Di 21. Mai 2013, 18:37
Teil 5Unsere 1. Station in Frankreich ist allerdings weniger berauschend, als ich es mir gewünscht hätte...
Unweit der belgischen Grenze, am Rande der Ardennen gibt es einen Ort mit dem für einen Prioratfreak viel versprechenden Namen:
Carignan... ich will nicht sagen, dass der Ort lausig wäre, es gibt hässlichere Orte in Frankreichs Norden, aber heimelig hübsch ist der Ort, in dem auch im 2. Weltkrieg gekämpft wurde, wirklich nicht. Die Kirche sieht zwar von außen recht nett aus, aber da gerade Gottesdienst ist, verbietet sich eine Besichtigung und sonst gibt der Ort leider nicht viel Sehenswertes her.
Ich gehe dennoch in das Rathaus, um mir einen Rat zu holen - und erfahre, dass der Ortsname leider in keinster Weise etwas mit der gleichnamigen Traubensorte zu tun hat, die im Priorat zur Höchstform aufläuft. Eine geschichtsbewanderte Polizistin erklärt mir, dass es hier auch im Mittelalter nichts gab, was an Weinreben, Weinbau oder Wein überhaupt erinnert - die Ardennen waren und sind Bier-Land... Schade, aber wir können wenigstens sagen, einmal da gewesen zu sein... Und ebenso schnell sind wir dann auch schon wieder weg - und ab Sedan gibt es erst einmal eine längere Strecke auf einer mautfreien Autobahn.
Und diesmal halten wir sogar kurz an, um
Woinic zu bestaunen...
Matze vom Blog Chezmatze hat Woinic sogar einen eigenen Artikel in seinem Blog gewidmet
http://chezmatze.wordpress.com/2011/08/23/wer-ist-woinic/, wir schauen uns das riesige Ardennenschwein nur an und finden, es hat einen ziemlich fetten Hintern...
Das größte Wildschwein der Welt finden wir an der Ausfahrt 14, es ist ebenso wenig zu übersehen, wie die riesigen Stiere in Andalusien - aber es ist einmalig und das Werk eines Ardenner Künstlers, der es in 10 Jahren nach und nach "erschaffen" hat. Am 08.08.2008 wurde es dann nach einer Showfahrt durch die Ardennen ( mit 8 km/h Geschwindigkeit übrigens ) hier aufgestellt - die 08 ist die Departmentsziffer für das Department Ardennes... Leider sind wir nicht zur Raststätte vor gegangen, sonst hätten wir sicher das Bier Woinic entdeckt (und mitgemommen).
Bis
Reims nutzen wir die kostenfreie Autobahn, dann fahren wir auf der kleinen D9 durch die Champagne und mitten durch die
Montagne de Reims - über
Louvois kommen wir nach
Vertus. Ich empfinde diese Strecke als angenehmer und streßfreier als die Fahrt über Epernay auf der Nationalstraße. Die Champagnerwinzer lassen wir in Ruhe, denn leider ist inzwischen Mittagszeit und irgendwo vor einer Winzertür rumlümmeln will ich auch nicht, um zu warten, bis man eventuell wieder klingeln könnte. Ich wäre ja ganz gern in Vertus ein paar Stunden klettern gegangen - dann hätte ich auch hinterher bei Doquet - Jeanmaire rein schauen können... Wäre allerdings schlecht fürs Reisebudget geworden, wenn er wieder eine Kiste mit Raritäten aus alter Zeit im Angebot gehabt hätte. Diese muste damals bei meinem Besuch dort mit und schließlich bekam ich hier auch den Tipp mit dem Kletterfelsen, als man im Kofferraum mein Klettermaterial sah.
Steffen hat allerdings so rein gar keine Meinung - jetzt sich umziehen sollen und dann die ganze Anstrengung... - ne - ein Platz fürs Mittagspicknick wäre sinnvoller - für ein Picknick und ein paar Zigaretten würde er sich ja auch aus dem Auto quälen... - aber nicht zum Klettern und auch nicht für irgendsolchen Champagner, den er sich sowieso nicht leisten möchte...
Und so fahren wir weiter, Ausschau haltend nach einem Picknickplatz - aber erst kurz vor
Sezanne finden wir einen Dorfplatz mit Bänken - zwar wieder ohne Tisch, aber dafür mit Blick auf eine alte Kirche.
Dann soll erst mal ein wenig gefahren werden, weitere kulturelle Stopps sind auf den nächsten Kilometern erst mal nicht vorgesehen und bis wieder was zum Klettern kommt, das dauert eh noch eine kleine Ewigkeit...
Über
Sezanne und
Nogent sur Seine erreichen wir
Sens in Nordburgund. Die Einfahrt in die Stadt ist gesperrt, auf das Ausschildern einer Umleitung wird verzichtet. Also fahre ich instinktiv und wir stehen plötzlich vor einem großen Leclerc - Hypermarkt. Dieser gemahnt uns daran, dass wir noch diverse Dinge kaufen müssen, die wir beide im Vorfeld beim Packen zu Hauese vergessen haben, wie z.B. einen Wecker, Spülmittel und Abwaschschwämme... Lebensmittel dagegen haben wir noch genügend Restvorräte aus der Heimat, die erstmal verwutzt werden wollen.
Weiter geht es über
Château Renard in Richtung
Gien, wo wir die
Loire überqueren werden. Nun liegt auch Burgund bereits hinter uns.