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Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2014

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thvins

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Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2014 - 10.05.2014 (48)

BeitragDi 26. Aug 2014, 13:16

Wir haben großes Glück, dass wir im Trockenen frühstücken können, denn das Wetter ist alles andere als "beständig schön". Der Blick wandert immer wieder etwas besorgt gen Himmel, aber es scheint sich erst mal zu bessern, als wir dann schon bald wieder "on the road" sind. Es geht dann auch zügig voran, über Rodez kommen wir auf die mautfreie Zentralmassivautobahn zu.

Vorher halten wir noch für den Toilettengang auf der großen Rastanlage von Severac-Le-Château, in Frankreich kann man das machen, da wird man ja nicht wie in Deutschland für den Toilettengang ausgenommn wie eine Weihnachtsgans. Mir wird auf der Box dennoch Angst und Bange. Eine Horde alkoholisierter (am Vormittag!!!) Schreihälse randaliert auf der Toilette, was das Zeug hält, pöbelt die Leute an und krakeelt so laut rum, dass ich erst mal sitzen bleibe, bis sich der Rauch halbwegs verzogen hat. Aber das dauert eine Weile, denn immer wieder geht es von vorn los. Als ich mich dann doch raustraue, sehe ich mich aufgebrachtem Fußballfan-Mob gegenüber, es ist in allen Ländern dasselbe, radikale Fans, aufgeputscht und mit ihrer radikalen Besessenheit in der Lage, dem Fußballsport Schaden zuzufügen. Wer den falschen Schal trägt, wird angemacht, wer wir wir gar keinen trägt, zumindest scheel angeguckt.

In Deutschland ist ja - auch wenn es nur um die 3. Liga im Fußball geht, bei den Vereinen mit gewaltbereiten Fans schnell ein Riesenaufgebot an Polizei bei der Sache (ich erinnere mich, wenn wir z.B. zu Verkostungen nach Jena kamen), in Frankreich war an der Stelle nicht ein Polizist auf dem Rastplatzgelände zu sehen.

Wir verlassen jedenfalls den Platz recht fluchtartig und dann ist der Spuk auch vorbei und wir können uns wieder auf die schönen Dinge konzentrieren. Und so fahren wir nicht all zu lange auf der Autobahn, sondern biegen die neue Abfahrt nach Mende wieder ab, die mit einer gewaltigen Brücke beginnt. Die Fahrzeit nach Mende verkürzt sich durch die neue Straße deutlich, auch wenn sie am Ende doch wieder noch eine ganze Weile vor Mende auf die alte Straße führt.

In Mende müssen wir nach dem Place du Foirail schauen, was aber gut gelingt, der Platz liegt direkt an der Einbahnstra0e rund um das Zentrum - von hier aus geht es auf teils sehr schmaler Straße teils sehr steil nach oben, das ist die Montée Jalabert, die bei der Tour de France durchaus etwas berüchtigt ist. Man orientiert sich an der Ausschilderung zum Aerodrom, dieses wird dann oben links liegen gelassen, wir müssen dann den Schildern mit der Aufschrift "Croix de Montmirat" in den Wald hinein folgen. Wir fahren zunächst an vielen Freizeitangeboten und Waldspielplätzen vorbei und landen zum Schluß auf einem Waldparkplatz für die Via Ferrata (Große Tafel mit Topo des Klettersteiges!) und den Parcours de Santé. Von hier laufen wir auf breitem einfach und schnell zu gehendem Waldweg ca. eine Viertelstunde bis zum Ruinendorf La Chaumette. Dann haben wir einen beschilderten Zugangspfad bis an den Einstieg zur Via Ferrata Mende - Coeur de Lozère - Le Rocher de Moise.

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Der Start wirkt noch recht harmlos. Mir aber offenbart sich schnell was da auf uns zu kommt:

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Bei diesem Anblick entfährt mir ein anerkennendes "Oha!" Bereits wenige Meter nach dem Start wird hier nicht mit Sensationen gegeizt, Adrenalinschübe sind vorprogrammiert.

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Schon um die erste Kante wird leicht überhängend gequert, die Unterarme freuen sich schon mal. Wir beschließen das abwechselnde Steigen auf Zuruf, damit ich in der Lage bin, ein paar schöne spektakuläre Fotos von Klettersteigmodel Leon machen zu können. Und tatsächlich sind Stellen, wo ich zum Fotografieren sicher und gut stehe, hier nicht die Regel.

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Leon zeigt Einsatz.

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Auch wenn es hier nicht mehr überhängend ist, so bleibt es erst einmal ausgesetzt mit viel "Gaz".

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Da sollte man sich schon konzentrieren.

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Leon quert noch, ich durfte schon mal einige Meter steil absteigen...

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Nun steigt auch Leon ab.

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Ich sehe inzwischen schon, wie sich der Steig in einer kleinen Höhle gabelt - links (gelb) einfacher (AD = assez Difficile = mittelschwer, die 3. der 6 Schwierigkeitsstufen, rechts (rot) D+ = Difficile+ = schwierig+ mit Stellen von TD+ = Tres Difficile+ = Sehr schwierig+ (der zweithöchsten Schwierigkeitsstufe).

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Leon ist fast auf meine Höhe abgestiegen. Schaun wir mal, wie er sich entscheidet. Ich plädiere ja auf jeden Fall für den roten Weg...

Die Fotos wie gehabt anklicken, um sie in ganzer Schönheit betrachten zu können...
Beste Grüße

Torsten

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thvins

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Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2014 - 10.05.2014 (49)

BeitragMi 27. Aug 2014, 17:38

Na, wenn wir schon mal hier sind, dann machen wir auch was Richtiges - so der Kommentar von Leon auf die Darstellung der beiden Möglichkeiten am Fels der Via Ferrata Mende - Coeur de Lozère - Le Rocher de Moise.

Und so finden wir beide, das "rot" die Farbe unseres Weges ist...

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Und sofort wird es bereits in der Höhle richtig knackig. Während der einfache Weg unten sanft aus der Höhle hinausführt, müssen wir oben zu einem kleinen Fenster raus - und bis dorthin heißt es - überhängend quer hangeln...
Das erfordert Konzentration und jede Menge Kraft. Auf dem Sims des Felsfensters ist der erstmal einzige vernünftige Stand, so dass ich Leon hier beim Kraftakt knipsen kann.

Dann aber geht es in einer überhängenden Wand ca. 6 bis 8 m nach oben mit mehrfachem Umklinken, was nur mittels Einhängen in die kurze Standschlinge problemlos geht. Kraftraubend bleibt es trotzdem. Als ich dann wieder richtig stehen kann, gibt es erst mal einen kleinen Befreiungsschrei... Leon als recht langer Lulatsch hat es ein wenig einfacher als ich mit meinen recht kurz geratenen 1,75 m. Aber wer noch kleiner ist, kommt dann richtig ins Keuchen... Definitiv nichts für Anfänger oder gar Kinder. Hier wird das Adrenalin mit Kanonen verschossen...

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Leon fast am Ende des Überhanges. Und ich bin noch nicht wieder ganz ruhig, so dass ein wenig Finger von mir irgendwie mit auf dem Foto ist - macht nichts, dafür ist es live und nicht gestellt.

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Leon nach dem letzten Umklinken im Überhang. Jetzt noch ein paar kräftige Züge und dann auf dem Band wird es leichter - für die Physis zumindest.

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Auf der kurz darauf folgenden Affenbrücke strahlt er schon wieder. Alles Easy!!! Vor dieser Brücke haben sich die beiden Wege wieder vereinigt.

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Auch wer also den leichten Weg wählt, der kommt um das wacklige Vergnügen hier nicht herum.
Und weiter wird am Fels schön ausgesetzt gequert, wenig später kommt die nächste, längere, aber einfach zu überwindende Brücke.

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Das Witzige am Queren um solche Kanten ist immer, dass man erst mal nicht sieht, was einen danach erwartet...

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Noch einmal gabelt sich der Weg, gelb trullert unten leicht aus, bei Rot geht es noch mal vertikal, aber nur wenig überhängend nach oben auf einen frei stehenden Turm.

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Wenn ich mir die vor uns Kletternden anschaue, sehe ich, dass es diesmal aber nicht so "schlimm" ist, wie an der ersten kraftraubenden schwierigen roten Passage. Ich will nicht sagen, dass das jetzt Pille-Palle ist, aber der Turm läßt sich schlußendlich doch ganz gut erklimmen.

Und hier kommt auch Leon schon das letzte Stück der Querung vor der erneuten Gabelung der Wege.

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Wer eine Petzl -Seilrolle oder ähnliches Gerät besitzt, der kann dann auch noch eine Seilbahn fahren, für uns ist kurz nach dem Turm dann schon Schluß mit Lustig.

Wir sind wieder im Wald, es geht leicht bergan und dann sind wir auf dem schon vom Hinweg her bekannten Weg und müssen nur noch ganz entspannt wieder zum Parkplatz vor laufen.

Der Klettersteig insgesamt bietet zwar keine spektakuläre Aussicht, man schaut auf Wald, Tal, benachbarte Felsen und wieder Wald. Es geht auch nicht hunderte Meter in die Tiefe - obwohl es tief genug runtergeht... - durch die Querungen um diverse Kanten und die schweren Abschnitte, bzw. den ersten Abschnitt, der TD+ durchaus verdient, kommt die Psyche dennoch auf ihre Kosten und auch das physische Workout ist nicht von schlechten Eltern. Alles in allem eine gelungene Sache, die auch den kleinen Abstecher und Umweg lohnt. Die rote - sprich schwere Variante erhält daher auch eine 18,5/20 von mir, mit grandioserer Umgebung hätte ich auch gern die 19 vergeben. Aufgrund der sportlich ambitionierten Führung lohnt sich dieser Steig, aber nur für Ferraristen mit einiger Erfahrung. Anfänger sollten beim gelben Steig auch schon gut auf ihre Kosten kommen. Eine 16,5 oder 17/20 sollte auch da durchaus vergeben werden können, also sprich, wenn man in der Gegend ist, ist auch das immer noch eine lohnende Aktion.

Geschafft und glücklich sind wir dann wieder beim Auto und lassen uns abrollen - zurück nach Mende, so wie wir gekommen sind. Die anschließende Fahrt über das Zentralmassiv ist landschaftlich auch immer wieder schön und dank wenig Verkehr und noch weniger Ortschaften geht es auch recht gut nach Le Puy weiter, wir kaufen unterwegs noch bissel was zu Essen ein und finden auch einen schönen Platz fürs Picknick. Bei Le Puy steuern wir noch einen großen Supermarkt zum Tanken an und ich kaufe schon mal das Eine oder Andere an Lebensmitteln für zu Hause, so dass ich mich dann nur noch nach den frischen Sachen umschauen muss.

Von hier nach St. Etienne runter gibt es wieder einige autobahnmäßig ausgebaute Abschnitte, leider fängt es wieder an mit regnen, sonst hätte es sich gelohnt, noch mal hier zu rasten, denn oben auf dem Paß muss es noch eine weitere Via Ferrata geben... Wir aber rollen nun durch unbeständiges und wieder deutlich schlechteres Wetter. Auch die Autobahn von St. Etienne nach Lyon und um Lyon herum ist mautfrei, aber mit vielen Blitzern (wie inzwischen überall in good old France) gespickt, man beachte also die Geschwindigkeitsbegrenzungen...

Aber am Ende komme mir kein bayrischer Minister mit solchen Geschichten wie "Die Deutschen müssen ja in Frankreich auch die Autobahn bezahlen." - Die Deutschen können in Frankreich die Maut bezahlen, wenn sie es denn wollen, aber es gibt auch genug mautfreie Autobahnen, von allen anderen gut ausgebauten Straßen ganz zu schweigen... Hoffen wir, dass dies alles auch in Zukunft so bleibt und jener Bayer hier nicht eine Lawine lostritt, bei der wir Deutschen nur verlieren können. Schließlich sind wir überall außer in Deutschland Ausländer...

An Bourg-en-Bresse fahren wir noch vorbei, ich kenne da einen von mir schon öfter genutzten Biwakplatz und bis dahin fahren wir noch, auch wenn es inzwischen dunkel geworden ist. Zum Glück hat es wieder mit Regnen aufgehört, so dass wir noch in Ruh kochen und essen können. Das Wetter morgen früh wird dann über unsere Route durch das Jura entscheiden...
Beste Grüße

Torsten

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