Do 13. Jun 2013, 09:19
28.04.2013 - Teil 32Erneut hat es die ganze Nacht geregnet, ob Regen oder Schneeregen, wer weiß das schon genau, wir sind absichtlich nicht raus aus dem Zelt, doch das Geräusch kommt Steffen "spanisch" vor.
Eigentlich haben wir für den heutigen Vormittag eine kleine Wanderung vor, die können wir uns wohl abschminken. Wir bleiben liegen. Aber vom Liegenbleiben wird es alles nicht besser, also wagen wir uns am Ende gegen 9.30 Uhr raus und kochen Kaffee, den wir dann allerdings im Auto trinken, was natürlich sofort von innen beschlagende Scheiben zur Folge hat.
Steffen meint, außergewöhnliche Momente soll man im Bild festhalten, drückt mir einen Schirm in die Hand und meint, ich soll ein dummes Gesicht fürs Foto machen... Jaja, immer diese Sprüche, aber hier ein dummes Gesicht zu machen, fällt wahrlich nicht schwer.
Jetzt, wo alles überstanden ist, kann ich sogar drüber lachen, daher muß das Foto auch hier mit rein. Man muss einfach über sich selbst lachen können - aber glaubt mir, in dem Moment war mir überhaupt nicht zum Lachen zumute...Wir sind ratlos, aber wir können uns nicht gehen lassen, denn immerhin haben wir heute nachmittag einen Winzertermin - ein Stück weit außerhalb des Priorats und auch noch in die gänzlich entgegen gesetzte Richtung. Eigentlich hätten wir ja bereits ganz wo anders zelten wollen...
Wir beschließen zunächst, das Bäckercafé in
Cornudella aufzusuchen, noch nicht ahnend, dass dies wohl der Lieblingsaufenthaltsort unsererseits für diese Tour werden soll...
Der Himmel ist tiefgrau ohne Ende und es ist überhaupt nicht das Wetter, welches ich auf Wetter.com in der Prognose gefunden habe... Was kann man man eigentlich mit einem Wetterfrosch machen, der sich beständig irrt...
Wirft man ihn mit Schmackes an die Wand, wurde früher ein Prinz draus. Heut verklagt dich höchstens der Tierschutz dafür.
Es ist nicht fair, alles nicht fair... Wenigstens haben wir lange und warme Sachen bei, denn in den Pyrenäen hatte ich mit noch nicht so hohen Temperaturen gerechnet. Aber hier???
Ich hatte in all den Jahren noch nie einen Regenschirm im Auto, wenn es ins Priorat ging. Steffen wollte unbedingt einen eingepackt wissen - und ich weiß jetzt, Steffen ist schuld... Der Schirm provoziert den katalanischen Wettergott und er wird uns jetzt seine Macht demonstrieren...
Wir sehen uns die Tristesse aus dem Bäckercafé heraus an. Ich nutze auch gleich die Gelegenheit noch ein paar Lebensmittel im Supermarkt nebenan zu kaufen. Und irgendwie habe ich ein blödes Gefühl dabei, das Zelt heute wieder stehen zu lassen und am Abend wieder in La Morera landen zu müssen...
Wir beschließen, das Zelt doch abzubauen und stopfen die nasse Unterlegplane und das nasse Zelt in große Säcke. Wohin in der nächsten Nacht? Wir wissen es nicht - wir wissen nur, dass wir nicht schon wieder 60 oder mehr Euro nur für einen trockenen Platz ausgeben wollen - und auch nicht können. Steffen hatte eigentlich ein Budget von Null für die Übernachtung fest eingeplant und auch ich muss das bissel Geld, was bleibt, nicht vorschnell verpulvern. Planlos steigen wir ins Auto und halten zunächst in
Scala Dei, um unseren Müll zu entsorgen.
Sofort laufen wir meinem Olivenbauer Fernando und seiner Frau in die Arme, die sich freuen, mich wiederzusehen. Wir werden sofort in den Laden gebeten, bekommen Brot, Wurst, Tapenade und Olivenöl hingestellt und erzählen uns gegenseitig, wie wir über die Winter gekommen sind. Ich mache ihm klar, dass ich unbedingt Tapenade mit nach Deutschland nehmen muss, die von der Öllieferung ist fast alle. Wir hätten auch nicht gedacht, das das so gut anläuft, aber wo immer ich sie anbiete, wird sie gern genommen. Und auch immer öfter läßt sich ein Weinkunde ein oder zwei Gläschen mit ins Weinpaket packen...
Sie werden mir welche für die Firatage fertigmachen - ich bestelle jeweils einen Karton von der schwarzen und von der Arbequina-Paste. Wann ich Steffen die Mühle zeigen will, werde ich gefragt und wir machen einen Termin für den 30.04.
Denn am 01.05. wollen wir eh im Naturpark wandern gehen und das mit Start- und Ziel von der Einsiedelei bei Cabaces aus.
Dort gäbe es auch eine Refuge, die wir zum schlafen nutzen könnten, erzählt uns Fernando und uns wird klar, dass wir dann auch für heute abend ein Ziel haben, sollte es nicht aufhören zu regnen.
Dann halten wir in
Gratallops und sagen im
Celler Cecilio und im
BonViUre guten Tag - eine weise Entscheidung, denn sowohl August Vicent als auch Jaume Balaguer werden wir dieser Tage nicht erneut antreffen. Mit Jaume müssen wir sofort zum Keller von Balaguer I Cabre rüber und so haben wir bald weitere Musterflaschen an Bord. Nunja, wenn es so stark regnet, dass wir nicht mehr aus dem Auto aussteigen können - genug zu trinken hätten wir an Bord. Sähe nur äußerst komisch aus - auf irgendeinem Parkplatz zu stehen und mit großem Glas hinterm Steuer zu sitzen...
Aber wenigstens geht mir der Humor noch nicht ab, auch wenn das Wetter alles andere wie zum Lachen ist.