseapotheke, fest entschlossen, sie nur zu nutzen, wenn ich dazu genötigt werde.
Werde ich das Tanken zahlen können oder muss ich unterwegs Konkurs anmelden, weil die „Kriegskasse“ komplett leer ist? Ich beschließe, eine der Standardstrecken zu fahren, keine Umwege, keine Extra-Kosten, denn dank Putins Krieg bestellt leider kaum noch jemand was, der klitzekleine Aufschwung zwischen November 2021 und Januar, Anfang Februar 2022 ist komplett verpufft. Stehe ich vor einer Harakiri – Tour?
Ich muss es tun, auch wenn es mich ruiniert. Zu Hause bleiben – einmal mehr - würde mich noch mehr ruinieren... Die Zeiten sind so schlecht, dass nur Hoffnung noch helfen kann, Überlebenswillen zu haben.
Endlich wieder einmal ins Priorat und zurück – nach der Coronakrise im Frühjahr 2022
23.04.2022 – Teil 2
Natürlich will ich noch liegen bleiben, als der Wecker klingelt, aber nach kurzem Räkeln treibe ich mich raus, frühstücken, den Rest der Sachen packen, vor allem die Lebensmittel, die nicht bis zu meiner Rückkehr warten wollen, müssen mit. Eine Kiste mit Gewürzen natürlich auch, um unterwegs vernünftig kochen zu können.
Beim Tablet, welches ich mir damals eigens für die Fira-Touren gekauft hatte, komme ich ins Grübeln, packe es dann aber doch ein, obwohl ich nicht so recht weiß, wofür eigentlich. Ich hatte es fast vier Jahre lang nicht mehr benutzt, aber nach Aufladen des Akkus festgestellt, dass es noch geht. Beim Versuch, Facebook aufzurufen, sagte es mir, dass der Browser Facebook nun nicht mehr unterstützt und bietet mir irgend so eine Notversion an, die aussieht, als wäre das wie für ein Handy. Auf die Schnelle finde ich nicht, wie ich das bedienen kann und sollte, vor allem, wenn ich was von unterwegs posten wollte oder wenn ich mit jemandem privat chatten wollte. Vielleicht fände ich ja unterwegs Zeit, mich damit zu beschäftigen... Blöder lief es dagegen beim Aufrufen meines Mailprogramms. Ich sollte mich anmelden, aber das Passwort sei falsch... Ich fand ein paar Papierschnipsel, auf denen Passwörter notiert waren, aber alle waren sie nicht aktuell... Blöd natürlich, denn ich war in den vier Jahren mehrfach zum vergeben neuer Passwörter genötigt worden und das Laptop hatte mir angeboten, sich das Passwort zu merken, was mir recht war. Aber ich fand auf die Schnelle nicht, wie mir das Laptop das vergebene aktuelle Passwort verriet... Muße zum Suchen hatte ich am Vortag nicht mehr und jetzt am Morgen noch weniger.
Entweder ich müsste erneut ein neues Passwort vergeben und die Bestätigung an Klaus-Peter schicken lassen, wenn er mir dann gegenüber sitzt. Dann könnte er mir den Code nennen und mein E-Mail Programm würde einmal mehr ein neues Passwort haben. Fänden wir Zeit und Muße für das Spielchen nicht, dann wäre ich 14 Tage abgekoppelt von der virtuellen Welt, aber hey, ich habe ja auch Jahrzehnte lang so überlebt, mehr als die Hälfte meines Lebens gab es nicht einmal eine virtuelle Welt...
Noch fix den letzten Abwasch machen, die Kater füttern und verabschieden und dann los mit Gebrüll – nein mit einer guten Musikauswahl von Art Bears bis Frank Zappa, aber auch viel Mainstream, bunt gemischt halt... Mit „Grimmer than Grimm“ von Paul Roland verließ ich Coswig...
Nur dran denken, in Dessau raus zu fahren und Yvonne den Schlüssel in den Briefkasten zu werfen...
Alles geht gut, ich leide noch nicht an Alzheimer, aber dann stehe ich vor dem Mehrfamilienhaus, in dem sie wohnt und gewinne die erste Erkenntnis der Tour: Es ist blöd, wenn die Briefkästen im Hausflur sind, du jemanden brauchst, der dir öffnet und keine der Mietparteien ist zu Hause...
Ich warte, ob zufällig jemand kommt, der mich rein lässt, gleichzeitig bedauere ich die verlorene Zeit des Wartens. Weiter warten oder den Umweg über Cösitz nehmen, mitten in der Pampa zwischen Dessau – Köthen – Bitterfeld und Halle... Dort wäre sie gerade... Ich beschließe, nicht länger zu warten, sondern mich dorthin auf den Weg zu machen...
Sie ist da und wundert sich, dass ich plötzlich vor ihr stehe, sie passt auf die Hühner auf, wenn sie nicht auf Arbeit ist, während ihr Vater am anderen Ende der Welt weilt, grade ist sie mit dem Füttern der Hühner und Wachteln beschäftigt...
Ich beschließe, nicht zurück zur A9 zu fahren, sondern den direkten Kurs auf Halle zu nehmen.
Das anfängliche Stocken des Kurses raubt mir natürlich viel Zeit, die ich entweder am Ende des Tages vermissen werde oder ich müsse an Pausen einsparen, was ich verloren habe. Ich entscheide mich für Letzteres. Wieder werde ich keinen mir unbekannten Durchfahrtsort im Westen Deutschlands anschauen können, keine Kultur, dafür Flucht raus und Festhalten am Etappenziel.
Auf der Südharz-Autobahn rollt es gut und mit wenig Verkehr, auch in Richtung Kassel auf der A7 ist es überschaubar, nur gelegentlich machen die Baustellen unterwegs mal ein langsameres Vorankommen nötig.
Beim Verlassen der Autobahn im ersten Dorf an der B3 der übliche Tankstopp zum Nachtanken, die Ecke hier ist seit Jahren gut, weil günstiger als anderswo an der Strecke – 1,949 € pro Liter E10 werden fällig, zu Hause hatte ich nachts, wenn es am günstigsten ist, zu 1,909 € vollgetankt. Preise, die jedes Nachdenken über einen Snack oder einen Kaffee an der Tanke von vornherein verbieten. Bei 30 - 40% höheren Spritkosten als vor Putins Aggressionskrieg müssen halt anderswo im Leben Abstriche gemacht werden, denn man hat ja ohnehin nicht mehr Geld in der Tasche als vorher. Unsere Politiker erzählen uns ja, man müsse den Gürtel enger schnallen, ich habe extra zwei neue Löcher in meinen Gürtel gestochen, damit die Hose nicht rutscht...
Den Darm gleich noch mal vorsichtshalber entleert, aber inzwischen habe ich auch Hunger. Ein Parkplatz zum Picknicken im Schatten aber findet sich dann doch nicht so schnell, ich mag aber auch weder selbst in der Sonne sitzen und der Butter beim Schmelzen zuschauen noch das Auto der prallen Sonne aussetzen... Bis Limburg aber finde ich keinen mir genehmen Platz und in Limburg stehen ca. 200 Biker auf dem Parkplatz und somit fahre ich weiter bis nahe Gießen.
Endlich picknicken... Neben mir Leute, die mich auf Englisch um eine Auskunft zum Weg bitten, aber ich kenne mich hier auch nicht sonderlich aus. Sie kommen aus Russland und sind augenscheinlich Touristen hier. Natürlich frage ich sie zum Krieg in der Ukraine. „Welchen Krieg? Putin befreie doch die Ukraine und das sei nötig...“ Schade, ich habe keine Lust auf ein weiteres vertiefendes Gespräch, als sie mir erklären, sie würden weder auf Zivilisten schießen noch nichtmilitärische Ziele bombardieren. Das stimme alles nicht, Putin gehe nur gezielt gegen Terroristen vor...
Hinter Koblenz muss ich noch mal eine Pause machen, ich werde etwas müde – zum Glück habe ich mir eine Thermoskanne mit Kaffee aufgebrüht, der noch gut heiß ist.
Dann erreiche ich Luxemburg und stelle fest, ich hätte weniger nachtanken brauchen, also beschließe ich, nicht in Wasserbillig, sondern erst kurz vor der französischen Grenze voll zu tanken. Allerdings würde ich mich gern in Wasserbillig noch mal vorsorglich auf´s Klo setzen wollen, aber eine Bezahlschranke verhindert neuerdings hier wie auf Deutschlands Rasthöfen das einfach mal so aufs Klo gehen, wenn es nicht wirklich dringlich ist.
Auch im Luxemburg Baustellen über Baustellen, aber ich komme irgendwann doch in Berchem an. 1,685 € für den Liter lassen mich schlucken, ich hätte eigentlich mit deutlich weniger gerechnet. Das kann ja dann wohl in Frankreich heiter werden mit dem Tanken, aber ich sollte bis an meine übliche Tanke in Clermont – Ferrand hinkommen und dank der nicht geplanten Umwege sollte das auch der einzige Tankstopp in Frankreich bleiben.
Auch hier will man plötzlich 70 Cent für den Toilettenbesuch haben – ich registriere, in Luxemburg ist das Verrichten der Notdurft kein Menschenrecht mehr, sondern auch ein profitables Geschäftsmodell geworden.
Hintern zusammenkneifen und nach Frankreich rüber retten... Zum Glück stehen die Franzosen dem Servicebegriff nach wie vor positiv gegenüber. Nun muss ich mich eilen, um noch vor dem Untergehen der Sonne mein Etappenziel Bourmont zu erreichen. Das Zelt
wird noch geradeso im Hellen aufgebaut, essen muss ich dann mit Stirnlampe.
Ich bin zu kaputt, um heute noch über Kochen nachzudenken. Brot und Belag tun es heute auch, ebenso muss ich mir heute abend keinen Wein gönnen. Zwei Flaschen mitgenommenes Bockbier aus der Heimat lassen mich runter kommen und abschalten. Müde krieche ich in den Schlafsack.
Einmal in der Nacht werde ich wach und registriere, dass es regnet... Ich drehe mich um und schlafe wieder ein. Ich lasse es regnen...
Endlich wieder einmal ins Priorat und zurück – nach der Coronakrise im Frühjahr 2022
24.04.2022 – Teil 3
Es ist Sonntag und es regnet auch am Morgen noch, keine Chance für ein entspanntes Frühstück auf dem Biwakplatz. In einer kurzen Regenpause räume ich die Sachen aus dem Zelt ins Auto und baue das nasse Zelt ab, lege es nicht zusammen, sondern in den Fußraum des Autos hinten. Ich brauche gar nicht überlegen, wenigstens im Stehen mir einen Kaffee zu machen, denn es beginnt wieder zu regnen.
Ohne Kaffee los fahren ist für mich Stress pur, zum Glück finde ich kurze Zeit später in einem kleinen Dorf eine Gîte, die auch als kleines Café funktioniert. Hier bekomme ich endlich meinen Morgenkaffee und ein Pain au Chocolat dazu, eine gute Toilette natürlich inklusive.
Hinter Langres hört es ein wenig auf zu regnen, aber ehe ich einen Picknickplatz gefunden habe, beginnt es erneut zu regnen.
Also weiter bis Dijon und auf die mautfreie Autobahn im Hinterland von Dijon. Als ich am Ende der mautfreien Strecke die Autobahn verlasse, bin ich endlich im Trockenen, der nächste Picknickplatz ist meiner, Trangia raus, Kaffee kochen und noch mal richtig frühstücken. Ich bin in Arnay-le-Duc gelandet und obwohl ich den kleinen alten Ort schon mal vor Jahren ausgiebig besichtigt hatte, mache ich noch mal einen kleinen Spaziergang. Heute ist Stichwahltag und in Arnay vor dem Wahllokal spielt eine uniformierte Kapelle und jeder kennt hier jeden, der hier wählen geht. Ich hoffe natürlich auf einen Sieg von Macron – auch wenn er nicht der allerbeste ist, so ist er doch klar die bessere Alternative für Le Pen. Ein bisschen Magendrücken bekomme ich schon, bedenke ich, dass die Ultrarechten mit in der Stichwahl sind...
Einkaufen muss ich noch nichts, ich habe noch genug aus Deutschland an Lebensmitteln. Die Bäcker und auch ein kleiner Supermarkt wären geöffnet, aber ich beschränke mich...
Dann sitze ich wieder im Auto und über Autun geht es nach Bourbon-Lancy. Auch hier ist schwer was los, viel Polizei und viel Volk, aber den Grund dafür erfahre ich später, als ich grade auf die parallel zur Loire entlangführende Straße komme. Mir kommt viel Polizei entgegen, ein Polizeiauto nötigt mich zum Anhalten und bittet mich das Auto komplett von der Straße runter zu fahren, auf eine einmündende Nebenstraße – es käme gleich ein Radrennen mir entgegen, ich solle ein paar Minuten warten...
Und dann sehe ich auch schon den Pulk, der die gesamte Straßenbreite ausnutzt. Ich weiß zwar nicht, um was für ein Rennen es sich hier gehandelt hat, aber ich greife zum Fotoapparat und halte drauf...
Ein paar Radler sind wenige Meter vorne weg, dann kommt ein recht großes Hauptfeld und dann ein paar leicht Abgehängte und dann der noch endlos lange Zug der Begleitfahrzeuge, die aber schön auf ihrer Straßenseite bleiben. Ich darf weiter fahren.
Aber eigentlich habe ich Lust auf´s Mittagpicknick und ich kenne wenig später einen netten Picknickplatz mit Wasserstelle und Toilette. Außerdem regnet es grade nicht. Also Pause, ehe es dann über die Loire geht.
Bei der Überfahrt über den Fluss an dieser Stelle muss ich jedesmal an das kleine Kätzchen denken, was wir damals auf der Fahrt ins Priorat mit Martin Nka gerettet hatten. Es kam maunzend auf uns zu und suchte menschlichen Anschluss – die Leute, die in den wenigen Häusern direkt an der Brücke wohnten, lehnten es ab, sich des kleinen niedlichen Geschöpfs anzunehmen. Also nahmen wir es im Auto mit ins nächste Dorf. Schließlich erbarmte sich eine Frau, die grad beim Bäcker war... Auch wenn ich durch das Dorf fahre, muss ich immer wieder dran denken, was wohl aus dem Kätzchen geworden sein mag...
Endlich wieder einmal ins Priorat und zurück – nach der Coronakrise im Frühjahr 2022
24.04.2022 – Teil 4
Während meiner Mittagspause überlege ich, dass es auch aufgrund des Wetters sinnvoller sei, heute nicht mehr ins Zentralmassiv hinein zu fahren, ich müsste einen Platz suchen in einer Gegend, wo ich noch nicht übernachtet hatte zuvor. Und wenn ich auf die Strecke über St. Pourcain-sur-Sioule wechseln würde, statt über Vichy zu fahren, dann könnte ich den dortigen Platz nutzen, wo ich schon öfter übernachtet hatte, wenn schlechtes Wetter war. Denn auch dort gibt es eine Toilette – eine mit Vordach, unter dass man sich bei Regen zum Kochen flüchten kann...
Gedacht – getan, ich fuhr also hinter Vaumas aus dem Besbre-Tal raus und wechselte in Richtung Varennes-sur-Allier. Der Himmel sah erneut nicht gut aus und immer wieder gab es kurze Schauer. In St. Pourcain angekommen, stellte ich das Zelt auf, welches ich zur Frühstücks- und zu Mittagspause getrocknet bekommen habe und ich warf dann alles hinein, was ich für die Nacht benötigen würde.
Da ich nun noch genug Zeit hatte, beschloss ich noch einen Rundgang durch das alte Ortszentrum zu machen. Als es erneut zu regnen begann, konnte ich mich in einen Torbogen nahe des Donjon unterstellen und mich dann in die schöne Kirche flüchten. Dann ging es auch richtig doll los mit regnen, so dass ich länger in der Kirche verweilte. Einen nächsten Schauer konnte ich „auswarten“, als ich in den einzigen am Sonntag nachmittag geöffneten Laden ging, ein Fleischer mit einem großen Bereich mit Lebensmitteln aus der Region. Eigentlich brauchte ich ja nichts. Aber das Stöbern war gut, denn es regnete wieder doller. Und ein Stück regionalen Käses musste dann doch mit.
Die nächste Regenpause nutzte ich, um wieder zum Biwakplatz zu kommen. Dann erst mal Zuflucht im Auto suchen, denn es fing erneut an... An Kochen auf dem Picknicktisch war nicht zu denken. Also die nächste Pause genutzt und alles, was ich brauchte unter das Toilettenvordach zu bringen und dann dort mein Abendbrot zuzubereiten. Allerdings gab es eine abgespeckte Version, einen kleinen Salat aus Tomaten und Paprika und ein paar gebratene Würste noch vom Coswiger Fleischer, zu denen ich aber auch noch heimisches Bäckerbrot aß. Mit dem angebrochenen Becher Bautzener Extra Scharf ging ich recht großzügig um, wollte ich doch eh meinen geliebten noch schärferen Dijon-Senf beim erstbesten Supermarktbesuch kaufen...
Dazu öffnete ich mir einen Marge 2015 vom Celler de l´ Encastell aus dem Priorat, der sich jetzt schon sehr schön trinken läßt. Ein wahrer Seelentröster bei dem immer wieder einsetzenden Regen. Nach dem Abwaschen setzte ich mich allerdings mit der angefangenen Flasche und dem Weinglas ins Auto und hörte noch etwas Musik dazu.
Dann musste ich nur noch ins Zelt krauchen und mein Nachtlager bereiten. Hoffentlich bleibt nicht die ganze Zeit so ein Mistwetter, war mein letzter Gedanke zum Tag...
21. & 22.04.2022 – Teil 1
Am Donnerstag vor der Abreise steht ein Termin im Mittelpunkt – ich brauche einen neuen Autoschlüssel, weil der alte sich in seine Bestandteile aufzulösen begann. Zwar öffnete und schloss er das Auto noch, aber ich wollte nichts riskieren auf der langen Fahrt.
Also flugs zum Autohaus, sie hatten auch eine neue Plastikhülle da und es würde nicht all zu teuer werden und nur wenige Minuten in Anspruch nehmen. Die Batterie würden sie gleich mit tauschen, die war noch die erste von 2012.
Wie ich so im Autohaus stehe und warte, kommt jemand des Wegs gefahren und will in der Parklücke neben meinem Auto einparken und plötzlich sehe ich, wie mein Auto extrem hin und her wackelt. En Mitarbeiter vom Autohaus bekommt das auch gleich mit. Ich gehe raus, gucken und tatsächlich – der so ziemlich alte Mann hatte mein Auto gerammt, allerdings hatte er selbst den größeren Schaden. Ich aber nun auch eine Beule und ein Lackschaden...
Hätte schlimmer laufen können, aber wäre eigentlich alles auch nicht nötig gewesen, Zeit, das machen zu lassen, wird erst nach der Tour sein.
Am Freitag ruft mich gleich die Versicherung des Gegners an und erklärt die Kostenübernahme der Geschichte.
Allerdings stehe ich nun am Freitag noch mehr unter dem Stress des Packens und der Erledigung der letzten Dinge vor der Abreise. Yvonne bot sich an, Tesi bei der Fütterung der Kater zu entlasten, ich müsse ihr nur einen Schlüssel in den Briefkasten stecken. Ich beschließe, kurz in Dessau raus zu fahren und das auf dem Weg am Samstag zu erledigen.
Seit Ostern plagt mich mein Darm, wo das her kommt, weiß ich nicht, vielleicht eine Folge der OP, vielleicht was Falsches gegessen, auf jeden Fall rüste ich noch in der Reiseapotheke auf... Es ist kein klassischer Durchfall, wie man ihn kennt, aber nett ist das ganze nicht. So was vergleichbares hatte ich noch nie im Leben. Ich werde mehrmals am Tag eine Toilette brauchen müssen und ich sollte besser vermeiden, einen Furz zu lassen...
Letzte Telefonate und E-Mails beantworten, das Auto packen, so dass ich am Samstag morgen nur noch die Lebensmittel ausräumen muss und die Kater versorgen. Spät komme ich ins Bett und bin aufgeregt wie ein Schulkind vor der ersten großen Klassenfahrt.
Was wird mich unterwegs erwarten? Wird es doch irgendwelche Covid-Auflagen geben, zur Sicherheit packe ich noch die letzten unbenutzten Masken mit in die Reiseapotheke, fest entschlossen, sie nur zu nutzen, wenn ich dazu genötigt werde.
Werde ich das Tanken zahlen können oder muss ich unterwegs Konkurs anmelden, weil die „Kriegskasse“ komplett leer ist? Ich beschließe, eine der Standardstrecken zu fahren, keine Umwege, keine Extra-Kosten, denn dank Putins Krieg bestellt leider kaum noch jemand was, der klitzekleine Aufschwung zwischen November 2021 und Januar, Anfang Februar 2022 ist komplett verpufft. Stehe ich vor einer Harakiri – Tour?
Ich muss es tun, auch wenn es mich ruiniert. Zu Hause bleiben – einmal mehr - würde mich noch mehr ruinieren... Die Zeiten sind so schlecht, dass nur Hoffnung noch helfen kann, Überlebenswillen zu haben.
Endlich wieder einmal ins Priorat und zurück – nach der Coronakrise im Frühjahr 2022
23.04.2022 – Teil 2
Natürlich will ich noch liegen bleiben, als der Wecker klingelt, aber nach kurzem Räkeln treibe ich mich raus, frühstücken, den Rest der Sachen packen, vor allem die Lebensmittel, die nicht bis zu meiner Rückkehr warten wollen, müssen mit. Eine Kiste mit Gewürzen natürlich auch, um unterwegs vernünftig kochen zu können.
Beim Tablet, welches ich mir damals eigens für die Fira-Touren gekauft hatte, komme ich ins Grübeln, packe es dann aber doch ein, obwohl ich nicht so recht weiß, wofür eigentlich. Ich hatte es fast vier Jahre lang nicht mehr benutzt, aber nach Aufladen des Akkus festgestellt, dass es noch geht. Beim Versuch, Facebook aufzurufen, sagte es mir, dass der Browser Facebook nun nicht mehr unterstützt und bietet mir irgend so eine Notversion an, die aussieht, als wäre das wie für ein Handy. Auf die Schnelle finde ich nicht, wie ich das bedienen kann und sollte, vor allem, wenn ich was von unterwegs posten wollte oder wenn ich mit jemandem privat chatten wollte. Vielleicht fände ich ja unterwegs Zeit, mich damit zu beschäftigen... Blöder lief es dagegen beim Aufrufen meines Mailprogramms. Ich sollte mich anmelden, aber das Passwort sei falsch... Ich fand ein paar Papierschnipsel, auf denen Passwörter notiert waren, aber alle waren sie nicht aktuell... Blöd natürlich, denn ich war in den vier Jahren mehrfach zum vergeben neuer Passwörter genötigt worden und das Laptop hatte mir angeboten, sich das Passwort zu merken, was mir recht war. Aber ich fand auf die Schnelle nicht, wie mir das Laptop das vergebene aktuelle Passwort verriet... Muße zum Suchen hatte ich am Vortag nicht mehr und jetzt am Morgen noch weniger.
Entweder ich müsste erneut ein neues Passwort vergeben und die Bestätigung an Klaus-Peter schicken lassen, wenn er mir dann gegenüber sitzt. Dann könnte er mir den Code nennen und mein E-Mail Programm würde einmal mehr ein neues Passwort haben. Fänden wir Zeit und Muße für das Spielchen nicht, dann wäre ich 14 Tage abgekoppelt von der virtuellen Welt, aber hey, ich habe ja auch Jahrzehnte lang so überlebt, mehr als die Hälfte meines Lebens gab es nicht einmal eine virtuelle Welt...
Noch fix den letzten Abwasch machen, die Kater füttern und verabschieden und dann los mit Gebrüll – nein mit einer guten Musikauswahl von Art Bears bis Frank Zappa, aber auch viel Mainstream, bunt gemischt halt... Mit „Grimmer than Grimm“ von Paul Roland verließ ich Coswig...
Nur dran denken, in Dessau raus zu fahren und Yvonne den Schlüssel in den Briefkasten zu werfen...
Alles geht gut, ich leide noch nicht an Alzheimer, aber dann stehe ich vor dem Mehrfamilienhaus, in dem sie wohnt und gewinne die erste Erkenntnis der Tour: Es ist blöd, wenn die Briefkästen im Hausflur sind, du jemanden brauchst, der dir öffnet und keine der Mietparteien ist zu Hause...
Ich warte, ob zufällig jemand kommt, der mich rein lässt, gleichzeitig bedauere ich die verlorene Zeit des Wartens. Weiter warten oder den Umweg über Cösitz nehmen, mitten in der Pampa zwischen Dessau – Köthen – Bitterfeld und Halle... Dort wäre sie gerade... Ich beschließe, nicht länger zu warten, sondern mich dorthin auf den Weg zu machen...
Sie ist da und wundert sich, dass ich plötzlich vor ihr stehe, sie passt auf die Hühner auf, wenn sie nicht auf Arbeit ist, während ihr Vater am anderen Ende der Welt weilt, grade ist sie mit dem Füttern der Hühner und Wachteln beschäftigt...
Ich beschließe, nicht zurück zur A9 zu fahren, sondern den direkten Kurs auf Halle zu nehmen.
Das anfängliche Stocken des Kurses raubt mir natürlich viel Zeit, die ich entweder am Ende des Tages vermissen werde oder ich müsse an Pausen einsparen, was ich verloren habe. Ich entscheide mich für Letzteres. Wieder werde ich keinen mir unbekannten Durchfahrtsort im Westen Deutschlands anschauen können, keine Kultur, dafür Flucht raus und Festhalten am Etappenziel.
Auf der Südharz-Autobahn rollt es gut und mit wenig Verkehr, auch in Richtung Kassel auf der A7 ist es überschaubar, nur gelegentlich machen die Baustellen unterwegs mal ein langsameres Vorankommen nötig.
Beim Verlassen der Autobahn im ersten Dorf an der B3 der übliche Tankstopp zum Nachtanken, die Ecke hier ist seit Jahren gut, weil günstiger als anderswo an der Strecke – 1,949 € pro Liter E10 werden fällig, zu Hause hatte ich nachts, wenn es am günstigsten ist, zu 1,909 € vollgetankt. Preise, die jedes Nachdenken über einen Snack oder einen Kaffee an der Tanke von vornherein verbieten. Bei 30 - 40% höheren Spritkosten als vor Putins Aggressionskrieg müssen halt anderswo im Leben Abstriche gemacht werden, denn man hat ja ohnehin nicht mehr Geld in der Tasche als vorher. Unsere Politiker erzählen uns ja, man müsse den Gürtel enger schnallen, ich habe extra zwei neue Löcher in meinen Gürtel gestochen, damit die Hose nicht rutscht...
Den Darm gleich noch mal vorsichtshalber entleert, aber inzwischen habe ich auch Hunger. Ein Parkplatz zum Picknicken im Schatten aber findet sich dann doch nicht so schnell, ich mag aber auch weder selbst in der Sonne sitzen und der Butter beim Schmelzen zuschauen noch das Auto der prallen Sonne aussetzen... Bis Limburg aber finde ich keinen mir genehmen Platz und in Limburg stehen ca. 200 Biker auf dem Parkplatz und somit fahre ich weiter bis nahe Gießen.
Endlich picknicken... Neben mir Leute, die mich auf Englisch um eine Auskunft zum Weg bitten, aber ich kenne mich hier auch nicht sonderlich aus. Sie kommen aus Russland und sind augenscheinlich Touristen hier. Natürlich frage ich sie zum Krieg in der Ukraine. „Welchen Krieg? Putin befreie doch die Ukraine und das sei nötig...“ Schade, ich habe keine Lust auf ein weiteres vertiefendes Gespräch, als sie mir erklären, sie würden weder auf Zivilisten schießen noch nichtmilitärische Ziele bombardieren. Das stimme alles nicht, Putin gehe nur gezielt gegen Terroristen vor...
Hinter Koblenz muss ich noch mal eine Pause machen, ich werde etwas müde – zum Glück habe ich mir eine Thermoskanne mit Kaffee aufgebrüht, der noch gut heiß ist.
Dann erreiche ich Luxemburg und stelle fest, ich hätte weniger nachtanken brauchen, also beschließe ich, nicht in Wasserbillig, sondern erst kurz vor der französischen Grenze voll zu tanken. Allerdings würde ich mich gern in Wasserbillig noch mal vorsorglich auf´s Klo setzen wollen, aber eine Bezahlschranke verhindert neuerdings hier wie auf Deutschlands Rasthöfen das einfach mal so aufs Klo gehen, wenn es nicht wirklich dringlich ist.
Auch im Luxemburg Baustellen über Baustellen, aber ich komme irgendwann doch in Berchem an. 1,685 € für den Liter lassen mich schlucken, ich hätte eigentlich mit deutlich weniger gerechnet. Das kann ja dann wohl in Frankreich heiter werden mit dem Tanken, aber ich sollte bis an meine übliche Tanke in Clermont – Ferrand hinkommen und dank der nicht geplanten Umwege sollte das auch der einzige Tankstopp in Frankreich bleiben.
Auch hier will man plötzlich 70 Cent für den Toilettenbesuch haben – ich registriere, in Luxemburg ist das Verrichten der Notdurft kein Menschenrecht mehr, sondern auch ein profitables Geschäftsmodell geworden.
Hintern zusammenkneifen und nach Frankreich rüber retten... Zum Glück stehen die Franzosen dem Servicebegriff nach wie vor positiv gegenüber. Nun muss ich mich eilen, um noch vor dem Untergehen der Sonne mein Etappenziel Bourmont zu erreichen. Das Zelt
wird noch geradeso im Hellen aufgebaut, essen muss ich dann mit Stirnlampe.
Ich bin zu kaputt, um heute noch über Kochen nachzudenken. Brot und Belag tun es heute auch, ebenso muss ich mir heute abend keinen Wein gönnen. Zwei Flaschen mitgenommenes Bockbier aus der Heimat lassen mich runter kommen und abschalten. Müde krieche ich in den Schlafsack.
Einmal in der Nacht werde ich wach und registriere, dass es regnet... Ich drehe mich um und schlafe wieder ein. Ich lasse es regnen...
Endlich wieder einmal ins Priorat und zurück – nach der Coronakrise im Frühjahr 2022
24.04.2022 – Teil 3
Es ist Sonntag und es regnet auch am Morgen noch, keine Chance für ein entspanntes Frühstück auf dem Biwakplatz. In einer kurzen Regenpause räume ich die Sachen aus dem Zelt ins Auto und baue das nasse Zelt ab, lege es nicht zusammen, sondern in den Fußraum des Autos hinten. Ich brauche gar nicht überlegen, wenigstens im Stehen mir einen Kaffee zu machen, denn es beginnt wieder zu regnen.
Ohne Kaffee los fahren ist für mich Stress pur, zum Glück finde ich kurze Zeit später in einem kleinen Dorf eine Gîte, die auch als kleines Café funktioniert. Hier bekomme ich endlich meinen Morgenkaffee und ein Pain au Chocolat dazu, eine gute Toilette natürlich inklusive.
Hinter Langres hört es ein wenig auf zu regnen, aber ehe ich einen Picknickplatz gefunden habe, beginnt es erneut zu regnen.
Also weiter bis Dijon und auf die mautfreie Autobahn im Hinterland von Dijon. Als ich am Ende der mautfreien Strecke die Autobahn verlasse, bin ich endlich im Trockenen, der nächste Picknickplatz ist meiner, Trangia raus, Kaffee kochen und noch mal richtig frühstücken. Ich bin in Arnay-le-Duc gelandet und obwohl ich den kleinen alten Ort schon mal vor Jahren ausgiebig besichtigt hatte, mache ich noch mal einen kleinen Spaziergang. Heute ist Stichwahltag und in Arnay vor dem Wahllokal spielt eine uniformierte Kapelle und jeder kennt hier jeden, der hier wählen geht. Ich hoffe natürlich auf einen Sieg von Macron – auch wenn er nicht der allerbeste ist, so ist er doch klar die bessere Alternative für Le Pen. Ein bisschen Magendrücken bekomme ich schon, bedenke ich, dass die Ultrarechten mit in der Stichwahl sind...
Einkaufen muss ich noch nichts, ich habe noch genug aus Deutschland an Lebensmitteln. Die Bäcker und auch ein kleiner Supermarkt wären geöffnet, aber ich beschränke mich...
Dann sitze ich wieder im Auto und über Autun geht es nach Bourbon-Lancy. Auch hier ist schwer was los, viel Polizei und viel Volk, aber den Grund dafür erfahre ich später, als ich grade auf die parallel zur Loire entlangführende Straße komme. Mir kommt viel Polizei entgegen, ein Polizeiauto nötigt mich zum Anhalten und bittet mich das Auto komplett von der Straße runter zu fahren, auf eine einmündende Nebenstraße – es käme gleich ein Radrennen mir entgegen, ich solle ein paar Minuten warten...
Und dann sehe ich auch schon den Pulk, der die gesamte Straßenbreite ausnutzt. Ich weiß zwar nicht, um was für ein Rennen es sich hier gehandelt hat, aber ich greife zum Fotoapparat und halte drauf...
Ein paar Radler sind wenige Meter vorne weg, dann kommt ein recht großes Hauptfeld und dann ein paar leicht Abgehängte und dann der noch endlos lange Zug der Begleitfahrzeuge, die aber schön auf ihrer Straßenseite bleiben. Ich darf weiter fahren.
Aber eigentlich habe ich Lust auf´s Mittagpicknick und ich kenne wenig später einen netten Picknickplatz mit Wasserstelle und Toilette. Außerdem regnet es grade nicht. Also Pause, ehe es dann über die Loire geht.
Bei der Überfahrt über den Fluss an dieser Stelle muss ich jedesmal an das kleine Kätzchen denken, was wir damals auf der Fahrt ins Priorat mit Martin Nka gerettet hatten. Es kam maunzend auf uns zu und suchte menschlichen Anschluss – die Leute, die in den wenigen Häusern direkt an der Brücke wohnten, lehnten es ab, sich des kleinen niedlichen Geschöpfs anzunehmen. Also nahmen wir es im Auto mit ins nächste Dorf. Schließlich erbarmte sich eine Frau, die grad beim Bäcker war... Auch wenn ich durch das Dorf fahre, muss ich immer wieder dran denken, was wohl aus dem Kätzchen geworden sein mag...
Endlich wieder einmal ins Priorat und zurück – nach der Coronakrise im Frühjahr 2022
24.04.2022 – Teil 4
Während meiner Mittagspause überlege ich, dass es auch aufgrund des Wetters sinnvoller sei, heute nicht mehr ins Zentralmassiv hinein zu fahren, ich müsste einen Platz suchen in einer Gegend, wo ich noch nicht übernachtet hatte zuvor. Und wenn ich auf die Strecke über St. Pourcain-sur-Sioule wechseln würde, statt über Vichy zu fahren, dann könnte ich den dortigen Platz nutzen, wo ich schon öfter übernachtet hatte, wenn schlechtes Wetter war. Denn auch dort gibt es eine Toilette – eine mit Vordach, unter dass man sich bei Regen zum Kochen flüchten kann...
Gedacht – getan, ich fuhr also hinter Vaumas aus dem Besbre-Tal raus und wechselte in Richtung Varennes-sur-Allier. Der Himmel sah erneut nicht gut aus und immer wieder gab es kurze Schauer. In St. Pourcain angekommen, stellte ich das Zelt auf, welches ich zur Frühstücks- und zu Mittagspause getrocknet bekommen habe und ich warf dann alles hinein, was ich für die Nacht benötigen würde.
Da ich nun noch genug Zeit hatte, beschloss ich noch einen Rundgang durch das alte Ortszentrum zu machen. Als es erneut zu regnen begann, konnte ich mich in einen Torbogen nahe des Donjon unterstellen und mich dann in die schöne Kirche flüchten. Dann ging es auch richtig doll los mit regnen, so dass ich länger in der Kirche verweilte. Einen nächsten Schauer konnte ich „auswarten“, als ich in den einzigen am Sonntag nachmittag geöffneten Laden ging, ein Fleischer mit einem großen Bereich mit Lebensmitteln aus der Region. Eigentlich brauchte ich ja nichts. Aber das Stöbern war gut, denn es regnete wieder doller. Und ein Stück regionalen Käses musste dann doch mit.
Die nächste Regenpause nutzte ich, um wieder zum Biwakplatz zu kommen. Dann erst mal Zuflucht im Auto suchen, denn es fing erneut an... An Kochen auf dem Picknicktisch war nicht zu denken. Also die nächste Pause genutzt und alles, was ich brauchte unter das Toilettenvordach zu bringen und dann dort mein Abendbrot zuzubereiten. Allerdings gab es eine abgespeckte Version, einen kleinen Salat aus Tomaten und Paprika und ein paar gebratene Würste noch vom Coswiger Fleischer, zu denen ich aber auch noch heimisches Bäckerbrot aß. Mit dem angebrochenen Becher Bautzener Extra Scharf ging ich recht großzügig um, wollte ich doch eh meinen geliebten noch schärferen Dijon-Senf beim erstbesten Supermarktbesuch kaufen...
Dazu öffnete ich mir einen Marge 2015 vom Celler de l´ Encastell aus dem Priorat, der sich jetzt schon sehr schön trinken läßt. Ein wahrer Seelentröster bei dem immer wieder einsetzenden Regen. Nach dem Abwaschen setzte ich mich allerdings mit der angefangenen Flasche und dem Weinglas ins Auto und hörte noch etwas Musik dazu.
Dann musste ich nur noch ins Zelt krauchen und mein Nachtlager bereiten. Hoffentlich bleibt nicht die ganze Zeit so ein Mistwetter, war mein letzter Gedanke zum Tag...