Einmal ins Priorat und zurück - März 2012

Ralf Gundlach
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Re: Einmal ins Priorat und zurück - März 2012

Beitrag von Ralf Gundlach »

Nett geschrieben Hendrik, und passend, ich bin mal gespannt, wann Thorsten mich an der Leine hat, das wird wohl nicht mehr lange dauern..bei so viel Begeisterung..und Fachwissen....

Ralf
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Re: Einmal ins Priorat und zurück - März 2012

Beitrag von thvins »

Hallo Hendrik und Ralf,

besten Dank für die netten Zeilen zwischendurch. Ob es allerdings zu einem Buch reichen würde, von dessen Verkauf man auch ein paar Tage leben kann, das bezweifle ich doch sehr. Dazu ist das Thema dann doch zu speziell und zu wenig von allgemeinem Interesse. Da ist es doch einfacher, darauf zu hoffen, dass der eine oder andere auf den einen oder anderen Wein durstig wird, den ich nach Deutschland hole...

Also doch weiter mit kostenlosen Informationen, wie das heutzutage übers Internet so üblich ist... immerhin macht es ja auch Spaß, die Tagebücher zu schreiben und zu wissen, es gibt den einen oder anderen Fan dafür.
Beste Grüße

Torsten

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sociando
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Re: Einmal ins Priorat und zurück - März 2012

Beitrag von sociando »

hendrik hat geschrieben:Torsten,

Sie sind ein Schriftsteller!
Bitte stoppen mit kostenlose Informationen. :mrgreen:
Besser ist ein Priorat Buch zu veroffentlichen, ich kaufe dass erste Exemplar!

beste grusse

Hendrik
...das haben schon andere (zu recht) geraten. wir können aber nur glücklich sein, dass er hier schreibt (und nicht woanders). und ich meine das jetzt nicht aus mitfühligkeit für die anderen :-). cheers, martin
Zuletzt geändert von sociando am Do 12. Apr 2012, 20:20, insgesamt 1-mal geändert.
es lebe die freiheit! es lebe der wein!
(johann wolfgang von goethe, faust, auerbachs keller)
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thvins
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Einmal ins Priorat und zurück – März 2012 (15 & 16) 24.03.

Beitrag von thvins »

Cornudella – Teil 1 und 2

Die beiden Postings mit Fotos wie immer auf meinem Blog: http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... er/?p=3604 und http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... er/?p=3617



An diesem Morgen räumen wir unser Quartier in Cornudella, denn wir werden heute nach Bellmunt wechseln. Da es heute ein sehr schöner Tag zu werden verspricht, kommen auch Norbert und Wera zu mir hoch, um die Aussicht von meinem Panoramabalkon mit mir zu genießen.

Man kann wunderbar in Richtung Siurana und Arboli hinüberschauen, aber auch zum Pass in Richtung Porrera und bis hin zum Felsriegel de Montsantmassivs. Bei schönem Wetter und etwas wärmeren Temperaturen sollte es richtig Spaß machen, hier oben bei einem guten Glas Wein zu sitzen. Heute zumindest kann schon mal die kurze Hose herausgeholt werden…

Auf dem Weg zum Frühstück mache auch ich noch ein paar Fotos.

Noch einmal frühstücken wir im Fonda El Reco, auch wenn das alte Pärchen nur katalan und spanisch spricht, so kommen wir dennoch sehr gut miteinander klar, was sicher auch an der Gastfreundschaft und dem Einfühlungsvermögen der Katalanen liegt. Wera war etwas von einem Husten geplagt und sofort reagierte die Chefin des Hauses mit einem alten Hausmittel, welches Wera trinken musste – ob sie wollte oder nicht. Und fortan ist immer die Frage dabei, ob es ihr schon besser gehe…

Diese Herzlichkeit ist es, was auch für mich einen Großteil dessen ausmacht, warum ich mich diesem Landstrich und seinen Bewohnern so verbunden fühle, man ist sofort integriert, wenn man sich auf diese katalanische Herzlichkeit einlassen kann.

Nach dem Frühstück haben wir einen Termin mit dem einzigen Winzer in Cornudella, der auch einen Prioratwein macht…

Ramon Alzamora kommt zu uns in das Restaurant, er braucht noch ein paar Minuten, da ein befreundeter Fotograf noch ein paar Bilder im Keller machen möchte, dann sind sie startbereit und gemeinsam geht es in den Priorat – Weinberg von Noguerals.

Ramon fährt im Auto des Fotografen mit, wir sollen hinterher kommen, der Weg sei nicht sonderlich schwierig für ein normales Straßenfahrzeug. Dennoch kommen wir ganz schön ins Schwitzen, als es von der Straße runter auf einen unbefestigten Weg geht, auf dem wir einige Kilometer in die “Pampa” müssen.

Norbert atmet sichtlich auf, als es heißt, wir sind da. Vor uns liegen die Weinberge, aus denen der Abellars kommt. Insgesamt handelt es sich um zwei benachbarte Parzellen, die eine am Hang mit mehreren Terrassen, die andere besteht aus mehreren Flachstücken, die aber ebenfalls terrassiert sind. Am Hang finden wir mehr Llicorella, vermischt mit Kalk und Konglomerat vom nahen Montsant-Massiv, die flache Parzelle ist durch eine Deckschicht aus rötlichem Sandstein gekennzeichnet. Auch wir machen einige Fotos, zunächst von der Hangparzelle.

Wir sehen im Hintergrund das Mas d´ Abella, nach dem die Lage und auch der Wein Abellars benannt ist. Die Hälfte dieses alten Hauses konnte Ramon kaufen – dort drin befindet sich der Vinifizierungs- und Fasskeller für den Abellars, später werden wir das Gebäude besichtigen und sehen dann, dass es eigentlich alles viel zu eng ist, um vernünftig Platz zu haben. Aber der Eigentümer der anderen Hälfte des Hauses mag nicht verkaufen und lässt seinen Teil lieber leer stehen. Aus dem Grunde plant Ramon noch den Bau eines zweiten unterirdischen Kellers neben dem Gebäude.

Der Fotograf verabschiedet sich dann von uns, wir wandern noch bis zum Ende der zweiten Parzelle hinauf. Norbert entwickelt beim Wandern ungeahnte Kräfte und läßt sich nicht mehr aufhalten.

Wir kehren am hintersten Winkel der Flachstückparzelle um und gehen zum Keller im Mas d´ Abella. Hier verkosten wir auch den aktuellen Jahrgang, den Abellars 2007. Den Rest der Flasche und auch einen Corbatera 2007 bekommen wir zur weiteren intensiveren Betrachtung mit. Dann fahren wir zurück ins Dorf Cornudella, welches außerhalb der DOQ Priorat liegt. Ramon zeigt uns die Grenze zwischen der DOQ Priorat und der DO Montsant. Der Weinberg für den Abellars gehört schon zur Gemarkung La Morera de Montsant.

Letzten Endes müssen wir auch noch einen Blick in den Weinkeller im Dorf Cornudella werfen. Hier entsteht der Montsantwein Corbatera – ebenso ein Einzellagenwein. Unterhalb des Roca Corbatera am Hang zum Montsantfelsen ist diese Lage, die noch kleiner ist als die Prioratlage. Daher gibt es auch immer noch weniger Corbatera als Abellars. Welchen der beiden Weine man letztlich bevorzugt, ist sicher auch eine persönliche Frage – als 2007er gefallen sie mir bislang beide am Besten.

Im Keller in Cornudella fällt uns auch ein alter Ziegel auf, der die Himmelsleiter von Scala Dei zeigt.

Der Vater von Ramon, der auch heute immer noch fleißig mitarbeitet, hat diesen Ziegel einst gefunden – leider können wir dem Vater heute nicht guten Tag sagen, da er mit heftigen Zahnschmerzen im Bett liegt. Ich richte allerdings meine besten Grüße aus, denn vor einigen Jahren auf der Tour mit dem Berliner Fotografen Frank Korte habe ich auch den immer noch sehr agilen Senior kennengelernt.

Wir beschließen, vor unserer Abfahrt aus Cornudella noch in der Bar am Marktplatz einige Tapas zu bestellen. Da die Sonne es heute so gut mit uns meint, setzen wir uns zu den anderen Gästen raus – alle Tische draußen sind belegt. Und da die Geschmäcker unterschiedlich sind, haben mir die Tapas besser gefallen und Norbert bevorzugt schlußendlich das Essen im Fonda El Reco. Am Besten, Ihr wählt euren eigenen Favoriten, wenn Ihr in Cornudella mal hungrig seid. Neben den beiden Möglichkeiten, hier etwas zu beißen zu bekommen, gibt es nämlich in diesem Dorf noch weit mehr. Schließlich ist auch Cornudella eine Klettersporthochburg und entsprechend gut ist der Ort besucht. Durch das Aufstreben auch der DO Montsant ist aber auch hier ein zusätzlicher Schub passiert.

Da ich aber nicht als Restauranttester arbeite und auch traditionalistisch veranlagt bin, werde ich beim nächsten Besuch in Cornudella wohl wieder Tapas am Markt essen – wenn ich ein Bett brauche, komme ich aber sehr gern wieder auf die Ferienwohnungen der Fonda El Reco zurück.

Wir packen dann unsere Sachen ins Auto und machen uns auf den Weg ans andere Ende der Comarca…
Beste Grüße

Torsten

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Einmal ins Priorat und zurück – März 2012 (17) 24.03.2012

Beitrag von thvins »

Wir stoppen zum Einkaufen in Falset – fatalerweise kommen wir zur Unzeit an, alle Geschäfte sind zu. Also machen wir einen kleinen Stadtrundgang bis hoch zur Burg. Aber auch diese ist geschlossen und bei dem Wind hier oben hat sie etwas Abweisendes, auch wenn die Sonne sich müht, uns ein Plaisir zu sein. Wir sind beileibe nicht die einzigen “Touristen”, die hier über das verlassene Burggelände streunen und enttäuscht gucken, dass es hier derzeit fast nichts zu sehen gibt. Wir sehnen 17.00 Uhr herbei und hoffen auf das Öffnen der Geschäfte.

Vom Burghof aus entdecke ich auf dem Platz hinter der Tankstelle einen riesigen neuen Supermarkt. Vielleicht müssen wir auch dort hin gehen, wenn sich in der Innenstadt nichts tut. Leider ist auch die Eisdiele geschlossen, das wäre jetzt ein wirklich schöner und genussvoller Zeitvertreib, denn die Eisdiele in Falset ist qualitativ schon Kult für mich.

17.00 Uhr und nichts passiert. Es stehen natürlich auch nicht mal Öffnungszeiten an den Läden… Wir haben in Bellmunt ebenso eine Ferienwohnung, aber dort ist Selbstversorgung angesagt. Auf den kleinen Miniladen in Bellmunt möchte ich mich nicht verlassen und seit ich erfahren habe, dass sowohl das Mas Trucafort zwischen Bellmunt und Falset als auch das Economat de las Mines in Bellmunt längst wieder geschlossen haben, ist wohl die Benutzung der Küche unumgänglich. Denn dass die kleinen Bars Essen anbieten ist auch nicht selbstverständlich.

Als die Minuten vergehen, ohne, dass sich etwas tut, werde ich aber auch immer nervöser. Es ist auch grad niemand auf der Straße zu sehen, den man fragen könnte. Ein paar Besoffene sehen, dass wir untätig wartend rumstehen und sie meinen nur, der neue Supermarkt mache alle Läden der Stadt systematisch kaputt…

Dann plötzlich kommt eine junge Frau in Verkäuferinnenkleidung aus einem Haus und geht auf den kaum identifizierbaren Laden der Fleischerei Llorenc zu. Ich frage, ob sie öffnen – “Ja 17.00 Uhr…” Es ist zwar schon mehr als 10 Minuten drüber, aber jetzt wissen wir, dass Hoffnung besteht. Nun rührt sich auch bei den anderen Läden etwas und plötzlich sind alle Läden wieder offen und der Einkauf kann beginnen.

Wir haben Fleisch, Wurst, Schinken, Käse, diverses Gemüse und andere nützliche Zutaten geholt und auch an Brot gedacht – nun können wir aufbrechen nach Bellmunt… Aber stopp, wie war das doch noch gleich mit dem Weinladen? Eigentlich wollte Norbert der Versuchung widerstehen, aber jetzt, da er so lange ausharren musste, da muss ein kleiner Blick eben doch sein. Und vielleicht gäbe es ja “eine Flasche, die so interessant ist, dass…”

Ich mache es kurz, es gab die eine Flasche für Norbert…

Wenig später sind wir in Bellmunt und ich frage bei Solà Classic nach dem Schlüssel für die Ferienwohnung. Toni sei gleich da, versichert mir die Mutter und wenig später kommt er in kompletter Rennradleruniform und mit Fahrradhelm auf dem Kopf angeflitzt…

Wir sind in unserem zweiten Domizil angekommen, es ist wesentlich bescheidener, versprüht aber den Charme der guten alten Zeit, die hier etwas stehengeblieben scheint. Die Küche ist so klein, dass ich sofort Platzangst bekomme, wenn sich Wera oder gar Norbert mit zu mir in die Küche stellt. Dafür muss man hier keinen Schritt laufen, sich nur entsprechend drehen. Aber die Aussicht vom Balkon ist grandios.

Nachdem wir uns etwas eingerichtet haben, gehen wir gleich wieder durch das Dorf hoch zum Wohnhaus von Solà Classic – hier ist jetzt auch der Keller des kleinen Familienbetriebes restauriert worden und dient nun als Vinifizierungs- und Lagerkeller des Betriebes. Wir bekommen natürlich alles gezeigt und dann wird ein Tisch aufgebaut, damit wir zur Weinprobe sitzen können. Wir kosten uns ausgiebig durch das gesamte Weinsortiment, dass mir im Laufe er Jahre immer besser gefällt. Zwar markieren die 2007er noch einen Schwachpunkt und Toni ist mit dem Jahrgang auch nicht glücklich, aber seit nicht mehr bei Buil und Giné vinifiziert wird, geht es mit großen Schritten bergauf. Die Unterschiede sind im Glas deutlich zu spüren, selbst die ganz kleinen Weine aus 2010, die wir kosten, machen bereits wesentlich mehr Spaß als die älteren Weine (abgesehen von einem 2005er, den ich aber schon immer sehr mochte…) und sind grad vom Preis-Genuss-Verhältnis her empfehlenswert.

Als wir mitten beim Probieren der Weine sind, kommt ein junger Mann dazu, trinkt ein Glas mit uns und wird uns als neuer Inhaber des Economat de las Mines vorgestellt. Wir könnten auch dort essen, wenn wir wollen… Nun aber haben wir schon mindestens für zwei Tage zu Essen eingekauft. Montag sei zu, erfahren wir, aber an den anderen Tagen können wir auch gern dort essen. Wir entgegnen, dass wir Dienstag tagsüber in Torroja sind, aber am Abend gern die Chance nutzen würden. Wir verabreden uns also auf Dienstag abend. Dann widmen wir uns wieder ganz den Solà Classic Weinen.

Ganz wunderbar munden auch die gerösteten Haselnüsse aus eigener “Produktion”. Dass im Priorat Haselnussschalen zur Wärmegewinnung verfeuert werden, erfuhren wir bereits im Cims Keller, aber hier lernen wir auch den traditionellen Ofen kennen, der Wärme spendet und zugleich köstlich geröstete Nüsse liefert…

Nach der Verkostung der Weine sind wir gar nicht mehr in Steak-brat-Stimmung und so gibt es kalte Küche: herrlichen Schinken und Wurst von einem der zwei besten Fleischer im Priorat, wunderbaren Käse und frisches Brot. Und dazu noch jede Menge Wein aus diversen noch angebrochenen Flaschen, die wir zur Beobachtung noch dabei haben. Wenn das kein würdiger Tagesabschluss ist…
Beste Grüße

Torsten

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Einmal ins Priorat und zurück – März 2012 (18) 25.03.2012

Beitrag von thvins »

Gratallops – Teil 1

Am Sonntag morgen müssen wir uns unser Frühstück selbst machen. Da ich den Kaffee am liebsten “türkisch” mag, sprich – einfach kochendes Wasser auf das Kaffeepulver – habe ich auch kaum ein Problem damit, lediglich mit den viel zu kleinen Minitässchen, von denen ich mindestens vier für eine anständige Dröhnung brauche.

Aber Norbert und Wera brauchen was Gefiltertes, eine herkömmliche Kaffeemaschine ist Fehlanzeige und die mediterrane Espressohexe ist so sehr verkeimt, dass sie niemand wirklich gern nutzen möchte. Also wird vor jeglichem Wein in Gratallops erstmal ein anständiger Kaffee reklamiert. Für den Weg nach Gratallops wählen wir die schnelle Variante durch die Siurana – Furt und dann vorbei an Mas Garrian und durch El Lloar. Die Furt ist vom Wasserstand her okay, das kenne ich schon furchteinflößender.

In Gratallops angekommen parken wir bei der Kooperative und gehen dann fix beim Celler Cecilio vorbei – fragen, ob wir etwas später kommen können, denn erst wird Kaffee gebraucht. Kein Problem, versichert August – er sei da für uns und besser gegen 13.00 Uhr als jetzt gleich nach dem Kaffee…

Das zu Costers de Siurana gehörende Restaurant “Cellers de Gratallops” ist bereits offen und hier serviert man uns auch den starken Schwarzen… Wera ist so begeistert von den Fliesen rings um den Restauranteingang, dass sie das Ganze fotografisch festhält.

Natürlich laufen wir sofort Jaume in die Arme, der uns sofort in den Keller von Balaguer I Cabre einlädt, als er erfährt, dass Norbert auch ein La Guinardera – Fan ist. Er schließt flugs den Weinladen zu und macht sich mit uns auf den Weg in den wunderschön restaurierten Gewölbekeller. Natürlich gibt es sofort Gläser in die Hand und Jaume schnappt sich die Pipette. Wir müssen die aktuellen Fassproben probieren. Neben dem Guinardera gibt es inzwischen einen zweiten eigenen Wein von dem anderen Weinberg der Familie, der dem Nelin-Weinberg benachbart ist. Lange Zeit war Jaume hier mit den Resultaten nicht 100%ig zufrieden, aber inzwischen weiß er, worauf er in diesem Weinberg zu achten hat, um die entsprechenden Qualitäten zu erzielen. Ähnlich wie beim Syrah von Silvia Puig gibt es in der Parzelle eine imaginäre Linie und zur Not muss man hier besser die beiden Teile getrennt ausbauen, schlimmstenfalls ergibt das zwei Weine in kleiner Auflage, aber mit achtbarem Ergebnis und das ist besser, als alles in einen Topf zu werfen und mit dem Ergebnis dann nicht zufrieden zu sein. Wir lassen uns anhand der Fassproben gern von dieser Theorie überzeugen.

Zurück am Weinladen sehen wir, dass beim Celler Cecilio grad die Hölle los ist und so gehen wir mit Jaume in den Laden BonViUre und probieren noch den neuen kleinen Wein und die La Guinarderas von 2006 und 2007. Während ich dann schaue, was es Neues, mir gänzlich Unbekanntes gibt, entert Norbert die Schatzkammer und lässt natürlich etwas einpacken. Wera macht derweil einige Fotos im BonViUre und geht dann nach draußen, wo sie auch noch ein paar hübsche Motive findet…

[album]319[/album]
(N+WK)

[album]320[/album]
(N+WK)

[album]321[/album]
(N+WK)

[album]322[/album]
(N+WK)
Beste Grüße

Torsten

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Einmal ins Priorat und zurück – März 2012 (19) 25.03.2012

Beitrag von thvins »

Gratallops – Teil 2

Dann gehen wir endlich hinüber zum Celler Cecilio.

[album]323[/album]
(N+WK)

Hier ist heute zum Sonntagvormittag Hochbetrieb. Ganze Scharen von Leuten lassen sich von August den Keller zeigen, wie es aussieht, sind es Katalanen, August redet und redet und hat natürlich Augen für die Frauen in der Gruppe. Doch auch als die große Gruppe endlich mit Einkaufen fertig ist und nach und nach den Keller verläßt, hat er kaum Zeit für uns, da kommen die nächsten Familien, die unbedingt etliche große Plastikbehälter vom Fass für 2,50 € / l abgefüllt haben wollen, dann kommen weitere Freunde der Familie, wie es aussieht… – August empfängt sie alle und herzt jede der Frauen zum Empfang und zum Abschied. Nur so ganz nebenbei, immer mal zwischendrin erinnert er sich daran, dass er uns im Fasskeller “abgestellt” hat und läßt uns von einem Fass nach dem anderen probieren.

[album]324[/album]
(N+WK)

[album]325[/album]
(N+WK)

[album]326[/album]
(N+WK)

[album]327[/album]
(N+WK)

Doch kaum ist er eine Minute bei uns, erspäht er schon die nächsten Besucher und so hüpft er hin und her zwischen seinen katalanischen Stammkunden und uns. Es war insgesamt wohl keine so gute Idee, den Termin hier für Sonntag vormittag zu machen, Norbert und Wera empfanden das wie mit geteilter Aufmerksamkeit zwischen Tür und Angel und auch ich war damit nicht so ganz zufrieden, kam doch der eigentliche Charme eines Besuchs bei August so genau so wenig an, wie die Weine in dieser Hektik.

Klar, ich kann auch August verstehen, er hat voll Haus und muss in erster Linie jedem den Wein verkaufen, den er ihm verkaufen kann. Und Leute, die 20 oder 30 Liter vom Fass für die Woche holen, sind ihm auch wichtig, denn damit hat er schon immer das große Geschäft gemacht.

Der Fasswein ist im Übrigen ein Verschnitt aus 2008 und 2009 und für den Preis durchaus angemessen in der Qualität. Der Wein zu 2,50 € / l tut keinesfalls weh und ist selbst für Norbert unfallfrei zu trinken, auch wenn er sich davon nichts abfüllen lassen würde. Aber ich habe in einigen Bars hier im Priorat schon deutlich schlechtere “Hausweine” bekommen und auch der Malondro in Cornudella war deutlich schlechter.

Nachdem wir dann durch Abbruch des Besuchs beschleunigt haben, gehen wir hinüber ins Restaurant Piró,
wo schon die niederländische Fraktion des Weinforums mit Wil und Dick warten, ein dritter Weinfreund, Sven, der nicht im Weinforum schreibt, ist auch noch dabei. Es gibt erst einmal ein großes Hallo unter Prioratfreaks und wieder kann ich einige Gesichter den Schreibern und Lesern – und auch Kunden meiner Prioratführerselektion zuordnen.

Wir essen gemeinsam und trinken zwei Flaschen, die ich aussuchen darf. Natürlich bestellen wir zunächst eine Flasche La Guinardera 2007, denn das ist ja quasi hier der Wein vom eigenen Keller. Dann schlage ich den 2007er Roca Bruixa von Roca de les Dotze vor, den ich ja auch in meiner Selektion führe, und von dem wir ja bereits den Weinberg am Freitag gesehen haben. Es wird natürlich viel Priorat-gefachsimpelt, aber auch die Erlebnisse der Reisen werden ausgetauscht. Ein netter internationaler Priorat-Lunch…

[album]328[/album]
(N+WK)

Wir verabschieden uns voneinander, denn beide haben wir noch Anschlusstermine am Sonntagnachmittag. Einen gemeinsamen weiteren Termin haben wir für Montagnachmittag dann bei Ficaria Vins geplant – unabhängig voneinander hatten wir bei Jaume Roca
für den Montag nachmittag einen Termin erbeten. Dann haben wir festgestellt, dass wir auch gemeinsam den Termin wahrnehmen könnten.

Jaume begleitet uns noch zum Auto, um Norberts Schätze zu diesem zu tragen.

[album]329[/album]
(N+WK)

Da sich einige Fotos in meinem Blog nicht mehr einfügen ließen, kommen diese Fotos jetzt direkt hier rein, zwei weitere Fotos von Dick und mir im Piro sind in meinem Blogbeitrag zu sehen.
http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... er/?p=3653
Beste Grüße

Torsten

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Einmal ins Priorat und zurück – März 2012 (20) 25.03.2012

Beitrag von thvins »

Durch den Naturpark Montsant – Teil 1

Als wir von Gratallops aus los fahren, rufe ich Fernando an, wenig später wartet er auf uns auf einem Parkplatz unterhalb von Cabacés. Er führt uns hinauf zur Ölmühle von Miro Cubells, deren Olivenöl und Oliven ich erfolgreich vertreibe.

Anfänglich als “Nebenprodukt” gedacht (“wenn schon eine Palette mit Wein, dann könnte da noch eine Lage gutes Öl für den Eigenbedarf und gute Freunde mit rauf”), sind die Produkte von Miro Cubells dank ihrer Qualität und ihres exzellenten Preis-Genuss-Verhältnisses ein entscheidender Bestandteil meiner Prioratführerselektion geworden. Immer, wenn es für hochwertige Weine mal wieder schwer wird, was aufgrund der ökonomischen Dauerkrisensituation in Europa immer mehr zum kritischen Thema wird, dann hilft mir das Öl, schon mal aus der Patsche. Inzwischen ist die Wein / Öl Verteilung auf der Palette deutlich zugunsten der Olivenprodukte verschoben…

Bereits im letzten Jahr war ich ja mit Klaus-Peter bei Miro Cubells, nur leider versagte damals der Fotoapparat. Fernando lädt uns aber auch gern zu einer kleinen Rundfahrt durch den Montsant Naturpark ein.

Wir beginnen die Besichtigung zunächst auf dem Gelände der Ölmühle und bekommen in dieser die Technik gezeigt.

Einige Fotos sind auch auf meinem Blogbeitrag zu sehen:
http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... er/?p=3677

Ein Foto von Norbert und Wera, welches sich in meinem Blog nicht mehr laden ließ, kommt hier direkt:

[album]330[/album]
(N+WK)

Wir steigen um in das Offroad Fahrzeug von Fernando und begeben uns auf eine landschaftlich grandiose Tour…
Beste Grüße

Torsten

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Einmal ins Priorat und zurück – März 2012 (21) 25.03.2012

Beitrag von thvins »

Durch den Naturpark Montsant – Teil 2

Zunächst fahren wir den Wanderweg GR 171 in Richtung Serra del Christòfol hinauf, später dann kommen wir nahe des Punta de l´ Ermengol vorbei und fahren ein Stück auf dem Weg der Mönche von Scala Dei. Immer höher geht es hinauf, immer wieder haben wir atemberaubende Blicke auf Kletterfelsen, Wälder und Heide und auf einige der zahlreichen kleinen Parzellen alter Olivenhaine, die Fernando von Miro Cubells hier besitzt. Insgesamt hat er hier 40 ha in kleinen Parzellen verteilt, immer wieder gut versteckt und eingebettet in die Landschaft des Naturparkes.

Er selbst hat einige uralte Parzellen, die noch von den Mönchen von Scala Dei stammen wieder restauriert und bewirtschaftet diese nach den Methoden des ökologischen Landbaus. Er bringt keinerlei chemische Dünger ein, mäht das Gras zwei Mal pro Jahr mit der Handsense und erntet von Hand. Die Oliven werden gepflückt, das Schütteln der Bäume würde sicher schneller gehen, aber arg zu Lasten der Qualität der Ernte. Aus den besten Oliven der besten Parzellen macht er hochwertige und teure Einzellagenöle, quasi die Grand Crus der Olivenöle, zudem gibt es einige Biozerfifizierte Öle aus Parzellen, die bereits die Zertifizierung für den Bioanbau haben.
Alles andere geht in das normale Oli del Moli ein, welches bei mir als 2 oder 5 l Gebinde zu haben ist. Aber auch das ist quasi ein Bioöl, denn auch diese Parzellen werden nicht anders gehandhabt als die zertifizierten. Nur der Preis ist halt deutlich günstiger.

An einigen Parzellen, die ihm gehören, machen wir kurz halt zum Schauen, auch einige Fotos sind hier entstanden.

siehe http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... er/?p=3688

Doch auch die Blicke in die Weite der Landschaft und auf die gigantischen Felsformationen faszinieren immer wieder aufs Neue.

Erstaunlicherweise gibt es hier oben auch immer noch jede Menge Wein, meist in kleinen flachen Parzellen auf den unterschiedlichen hohen Plateaus, oft auf Böden mit Kalksteinkonglomerat oder auf dem lehmhaltigen Böden mit dem rot gefärbten Sandstein. Wir befinden uns hier in der Nähe der Ruine des Hauses Mas Déu. Fernando kennt fast jeden der Weinbauern hier oben. Das meiste hier gehört zum Celler d´ Scala Dei.

Von einem Felsbalkon oberhalb von La Vilella Alta aus haben wir einen phantastischen Panoramablick über das Priorat, wir sehen von La Vilella aus bis hoch zu Gratallops, Falset und Bellmunt – und weiter ins Richtung der südlichen DO Montsant – weiter links blicken wir über die Weinbergslage La Creu Alta nach Torroja, weiter links wandert der Blick dann über Poboleda nach La Morera und an der Kante des Montsantmassivs entlang, am Horizont sehen wir die Felsen von Siurana und Arboli.

Zu schade nur, dass das Programm schon wieder nervt und sich irgendwie weigert, weitere Fotos hochzuladen…


Wir drehen dann nach dem Panoramablick um und fahren wieder zurück, nehmen dann aber einen anderen Abzweig nach unten und fahren über das Mas Roger. Oberhalb der Brücke Pont de Cavaloca halten wir noch einmal an einem der Olivenhaine von Miro Cubells. Wir laufen noch fast bis zur Brücke hinunter und genießen den Blick in die wunderschöne Schlucht Barranc de Cavaloca. Für Norbert allerdings ist dieser steile steinige Weg etwas zu anstrengend. Wir kehren dennoch beizeiten um, denn so langsam müssen wir an die Rückfahrt denken. Wir haben noch ein gutes Wegstück über La Figuera und El Molar nach Bellmunt vor uns.

Wir fahren also nach diesem Besichtigungsstopp wieder zurück zur Ölmühle und bedanken uns für einen wunderschönen Ausflug in den Naturpark Montsant.

Ohne lange Umschweife machen wir uns dann auf den besagten Rückweg nach Bellmunt und so kurz vor dem Dunkelwerden erreichen wir dieses dann auch.

Mit einem guten Rindersteak und Bohnen sowie etlichen guten Weinen, die wir am Start haben, geht dieser Tag zu Ende. Nur eines trübt den Abend – eine Flasche Syrah von Mas d´ en Just, die Norbert beim Händler in Scala Dei gekauft hat, verschlossen mit einem Kunststoffkorken (!), ist völlig untrinkbar – allein die Nase schreit nach einem TCA – der übelsten Sorte. Wie kann sein, was eigentlich nicht sein dürfte???

Wie kommt ein typischer deftiger TCA – Ton in eine Kunststoffverkorkte Flasche? Ich vermute ganz stark, dass dies auf einen gänzlich anderen Fehler zurückzuführen ist, vielleicht irgendwelche generellen Unsauberkeiten bei der Abfüllung? Ist u.U. der Wein in seiner Gesamtheit so und nicht nur diese eine Flasche? Wir werden es an dieser Stelle nicht überprüfen können, aber bei Gelegenheit werde ich sicher noch mal auf dieses Thema zurück kommen müssen. Auch wenn es nur ein Wein war, der vor Ort grad mal 8 € gekostet hat, aber das waren an der Stelle 8 € zu viel…

Wie gut, dass wir aber etliche Alternativweine haben, die uns wieder versöhnlich stimmen…


Nun hat gestern mein Blogprogramm sich nach den ersten Fotos leider auch bei meinen Fotos geweigert, diese hochzuladen.
Ich werde die Fotos also soweit es geht, jetzt direkt hier einbinden. In den Folgeposts kommen also die restlichen Fotos zur Montsantrundfahrt.
Beste Grüße

Torsten

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Einmal ins Priorat und zurück – März 2012 (22) 25.03.2012

Beitrag von thvins »

Durch den Naturpark Montsant – Teil 3

Zunächst noch einige Fotos von mir:

[album]367[/album]
(TH)

Wald und Felsen bestimmen den Charakter in diesem Teil des Naturparkes Montsant.

[album]368[/album]
(TH)

[album]369[/album]
(TH)

[album]370[/album]
(TH)

Aber immer wieder stoßen wir auf unserem Weg auf kleine Parzellen mit Reben, die hier oben zumeist zu Cellers d´Scala Dei gehören. Zwar sind das hier Flachparzellen, aber zum Einen sehr hoch und zum anderen sehr abgelegen. Richtige Straßen = Fehlanzeige, hier kömmen nur noch Geländewagen rauf...

[album]373[/album]
(TH)

Wir blicken entlang der ersten Felsriegel in Richtung Cornudella bzw. La Morera de Montsant.

[album]374[/album]
(TH)

[album]375[/album]
(TH)

An Böden für die teilweise recht alten Rebknorze finden wir sowohl weiße Böden der Kalksteinkonglomeratgesteine als auch die Böden vom roten Sandsteinfelsen.
Beste Grüße

Torsten

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