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Alsace Riesling

Elsaß, Lothringen, Jura und Savoyen
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octopussy

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Re: Alsace Riesling

BeitragDi 30. Jun 2020, 17:07

UlliB hat geschrieben:Aber in Frankreich? Ich kann mich nicht daran erinnern, im Elsass irgendwo eine Bewässerung gesehen zu haben (allerdings ist es jetzt auch schon wieder ein paar Jahre her, dass ich da in den Weinbergen zu Fuß unterwegs war). Kann es sein, dass dort (und vielleicht in ganz Frankreich) Bewässerung im Weinbau verboten ist?

Hallo Ulli,
in Frankreich ist die Bewässerung nur zwischen dem 1. Mai und dem 15.08. erlaubt, nur in bestimmten AOC und nur per Ausnahmegenehmigung des INAO. An der südlichen Rhône zum Beispiel wird quasi jedes Jahr von einer solchen Ausnahmegenehmigung Gebrauch gemacht. Für das Elsass weiß ich es nicht.
Beste Grüße, Stephan
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UlliB

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Re: Alsace Riesling

BeitragDi 30. Jun 2020, 19:36

Stephan,

danke erstmal. Vielleicht kann ja noch jemand etwas zum Elsass sagen.

Das mit der quasi-permanenten Ausnahmegenehmigung kennen wir ja auch in Deutschland - hier zwar nicht für die Bewässerung, aber für's Aufsäuern. Seit 2011 ist jedes Jahr ein Ausnahmejahr :twisted:

Gruß
Ulli
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octopussy

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Re: Alsace Riesling

BeitragDi 30. Jun 2020, 20:47

Hier mal die Probe aufs Exempel: Albert Boxler - 2007 Riesling Grand Cru Sommerberg "JV". Das ist die Lagencuvée aus dem Sommerberg von jungen Reben (damals ca. 20 Jahre alt). Daneben gibt es noch den Sommerberg "normal" (Lagencuvée von älteren Reben) und manchmal den Sommerberg Eckberg (E) und den Sommerberg Dudenstein (D). Ich bin begeistert. Den 2007er Brand von Boxler fand ich sehr gut, aber speziell (der hat deutliche Restsüße, ca. 18 g/l). Dieser Sommerberg "JV" ist deutlich zugänglicher und einfach wunderbar harmonisch mit typischen Agrumennoten, fein ausziseliert. Diese Notiz soll nicht die These widerlegen, dass Granitlagen evtl. in heißen Jahrgängen unter Trockenstress leiden können. Denn 2007 war kein außergewöhnlich heißes und trockenes Jahr im Elsass, sondern eher ein normales Jahr. Es geht mir mehr darum, wie in guten Händen der Sommerberg grandiose Weine hervorbringen kann. Interessanterweise fällt mir aber übrigens außer Jean Boxler kein anderer Winzer ein, der einen wirklich guten Riesling Grand Cru Sommerberg erzeugt. Komisch eigentlich,

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Beste Grüße, Stephan
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octopussy

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Re: Alsace Riesling

BeitragDo 2. Jul 2020, 20:17

Eine halbe Flasche Zind-Humbrecht 2003 Riesling Grand Cru Rangen de Thann war leider ein Fall für den Ausguss. Meine andere (halbe) Flasche vor ca. einem halben Jahr war für den Kackjahrgang ganz gut. Bei dieser hier hat schon der Korken versagt - durchgeweicht und bröselig. Trübe ockerbraune Farbe. In der Nase weitgehend oxidiert, im Mund ebenfalls stark von Oxidation geprägt und flach. Ich schiebe das mal auf den Korken.
Beste Grüße, Stephan
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stollinger

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Re: Alsace Riesling

BeitragSo 2. Aug 2020, 18:01

Noch ein paar Riesling-Nachzügler abseits der Grand Cru aus dem Elsass.

Die Weine von der Domaine Loberger habe mir recht gut gefallen, auch sehr fair bepreist. Es wird biodynamisch gearbeitet. Die Reben sind Selection Massale von Vorkriegsreben. Vielleicht nicht in der Top-Liga, aber lohnenswert.

Domaine Loberger - Riesling Vieilles Vignes - Vin d'Alsace AOP 2017:

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Ein schöner, frischer, leichterer Riesling. Einen Orange-Wine aus Riesling gibt es auch.

Domaine Loberger - Riesling maceration 2018:

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Ich mag ja ab und an Orange-Wine ganz gerne, von dem habe ich mir auch etwas gekauft, fand ich ganz gut.

Die Süßweine waren schon ganz schön reif und dick, mir etwas zu viel.

Domaine Loberger - Riesling - Vendages Tardives 2015:

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Domaine Loberger - Riesling - Sélection de Grains Nobles 2015:

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Die Weine bei Eric Rominger sind, wie schon erwähnt, durch die langsame Pressung mit Rappen (ungeschwefelt) und die lange Hefestandzeit geprägt. Mir gefällt diese Stilrichtung.

Domaine Eric Rominger - Riesling - Schwarzberg 2013:

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Die Weine von Claudine Rominger, ich meine seit dem Jahrgang 2015 (evtl. erst 2016) macht sie die Weine alleine, finde ich etwas zarter, nicht so stark extrahiert.

Domaine Eric Rominger - Riesling - Schwarzberg 2016:

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Entsprechend war der 2015er Schwarzberg nicht ganz so speziell, trotzdem noch spannend.

Domaine Eric Rominger - Riesling - Steinstrich 2015:

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Ich muss gestehen, ich weiß gar nicht, wo die Lagen Schwarzberg und Steinstrich liegen, und um welche Böden es sich da handelt.

Wo der Dirstelberg liegt weiß ich auch nicht, aber dass es sich um Buntsandstein handelt.

Agathe Bursin - Riesling Dirstelberg - Alsace AOP 2018:

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Im Vergleich zum 2018 Zinnkoepfle von Agathe Bursin, der Muschelkalk-Boden hat, gefällt mir hier die Phenolik besser. Auch die Frucht hat weniger Tendenz zur hohen Reife, der Wein hat auch weniger Alkohol. Der Zinnkoepfle ist feiner, stärker selektiert, ist ja schließlich auch ein Grand Cru. Ich habe aber das Gefühl, dass der Buntsandsteinboden den heißen, trockenen Jahrgang besser verkraftet hat.

Grüße, Josef
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LaVo

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Re: Alsace Riesling

BeitragSo 3. Jan 2021, 17:17

Riesling Grand Cru Rosacker, Domaine Mittnacht Frères (Hunawihr), 2012, 13,5%, biodynamisch
Habe den Wein sehr jung in seiner ersten Fruchtphase getrunken und war total begeistert. Nachdem ich den Wein ein paar Jahre liegen gelassen habe, dachte ich schon, dass er komplett "hinüber" ist. Anfang 2018 hat er total nach Muff gerochen und geschmeckt, keinerlei Frische und Frucht. Deshalb habe ich ihn erst über die Feiertage wieder getestet, mit einem sehr positiven Ergebnis:
Farbe: hellgold
Nase: Mineralik und Zitrus
Geschmack: Mineralik (Kiesel) gefolgt von Frische (Zitrus, Limette) dann eher in die süße Ecke (Mango, Mandarine), hinten raus sehr lang mit einer sehr schönen, moderaten Säure.
Der Wein ist kein "einfacher" Wein, sicherlich nicht jedermanns Sache ist, doch finde ich ihn sehr facettenreich und im positiven Sinne "interessant". Eine wirklich schöne Überraschung, da der Wein gerade wieder erwacht. Aufgrund der noch recht hellen Farbe und des schönen Geschmacks (weit weg von getrocknetem und überreifen Obst) denke ich, dass er bestimmt noch ein paar Jahre Spaß machen wird und vielleicht noch zulegen kann.
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jessesmaria

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Re: Alsace Riesling

BeitragDi 18. Mai 2021, 09:48

Neulich bestellte ich im Zuge einer Aktion ein paar Rieslinge von Albert Boxler und hatte nun den 2015er Riesling im Glas.

Alleswein schreibt:

Understatement pur! Einfach nur Riesling steht da auf dem Etikett! Dabei stammt das Lesematerial von jüngeren Anlagen aus den beiden Grand Cru Lagen „Pfoeller“ und „Sommerberg“. Die eine Muschelkalk, die andere Granit. Und das Ergebnis trägt ganz klar die Handschrift von Jean Boxler. Hier geht es nicht um viel Frucht sondern um den Ausdruck des Terroirs und der ist aufgrund der Lagen ein ganz besonderer. Der Wein braucht Luft, viel Luft oder noch einige Jahre Zeit der Reife, denn auf Granit gewachsene Rieslinge reifen langsamer als andere und entwickeln auch nicht so starke Petrol-Aromen mit zunehmendem Alter. Manch deutscher Kollege könnte froh sein, diese Qualität als „Großes Gewächs“ zu haben – und das ist erst der Einstieg in die magische Riesling Welt des Jean Boxler!


Bei vinisud steht zum Weingut:

In Frankreich, England, den USA oder Asien sind die Weine von Jean Boxler inzwischen Kult, sie werden neben der Elite aus Burgund zum Besten gezählt, was die französische Nation heute an Weißweinen zu bieten hat. Im „Le Classement des Milleurs Vins de France“, der Bibel des französischen Weins, wird Boxler mit der höchsten Auszeichnung, mit drei Sternen bewertet, die Parker-Punkte sind im hohen 90er Bereich, man könnte die Liste unendlich fortführen.


Ich kann nicht beurteilen, ob das stimmt, oder einfach gute Werbung ist; dass "die Weine der Boxlers hierzulande immer noch zu den großen Unbekannten gehörten" (alleswein.com) scheint aber so zu sein, hier im Forum findet man nur sehr wenig VKN und einen alten Bericht, der schon fast ein Jahrzehnt her ist. Auch sonst findet man wenig deutschsprachige Informationen im Netz, außer bei den erwähnten beiden Händlern.

Warum? An der Qualität der Weine kann das nicht liegen. Der Riesling hat ein ausgezeichnetes Bouquet von tropischen Früchten und Rauch, ganz fein, harmonisch und unaufdringlich. Auch am Gaumen fehlt die spitze Säure (wahrscheinlich aufgrund malolaktischer Gärung?), er hat fast die Cremigkeit und Honignoten eines burgundischen Chardonnays, mit deutlichen Fruchtnoten von Maracuja, Ananas und Aprikose, zu denen sich aber ein starker Terroirausdruck gesellt, wodurch ein komplexes, dichtes Gesamtbild entsteht.
Preislich regulär bei ca. 26€ und damit leider kein Schnäppchen, trotz "Understatement pur" (Alles eine Frage der Perspektive...).
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EThC

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Re: Alsace Riesling

BeitragDi 11. Jan 2022, 17:50

Dieser Wein ist eine sogenannte Micro-Cuvée, d.h. der Gärprozeß findet in kleinen 50 Liter-Glasballons (tatsächlich in einer Garage!) statt, insgesamt gibt’s bzw. gab’s von diesem Wein nur 66 Flaschen.

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Erich

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jessesmaria

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Re: Alsace Riesling

BeitragSo 13. Feb 2022, 22:37

Albert Boxler, Riesling AAC 2018: Absolut grandios, dieser "Basis"riesling. Ich hatte ihn über allerwein entdeckt und was sie dort schreiben, ist kein reines Marketing sondern würde ich genau so unterschreiben: Manch deutscher Kollege könnte froh sein, diese Qualität als „Großes Gewächs“ zu haben". Er ist füllig, gehaltvoll, cremiger als deutscher Riesling, die Säure präsent aber nicht so spitz, neben Terroirausdruck durchaus vielleicht jahrgangsbedingt auch reife gelbe Frucht, Maracuja, unglaublich süffig und fein zugleich. Macht süchtig! Leider auch preislich eher ein GG, ich habe ihn damals mit Rabatt bei alleswein mit 15%-Vatertagsrabatt für 25€ bekommen, nun kostet der 19er regulär 30€ und der 20er bereits 33€.
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EThC

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Re: Alsace Riesling

BeitragDo 24. Mär 2022, 13:06

So, jetzt ist’s passiert, wir hatten erstmals von zwei Spendern den gleichen Wein in der Runde! Oder doch nicht? Wer genau hinschaut (siehe Bilder in den VKN's), wird einen Unterschied in der Nase des Königs finden, außerdem sind die Kapseln unterschiedlich. Eine Recherche brachte die Information, daß der „nez rose“ länger auf der Maische lag als der „nez blanc“. Zumindest soll das in früheren Jahrgängen so gewesen sein, vom 19er (erkennbar an der Lot-Nr. auf dem Rückenetikett) hat’s anscheinend nur eine Partie gegeben und das Etikett mit der rosa Nase soll wahrscheinlich aus Versehen auf die Flasche gelangt sein. Oder ist vielleicht das Rückenetikett falsch und der Wein ein 18er oder 17er oder? Jedenfalls hatten wir blind zwei signifikant unterschiedliche Weine im Glas:

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