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Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013

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vinos

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Re: Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013

BeitragDo 27. Jun 2013, 22:53

Tja, und Klaus-Peter wartet nach einem schönen und erfüllten Tag - einfach mal überall schauen, was es Neues gibt, in Ruhe durch die div. Weinläden schlendern, wieder jede Menge Neues entdeckend, vor allem aus dem Montsant gibt es jede Menge neue Weine, wirklich seltsam, dass ich Torsten und Steffen nicht irgendwo über den Weg laufe... - in La Vilella Alta. Zwischen den Olivenbäumchen lässt sich sicher gut ein Zelt aufstellen und irgendwie hatte ich noch ein Telefongespräch mit Torsten im Kopf, wo er mir erzählte, dass er dort auch schon übernachtet hat.
Zum draußen sitzen ist es zu kalt und windig, aber im Auto ist es ganz gemütlich und so geniese ich die Ruhe und warte ich mit Schinken, Oliven, Käse und Brot und einer Flasche La Fuina 2006 auf das neue Prioratmobil von Torsten.
Die Flasche wird leerer, aber niemand kommt und so beschließe ich in den Schlafsack zu krabbeln und ein bißchen "vorzuschlafen", morgen wird es sicher spät werden....
Beste Grüße
Klaus-Peter
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thvins

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Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013 (57)

BeitragFr 28. Jun 2013, 08:24

03.05.2013 - Teil 57

Tja, das mit der deutsch - deutschen Fira-Wiedervereinigung ist erst mal schief gegangen. Den Platz in La Vilella Alta hatten wir zwar letztes Jahr gefunden und während der Wanderung unser Auto dort abgestellt, aber wir hatten nur mal von oben geguckt und sind letztes Jahr nicht runter gegangen. Dann hätte ich es sicher schon anders eingeschätzt. Und oben die Fläche mit den kleinen Olivenbäumchen war uns zu steinig. Das wäre wieder mehr nächtigen als schlafen. Und man könnte zwar auch in meinem neuen Prioratmobil schlafen, aber müßte immer alles umräumen und das ist grad zu zweit dann doch schon umständlich und aufwändig.

Da mach ich lieber die Füße im Zelt richtig lang und lass mir den frischen Wind um die Ohren wehen. Klar, zur Not, bei den Bedingungen wie dieses Jahr hole ich mir auch den Tod - und wenns der nicht ist, dann wenigstens einen prächtigen Schnupfen...

Und der kommt ausgerechnet heute...

Nach dem Frühstück und Zeltabbauen geht es also erst noch mal nach Cornudella. Nicht nur Einkaufen, einen Kaffee beim Bäcker trinken (und vergessen, Brot zu kaufen), auf die Toilete gehen, nein auch noch eine Apotheke finden und nach einem Schnupfen-Wundermittel fragen...

Eigentlich bin ich beim Einnehmen irgendwelcher Arzneimittel immer sehr skeptisch und traue den meisten Pillen und Tinkturen etc nicht über den Weg und spätestens nach gründlichem Lesen des Beipackzettels stelle ich fest, man hat mir wieder ein Mittel für teures Geld verschrieben, dass ich lieber wegwerfen möchte als einnehmen. Aber hier kann ich den katalanischen Beipackzettel eh kaum lesen... (vielleicht sollte ich Arznei nur noch in Ländern kaufen, deren Sprache ich nicht genügend spreche, um die Beipackzettel zu verstehen?)

Und siehe da, es hilft wirklich. Jaja, ich weiß, alles nur Placebo - Effekt, aber meine Nase ist wieder funktionstüchtig und nur das zählt im Hier und heute.

Wir fahren dann rüber nach Porrera und sofort fällt uns ein Auto auf, welches unbedingt hier hin gehört - es hat ein Ulmer Kennzeichen...

Da sitzt er denn auch auf dem Plaza Catalunya und guckt, ob denn mal wer kommt... Die deutsch-deutsche Wiedervereinigung kann kommen, besser spät als nie - endlich wächst im Priorat zusammen, was im Priorat zusammen gehört.

Während wir so sitzen - Steffen liegt sofort lang und lässt sich ein rares Gut auf den Bauch scheinen - die 2013er Sonne, während wir so sitzen und über die Erlebnise der vergangenen Tage reden, da kommt Pere Sangenis des Wegs, begrüßt uns freudig und meint etwas von: "Fehlt nur noch das Glas Wein für Euch, Jungs" und ich entgegne lachend: "Ja, so ein Glas Weißwein wär jetzt perfekt..." Da kenne ich Pere Sangenis seit über 10 Jahren, wir brechen uns jedesmal einen auf Katalan ab, wenn Maria nicht greifbar ist, verstehen uns aber trotzdem, zur Not mit Händen und Füßen - und gestern abend lerne ich, dass Pere recht gut französisch spricht... :shock: ;)

Ich übersetze es noch Klaus-Peter, der grinst und meint, es wäre tatächlich eine gute Idee für einen perfekten Morgen auf dem Plaza Catalunya, da kommt auch Pere Sangenis schon mit den Gläsern raus und bringt uns einen Lo Coster Blanc 2011...

Das Leben kann so schön sein, bei allen Grausamkeiten, Widerlichkeiten und Sinnlosigkeiten, aber am frühen Freitag Morgen auf dem Plaza Catalunya in Porrera sitzen und einen vom Winzer raus gebrachten Lo Coster Blanc trinken - da vergißt du sämtlichen Nuff um dich herum und freust dich nur noch, dass du lebst...

Das hat dann wirklich was von einem perfekten gelebten Moment.

Wir beratschlagen, wie es an dem Tag weiter geht - und überhaupt... - Steffen bringt die Möglichkeiten auf den Punkt: "Ich spiel Taxi und Ihr könnt bzw. müßt euch besaufen..."

Einspruch, Euer Ehren, das mit dem Taxi ist gut, besaufen werden wir uns denoch nicht können, es sind drei Veranstaltungen hintereinander und wir wollen auch die letzte bis zum Schluß miterleben. Aber ein bisschen weniger spucken, dass ist schon was und es beruhigt, zu wissen, dass da ein Fahrer ist, der den Uniformierten mit lässigem Grinsen begegnen kann...

Klaus-Peter hat ja schon wieder Bekanntschaft mit der uniformierten Truppe gemacht...

Wir überreden Klaus-Peter, dass auch ihm nach der Carignan Nacht ein Spaziergang zur Einsiedelei Sant Antoni hoch gut tut und dass wir besser die Autos dort oben parken. Sein Zelt will er dennoch nicht dort oben aufbauen, er will dann nur noch ins Auto fallen müssen...

So fahren wir denn hoch nach Sant Antoni, wir stellen die Autos ab und werden hinterher gleich zugeparkt - von den Spaniern, die wir schon von der Nacht des 1. Mai kennen gelernt haben.

Klaus -Peter kramt noch zwei angefangene Priorat-Weine raus, die ich noch nicht kenne, ich bemühe die Trangia´s und koche uns erst mal was für eine kräftige Grundlage für den langen Tag - und Steffen ist vom Rundblick hier oben so begeistert, dass es gleich eine ausführliche Bilderserie dazu gibt...

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Wieso eigentlich ist nichts mehr vom La Fuina da? Das Tierchen hätte mir hier oben auch gefallen...
Beste Grüße

Torsten

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thvins

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Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013 (58)

BeitragSo 30. Jun 2013, 18:40

Teil 58

Wir trinken zum Essen - Nudeln aus dem Trangia - zwei Weine, die Klaus-Peter interessehalber am Vortag geöffnet hatte:

Bodegas B.G.; Pamatura - Vi de familia; Priorat - Gratallops; 2010 rot;
14°

Ein fruchtbetonter einfacher und runder Wein mit offener Nase und mittlerem Körper. Gute Tanninreserven, aber etwas rustikal. Wenig Tiefe und sehr einfach gestrickt, aber insgesamt noch ein sehr guter Wein. 88/100 Th.

Cal Batllet (Ripoll Sans); Artai; Priorat - Vi de la Vila de Gratallops; 2009 rot;
15°; 75% Grenache und Carignan; 25% "foreign varieties" - andere Rebsorten...

Eine volle dunkle Frucht, gepaart mit einer Kräuterwürze und etwas Kräuterlikör, dazu jede Menge Schiefer. Das macht schon richtig Spaß und er hat recht viel Tiefgang für einen Basiswein. 93+/100 Th. Exzellenter Wein.

Es wäre eigentlich an der Zeit, mal wieder bei Marc Ripoll vorbei zu schauen, mal sehen, ob sich dieser Tage hier durch Zufall etwas ergibt...

Nachdem wir uns an der Einsiedelei Sant Antoni schon mal gestärkt haben, packen wir ein wenig Gepäck um, so dass Klaus-Peters Auto hier stehen bleiben kann und wir zu dritt mit meinem Auto fahren können.

Dann darf Steffen seinen Job machen und es geht rüber nach Falset. Wir parken gleich unterhalb des Schlosses, auf der Porrera zugewandten Seite - dann sind wir nach unserem Intermezzo bei der Weißweinprobe gleich am Auto und kommen schnell wieder nach Porrera zurück.

Wir haben noch ein wenig Zeit - und da ja auch Klaus-Peter wie ich seit Jahren ein Fan der Eisdiele in Falset ist, gibt es zunächst ein leckeres Eis für uns Leckermäulchen.

Steffen begleitet uns dann zwar zum Triangle del Tast - Laden, aber er wird nicht an der Probe teilnehmen - stattdessen bekommt er den Auftrag, noch für Brotiges zu sorgen. Er wird uns dann später aus dem Schloß zerren müssen...

Vor der großen Weißweinprobe aber findet in den beiden Weinläden Falsets eine Präsentation der neuen Weine und des neuen Konzeptes des höllischen Trios aus Frankreich statt. Wir machen diese Probe im kleineren der zwei Weinläden mit, Pedro und seine Frau sind auch rechtzeitig zur Stelle und auch einige Mitverkoster erkennen wir von früheren Firas wieder.
Das ist hier so langsam schon eine eingeschworene Gemeinschaft.

Die Präsentation des L´ Infernal Projektes findet zeitgleich in beiden Läden statt, wir sind hier bei Pep Aguilar, einem der beiden Önologen vor Ort mit von der Partie, der uns auch gleich mit Infomaterial und technischen Datenblättern zu den Weinen versorgt, die es in Glas gibt.

Die drei Winzer aus Frankreich - Laurent Combier, Peter Fischer und Michel Gerin sind allerings noch nicht anwesend. Diese drei hatten das Projekt 2002 ins Leben gerufen, einen der steilsten Weinberge überhaupt im Priorat gekauft, restauriert und zum Teil neu aufgerebt und Weine gemacht, die unter dem Namen Trio Infernal schnell für Furore sorgten. Anfangs wurden noch Weinberge gepachtet, um genug Wein machen zu können, neben den raren Weißen Trio Infernal 0/3 gab es einen Trio Infernal 1/3 und einen Trio Infernal 2/3, beides Rotweine, später kam noch der rote Basiswein Riu dazu. Man hatte einen Keller in Torroja del Priorat angemietet, irgendwann aber auch beschlossen, einen eigenen zu bauen und dieser ist inzwischen komplett in Betrieb. Auch sind die Erträge aus dem eigenen Weinberg so, dass man auf die gepachteten Weinberge inzwischen verzichten kann.

Fatalerweise hatte man auch noch einen Namensprozeß führen müssen - eine chilenische Firma hatte gegen die Verwendung des Namens Trio Infernal geklagt und den Prozeß in zweiter Instanz gewonnen. An dieser Stelle war das gesamte Projekt arg gefährdet, aber die Kämpfer waren stark genug, sich neu auf zu stellen und nun wird das Ergebnis der Neuorientierung hier vorgestellt...

Einen 1/3 wird es zukünftig nicht mehr geben, an Stelle dessen treten drei reinsortige Weine vom L´ Infernal Weinberg, einen Syrah, einen Carignan und einen Grenache. Alle drei aus 2011 werden wir hier erstmals in die Gläser bekommen, ebenso wie den 2008er Aguilera. Dieser ist nichts anderes als der frühere Trio Infernal 2/3.

Der Riu als Basiswein behält seinen Namen, der weiße 0/3 wird künftig als Riu Blanc verkauft.

Die ersten Eindrücke von den neuen Weinen wird es in Kürze auf meinem Blog nachzulesen geben.

Wir aber machen uns dann mal so langsam auf in Richtung des Schlosses von Falset.
Beste Grüße

Torsten

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Alas

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Re: Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013

BeitragSo 30. Jun 2013, 21:19

Hallo Torsten!

In der Folge 57 sehen die Rebparzellen auf den Fotos teilweise recht ungepflegt aus. Welchen Grund kann das haben?

Gruß

Alas
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thvins

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Re: Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013

BeitragSo 30. Jun 2013, 22:21

Hallo Alas,

welche Fotos meinst du hier konkret?
Beste Grüße

Torsten

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Alas

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Re: Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013

BeitragSo 30. Jun 2013, 23:17

Von oben nummer 7 und 8, die schmalen.
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thvins

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Re: Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013

BeitragMo 1. Jul 2013, 00:05

Das ist der Weinberg direkt hinter Sant Antoni, ich glaube (weiß es aber nicht 100%ig), die gehören entweder zu Vall Llach oder zu Cims de Porrera bzw. sind es Traubenlieferanten für einen der beiden Hersteller, was damit genau ist, kann ich dir nicht mal sagen. Aber stimmt, es sieht bissel durcheinander aus, zum einen mit blühenden Blumen und Gras wie beim Bioanbau, zum anderen offensichtlich gespritzt im Kreis rings um die Reben...

Steffen wollte sicher nur das Panorama fotografieren, aber das zu Sehende wirft wirklich Fragen auf...

Allerdings gibt es leider auch in Porrera durch die Krise inzwischen wieder Weinberge, die gegenwärtig nicht mehr bewirtschaftet werden bzw, werden können...
Beste Grüße

Torsten

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Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013 (59)

BeitragMo 1. Jul 2013, 09:31

Teil 59

Während der eine oder andere meinen Artikel zur Präsentation der L´ Infernal Weine noch auf meinem Blog nachlesen möchte -
http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... er/?p=5569 - sind wir schon auf dem Weg zum Schloß, wo in der großen Apsis - Halle die diesjährige Weißweinprobe der Fira 2013 stattfinden wird.

Leider ist es wie in den letzten Jahren, der Termin überschneidet sich mit der Carignan - Probe in Porrera, aber wenigstens beginnt man hier etwas zeitiger. Dank Steffen als Fahrer können wir wenigstens ca. eine Stunde lang Weißweine probieren, stressig bleibt es aber trotzdem und eine terminliche Entzerrung wäre wünschenswert.

Schließlich ist das gebotene Programm hier recht kompakt. 41 Aussteller allein aus den hiesigen Anbaugebieten Priorat und Montsant stellen ihre - teils ultrararen - Weißweine vor, dazu kommen 18 Aussteller aus anderen Gebieten Kataloniens sowie aus Frankreich, Deutschland, Österreich, Portugal, Italien, Ungarn und Andorra...

Da in einer Stunde das Maximale abzugreifen bedeutet, im Stechschritt durch die Halle zu rennen, nur wenige Worte mit den Winzern und Bekannten auf Besucherseite zu wecheln, konzentriert zu verkosten und zu spucken und aufpassen, keinen Herzkasper zu bekommen... Entspannt probieren geht anders... - aber wir sind ja schließlich nicht nur zum Spaß da...

Am Anfang ist es natürlich wie immer, noch längst sind nicht alle Stände besetzt oder der Wein ist noch nicht entsprechend vorbereitet... Hier fehlt noch der Winzer, dort der Korkenzieher, der Kühlkübel oder der Wein. Wünschen kann man sich da am Anfang nichts - da kann nur pragmatisch rangegangen werden, der erste Prioratwinzer, der schon "verkostungsfertig" ist, darf uns seinen Wein in die Gläser geben. Es ist Christopher Cannans Clos Figueras, bei dem wir zunächst den 2012er Font de la Figuera ins Glas bekommen. Wie immer bewerten Klaus - Peter und ich die Weißen recht kontrovers, doch wird man später bei den Notizen zu den verkosteten Weinen sehen können, dass wir uns annähern.

Dann sprintet jeder in seinem Tempo durch die Halle, ab und an begegnen wir uns für drei kurze Worte, wie ich auch Pedro, Chris und anderen bekannten Gesichtern begegne. Viel Zeit zum Gedankenaustausch können wir uns nicht gönnen.

Ich will zumindest unbedingt den andorranischen Riesling probieren - außerhalb des "Priorat-pflichtprogramms", dort am Stand erkenne ich jedoch einen jungen Önologen sofort wieder, der mich auch gleich angrinst. Fehlt nur sein Destrankis-T-shirt... (aber ich ziehe meins ja auch erst zur Torroja - Probe an...) - es ist der Neffe von Jordi Aixalà, der auch beim Pardelasses - Projekt mitmischt, aber sein Geld hauptsächlich bei Bernard Magrez in Porrera verdient. Und nun eben auch das zweite von bislang vier Weinprojekten in Andorra önologisch betreut.

Der Wein ist noch nicht genug runter gekühlt, also muss ich erst mal wo anders weiter machen und treffe auf die hochschwangere Silvia Puig, die dieses Jahr nur hier zu finden sein wird, um wenigstens ihre aktuellen Weißen zu zeigen. Auf die Frage, wann es denn so weit sei, antwortet die quirlige junge Frau - morgen vielleicht, oder in den nächsten Tagen...

Weiter geht es für mich gleich nebenan mit dem Celler Fuentes, inzwischen guckt mich gleich jeder Nachbar an, ob ich auch zu ihm komme... Dann schnell den Artigas Blanc von Mas Alta ins Glas, der sich als einer der besten verkosteten Weißen heraus stellen wird - ich erfahre, dass Mas Alta dieses Jahr wenig präsent sein wird, werde aber aufgefordert, aktuelle Muster für den Prioratführer auf dem Weingut abzuholen.

Erneut nach Andorra gucken... - diesmal habe ich Glück und bekomme einen außergewöhnlich frischen, knackig - trockenen Riesling ins Glas, der mich wirklich begeistert, allein schon wegen seiner Charakterstärke... Da gibt es wieder neue Ziele in meinem kleinen Lieblingsland Andorra... Vier Winzer gibt es dort inzwischen, Borda Sabaté ist der zweite gewesen, aber der erste, der ökologischen Weinbau dort betreibt. Neben dem probierten 2010er Escol Riesling wird es in 2011 einen ersten Roten aus Merlot, Syrah und Cornalin geben und einen weißen trockenen Schaumwein.

Nach einem andorranischen Riesling muss natürlich ein Deutscher zum Vergleich her, das Aguiló präsentiert mir den 2011er trockenen Westhofener Riesling von Wittman. Nicht schlecht, aber zu glattgebügelt und mainstreamig in meinen Augen, mehr Restsüße am Gaumen und irgendwie langweiliger als der spannendere Andorraner... - ich weiß, ich bin nicht dazu berufen, über Riesling zu fabulieren, aber es ist so mein ureigener Eindruck und meine Meinung. 1:0 für Andorra an der Stelle.

Und weiter geht es im Sauseschritt, neben dem Dido Blanc aus dem Montsant von René Barbier Junior vor dem Nelin muss ich noch einen weißen Chardonnay von Peter Fischers Château Revelette aus der Provence probieren, ansonsten giere ich nur nach so viel Priorat wie möglich... Bis dann Steffen kommt und zum Aufbruch mahnt...

Neben 15 verkosteten Prioratweinen wird dann meinerseits in Kürze auf meinem Blog auch über die vier weiteren Weine gesprochen, aber auch Klaus-Peters Notizen kommen gleich dazu, denn diese hat er mir schon zur Verfügung gestellt, so dass man dann bei einigen Weinen zwei Meinungen hat.

Und zwei Winzertermine für die folgenden Tage wurden auch gleich fertig geklopft - bei Marc Ripoll und bei Agnès de Cervera...
Beste Grüße

Torsten

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Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013 (60)

BeitragMi 3. Jul 2013, 08:57

Teil 60

Wer sich für die Verkostungsnotizen zu den in Falset auf der Weißweinprobe verkosteten Weinen interessiert, der muss erst mal hier hin springen: http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... er/?p=5596, alle anderen fahren gleich mit uns rüber nach Porrera. Klaus-Peter und ich sind bereits etwas euphorisiert, Steffen hat seine liebe Not, sich auf die enge und kurvenreiche Straße zu konzentrieren, dummerweise kommen die Autos einem immer in der Innenkurve entgegen... Wir helfen aber mit, so gut wir können, entgegenkommende Autos zu identifizieren. Wieso eigentlich ist grade jetzt so viel Gegenverkehr? Ich mutmaße:"Das sind alle die, die bei der Probe in Porrera nicht mehr untergekommen sind..."

Wir aber haben unsere Plätze zur "V. Tast - Carinyenes A Porrera" schon längst gesichert. Steffen schmeißt uns raus und fährt das Auto hoch zum Biwakplatz und baut dort das Zelt auf. Dann wird er zu Fuß nachkommen.

Wir haben schon bald erste Hände geschüttelt und halten unser Glas in der Hand und haben unser Namensschild um den Hals gehängt bekommen. Das kleine Büchlein zur Veranstaltung mit allen Informationen zu den zu probierenden Mustern enthält in diesem Jahr eine wesentliche und nützliche Neuerung - eine Lagenkarte, in der die Herkünfte der einzelnen Muster erkennbar sind.

Ohne uns lange bei der Vorrede aufzuhalten, stürzen wir uns sofort ins Getümmel. Unser erstes Muster ist das Muster 13, ein 100% Carignan der Lage La Plana, der in die Weine der Domaines Magrez eingeht. Die Reben sind 400 m hoch gelegen und 90 Jahre alt, der Weinberg hat eine Südwestlage. Der 2012er ist noch sehr frisch und lebt auch davon, ein mittlerer Körper und etwas Bitterschokolade - ja, wir sind in Porrera... Ein wenigstens exzellentes Muster, das später in den Sine Nominé - den Depardieu - Wein eingehen wird.

Es geht weiter mit dem Muster 12 aus 2011 für Clos Dominic. Die 100 Jahre alten Reben finden wir in La Tena, 430 m hoch in südöstlicher Lage gelegen. 75% davon gehen in den Clos Dominic Vinyes Altes ein. Und das geht dann schon richtig gut los - mit diesem Muster sind wir dann schon angekommen, die anspringende offene Nase ist Spaß pur, ringsum höre ich nur "Ah!", "Wow" und "Ou-oh"... Begeisterung bei jedem Mittrinker, ein Weltklassemuster, sehr trocken, sehr reichhaltig, wird ein voller Erfolg in 2011. Das setzt schon mal die Messlatte sehr hoch und wir können schon mal zu tanzen anfangen! Aber genau deswegen sind wir ja hier.

Wie üblich gibt es hier zu der Veranstaltung lediglich Carignan - Muster, die dann später Teil der "richtigen" Weine sind. Aber der eine oder andere hat auch Bück-Dich-Weine dabei, die im Heftchen nicht verzeichnet sind - fertige Weine, oft auch in der Minimenge nur des besten Fasses, allenfalls also Weine, von denen nur zwischen 300 und 500 Flaschen jährlich existieren. Weltweit. Ein erster dieser Weine, der Clos Dominic Vinyes Altes Selecciò Miriam; 2008 rot; kommt gleich in unsere Gläser - wie alle kompletten Weine wird dieser dann in den Verkostungsnotizen des Prioratführers und auf meinem Blog zu finden sein.

Auch die Weine von Cims de Porrera gibt es dann auf dem Blog, denn hier werden nur schon fertige Weine vorgestellt (Muster 11, 10 und 9)

Die 11 ist der spätere Cims Classic Carinyena aus 2011, ein Verschnitt aus verschiedenen Lagen, 70 bis 90 Jahre alter Reben, die 350 bis 650 m hoch wachsen.

Wein 10 ist der Cims de Porrera - Lo Tros del Soci - Sentius aus 2005 aus der Ost-Lage Sentius, 630 m hoch und 70 bis 90 Jahre alte Reben.

Wein 9 ist der Cims de Porrera - Lo Tros del Soci - La Solana d´en Pubill aus 2000 aus der gleichnamigen Süd-Lage, 450 m hoch und 80 Jahre alte Reben.

Die Weine dieser Tros del Soci - Reihe sind gegenwärtig noch nicht im Verkauf, die ersten, ältesten Weine dieser Raritäten werden aber demnächst zum Verkauf frei gegeben.

Am nächsten Stand wird Deutsch gesprochen. Andreas Claus schenkt bei Vall Llach den Wein aus.
Das Muster N° 8 ist eine 100% Carignan Cuvee der Lagen Sant Antoni, Sentiu und Solà, 350 bis 400 m hoch glegen. Die Lagen sind Süd- bzw. Südost- , die Reben 80 bis 100 Jahre alt. Das Ganze ergibt dann 70% des neuen 2012er Vi de Vila von Vall Llach.

Wie bereits im letzten Jahr andiskutiert, wird der große Vall Llach dann nur noch aus den eigenen Weinbergen kommen und es wird davon nicht mehr mehr als 2000 bis 3000 Flaschen geben, der neue Vi de Vila wird sich mit 5000 bis 6000 Flaschen und einem angedachten Preis von 50 € darunter platzieren und dementsprechend über dem Idus.

Ein insgesamt exzellentes Muster hier bei Vall Llach, aber das ganz, ganz große Kino vermisse ich hier noch etwas.

Das bekommen wir dann aber nebenan bei Raimon. Der Celler de l´ Encastell präsentiert und grandiose Weltklaseweine im Doppelpack. Es gibt zwei Mal den Roquers de Samsó - das Muster 7 ist der 2011er
, das Muster 6 ist der 2010er. Die inzwischen jährlich 500 Flaschen dieses Weines, der seit 2007 gesondert als Bestes Fass angeboten wird, kommen aus der Lage Mas d´ en Cazador, 500 m hochgelegen - 75 bis 100 Jahre alte Carignan Lage auf blankem Schieferfels in Nordlage, viel spektakulärer geht es nicht. Und so sind dann auch die Weine.

Auch hier wächst engagierter Nachwuchs heran, Raimon lässt die Weine von seiner inzwischen fast 15jährigen Tochter ausschenken, die ich noch als Kindergartenkind vor Augen habe... Kinder, wie die Zeit vergeht...
Beste Grüße

Torsten

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thvins

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Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013 (61)

BeitragSo 7. Jul 2013, 17:29

Teil 61

Wir haben beim V Tast Carinyenes A Porrera bereits erste große Carignan Stöffchen im Glas gehabt, da kommt dann auch Steffen zu uns. Er hatte das Auto nach Sant Antoni hoch gefahren, das Zelt aufgebaut und eingerichtet und ist dann zu Fuß ins Dorf runter gekommen, um noch ein wenig an der Verkostung teil zu haben. Zuerst hat er sich vom lauten Getrommel nebenan leiten lassen und ist kurz bei der Probe der jungen Trommler gelandet, die sich auf den morgigen Tag der Fiesta Mayor eintrommeln. Ein paar Fotos davon hat er uns mitgebracht:

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Er bekommt aber schnell mit, dass er im falschen Film gelandet ist auf der falschen Party gelandet ist... - wenig später aber dann stößt er zu uns, wir sind grade beim Celler Joan Simo gelandet.

Das Muster 17 stammt aus der Finca Les Eres de Cal Frare von 90 jährigen Rebstöcken, 450 m hoch gelegen in Süd- und Ostlage. Das Muster aus dem Jahr 2011 geht zu 60% in den Les Eres ein. Traditionell werden die Weine hier mi viel Tannin gespickt, so ist es auch bei diesem Wein, dessen Anlagen aber einen exzellenten bis großen Wein ergeben sollten.

Das Muster 18 stammt aus der selben Parzelle, aber aus dem Jahr 2012. Die Trauben gehen erneut zu 60% in den Les Eres bzw. zu 15% in den Sentius ein. Der Wein ist deutlich frischer und fruchtbetonter als das vorige Muster, hat eine schöne Konzentration und macht viel Spaß.

Dann gibt es hier ein Muster, welches nicht auf der Liste verzeichnet ist - es ist ein 2012er Wein aus der Lage La Garrantxa, ebenfalls mit einer sehr schönen Frische aufwartend, aber er hat noch ein etwas ruppiges, hartes Tannin. Durchaus gute Ansätze, aber wie immer wird das hier noch viel Zeit brauchen, bis die Aromen nicht mehr durch Unmengen von Tannin erdrückt werden.

Auch ein Muster des Carignan von Steve Colombé wird bei Joan Simó vorgestellt. Muster 19 geht zu 50% in den raren Wein Els Bigotis del Gat ein. Die Reben stammen aus den beiden vorgenannten Weinbergen und sind 93 bzw. 90 Jahre alt.

Der Wein ist etwas verschlossener in der Nase, aber bei einem schönen und noblen Duft, insgesamt trinkiger als Joan Simó´s eigene Muster. Aber auch hier verweist ein deutliches Tannin auf eine lange Lagerfähigkeit. Macht Spaß und dürfte einen exzellenten oder sogar großen Wein ergeben.

Beim Celler Castellet ist das Muster N° 5 wieder ein kompletter Wein in Mikromenge. Es handelt sich dabei um den genialen Empit Selecció 2011, der dann wieder unter den Notizen zu den kompletten Weinen wiederzufinden ist. Ich sag an der Stelle nur: Irrer Stoff!

Zusätzlich gibt es noch ein Muster des 2012er Carignan - er ist noch nicht im Fass und auch nicht auf der Liste. Er ist noch sehr unruhig und enorm jung, hat eine schöne Frische und wirkt etwas leichter als der 2011er. Auch das Tannin macht Hoffnung auf einen erneut wenigstens großen Wein. Schaun wir mal, was sich im Fass entwickelt.

Die Trauben hierfür stammen aus der Lage La Solana, 395 m hoch in Südostausrichtung gelegen. Die Trauben sind älter als 85 Jahre, es handelt sich hier aber um keinen 100%igen Carignan - der Empit Selecció enthält 94% Carignan.

Beim Celler Cal Pla bekommen wir zunächst das Muster N° 3 ins Glas. Der Wein stammt aus der Finca Arbres - eine 400 bis 500 m hohe Nordlage 80jähriger Reben. Die gesamten Trauben des 2011er Musters gehen in den Carinyeta ein, allerdings kommt noch was anderes mit in den Wein, so dass dieses Muster kein kompletter Wein ist. Gegenwärtig ist er noch im Barrique. Wir werden betört von einer völlig üppigen, irren Nase - eine Duftwolke, wie wenn eine Testperson im Parfümladen alles Mögliche in den Raum gesprüht hat - das Ganze haut voll durch, der ahnungslose Verkoster wird völlig erschlagen. Die Fermentation flammte hier ein Jahr lang immer wieder auf... Die Nase verkörpert den kleinen Riesenzwerg der Gegantes von Porrera. Es wird die schrägste und größte Nase des Abends bleiben - ein 3 Meilen gegen den Wind zu riechender Stoff, der am Gaumen frisch ist und wiederum sensationelle, ja unverschämte Aromen zeigt. Der Winzer gibt mir lachend recht, als ich sage, dieser Wein sei "fast pervers" - absolut nur Freaks vorbehalten...

Das Muster 4 für den Planots 2012 ist dagegen deutlich seriöser, aber ebenso offen und voll und wunderbar frisch. Der Wein ist reich und elegant und hat ein samtenes Tannin. Hier erwarten wir wieder etwas ganz, ganz Großes. Die Trauben hierfür stammen aus dem berühmten Mas d´en Cazador Weinberg von 100jährigen Rebstöcken in Südlage. der Weinberg liegt 400 bis 500m hoch. Wir haben hier 50% des Planots im Glas.

Ein letzter Winzer steht noch draußen im Garten des Lo Teatret... Balmaprat zeigt den kompletten Dempeus Selecció 2011 - das Muster N° 2. Die Trauben kommen von 100jährigen Reben aus der Lage La Balma - 350 m Höhe in Westlage stehend. Auch hier haben wir wieder einen kompletten Wein in Mikroauflage - weniger als 300 Flaschen wird es nur geben.

Wir sind draußen fertig, fassen auch immer mal wieder etwas zu Essen ab, die Zahl und Qualität der Häppchen ist besser als in früheren Jahen - so ist zumindest mein Eindruck. Während wir schon mal nach den Winzern im Saal suchen, macht Steffen draußen noch ein paar Fotos vom Gedränge und der Super - Stimmung.
Beste Grüße

Torsten

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