Danke Erich, ich freue mich über deine Rückmeldung und verstehe das mal als Kompliment. Ich habe ja Spass am Schreiben, und dass soll so bleiben; ich denke das funktioniert am besten, wenn ein Hobby ein Hobby bleibt.
Nördlich anschließend an die Lage Kitterlé befindet sich die Grand Cru Lage
Kessler. Im Gegensatz zum Kitterlé befindet sie sich auf dem
Grés Vosgien, dem Buntsandstein aus feinen Sanden, ohne Kiessteine und mit einem Tonanteil.
Diese Beschaffenheit führt, im Vergleich zum Kitterlé, zu einer besseren Wasserspeicherfähigkeit, die Weine sind wohl etwas kräftiger.
Blick auf Grand Cru Kessler
Dirler-Cadé - Riesling - Alsace Grand Cru Kessler 2014:
Der Wein hat mir ganz ausgezeichnet gefallen. An der Petrolnote scheiden sich wohl die Geister, mich stört das eher wenig. Keine Ahnung, warum ich die am ersten Tag gar nicht wahrgenommen habe, vielleicht war sie nicht da, vielleicht kam sie erst später richtig raus. Im Vergleich zum Dirler-Cadé Kitterlé von 2014 ist der schon etwas kräftiger und voller. Ich würde ihn aber immer noch als eher leichteren Wein beschreiben.
Domaines Schlumberger - Riesling - Alsace Grand Cru Kessler 2014:
Gleiches Jahr, gleiche Lage. Etwas reifer, die Petrolnote findet sich auch hier. Kann in Punkto Komplexität und Feinheit nicht mit dem Wein von Dirler-Cadé mithalten. Ein zugänglicherer Stil. Trotzdem auch ein recht schöner Wein.
Dirler-Cadé - Riesling - Alsace Grand Cru Kessler 2016:
Der 2016er hat nicht die Komplexität vom 2014er, vielleicht entwickelt sich das noch. Auch etwas voller, wenngleich ich den Dirler-Cadé Stil als fein, filigran und mit knapper Reife beschreiben würde.
Am nördlichen Ende der vier Grand Cru Lagen in Guebwiller, östlich an Kessler anschließend, befindet sich die Lage
Spiegel. Von den drei Sandstein-Lagen hat diese am meisten Lehm/Ton. Somit sollte sie wohl die schwersten, kräftigsten Weine im Vergleich liefern.
Spiegel befindet sich, glaube ich, am Blickhorizont.
Ich habe die beiden Weine nur ab Hof probiert, die VKN nicht so detailiert. Beide haben mich nicht so angesprochen, dass ich sie kaufen wollte. Ich glaube nicht, dass es mit der Lage direkt zu schaffen hat, sondern eher mit dem Jahrgang 2016. 14, 15 und auch 17 vom haben mir da besser gefallen.
Domaine Loberger - Riesling - Alsace Grand Cru Spiegel 2016:
Typisch für Loberger recht reif. Das führt bei diesem Wein dazu, dass ihm schlicht die Säure für meinen (eh säurearm bevorzugenden) Geschmack fehlt.
Dirler-Cadè - Riesling - Alsace Grand Cru Spiegel 2016:
Dieser auch, für Dirler-Cadé, eher voll und weich, etwas spannungsarm.
Vom Boden noch mal deutlich unterschiedlich ist die Lage
Saering. Sie liegt östlich unterhalb von Kitterlé; von den Hängen der Vogesen weiter in Richtung Rheingraben. Ich hatte ja schon vorher geschrieben, dass die Vogesen, bzw. das kristalline Fundamentgestein, schon seit dem frühen Perm vollständig erodiert waren und sich die Sedimentschichten Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper im Laufe der Jahrmillionen darauf gebildet haben.
Der Grund, warum diese Sedimente nun wieder angehoben sind, ist die Bildung der oberrheinischen Tiefebene (Oberrheingraben). Vor ca. 50 Mio Jahren hat sich durch eine Zugspannung und damit verbundene Dehnung der Erdkruste die oberrheinische Tiefebene abgesenkt. An den Grabenschultern, und damit auch an den heutigen Vogesen, kam es gleichzeitig dabei zu einer Anhebung. Je nach Mächtigkeit der Anhebung hat das dazu geführt, dass in naher geographischer Lage Sedimentgesteine aus unterschiedlichsten Erdzeitgeschichten das heutige Fundament bilden.
Diese, an die Oberfäche beförderten, Sedimentgesteine sind dann wiederum teilweise erodiert worden und haben sich in Vertiefungen und im Graben gesammelt und ihrerseits die Sedimentgesteine des Eozän und des Oligozän (also in der Zeit von ca. 56 - 23 Mio Jahren) gebildet. Ein solches, verhältnismäßig junges, Sedimentgestein findet man in der Lage Saering.
Grand Cru Saering - unterscheidet sich farblich schon deutlich von den anschließenden Buntsandstein Grand Cru.
Laut der Karte (vorletzte Seite des Dokuments) des
Bureau de recherches géologiques et minières nennt es sich
Conglomérats côtiers et Gompholite d'Ajoie und es handelt sich dabei um kalksteinhaltigen Mergel, Buntsandstein und Kiesel. Der Boden ist zwar recht kalksteinhaltig, es handelt sich aber nicht um Muschelkalk wie z.B. bei der Lage
Zinnkoepfle (kommt auch noch dran). Im Vergleich zum Muschelkalk ist der Boden etwas schwerer, besser geeignet, Feuchte zu speichern.
An einigen der Felsen der Steinmauer sieht man, etwas an Waschbeton erinnernd, die Konglomerate.
Domaines Schlumberger - Riesling - Alsace Grand Cru Saering 2015:
Den Säuregehalt wie auf der Homepage von Schlumberger angegeben (4,34 grs/l) glaube ich nicht, wird vermutlich ein Flüchtigkeitsfehler sein. Zu säurearm kommt mir der Wein nicht vor, etwas Struktur und Spannung fehlt.
Dirler-Cadé - Riesling - Alsace Grand Cru Saering 2016:
Der gefällt mir besser. Bei Dirler-Cadé erzählte der Senior, dass der Saering eine charakteristische Grapefruit-Note hat. So wirklich ist mir das nicht aufgefallen. Ich hätte jetzt eine spezifische Fruchtnote auch eher einer Reb-Selektion oder der Arbeit im Keller zugeordnet, als dem Terroir.
Zuletzt noch zwei Weine von der Domaine Eric Rominger. Der erste von 2009, noch von Eric Rominger selber vinifiziert.
Domaine Eric Rominger - Riesling - Alsace Grand Cru Saering 2009:
Die Nase versprach für mich viel, im Mund leider zu unpassend süß, unbalanciert. Der Saering in 2015 von seiner Frau, Claudine Rominger gemacht.
Domaine Eric Rominger - Riesling - Alsace Grand Cru Saering 2015:
Der hat mir ziemlich gut gefallen, auch wenn es ein eher polarisierender Stil ist. 2015 war auch im Elsass ein ziemlich heißes Jahr, der Wein hat sich aber trotzdem eine schöne Frische und schlanke Struktur erhalten.
Insgesamt muss ich sagen, dass mir die Rieslinge von diesen vier Grand Cru Lagen eigentlich fast alle sehr gut gefallen haben. Die Säure ist nicht so resch wie bei vielen deutschen Rieslingen, dass ist nicht unbedigt für jeden etwas, aber meinen Präferenzen kommt es entgegen. Stereotypen, mit denen die Elsasser Rieslinge häufig konfrontiert sind, dass sie zu süß, zu reif und was weiß ich, sehe ich hier nicht bestätigt.
Wie sich das Terroir bemerkbar macht, finde ich eher schwer zu sagen. Zwar fiel der Rangen in der Blindverkostung schon auf, aber die unterschiedlichen vier Lagen, Kitterlé, Kessler, Spiegel und Saering über verschiedene Winzer zu erkennen, fühle ich mich nicht im Stande.
Ich denke, der Stil der Winzer ist in den Verkostungen deutliche zu Tage gekommen. Dirler-Cadé mit einem feinen, leichten, frischen Charakter mit früher Ernte. Loberger mit später Ernte, ein reifer Typus, wenig Frucht, würzig und durchaus kraftvoll. Schlumberger eine recht zugängliche Stilistik; Schlumberger besitzt vom Kitterlé 20 von 26 ha, vom Kessler 22 der 29 ha, beim Saering sind es 20 von 27 ha, beim Spiegel etwas weniger, nur 5 von 18 ha. Deshalb finde ich die zugängliche Stilistik nicht wirklich verwunderlich, die Menge muss ja auch irgenwie Käufer finden. Die Weine von Rominger sind am deutlichsten von ihrer Bereitung geprägt, dazu mehr, wenn ich über den Zinnköpfle schreibe.
Grüße, Josef